Caspar David Friedrich im Nebel

Alphonse de Labroue, 1820 Caspar David Friedrich

 

Ihr nennt mich Menschenfeind,
Weil ich Gesellschaft meide,
Ihr irret Euch,
Ich liebe sie.
Doch um die Menschen nicht zu hassen,
Muß ich den Umgang unterlassen.

C.D. Friedrich

 

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Curriculum vitae

Plan-Materialisierung / Sternzeit
im Kalender GregorX3: 1774-08-05

Im Sternbild Jungfrau

Terrestrischer Spannungsbogen in dieser

Materialisierungsphase Greifswald – Dresden

Plan-Ent-Materialisierung / Sternzeit
im Kalender GregorX3: 1840-05-07

Lebensdaten siehe Wikipedia >>>

Caspar David Friedrich ist der Maler der “Schwelle”, zwischen Midgard und Utgard wandert er als “einsamer Maler-Mönch” hin und her. Zwischen Midgard und Utgard deshalb, weil es eine Fehlinterpretation wäre, wenn man von einer zeitlichen Abfolge ausginge: Erst kommt das Diesseits, dann das Jenseits. Nein! Immanenz gibt es niemals ohne Transzendenz und umgekehrt, man kann nicht das eine gegen des andere aufstellen, beides ist wesenhaft, deshalb ist unser Leben ein Spurensuchen im Nebel.

Der einsame Baum

Caspar David Friedrich ist der Maler der Romantik, die noch im Alten und schon im Neuen verortet ist, eine Schwellen-, eine Grenzsituation, die den Blick zurück und den Blick nach vorne erlaubt.

Das Bild mit dem einsamen Baum oben ist nur auf den ersten, flüchtigen Blick eine Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, die Darstellung einer ‚heilen, romantischen Welt‘, genau besehen ist dieses Denkbild eine scharfe Kritik an der Zeit, in der es entsteht, die Zeit um 1822. Die Schäferidylle ist in der immer mehr durch die industrielle Revolution geprägten Zeit, längst zu einem vergangenen Sehnsuchtsort geworden, die Natur ist nur mehr der Ressourcenlieferant der gefräßigen Industrie, die gar nicht genug von all den üppig vorhandenen Rohstoffen bekommen kann.

Aber was zeigt das Bild: Einen winzig kleinen Schäfer, der an dem riesigen Baum, eine „Deutsche Eiche“, stellvertretend für die Natur insgesamt, lehnt. Beides ist eine Einheit, die Natur bietet Schutz, wenn man es versteht sich unter ihre Fittiche zu begeben. Winzig ist der Mensch im Vergleich zu den erhabenen, riesig großen Natur. Ein Frevel ist es, sich über diese Natur erheben zu wollen, sie als Steinbruch seiner Gier zu begreifen.

Der Schäfer mit seinem Hirtenstab weidet seine Herde in der Wiese. Die Ebene wird durch Weiher mit Schwimmvögeln, Baum- und Buschgruppen sowie Wäldchen mit Häusern, aus deren Schornsteinen Rauchfahnen aufsteigen, belebt. In den Teichen spiegelt sich der Himmel. Am Abschluss der hell beleuchteten Ebene sind die Kirchtürme einer Stadtsilhouette zu sehen, dahinter steigen die dunklen Berge eines Mittelgebirges auf, dessen dunstiges Grau mit dem Blaugrau des Himmels verwandt scheint. All dies vom Menschen Gemachte, wirkt winzig gegenüber der Eiche im Mittelpunkt, beinahe nimmt man das Menschliche gar nicht war.

Es ist nicht nur die Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz, von der das Bild bestimmt wird. Das Überirdische kommt durch die Spiegelungen des Himmels im Teich oder die fernen Kirchen zum tragen. Ein Baumstumpf und die Ruine einer Burg können als Symbole der Vergänglichkeit gelten. Weit wichtiger aber ist die Darstellung des Umbruchs, noch steht die alte Eiche, ihre Wurzeln reichen weit in die Geschichte zurück, aber ganz Oben in Himmelsnähe beginnt sie schon abzusterben.

Meiner Meinung nach muß das Malen der Schwelle für Caspar David Friedrich nicht nur als das Malen des Menschen an der Todesschwelle verstanden werden, sondern auch als das Malen des menschlichen Lebens auf der Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz und zwischen Gestern und Morgen.

Nur wenn im Leben Immanenz und Transzendenz anwesend sind, ist es vollständig, denn der Sinn wohnt gleichermaßen in den Dingen, wie außerhalb von Ihnen, weil es keine von einander unabhängigen Dinge gibt. Dem entsprechend heißt Leben immer überschreiten der Schwelle in beiden Richtungen.

So sind seine Landschaftsbilder nicht nur ein Ausdruck romantischer Vergangenheitssehnsucht sondern auch eine Metapher seiner Suche nach dem Numinosen, so wie es Rudolph Otto verstehen würde. Wie klein, sterblich und verloren ist der Schäfer inmitten der Natur, niemand würde beim Betrachten der Bilder Caspar David Friedrichs auf die Idee kommen der Mensch könne Herrscher über die Natur sein.

Über all seinen Bildern steht das “Memento mori” und das Ringen um die geistige Welt – nicht das Aufladen materieller Güter in einer Scheinsicherheit des Lebens. All seine Bilder sind Hoffnungsbilder in Zeiten transzendentaler Obdachlosigkeit, wenn man sich nur mutig der Verlassenheit ausliefert, kann tiefes Leben gelingen.

Ruegen

Midgard das ist für Ihn Winter, Sturm, Dunkelheit, Kälte, Verlassenheit, Utgard, die spirituelle Welt ist jenseits der Grenze ist hindurchbrechendes Licht, geistige Heimat. Fast all seine Figuren auf den Bildern wenden uns Betrachtern den Rücken zu, sie wollen nicht uns gefallen, sie sind Suchende, die uns bestenfalls absichtslos mit in ihre Suche hineinziehen. Sie halten stille Andacht vor der Natur.

Steht jemand auf der Straße, schaut intensiv in eine Richtung, unwillkürlich tun wir es ihm gleich, auch wir wollen sehen, was es denn da Interessantes zu sehen gibt, wohin der Blick des Suchenden geht, der uns aber gar nicht weiter zu beachten scheint, irgendwann – meist recht schnell – geben wir auf, denn wir sehn nichts von dem, was wir erwarten, wir gehen weiter, der einsame Suchende bleibt indes unverwand stehen, das ist die Situation, die man in vielen Bildern Caspar David Friedrichs antrifft.

Winter

Nicht umsonst gilt sein Bild “Winter” von 1808 (das in der Neuen Pinakothek in München hing und leider 1931 verbrannt ist) als ein Schlüsselbild der Romantik. In diesem Bild wird die Ruine (es handelt sich um die Ruine des Klosters Eldena, die Friedrich dutzende Male gezeichnet und gemalt hat) zum zentralen Symbol. Das Menschenwerk – das Kloster, die Kathedrale der Stille – geht wieder eine Einheit mit der Natur ein, der Kreislauf ist geschlossen, Werden und Vergehen gehören zusammen. Der einsam wandernde Mönch, der beschwerlich durch den Schnee unbeirrbar seinen Weg geht, ist auf dem Weg zur Schwelle, von Midgard nach Utgard. Der mittlere Bereich ist der von Dunkelheit umfangene, aber von weiter weg kann der Wanderer schon das Licht der geistigen Welt erahnen, die ihm auch den Vordergrund schon erleuchten hilft. Die Natur ist nur kalt zu dem, der sich von ihr abgewendet hat, von ihr entfremdet ist.

Der Wanderer ist unbeirrt von der Hoffnung getragen, dass er hindurchkommt durch die Dunkelheit des “Abendlandes” zum spirituellen Licht des Morgens, jenseits des Winters.

Caspar David Friedrich ist ein Meister der Denkbilder, das kann einen nicht verwundern, wenn man sich seine eigenen Worte ins Gedächtnis ruft: “Schließe dein leibliches Auge, damit Du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zu Tage, was du im Dunkeln gesehen (…) Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.” (zit. nach Ekkehard Meffert, siehe Insel Bibliothek)

Caspar David Friedrich hat man immer im Kontext der Romantik interpretiert als einen ewig Gestrigen, der untergegangenen Welten nachhängt und in seinen Bildern die Verlassenheit des Menschen und seine Todessehnsucht thematisiert.

Sollte man ihn nicht viel eher als einen ökosophischen Arbeiter an der Transzendenz, die der Natur immanent ist, als den Bewahrer des spirituellen Reichtums der Welt wahrnehmen, als jemanden der die Erde liebt und in Harmonie in und an ihr arbeiten will.

In seiner Mönchszelle, seinem Atelier hat er Bilder erdacht und gemalt, die unbedingt in die Bibliothek überzeitlicher Werke gehören, weil sie von einem unterirdischen Fluss getragen werden, der unser Herz immer wieder erreicht, egal wie verloren wir durchs All treiben.

MalerMönch

Mensonen – Gedanken zur geistigen Welt

Notwendige Vorbemerkungen:

Mensonen sind ein Postulat, lassen sich aufgrund ihrer Wirkungen nur erahnen, nicht direkt nachweisen und können, so wie bisher auch in ähnlichen Bereichen üblich, die über die energetisch-materielle Welt hinausweisen, durch Experimente und deren statistischen Auswertungen zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommen.

Mensonen sind ein Transformationsmodell, das ohne energetisch-materielle Trägerschicht auskommt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass dies unmöglich ist, obwohl wir nach dem physikalischen Standardmodell keinerlei Möglichkeiten besitzen, auf direktem Weg diese Informationsschichten zu erforschen, uns bleibt nur die Möglichkeit auf indirektem Weg diese Welten zu erforschen. Aber was wären wir ohne Möglichkeiten.

