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Ein Mandala als Strukturmodell

Kalachakra-MandalaWir bekommen immer die Antworten, die wir zuvor als Mensch bzw. Menschheit mit unseren Fragen vorherbestimmt haben. Spätestens seit Kant wissen wir, daß sich nicht unser Denken um die Dinge der Welt, sondern die Dinge der Welt um unser Denken drehen, wie die Dinge ansich sind, können wir ganz prinzipiell nicht wissen.

Und spätestens seit der Revolution der Quantenphysik wissen wir auch, daß das passiv beobachtende Subjekt passé ist, das wiederum beleuchtet das Problem des Dings ansich noch mal von einer ganz anderen Seite, können wir trotzdem von einem Ding ansich ausgehen, daß von uns völlig unabhängig und prinzipiell nicht erkennbar ist? Und wenn es so ist, daß eine von uns beobachtete Wirklichkeit eine andere ist, als eine unbeobachtete, dann fragt man sich doch, ob das Ding ansich jenseits dieser Wirklichkeiten liegt…

Wenn wir von dieser Situation ausgehen, dann kommen wir in die Welt der Strukturanalysen, so wie wir sie bereits aus der Philosophie Platons als die Welt der Ideen kennen. Wir können tausende von Bäumen mit unseren Sinnen wahrnehmen, aber die Idee von einem Baum werden wir niemals mit unseren Sinnen ausfindig machen…

Damit können wir erkennen, daß