Ein Beispiel aus der Physik: Die Quantenverschränkung existiert und ist zwischenzeitlich eineindeutig experimentell nachgewiesen. D.h. wenn ich bei zwei miteinander verschränkten Quanten, den Zustand eines der beiden Quanten ändere, z.B. seine Polarisation, dann ändert sich instantan – also ohne Zeitverzug – die Polarisation des anderen, mit ihm verschränkten Quants. Also wird ohne Zeitverzug eine Information von Quant A  zu Quant B übertragen. Hier kann kein energetisch-materieller Träger beteiligt sein, da dies nach Einsteins Grundsatz (keine Information kann schneller als mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden) unmöglich wäre.

Trotzdem ändert sich durch die Information, die von Quant A ausgeht, der Zustand von Quant B instantan, ohne Zeitverzug. Diese Information, die diese „spukhafte Fernwirkung“ (Einstein/Podolsky/Rosen) verursacht, nenne ich ein Mensonen-Phänomen.

Personen, die in der Menschheitsgeschichte große Erfindungen zum Wohle der Menschheit gemacht haben, haben nicht nur über jeweils gegenwärtige Fakten nachgedacht, sondern sind über das aktuell mit der Vernunft klar Benennbare immer weit hinausgegangen, so haben sie das Neue in die Welt gebracht, das Mögliche wirklich werden lassen. Ihre Motivation waren die Möglichkeitswelten nicht die vielfältig ideologisch korrumpierten Sichtweisen auf die Wirklichkeit.

Diese Vorbemerkung sollte eigentlich genügen, um über Mensonen und der aus ihnen entstehenden geistigen Welt nachzudenken. Wir denken nie über das Nichts nach, sondern wir denken über etwas nach, das aus dem Nichts entstanden ist und über den Umweg dieses etwas denken wir über das Nichts nach und seine Möglichkeiten. Fakten gehen Möglichkeiten und Entscheidungen voraus, unser Blick auf die Fakten ist keine Sackgasse sondern ein Tor zur Möglichkeitswelt.

Ausgehend von diesem Denkbild denken wir schon recht lange über Energie und Materie nach, sehr selten aber über das, was diesen beiden Konzepten vorausgeht, was sie zu dem hat werden lassen, was sie sind: Energie und Materie als Fakten. Mensonen – Gedanken zur geistigen Welt weiterlesen

Interview mit Putins Vordenker

Sergej Karaganow war einer der Ideengeber für die Ukraine-Invasion. Er sieht viele Verlierer und einen Gewinner – der allerdings nicht Putin heißt.

Der Politikwissenschaftler Sergej Karaganow ist ein einflussreicher Stratege der russischen Außen- und Sicherheitspolitik. Von ihm stammen wichtige Ideen, die zum Krieg gegen die Ukraine führten. Der Präsident des Rats für Außen- und Sicherheitspolitik in Moskau steht in enger Verbindung mit Putin und Außenminister Sergej Lawrow.

Das Interview, das im Tagespiegel abgedruckt wurde, erscheint mir recht interessant, ihr findet es unter folgendem Link: Interview

Wie schaltet man unliebsame Kritik nachhaltig aus?

Durch Propaganda, die man nicht als solche erkennt. Das ist das Geheimnis einer erfolgreichen Propaganda!

Man gibt vor, offen, tolerant und nur der Wahrheit verpflichtet zu sein, deshalb lädt man großzügig einen Gesprächspartner, der eine andere Meinung vertritt als man selbst, zu einem ergebnisoffenen Streitgespräch ein. Immer lädt nur der ein, der den Meinungskorridor als dessen Meinungsführer beherrscht und seine Macht für die Zukunft absichern und ausbauen will. Der umgekehrte Fall tritt fast nie auf.

Der Meinungsführer verlässt im Streitgespräch sehr schnell die sachliche Ebene und beginnt die persönlichen Eigenschaften des Gegenübers zu kritisieren, anstatt seine Argumente zu widerlegen. Aus den negativ charakterisierten Eigenschaften des Gegenübers soll der Zuhörer automatisch auf die Unwahrheit der geäußerten Meinung schließen.

Der Meinungsführer setzt Behauptungen in die Welt ohne sie belegen zu können, um den Gesprächspartner zu diskreditieren. Selbst wenn sich die Behauptung als sachlich falsch herausstellen sollte, wird sie vom Meinungsführer bis zum Erbrechen wiederholt, meist in Form eines einfachen und eingängigen Slogans oder eines politischen Schlagworts wie Verschwörungstheoretiker. Diese Behauptung wird so oft wiederholt, bis sie als Wahrheit akzeptiert wird oder niemand mehr widerspricht.

Ein gutes, aktuelles Beispiel sind die NachDenkSeiten von Albrecht Müller. Wer einen Artikel auf diesen Seiten lesen will, informiert sich zuerst bei Wikipedia. Bei Wikipedia hat der „kritische Zeitgenosse“ das Gefühl objektiv informiert zu werden, er kann entscheiden, ob sich für ihn die Lektüre überhaupt lohnt oder ob er nur wieder mit Propaganda, Fehlinformationen und haltlosen Verschwörungstheorien behelligt wird.

Ohne es wirklich zu merken, wird der „kritische Zeitgenosse“ durch eine perfekte Propagandastrategie manipuliert, die mit dem pejorativen Reizwort „Verschwörungstheorie“ arbeitet. Selbst wenn er noch Artikel auf den NachDenkSeiten anliest, wird er unterbewusst überall nach Bestätigungen der Wikipedia-Einschätzung suchen und dem Berichteten keinen Glauben mehr schenken.

Die „seriöse Autorität“ von Wikipedia hat im „kritischen Zeitgenossen“ einen unauslöschlichen Zweifel gesät, damit ist die seriöse kritische Berichterstattung bei den NachDenkSeiten nachhaltig vernichtet, denn in Wikipedia ist zu lesen: „NachDenkSeiten mit dem Untertitel Die kritische Website ist ein deutsches Watchblog, auf dem politische und gesellschaftliche Themen kommentiert werden.
Ursprünglich als wichtiger Bestandteil einer „Gegenöffentlichkeit“ gelobt, verbreitet die Seite in den letzten Jahren jedoch vermehrt Verschwörungstheorien, etwa zur Ukraine-Krise seit 2014 oder zur Corona-Pandemie.
Herausgeber ist der ehemalige SPD-Politiker Albrecht Müller, der auch zahlreiche Beiträge liefert.“

Der gesellschaftspolitische Schaden, den eine derartig gut versteckte Propaganda nach sich zieht, ist kaum zu überschätzen, nehmen wir wieder ein aktuelles Beispiel aus dieser Webseite:
Am 28. April 2022 um 16:36 konnte man auf den NachDenkSeiten einen Artikel finden mit dem Titel: „Wie sähe der von vielen befürchtete nukleare Krieg aus? Mit großer Sicherheit wären wir betroffen“

In diesem Artikel wird ein Interview verlinkt, das man in Deutsch auf https://seniora.org/politik-wirtschaft/nuklearkrieg-mit-russland finden kann. In dem Interview diskutiert der seit Jahrzehnten tätige US-amerikanische Journalist Robert Scheer mit dem Atomwaffenexperte Ted Postol über die möglichen Folgen, wenn sich der Krieg in der Ukraine zu einem Atomkrieg zwischen USA/NATO und Russland ausweitet. Mit Sicherheit wäre die US-Air Base Ramstein ein Primärziel. Ihre herausragende militärische Bedeutung wurde durch das von Pentagon-Chef Austin dorthin einberufene Treffen wieder einmal überdeutlich. Was dann nicht nur in Ramstein passieren würde, geht aus dem  Interview hervor.

Was bewirkt die Propaganda-Methode, die man bei Wikipedia zu den NachDenkSeiten nachlesen kann? Der „kritische Zeitgenosse“ hat Zweifel, schließlich werden die Artikel und Links auf den NachDenkSeiten von der „unabhängigen“ Wikipedia Enzyklopädie als Verschwörungstheorien bewertet. Soll er den Artikel dann überhaupt lesen? Er beschließt wenigstens mal kurz in das Interview reinzulesen. Aber er ist ja bereits negativ gebrieft, er sucht also unbewusst nach einer Bestätigung der Einschätzung von Wikipedia, dann endlich trifft er auf die Formulierung „tiefer Staat“, der Beweis ist erbracht, es handelt sich um eine Verschwörungstheorie, denn schließlich kommt der „tiefe Staat“ nur in der Szene der Verschwörungstheoretiker vor. Er sieht sich bestätigt und kann ohne weiterzulesen das Interview wegklicken, die Welt ist wieder in Ordnung, die Fakten müssen nicht mehr zur Kenntnis genommen werden, weil, es sind ja keine Fakten sondern nur Fakenews, die Kritik ist bei dem „kritischen Zeitgenossen“ erfolgreich abgeschaltet.

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Die große Kunst, ein kleines Haus zu bauen

„Häuser sind gebaute Gedanken“, deshalb lohnt es sich so sehr, gute alte Häuser zu studieren. In seinem Filmportrait hat Dieter Wieland (Unser Dorf soll hässlich werden) dem Architekten, Kreisbaumeister und Heimatpfleger Karl Roman Schmid ein bleibendes Andenken geschaffen (https://www.youtube.com/watch?v=Ypiz4o-aziU).

In Zeiten, in denen der individuelle „Fußabdruck“ jedes Menschen wieder in aller ökologischen Munde ist, lohnt es sich, solcher Ausnahmegestalten wie Karl Roman Schmid zu gedenken, die schon viele Jahre vor dem ideologischen Meinungskampf sich im täglichen Leben für das ökologisch Richtige eingesetzt haben.

Am 28. April 2017 ist Karl Roman Schmid im Alter von 82 Jahren verstorben. Als Kreisbaumeister hatte er sich fast 30 Jahre lang für ein sensibles und maßvolles Bauen im Landkreis Miesbach eingesetzt. Der Landkreis Miesbach hat einen ebenso hartnäckigen wie geachteten Kämpfer für den Erhalt der Heimat verloren.

Architekt, Ästhet, Kämpfernatur: Karl Roman Schmid hat all dies in seiner Person vereint. Und so war der einstige Kreisbaumeister am Landratsamt Miesbach bei vielen Architekten-Kollegen und Bauherren nicht nur geachtet, sondern auch gefürchtet. „Er war sehr entschlossen. Nie hatte er Angst, sich in die Nesseln zu setzen“, sagt Angela Brogsitter-Finck. Die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT), die heute einen ähnlichen Kampf gegen Bausünden führt, wie es vormals Karl Roman Schmid getan hat, zollt dem Verstorbenen höchsten Respekt. Und drückt es doch ganz lapidar aus: „Mit ihm war nicht gut Kirschen essen.

Karl Roman Schmid hatte sein Studium der Architektur an der Technischen Universität München absolviert. Hier war er auch Assistent am Lehrstuhl für Entwerfen, Sakralbau und Denkmalpflege bei Professor Wiedemann, ehe er am 1. Januar 1971 in Miesbach das Amt des Kreisbaumeisters antrat. Als solcher sollte er eine Vielzahl an bleibenden Spuren im Landkreis hinterlassen.

„Der Landkreis verdankt ihm so viel. Wir werden immer an ihn denken“, erklärte Landrat Wolfgang Rzehak am Freitag anlässlich des Todes von Karl Roman Schmid, der mit seiner Frau lange Zeit in seinem idyllischen Häuschen in Geitau (Gemeinde Bayrischzell) gelebt hatte.

29 Jahre lang war Schmid Kreisbaumeister. Während seiner beruflichen Laufbahn – aber auch später noch in der Funktion des Kreisheimatpflegers – habe er sich stets für „anständiges, sensibles, geschichtsbewusstes und vor allem maßvolles Bauen“ eingesetzt, heißt es in der Pressemitteilung des Landrats. Meist kämpfte er dabei erfolgreich gegen die Widerstände von Bauherren, Planern und Gemeinden an. Daumen hoch, Daumen runter – das Wort Schmids hatte Gewicht.

Das zeigt dieses Beispiel ganz deutlich: Bis zum Antritt von Karl Schmid war die Dachlandschaft im Landkreis braun. Danach färbten sich immer mehr neue Dächer rot. Selbst die in ganz Deutschland bekannte Firma Braas habe sich vom beharrlichen Einsatz des Miesbacher Kreisbaumeisters überzeugen lassen und schließlich die Betonpfanne in der Farbe „Miesbach Rot“ erfolgreich auf den Markt gebracht, heißt es in der Würdigung des Landrats.

„Alles achten und bewahren, Neues sensibel und mit Rücksicht auf die Umgebung bauen“ – das war das Credo von Karl Roman Schmid. Im Jahr 2012 erhielt der Mann mit der eindrucksvollen Löwenmähne für sein Lebenswerk die Denkmalschutzmedaille des Landkreises für sein Lebenswerk. Bereits zuvor war er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. „Persönlichkeiten wie ihn“, sagt Brogsitter-Finck, „gibt es heute fast nicht mehr“.

Quelle: https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/bayrischzell-ort28350/miesbachs-ehemaliger-kreisbaumeister-karl-roman-schmid-ist-tot-8259545.html

Ostermärsche für weltweiten Frieden

„Wenn es zu verhindern gilt, dass die Welt auf eine Katastrophe zusteuert, kann nur eine politische Lösung den Frieden wiederherstellen.“
(Zitat von Charles de Gaulle von 1966)

Gemeinsam mit Zehntausenden Friedensbewegten haben sich Aktive von Aufstehen überall in Deutschland an den Ostermärschen beteiligt. Sie sind auf die Straße gegangen, für Frieden, für Abrüstung und Völkerverständigung, für ein Ende des Kriegs in der Ukraine und für Frieden im Donbass, für einen sofortigen Waffenstillstand und diplomatische Friedensbemühungen, gegen die Lieferung von Waffen und anderem Kriegsmaterial, gegen bewaffnete Drohnen und gegen das 100 Milliarden Rüstungsvorhaben der Bundesregierung.

Wir verwahren uns dagegen, dass die Friedensbewegung von Politikern als „Fünfte Kolonne“ Moskaus bezeichnet wird, wie in den schlimmsten Zeiten des Kalten Krieges. Wir sind nicht einverstanden, wenn „Friedenssehnsucht“ heute als Schimpfwort verwendet und die Friedensbewegung diskreditiert wird.

Nicht alle, die an den Ostermärschen teilnehmen, bezeichnen sich selbst als Pazifisten. Aber einig sind wir uns darin, dass Pazifismus weder naiv noch zynisch ist, wie wir es jetzt von Politikern hören, sondern allemal verantwortungsvoller als eine Politik, die mit immer weiteren Waffenlieferungen den Krieg weiter anheizt.

Wir halten es für unverantwortlich, Deutschland (und Europa) durch die Lieferung von Kriegsgerät an die Ukraine immer stärker zu einem militärischen Gegner und schlimmstenfalls Angriffsziel Russlands zu machen. Wir halten es auch nicht für einen Beitrag zur Beendigung des Krieges. Ganz im Gegenteil. Es ist ein Beitrag zur weiteren militärischen Eskalation.

Dasselbe gilt für die Forderung nach immer härteren Wirtschaftssanktionen gegen Russland, insbesondere im Energiebereich. Diese Sanktionen werden den Krieg ebenfalls nicht beenden, denn sie beeinträchtigen die Fähigkeit der russischen Führung, ihren Krieg in der Ukraine fortzusetzen, nicht im Geringsten. Stattdessen gehen sie voll zu Lasten der ärmsten Menschen – in Russland und in Deutschland.

Wir müssen voll dagegenhalten, wenn die herrschende Politik versucht, uns an eine neue Sprachregelung zu gewöhnen, der zufolge Aufrüstung und Waffenlieferungen zu Frieden führen. Gewalt führt immer nur zu mehr Gewalt und steht jeder Konfliktlösung entgegen.

Wir verwahren uns auch dagegen, dass im Gedenken an die Opfer des 2. Weltkrieges, Kriegsgefangene und NS Opfer aus der Sowjetunion, aus der Erinnerung gestrichen werden.

Wir verurteilen die Schändung Denkmäler für die gefallenen sowjetischen Soldaten und des Ehrenmales in Treptow.

Wer das tut, will die Geschichte umschreiben und mehr als 25 Millionen Tote des faschistischen deutschen Krieges vergessen machen.
siehe dazu: „Zug der Erinnerung“

Wir verwahren uns gegen einen Rückfall in alte rassistische Ideologien vor den Weltkriegen, wie sie wieder offiziell und ohne Widerspruch im deutschen Fernsehen stattfinden dürfen.

So durfte sich eine Florence Gaub, Vizedirektorin des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien in Paris und Lehrbeauftragte an der Universität Potsdam in der ZDF-Sendung von Markus Lanz unwidersprochen so äußern:

Zitat: „Wir dürfen nicht vergessen, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind – jetzt im kulturellen Sinne – die einen anderen Bezug zu Gewalt haben, die einen anderen Bezug zu Tod haben.“(Zitatende)

Das hat in den deutschen „Leitmedien“ keinerlei Widerspruch hervorgerufen.

Wir fordern den sofortigen Rücktritt bzw. die Entlassung von Frau Gaub aus ihren Ämtern.

=> zu diesem Thema die „Nachdenkseiten“

Gegen diese Militarisierung der deutschen Politik sind wir zu Ostern auf die Straße gegangen.

Die Friedenstaube bleibt das unmissverständliche Symbol für den Wunsch nach Frieden, den wir ohne Waffen schaffen wollen, überall auf unserem Planeten Erde.

Wann beginnt die Mitschuld

Hannah Arendt hat immer klar unterschieden zwischen denen, die den Faschismus durch vorauseilenden Gehorsam aktiv unterstützt haben und denen, die auch im Faschismus versucht haben, ihre Freiräume maximal auszuschöpfen, um das Humanum soweit es irgend möglich war, zu bewahren.

Wer zulässt, dass unsere freiheitlich, demokratische Grundordnung mit fadenscheinigen Argumenten zerstört wird, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er dem Weg in die Diktatur den Boden bereitet.

Wer das für Hysterie hält,  muss sich den Vorwurf der Geschichtsvergessenheit gefallen lassen.  Der Weg in die Diktatur fängt nie mit dem Endergebnis an, sondern mit kleinen, unmerklichen Schritten, die es zu erkennen gilt.

Jeder hat die Möglichkeit sich umfassend zu informieren, niemand kann für sich das Argument geltend machen, dass man ja nicht wusste, was passiert, jeder kann es wissen.

Jeder macht sich mitschuldig, keiner kann eine Ausrede finden.

Wollt ihr eigentlich am Morgen noch mit reinem Gewissen in den Spiegel sehen?

Auf jeden, der seine Stimme erhebt, kommt es an und es gibt tausend Möglichkeiten NEIN zu sagen, nutzt diese Möglichkeiten!

Der autoritäre Planet

„Im Kampf gegen Machtkonzentration, Demokratieabbau und Totalüberwachung reicht Empörung allein nicht aus“, skizziert Elitenkritiker Rainer Mausfeld im Rubikon-Exklusivinterview.

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Angst vor der Materie!


Warum wir unsere Angstmechanismen weiterentwickeln müssen, ein paar Überlegungen dazu in sechs Abschnitten.

1. Ein Blick zurück nach vorn

2. Tuis im Demokratiemanagementfieber

3. Der neoliberale Umbau der Gesellschaft

4. Wie geht es weiter?

5. Was sind eigentlich Tuis für Wesen?

6. Conclusio


1. Ein Blick zurück nach vorn

Vor circa 35 Jahren, also mit Beginn des neoliberalen Umbaus der Gesellschaft, habe ich mal einen inzwischen verschollenen Text mit dem Titel “Angst vor der Materie“ geschrieben und der ging meiner Erinnerung nach etwa so:

Angst vor der Materie! weiterlesen

Das Verbot des Denkens

„Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.

Auf der einen Seite ist ein Anfang dazu gegeben in dem, was heute die rein materialistische Medizin macht, wo ja auch nicht mehr die Seele wirken darf, wo nur auf Grundlage des äußeren Experiments der Mensch wie eine Maschine behandelt wird. […]

Man muß eben wissen, daß in allem Materiellen Geistiges ist und daß durch die Erkenntnis des Geistes auch nur allein das Materielle geheilt werden kann. Aber das soll ausgeschaltet werden, das Geistige, von der ganzen Welt.

(Es) werden Gesetze erlassen werden, auf denen nicht direkt stehen wird: Das Denken ist verboten, aber die die Wirkung haben werden, daß alles individuelle Denken ausgeschaltet wird. Das ist der andere Pol, dem wir entgegen arbeiten. […] das, was ich geschildert habe, das steckt in der Entwickelung des Westens, und das wird kommen durch die Entwickelung des Westens.

(In) einigen Jahren wird eine Unterdrückung des Denkens in größtem Maßstabe auf der Welt losgehen, in weitestem Umfange. Und in diese Perspektive hinein muß gearbeitet werden durch Geisteswissenschaft.

Es muß soviel gefunden werden — und es wird gefunden werden —, daß ein entsprechendes Gegengewicht gegen diese Tendenzen da sein kann in der Weltenentwickelung. […]oftmals, wenn man Leute fragt, ob sie denn nun wirklich so zufrieden sind damit, daß sie gewisse Zeremonien und Handgriffe lernen, Zeichen lernen, daß sie sehen, daß gewisse symbolische Handlungen um sie herum (in der Realität) vollbracht werden, dann sagen sogar viele: Ach ja, wir sind gerade damit zufrieden, dann braucht man sich nichts Besonderes bei den Sachen zu denken, dann kann jeder die Auslegung haben, welche er will. […] Es ist manchmal so, daß es dem gebildeten Menschen ungemein trivial vorkommt, aber es ist ungeheuer wirksam.

Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung: GA167 / 98ff

Das Grundgesetz verteidigen: Wie geht das?

Ein Kommentar von Anselm Lenz (Herausgeber der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand)

Die »zweite Welle« bricht über uns herein und jede Frau und jeder Mann weiß es oder kann es wissen: Um unsere Gesundheit geht es dabei nicht. Wir sollen isoliert und gleichgeschaltet werden. Nun heißt es, sich mit Strategien des Überlebens im Neofaschismus unter Corona auseinanderzusetzen.

Zunächst einmal sei die Frage beantwortet, worin wir uns befinden. Dies kann derzeit nur unter der Voraussetzung einer echten Ermittlungshypothese geschehen. Wir finden uns unter »Corona« an einem Punkt der Geschichte wieder, in dem ein angeschlagenes Imperium einen totalitären Griff zur Macht unternimmt, um das eigene Herrschaftssystem absolut zu setzen. Die Offensive, die man auch als Dritten Weltkrieg bezeichnen kann, richtet sich diesmal gegen die eigene Bevölkerung. Das angeschlagene US-Imperium ist hochverschuldet und nimmt die Bevölkerung in seinem gesamten Herrschaftsbereich demnach in Geiselhaft.

Mit den Corona-Maßnahmen ist also zuerst die US-amerikanische Bevölkerung gemeint, die an ein drastisches Absinken ihres Lebensstandards im Schock-Verfahren gewöhnt und zugleich diszipliniert werden soll. Eine Rückkehr zu Freiheitsrechten und Demokratie ist dabei für kein Land der Erde eingeplant, sondern eine neofaschistische Weltherrschaft, für die Staaten und amerikanische Technikkonzerne verschmolzen werden. Durch die Einführung einer neuen weltweiten Digitalwährung sollen schließlich alle Geldströme an ein US-amerikanisches Tributsystem angeschlossen und das US-Handelsdefizit gestrichen werden. Das Grundgesetz verteidigen: Wie geht das? weiterlesen

Das Rekordjahr

2020 bringt uns den größten Wirtschaftseinbruch, die größte Machtkonzentration und die größten Gefahren für Freiheit und Wohlstand seit Menschengedenken.

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Modellbildungen mit Möglichkeitsräumen

„Gerade bei stehendem Wasser […] bleibt das
Schiff des Gedankens nicht liegen. Denn es
kommt darauf an, daß Bewegung wie Ruhe
modellhaft in Beziehung gebracht werden.“

Ernst Bloch, Tendenz, Latenz, Utopie

In der Ruhe liegt die Kraft –  sagt ein Sprichwort, aber welche Kraft kann hier gemeint sein? Ist es das Tiefe, das Brodelnde, das unter der glatten Oberfläche sich zum Ausbruch bereit macht?

Wie und was es auch sei – es ist das Unabgegoltene, das uns zeitlebens niemals loslässt, was wir glauben zu verstehen, findet nicht mehr unser Interesse.

Um ICH-KRAFT zu entwickeln  bauen wir ständig an unserem Selbstmodell, ein Modell, das wir mit Steinen erbauen, die wir beim fortwährenden Durchstreifen unserer Möglichkeits­räume wieder und wieder finden und aufdecken.

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Öko darf nicht nur Lifestyle der Besserverdienenden sein.

Profit triumphiert über Gemeinwohl, Verschleiß über umweltbewusstes Wirtschaften. Die Müllberge wachsen, die Vergiftung der Böden, des Grundwassers und der Meere erreicht bedrohliche Ausmaße. Gerade Ärmere sind in besonderem Maße betroffen. Sie wohnen meist an den lautesten Straßen mit der schlechtesten Luft. Haben im Beruf öfter mit gesundheitsgefährdenden Substanzen zu tun und müssen beim Einkauf ihrer Lebensmittel besonders auf den Preis achten.

Wir stehen auf. Für naturverträgliches, klimaschonendes Wirtschaften, dass Mensch, Natur und Tier nicht Profiten unterordnet. Für Investitionen in zukunftsfähige Jobs, in Bildung und Verkehr. Für eine ökologische Wende, die nicht bloß Lifestyle der Besserverdienenden ist und zu mehr Ungleichheit führt.

Mach mit: aufstehen.de #aufstehen

Fürst Pjotr Alexejewitsch Kropotkin

Heute möchte ich mit meinem Beitrag des Schriftstellers, Wissenschaftlers und Anarchisten Petr Kropotkin (1842-1921) gedenken, der bis heute als einer der einflussreichsten Vertreter des kommunistischen Anarchismus gilt. Obwohl dem russischen Hochadel entstammend, engagierte er sich ein Leben lang für die Befreiung der Menschheit von Unterdrückung, Ausbeutung und Ungleichheit.

Gleichzeitig möchte ich die Frage aufwerfen, ob man Begriffe – wie Anarchie – die hochgradig belastet sind durch die Geschichte, die ihnen widerfahren ist, weiter benutzen soll. Vielleicht um die Erinnerung an Inhalte wachzuhalten und um sich gegen interpretatorische Zweckentfremdungen zu wehren…

„Der Anarchismus ist eine Weltanschauung, die auf einer […] kinetischen […] Erklärung aller Naturerscheinungen beruht und die gesamte Natur umfaßt – inbegriffen das Leben der Gesellschaft. Seine Forschungsmethode ist die der exakten Naturwissenschaft, bei welchem jede wissenschaftliche Folgerung verifiziert werden muß. Sein Ziel ist die Begründung einer synthetischen Philosophie, welche die Äußerungen des gesamten Naturlebens erfaßt – mit eingeschlossen das Leben der menschlichen Gesellschaft mit ihren wirtschaftlichen, politischen und sittlichen Problemen.“

Die Frage ist: „Welche sozietären Formen gewährleisten für eine gegebene Gesellschaft und darüber hinaus für die Menschheit im allgemeinen die größte Summe an Glück und folglich auch die größte Lebenskraft? Welche Formen der Gesellschaft erlauben dieser Summe an Glück, qualitativ und quantitativ zu wachsen und sich zu entwickeln, d.h. vollständiger und allgemeiner zu werden?“

Petr Kropotkin, Anarchismus und Wissenschaft

Ein paar grundsätzliche Überlegungen vorab:

Gefährliche Ideen – im Hinblick auf die herrschenden Eliten einer Gesellschaft – sind eigentlich immer mit bestimmten Begriffen verbunden, die sich in der Geschichte erst durchgesetzt und dann etabliert haben.

In dem sich immer mehr verfeinernden Meinungsmanagement der herrschenden Eliten hat sich ein grundsätzlicher Mechanismus herausgebildet, wie mit gefährlichen Begriffen, die auf gefährliche Ideen verweisen, umzugehen ist. Dieser Mechanismus funktioniert so, dass Begriffe aus ihrem angestammten Kontext herausgelöst werden, um sie mit neuen Inhalten zu füllen.

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Thukydides und die Air Base Ramstein

Das Recht des Stärkeren

Der griechische Historiker Τhukydides (454 – 396 v.u.Z.) schrieb die Geschichte des Peloponnesischen Krieges (431- 404 v. Chr.) zwischen Athen (Seemacht) und Sparta (Landmacht) auf. Durch seine Darstellung wurde der Peloponnesische Krieg zum Inbegriff des Krieges aller Kriege. Der Krieg endete mit der totalen Niederlage von Athen und er beendete das Goldene Zeitalter von Perikles, dessen Name fest mit dem Ausbau der Attischen Demokratie, der Sicherung der Vormachtstellung Athens im Attischen Seebund und mit der Durchführung glanzvoller Bauprojekte auf der Athener Akropolis verbunden ist.

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Forderungen der „BuntWesten“

Wenn man sich die Forderungen der Gelbwesten in Frankreich ansieht, so könnte man sich z.B. auch durch einen Meinungsaustausch im Internet einen Forderungskatalog der „BuntWesten“ in Deutschland erarbeiten, der analog zu dem in Frankreich so aussehen könnte:

Forderungen der „BuntWesten“ weiterlesen

„Wo immer etwas fehlerhaft ist, ist es zu groß“

Gedanken zum „Anti-Leviathan“ und zum Lebenswerk Leopold Kohrs an einem verregneten 2. Advent.

Millionen Menschen weltweit singen es jedes Jahr, in vielen Dutzend Sprachen. Und weltweit wissen nur wenige, woher es kommt. Leopold Kohr verwandelte ab 1939 das auch in Nordamerika sehr populäre Weihnachtslied zur publizistischen Waffe gegen jene, die die Republik Österreich im Frühling 1938 beim „Anschluss“ ausgelöscht hatten.

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Der Baukasten am Rande des Universums!

Die Zeiten der Letztbegründungen sind definitiv vorbei, auch wenn unser Gehirn „letztlich“ gerne Eindeutigkeit herstellen möchte, macht uns selbst der Strickstrumpf-Psychologe in der Bäckerblume oder der Apotheken-Rundschau einen Strich durch die Rechnung. Auf dem Jahrmarkt der Werte erwerben wir immer wieder ein schlüssiges Konzept, nicht ohne uns gegen ein anderes Angebot entschieden zu haben. Mit diesem neuerworbenen Konzept sind wir eine Weile unterwegs, um dann dieses entweder zu modifizieren oder gegen ein neues einzutauschen.

Das Zauberwort heißt Viabilität, also bewährt sich ein Wertkonzept im Alltag oder nicht, ist es zielführend, aber was passiert, wenn die Ziele selbst erst im Entstehen begriffen sind.

Die zwangsökonomisierte Jetztzeit kennt nur ein Ziel, den ökonomischen Erfolg. Aber das richtige Haushalten, worauf der griechische Hintergrund dieses Ziels hinweist, bedeutet eigentlich nur, dass wir die Bausteine unseres Lebens akzeptieren, als unser Selbst auswählen und daraus immer wieder neue Landschaften zubauen bereit sind. Dabei bewegen wir uns auf ein Ziel, einen Horizont, zu, der selbst noch gar nicht vorhanden, vorhersagbar und als Möglichkeit bekannt ist. Die Zukunft ist nicht prognostizierbar, sie lässt sich nur provozieren. Kurz: Das Ziel ist immer prinzipiell im Werden begriffen und klärt sich nicht durch die Bausteine des Vorhandenen.

Wir brauchen eine Wissenschaft vom Leben in der Unbestimmtheit – ein und der gleiche Umstand kann in verschiedenen Konstellationen, Funktionszusammenhängen, verschiedene Bedeutungen annehmen, den Sachverhalt an-sich gibt es nicht, es gibt nur ein Denken aus und zwischen verschiedenen Beobachtungsperspektiven.

Wer beobachtet entscheidet sich – aus der Superposition wird ein klares Interferenzmuster – er legt Wert auf das Eine und nicht auf Alles, er entscheidet sich das Eine zu tun und damit lässt er das Andere. Mit dem aktiven Beobachter wird auch die aktive Wertkollision eingeführt.

Mit Unverstandenem zu leben und damit weiterzuarbeiten haben uns die Physiker der Quantenphysik voraus. Das Normale als das Unbegreifbare und das Unmögliche als das Normale zu sehen, ist die Umwertung aller Werte im 21. Jahrhundert und für eine systemtheoretisch geschulte Philosophie, die auf dem avanciertesten Standpunkt steht, die ironisch, humoristisch korrekte Gangart.

Mit dem Unverstandenen geht allerdings nicht die Beliebigkeit einher, auch an dieser muss der Zweifel als Ausdruck intellektueller Redlichkeit immer wirken.

Auf die großen Geister können wir genauso verzichten, wie auf die bewusstlosen Vollpfosten. Die Evolution wird’s richten durch Variation und Selektion, die Auflösung von ehernen Systemkonstrukten und einer Neukombination aller Bestandteile macht Mosaiken möglich, die die Welt so noch nicht gesehen hat, auch wenn die farbigen Steine schon in römischen Thermen verwendet wurden.

Die Superposition von elektromagnetischen Teilchen ist nur die Voraussetzung von Strukturen, die die Interaktion zwischen Beobachtern einfrieren lässt – für einen Moment – dann geht der Aufmerksamkeitsstatus zurück, dann schwingt alles in die Superposition zurück, das ist das Großartige an unserem Wohnort am Rande des Universums.

Für uns bleibt die ständige Frage, kann ein selbst erst werdendes Ziel bereits auf unsere Gegenwart eine Zugkraft, quasi von der Zukunft in die Gegenwart hinein, verursachen? Dass wir im Doppelstrom der Zeit floaten, zwischen Vergangenheit und Zukunft ist eine Binsenweisheit, hilft uns aber zu leben, weil wir Bausteine neu zusammensetzen können, der Baukasten bietet dem unbefangenen Kind unendlich viele Möglichkeiten, warum uns sogenannten Erwachsenen nicht mehr? Weil wir  zu viele Varianten als von vorne herein unsinnig ausschließen, ohne sie jemals im Spiel aufgebaut zu haben.

Friedensvertrag mit der Natur

Wir müssen einen Friedensvertrag mit der Natur anstreben, der einzig schöpferischen übergeordneten Macht, von der der Mensch abhängig ist.

Friedensvertrag mit der Natur

1. Wir müssen die Sprachen der Natur lernen, um uns mit ihr zu verständigen.

2. Wir müssen der Natur Territorien zurückgeben, die wir uns widerrechtlich angeeignet und verwüstet haben, z.B. nach dem Grundsatz: Alles, was waagrecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.

3. Toleranz der Spontanvegetation.

4. Die Schöpfung des Menschen und die Schöpfung der Natur müssen wiedervereinigt werden. Die Entzweiung dieser Schöpfung hatte katastrophale Folgen für die Natur und den Menschen.

5. Leben in Harmonie mit den Gesetzen der Natur.

6. Wir sind nur Gast der Natur und müssen uns dementsprechend verhalten. Der Mensch ist der gefährlichste Schädling, der je die Erde verwüstet hat. Der Mensch muß sich selbst in seine ökologischen Schranken zurückweisen, damit die Erde sich regenerieren kann.

7. Die menschliche Gesellschaft muß wieder eine abfallose Gesellschaft werden. Denn nur der, der seinen eigenen Abfall ehrt und wiederverwertet in einer abfallosen Gesellschaft, wandelt Tod in Leben um und hat das Recht, auf dieser Erde fortzubestehen, dadurch, daß er den Kreislauf respektiert und die Wiedergeburt des Leben geschehen läßt.

Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt,
1998, in: Schöne Wege, Seite 274

Philosophisches Abendgespräch

Die „Eule der Minerva beginnt erst mit der
einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“
G. F. Hegel, Grundlinien der
Philosophie des Rechts, S. 14

Thema des heutigen Abendgesprächs ist:
Von seinen Feinden lernen

Als es in Deutschland Ende der siebziger Anfang der achtziger Jahre noch eine Friedensbewegung gab, die Ihren Namen wirklich noch verdient hatte, gab es einen weitverbreiteten Autoaufkleber, auf dem war zu lesen:

„Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin … “

Auch bei diesem Aufkleber funktioniert wieder die Grundkonstruktion erhellenden Denkens: Ändere die Perspektive und vieles wird schlagartig klar.

Nicht alles, was dem massenhaft verbreiteten, sogenannten gesunden Menschenverstand unmittelbar einleuchtet, muss auch noch Bestand haben, wenn wir es mit der Grundhaltung einer wahrhaftigen, intellektuellen Redlichkeit genauer betrachten.

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Raus aus der Gefangenschaft der Merkel-Politik!

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Von Antje Vollmer und Peter Brandt
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Es gibt für die SPD wohl keinen direkten Weg ins Kanzleramt: Wer Mehrheiten für eine linke Politik erreichen will, muss dem Mainstream etwas entgegensetzen – statt ihm hinterherzulaufen. Ein Appell.

Die Ergebnisse der drei letzten Landtagswahlen in Deutschland sind so klar wie nüchtern zu interpretieren. Auch der größte Optimist begreift: Es führt derzeit kein direkter Weg eines Sozialdemokraten ins Kanzleramt – und kein Weg der politischen Linken zurück zu gesellschaftlichen Mehrheiten.

Innerhalb der SPD gab es zwar einen kurzen kostbaren Moment lang die Illusion einer veränderten Lage, sie beruhte jedoch auf einem Missverständnis: Die Euphorie bei der Ausrufung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten war leichtfertig als lang ersehnte Übereinstimmung mit der Politik der SPD gedeutet worden – sie war aber als Aufforderung gemeint. Viele Menschen wollten wirklich, dass es „ganz anders“ wird. Sie wollten einen „deutschen“ Bernie Sanders.

Es war das Aufflackern einer Hoffnung, die ewige große Koalition könnte endlich ein Ende haben. Es ging wahrlich nicht um den kleinsten Nenner, dass ein Martin Schulz eine Angela Merkel an der Spitze des immer gleichen Politikmodells ersetzt, das nun seit Jahren als alternativlos beweihräuchert wird.

Wer das erkennt, begreift zugleich, dass er einen anderen, risikoreicheren Weg wählen muss, um in Zukunft gesellschaftliche und dann auch parlamentarische Mehrheiten zu gewinnen, und zwar diametral entgegengesetzt zum derzeit vorherrschenden Mainstream. Er weiß auch, dass er die Angst verlieren muss, Angela Merkel im Palast ihrer unantastbaren Selbstbezüglichkeit direkt anzugreifen. Er muss sich aus der babylonischen Gefangenschaft der ungekrönten Herrscherin Europas und ihres Lordsiegelbewahrers Schäuble endlich selbst befreien.

Das Wort „Reform“ wurde zum europäischen Alptraum

Und dafür gibt es gute, vor allem außenpolitische Gründe: Von den hiesigen Leitmedien fast unbemerkt, hat sich das Bild der Deutschen in Europa in der Ära Merkel besorgniserregend verschlechtert. Je selbstbewusster die Bundesregierung in Brüssel dominiert, umso mehr ist sie verhasst. Das gilt nicht nur für Griechenland, Spanien und England, selbst in Frankreich war Abgrenzung von Deutschland für alle Präsidentschaftskandidaten wahlentscheidend. Der politische Kredit, den Jahrzehnte einer auf gegenseitigem Respekt, nationaler Selbstbescheidung und ökonomischem Interessenausgleich beruhenden deutschen Europapolitik bis zur Jahrtausendwende angehäuft hatte, ist aufgezehrt.

Die schwarze Pädagogik, mit der Wolfgang Schäuble seine Zuchtmeisterrolle vertritt, wirkt bigott. Die schnelle Taktzahl von Telefonaten der Kanzlerin, Speeddatings mit Staatenlenkern aller Art und Tätscheleien vor Kameras wirken ohne Kompass.

Was ist die Bilanz? Die mächtigste Politikerin des Kontinents hat den Begriff „Reformen“ zum Albtraum für die Völker Europas gemacht. Sie ist damit im Kern ihrer Mission gescheitert. Sie hat mit den Sondervorteilen der deutschen Wirtschafts- und Finanzpolitik ein Regime der Extraprofite installiert, unter dem alle Volkswirtschaften des europäischen Südens ächzen.

Noch kein Ökonom hat erklären können, wie ein System auf Dauer funktionieren kann, das auf hohem Exportüberschuss eines Landes beruht, ohne faire Handelschancen oder Finanzausgleich für jene Partner und Nachbarn anzubieten, mit denen es den weitaus größten Teil des Außenhandels betreibt. Diese Methode des einseitigen Vorteils ist kurzsichtig, ungerecht und wird sich in absehbarer Zeit gegen den Nutznießer wenden.

Zur Kennzeichnung der Ära Merkel gehören die wachsenden Fliehkräfte innerhalb der EU. Das Ausscheiden Großbritanniens hat zwar nicht hauptsächlich sie verschuldet, mit dem Versuch, ihre Flüchtlingspolitik ganz Europa ungefragt und unabgestimmt überzustülpen, hat sie dem aber ebenso zugearbeitet wie dem Abrücken aller früheren Ostblockstaaten vom bisherigen Konsens Europas. Diese jungen Demokratien fühlen sich von so viel moralischer Überwältigung schlichtweg überfordert.

Die europäische Linke ist in eine Falle getappt

Es scheint, als ob hier die europäische Gesamtlinke in eine Falle gelaufen ist. Die aktionistische Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hat europaweit den rechten Parteien Wähler zugetrieben, Wähler, die eigentlich von der Linken zu verstehen und zu integrieren wären. Dies Dilemma kann die Linke nur lösen, wenn sie ihren Begriff von internationaler Solidarität klärt. Wer die Kriege und die geopolitischen Machtkämpfe im Nahen und Mittleren Osten nicht als Ursache der Destabilisierung benennt, betreibt zwar verdienstvolle Sozialarbeit, ist aber fern von einer politischen Antwort auf die Migrationskrise.

Zu den Negativbilanzen in der Merkel-Außenpolitik gehört die Tatsache, dass das Verhältnis zu Russland inzwischen vollständig zerrüttet ist. Seit den Zeiten Willy Brandts und Egon Bahrs galt die Entspannungspolitik auch für Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher bis zu Gerhard Schröder als konstante Grundbedingung für ein Konzept gemeinsamer Friedens- und Sicherheitspolitik in Europa. Was sich heute dagegen „menschenrechtsgestützte Außenpolitik“ nennt, ist in Wahrheit eine moralgestützte Interventions- und Sanktionspolitik mit stark irrationalen Anklängen von Russophobie. Dass eine solche Politik von dem Land, das vor einem dreiviertel Jahrhundert Opfer eines deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieges war und dennoch die entscheidende Weichenstellung zur deutschen Wiedervereinigung geöffnet hat, als zutiefst ungerecht empfunden wird, sollte man zumindest in Erwägung ziehen.

Wem nützt eigentlich diese permanente ressentimentgeladene Konfrontation? Nur den Falken auf allen Seiten! Rein ökonomisch sind schon jetzt viele der wirtschaftlichen Chancen vertan, die sich seit Gorbatschow mit dem nach-totalitären Russland – und übrigens auch mit China – in einer kurzen Phase unbegrenzter Entwicklungs- und Einflussmöglichkeiten auftaten.

Aber auch der deutsche Handlungsspielraum in internationalen Konflikten wurde ohne Not eingeengt. Politisch war das Konzept der gemeinsamen Sicherheit der eigentliche Rückhalt für die Tatsache, dass es Gerhard Schröder 2003 wagen konnte, „Nein“ zum Irakkrieg zu sagen. Diese Zeiten einer Politik des Ausgleichs der Gegensätze zwischen Ost und West und eines gewissen Manövrierspielraums im westlichen Bündnis sind vorbei. Hier geht auch der Einwand in die Irre, man treibe eben keine wertfreie, sondern eine „menschenrechtsgestützte“ Außenpolitik.

Gegenüber den „Verbündeten“ Türkei und Saudi-Arabien, die zu den brutalsten Menschenrechtsverächtern im Nahen Osten gehören, scheinen diese Tugenden keineswegs zu gelten, da herrscht reine realpolitische Doppelmoral. In Wahrheit hat Angela Merkel nicht die Moral, sondern die außenpolitischen Koordinaten all ihrer Vorgänger ausgewechselt. Sie versteht Deutschland, gerade angesichts des aktuellen Schwächelns Amerikas, nun als exponierten Riegenführer und Bannerträger des siegreichen Westens, ihre aktuelle Distanzierung von Donald Trump ist Wahlkampftaktik mit Aufrüstungsabsichten.

Die Lehren, die 1989/90 gezogen wurden, waren falsch

Spätestens an dieser Stelle ist zu fragen: Wo bleibt die SPD? Wo bleiben die Grünen? Wo bleibt die Friedensbewegung? Wo bleiben die Lehren aus der Zeit der Überwindung der Blockkonfrontation und des Kalten Krieges? Wo bleibt die ehemals große Tradition der Solidarität der Linken im Fall der unerträglichen Erniedrigung Griechenlands? Wo bleibt ein Konzept für eine Befriedung des Nahen Ostens, bei der die deutsche Politik nicht einseitige Stütze einer Kriegspartei ist, sondern ausgleichender Vermittler? Wo bleibt die Stärkung der UN?

Mit den falschen Lehren aus dem Umbruch der Jahre 1989 ist die gesamte europäische Linke in eine Sinnkrise und Orientierungslosigkeit geraten, die zu ihrer umfassenden Niederlage und Bedeutungslosigkeit geführt hat. Das war vielleicht unvermeidlich.

Dass sich große Teile der sozialdemokratischen und grünen Führungsschichten aber ohne Not freiwillig in die ewige Gefangenschaft von neoliberalen und neokonservativen Politikkonzepten und -strategien begeben, deren praktische Ergebnisse nach 25 Jahren des wilden Experimentierens niemanden überzeugen, ist nichts als selbst verschuldete Unmündigkeit.

Antje Vollmer ist Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen. Von 1994 bis 2005 war sie Vizepräsidentin des Bundestages. Peter Brandt ist Historiker, Mitglied der SPD und der älteste Sohn von Rut und Willy Brandt

Link zum Tagesspiegel

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Es lebe die Scheinheiligkeit!

Wahrscheinlich sind viele von ihnen froh, dass sie ihr Image auf Trumps Kosten polieren können und gleichzeitig so weitermachen dürfen wie bisher. Die USA kündigen ein wirkungsloses Klimaabkommen und die Welt versucht ihre schönste Fassade zu wahren.

„Nicht mit uns – Weiter so!“ lautet die Essenz des Auftritts von Angela Merkel und Li Keqiang, Deutschlands und Chinas obersten Regierenden, um den Pariser Weltklimavertrag zu stärken. Die Realität ist eine andere und wird auch eine andere bleiben: Der Vertrag ist mausetot.

Als ob in der gegenwärtigen Konsum-Kultur das 2-Grad-Ziel nicht schon illusorisch genug wäre, möchte das Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung sogar auf 1,5 °C begrenzen: Rund 700 Mrd. Tonnen CO2 können noch ausgestoßen werden (A roadmap for rapid decarbonization), bevor die Menschheit statt bisher 5 Tonnen weit weniger als eine Tonne CO2 pro Erdenbürger emittieren dürfte.

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Ein Bollwerk gegen den Populismus

»Verstehen beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod.« (VZ, S.110)

Wer sich heute darüber beschwert, dass der Populismus auf dem Vormarsch ist, der sollte zu allererst nach den Ursachen fragen, egal ob einem dann das Gericht schmeckt oder nicht. Ich kann nicht auf der einen Seite den kritik- und willenlosen Konsumenten wollen, der mir noch den letzten sinnfreien Müll abkauft und andererseits ein Bollwerk gegen den Populismus verlangen. Man sollte es wagen, ohne ideologische Spielchen und Scheuklappen, nach den Ursachen des Populismus zu fragen und die bleiben immer gleich, egal ob 1933 oder 2017. Hilfreich scheint es mir zu sein, sich bei diesem Fragen nach wie vor von den politischen Überlegungen Hannah Arendts leiten zu lassen.

Die Ursachen des Populismus werden von den Bedürfnissen all jener Menschen begründet, die sich lieber in der Oberflächlichkeit einrichten, als nach tieferen, detaillierten und komplexen Wahrheiten zu fragen.

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Vertrauen auf die menschlichen Fähigkeiten

„Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“
Ernst Bloch, Prinzip Hoffnung, S. 1628

Wenn Frau Karola zu „dem Bloch“ über Ihre Verzagtheit angesichts der fortdauernden Ignoranz und Unfähigkeit des Menschen sprach, sich für eine bessere Welt einzusetzen, sprach „der Bloch“ von der Kleinmütigkeit der Zweifler angesichts des grauen Gangs der Geschichte. „Der Bloch“ sprach vom langen Atem und dem Vertrauen auf die menschlichen Fähigkeiten, die der Mensch durch ununterbrochene Schulung in Sachen Utopie entwickeln müsse. Schließlich und endlich, sei das SEIN doch noch lange keine ausgemachte Sache – sondern ein Möglichkeitsfeld und er, „der Bloch“, ein Handlungsreisender, der viele wunderbare Bilder aus seinem ontologischen Bauchladen des Noch-Nicht-Seins hervor zu zaubern habe.

Natürlich zitierte auch er immer mal wieder den Spruch: „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren.“ Aber das war wahrscheinlich nur eine notwendige Opfergabe an die Göttin der intellektuellen Redlichkeit oder war es doch der Vorschein des Menschlichen, bescheiden den Finger erhebend zu einer Nachfrage, angesichts der „überwältigenden Erfolgsgeschichte“ des real existierenden Sozialismus.

Was ich mich dabei immer wieder frage, ist, ob „der Bloch“ denn auch schon mal über irreversible Kipppunkte nachgedacht hatte, ob er die vielleicht noch gar nicht sehen konnte oder vielleicht auch nicht sehen wollte (was schlimmer wäre) oder ob sie – wenn er sie hätte sehen können – doch zur Belehrung der Hoffnung beigetragen hätten. Und wenn sie beigetragen hätten, wie die Hoffnung – als docta spes – im Anthropozän nicht nur überlebt sondern auch noch fruchtbar zu machen wäre.

Als bekennende radikale Konstruktivisten akzeptieren wir nicht nur den Schein sondern auch den Vorschein und wir sind auch geübt darin, uns jeden noch so großen Scheiß schön zu quatschen – oder etwa nicht?

Vorher – Nachher

Liebe Freunde der Weisheit,

wenn etwas grundsätzlich schief läuft, kann man bei wachem Verstand die Probleme in jedem Detail erkennen, weil Grundsätzlichkeit immer mit ähnlichen Strukturen verbunden ist und damit durch einen systemischen Ansatz erkennbar wird.

Nehmen wir mal Weihnachten, also die Zeit, die man früher mal „die Zeit der Stille“ und der Einkehr  nannte und das nicht nur bei christlich geprägte Menschen, sondern auch bei solchen, die von einem – wie auch immer gearteten – spirituellen Materialismus getragen waren und etwas für innere Festlichkeit übrig hatten.

Diese „Zeit der Stille“ ist von der Zeit der lärmenden, anarchischen Warenproduktion abgelöst worden, also von Konsum, Hektik, glänzender Leere, marketingmässiger Äußerlichkeit, Größenwahn und selbstoptimierter Sinnfreiheit. Das wäre nicht so schlimm, wir sind schließlich keine Moralisten um der Moral selbst willen. Verheerend wir es eigentlich nur dadurch, dass diese Entleerung der Formen jede Menge Ressourcen entgültig verbraucht, nicht zuletzt auch menschliche und wir eigentlich nur noch auf Pump leben, ein Pump, den wir nie wieder zurückzahlen werden.

Immer wieder ahnen wir etwas von unsere Zukunftsvergessenheit, aber wir betäuben diese Ahnung der Sinnlosigkeit unseres Tuns mit immer lauteren und grelleren Effekten.

Sagt doch einmal selbst, wo soll der Unterschied sein, zwischen einer Tüte Marihuana und einem berauschenden, glühweindurchtränkten Massenerlebnis auf einem Weihnachtsmarkt? Vielleicht ist das Marihuana biologisch angebaut, der Glühwein ganz sicher nicht?

Gut – der Unterschied ist, auf dem Weihnachtsmarkt kann man das Opfer einer nach wie vor ideologisch verblendeten, dogmatisch verengten Welt werden. Gott sei Dank, das Böse ist immer das Andere, das das schon mal klargestellt wird, ein Schelm, der jetzt an Heckler & Koch denkt. Wir tragen nichts mehr von alle dem in uns, wir sind längst übergelaufen in das friedliche Lager der globalisierten Konsumfreunde, wir sind vereint im Konsum und den lassen wir uns durch einen wahnsinnigen Terroristen nicht nehmen, dafür kämpfen wir gemeinsam.

Eines zeigt sich in der Krise deutlich, das Ziel ist erreicht, endlich wird der massenhafte Konsum symbolisch zum politisch motivierten Kampf für die freiheitlich demokratische Grundordnung. Mögen andere mit zweckentfremdeten LKWs, Maschinengewehren, Panzern und Drohnen kämpfen, wir stehen aufrecht dagegen, wir kämpfen mit Glühwein, Rostbratwürsten, Zuckerwatte und süßem Weihnachtsgedudel. Immerhin, das bringt zumindest kurzfristig keinen um.

Und das Schöne ist doch, jeder kann mittun, der eine mehr, der andere weniger, geradeso wie es der persönliche Geldbeutel hergibt und wer nicht genug hat, dem schieben wir durch unsere vielfältigen Transfersysteme ein paar Spielmarken rüber, damit der auch mittun kann, man will gerade an Weihnacht mal nicht so sein.

Alles ist wieder in bester Ordnung: Die Guten haben den Bösen erschossen, jetzt kann Weihnachten kommen.

Viel Spaß noch …

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

Joseph von Eichendorff

Die Erde wird den Kapitalismus besiegen

Liebe Freunde der Weisheit,LeonardoBoff
nachdem ich zur Zeit nicht die notwendige Ruhe finde, eigene Beiträge zu verfassen, möchte ich heute gerne einen Beitrag von Leonardo Boff veröffentlichen, der in vielen Punkten genau meiner Einschätzung der Weltlage entspricht.

Während meines Theologiestudiums in Berlin Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre wurde die Befreiungstheologie Lateinamerikas, die verbunden war mit Namen wie Leonardo Boff oder Ernesto Cardenal, in den theologischen Studentenkreisen heiß diskutiert.

Was uns natürlich besonders empörte, war die Haltung, die die röm.kath. Amtskirche gegenüber der Befreiungstheologie einnahm. Daß die Glaubenskongregation, seit 1542 besser bekannt unter dem Namen „Inquisition“ Theologen wie Leonardo Boff 1985 ein Rede- und Lehrverbot aufgrund seiner „Irrlehren“ erteilte, empfanden wir als einen Skandal, daß Jahre später der damalige Leiter der Glaubenskongregation Kardinal Joseph Ratzinger noch zum Papst Benedikt XVI. wurde, werteten wir als eine Bestätigung unserer Einschätzung der röm.kath. Amtskirche.

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»Docta spes« meine Damen und Herren, »Docta spes«

„Der Mensch ist etwas, was erst noch gefunden werden muß“
Ernst Bloch, Spuren
Ernst-Bloch_2
Als ich vor mehr als 30 Jahren an einem mehrhundertseitigen Manuskript zur Eschatologie im Denken Ernst Blochs schrieb, auch weil ich damals die Hoffnung damit verband, damit promoviert zu werden, war meine transzendentale Obdachlosigkeit (Lukács) vollständig substituiert von der Blochschen Hoffnung auf ein sozialistisches Reich Gottes. Später als das Manuskript auf unerklärliche Weise in den Tiefen eines undurchdringlichen Dickichts, genannt Dachboden, verschwand, verblaste auch nach und nach die Erinnerung an die Utopie einer besseren Welt im neuronalen Spinnwebwald meines Gehirns.

Trotzalledem! Heute, 30 Jahre später, wird mir bei der erneuten Lektüren von „Atheismus im Christentum“, des „Geist der Utopie“ oder des „Prinzip Hoffnung“ schlagartig bewußt, wie tief mein Denken noch heute von der Philosophie Ernst Blochs und dem „In-Möglichkeit-Sein“ geprägt ist und wie viel ich dem Studium seines Werkes in jungen Jahren für mein Leben zu verdanken habe.

Spurensuche!

Der Blick aufs merkwürdige Detail, das Dunkel des gelebten Augenblicks, die elastische Zeitstruktur, Vor-Schein, aufrechter Gang, NochNichtSein, beerbte Religion, Ungleichzeitigkeit, Tendenzkunde, Novum, Experimentum mundi, Unabgegoltenheit und noch viele, viele weitere Begriffe kommen mir aus der Dunkelheit des Vergangenen entgegen und lassen ein vages trotzdem behagliches Gefühl von „Heimat“ im Raum des Denkens entstehen. »Docta spes« meine Damen und Herren, »Docta spes« weiterlesen

Weihnachten daheim!

Liebe Freunde der Weisheit,

der Klimagipfel in Paris hat es uns mal wieder in Erinnerung gebracht: Jeder in Deutschland lebende Mitbürger sollte pro Jahr nicht mehr als 10 Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen.

Also: Nix mit in die Sonne fliegen – schön daheim bleiben und sich’s am heimischen Herd gemütlich machen – mit wenig Fleisch und wenig Ausfahrten mit dem Auto. Und wenn schon Auto – dann so klein wie möglich, maximal 5 Liter Sprit pro 100 KM.

Ich wünsche Euch eine schöne Weihnachtszeit.

Beim nächsten Mal wird alles anders …

Alle Welt (in Deutschland) spricht nur noch von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen, dabei geht der Schlagabtausch der verschiedenen Lager weniger pragmatisch als ideologisch vonstatten. Deshalb schlag ich vor, daß man beim nächsten Flüchtlingsthema, das noch weitaus größere Dimensionen als das momentan aktuelle haben wird, strikt pragmatisch nach dem Verursacherprinzip vorgeht.

Ich meine das Thema der Klimaflüchtlinge, in UNO Kreisen würde man diese Menschen auch bisweilen gerne als KlimaMigraten bezeichnen, damit man ihnen keine völkerrechtlichen Schutzrechte einräumen muß.

Diese 200 bis 350 Millionen Menschen (aus Südamerika, Afrika, Südostasien) , die bis 2050 wahrscheinlich auf Achse sein werden, weil Ihr Land durch Überflutungen, Wüstenbildung, Dürren und extreme Naturkatastrophen zerstört ist, sollten nach dem Verursacherprinzip auf die Staaten verteilt werden, auch wenn schon heute die meisten befragten Klimaflüchtlinge nach Europa wollen. Vielleicht würde diese konkrete Aussicht die sogenannte Völkergemeinschaft endlich mal zum Handeln bewegen. Noch könnte man handeln, sonst handelt der Planet definitiv! Beim nächsten Mal wird alles anders … weiterlesen

Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung

Ein nachdenklicher Zwischenruf eines ehemaligen Asylrichters

Von PETER VONNAHME, 22. August 2015

Allmählich dämmert es auch den eifrigsten Verfechtern eines kurzen Prozesses mit „Asylbetrügern“ und „Wirtschaftsflüchtlingen“, dass es nicht damit getan ist, Ressentiments gegen Menschen in Not zu schüren. Denn was wir gerade beobachten können, ist nichts weniger als der Vorabend einer neuzeitlichen Völkerwanderung. Die Hunderttausende, die in unsere Städte und Dörfer strömen, sind nur die Vorhut. Viele Millionen stehen bereit, ihnen nachzufolgen. Der deutsche Innenminister musste deshalb die Jahresprognose für die in Deutschland ankommenden Asylbewerber kurzerhand von 450 000 auf 800 000 nahezu verdoppeln.

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Warum wir das Bild vom Waldorganismus brauchen!

Der Paradigmenwechsel weg von einer mechanistischen Sichtweise auf den Wald, die Waldwirtschaft und die quantitativ „nachhaltige“ Holzernte hin zu einem (über-)lebenswichtigen „Waldorganismus“ ist seit Jahrzehnten überfällig!

Selbstorganisation ist das große Schlagwort, das man mit dem Thema Organismus verbindet! Das die Erde und ihre Biosphäre, als die Gesamtheit aller Organismen, selbst als Organismus, als ein Lebewesen betrachtet werden kann, geht auf die Mikrobiologin Lynn Margulis und den Chemiker, Biophysiker und Mediziner James Lovelock zurück, die diese Sichtweise Mitte der 1960er-Jahre entwickelt haben.
Leider wurden die Organismusthesen von James Lovelock vor allem in der Eso-Szene und der New-Age-Bewegung sehr stark unter dem Begriff „Gaia“ rezipiert, was zu vielen Ressentiments von Seiten der Wissenschaft geführt hat, jenseits der inhaltlichen Debatten. Warum wir das Bild vom Waldorganismus brauchen! weiterlesen

Arno Schmidt

ArnoSchmidtHier mal wieder ein paar Zitate von einem meiner Lieblingsautoren, nachdem 2014 (100. Geburtstag) vorbei ist. Aber eigentlich ist es auch egal, man käme auch so nicht in den Verdacht, einem Tagestrend nachzulaufen, denn auch in diesem Jubiläums=Jahr hat sich niemand an ihn erinnert, außer ein paar wenigen ambitionierten Buchhändler, die die Bargfelder Ausgabe auf Halde liegen haben, weil bei ihnen Hoffnung immer noch vor Wirtschaftlichkeit geht:

»Diskussionen haben lediglich diesen Wert: daß einem gute Gedanken hinterher einfallen«

»Das Verläßlichste sind Naturschönheiten. Dann Bücher; dann Braten mit Sauerkraut«

»Die halbe Nazion iss irre; (& die andre Hälfde nich ganz bei Groschn!)«

»Am Ende sind doch immer die Schlimmsten Meister, das heißt: Vorgesetzte, Chefs, Direktoren, Präsidenten, Generale, Minister, Kanzler. Ein anständiger Mensch schämt sich, Vorgesetzter zu sein!«

»Ich habe, wie gesagt, auf die Verhältnisse bereits vor vielen Jahren hingewiesen; und sie auch einmal an einer umfangreichen Modellarbeit … zu exemplifizieren versucht – die Nicht=Teilnahme der Leserschaft übertraf die kühnsten Erwartungen«

»Es ist nichts so absurd, daß Gläubige es nicht glaubten. Oder Beamte täten«

»Nur die Phantasielosen flüchten in die Realität«

»Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare«

Laudato si‘ oder dominium terrae?

Papst Franziskus„Macht Euch die Erde untertan“ (Genesis 1,28)
und die heute erschienene, 222 Seiten starke,
Enzyklika “ Laudato si‘ “ von Papst Franziskus
„Über die Sorge für das gemeinsame Haus“,
stehen sich – meiner Meinung nach – unver-
söhnlich gegenüber!

Der Aufforderung, uns die Erde untertan zu machen, sind wir Menschen ja in den letzten Jahrtausenden und ganz besonders in den letzten 30 Jahren ausgiebig nachgekommen,  denn wir behandeln die Erde in der Tat wie den letzten Dreck, eben wie einen Untertanen, der ausschließlich dazu da ist, alles ausschließlich für unser Wohlergehen, unser Wachstum, unseren Wohlstand ranzuschaffen, egal was das für unseren Heimatplaneten selbst bedeutet und natürlich auch in der Konsequenz für uns.

Wenn es nach uns, vom christlichen Abendland geprägten, Menschen geht, dann besitzt die Erde keinerlei eigene Rechte, die wir als Menschen achten müßten, und dies, obwohl wir eigentlich täglich, stündlich, ja in jeder Sekunde dieser Erde danken müßten, für all die Wohltaten, die sie allen Lebewesen ganz uneigennützig bescherte und immer noch beschert. Laudato si‘ oder dominium terrae? weiterlesen

Atheist?: Allerdings!

Arno Schmidt. : :

Arno Schmidt (Copyright 1984 Arno Schmidt Stiftung Bargfeld)

(Erstveröffentlichung 1957) .

1. Es ist wieder einmal hohe Zeit, dem Christentum zu bedeuten, was ein Unbefangener von ihm hält; heute, vor einem Rundhorizont von Synoden und Gottsuchern, Schattengestalten mit scholastisch gerunzelten Wolkenstirnen, unfehlbar, mißbilligend, bejahrt, seit kurzem wieder „Herr der Heerscharen“: Ich habe es tragen müssen, der ihr Koppel : „Gott mit Uns“ hieß es sechs Jahre lang auf meinem unschuldigen Bauch: Da will ich doch einmal betonen, daß es nicht auch auf meinem Kopf stand!

2. Meine Antwort auf die Frage „Was halten Sie vom Christentum?“ lautet also : „Nicht sonderlich viel!“ Atheist?: Allerdings! weiterlesen

Gaia und die kambrische Explosion

Ich würde behaupten, daß sich in einem dialektischen, evolutionären Prozeß der lebendige Organismus „Erde“ entwickelt hat, in jenem Augenblick in dem „Gaia“ zu voller selbstorganisierender Funktionalität sich entwickelt hatte, konnte die kambrische Explosion starten.

Ich würde weiter behaupten, daß der Begriff „Anthropozän“ ein treffendes Schimpfwort für eine erdgeschichtliche Periode ist, in der der Mensch den über Jahrmillionen entwickelten, selbstorganisierenden Organismus „Gaia“ durch seine grenzenlose Dummheit und Ignoranz zerstört hat.

Siehe dazu meinen Beitrag: „Der Neocortex ist an allem Schuld“

Der „Steiner-Schrott“ ist doch ganz brauchbar!

Am Werk Rudolf Steiners arbeiten sich seit gut 100 Jahren Schubladendenker aller Couleurs und Klassen begeistert ab. Der „Steiner Schrott“, wie manch ein Linker das Denkgebäude Rudolf Steiners gerne auch mal polemisch bezeichnet, hat uns nicht nur biologisch-dynamische Agrar-Produkte beschert, sondern auch ein Denkgebäude, das wirklich sehr lohnenswert ist, natürlich nur, wenn man bereit ist, ohne Scheuklappen und Schubladendenken sich damit auseinanderzusetzen.

Da mir schlichtweg die Zeit fehlt, die Broschüre mit meinen beiden Einführungsvorträgen zum 90. Todestag Rudolf Steiners in wissenschaftlich korrekter Form fertigzustellen, finden Sie unten das unfertige Manuskript im PDF-Format, wenn Sie auf das Bild klicken.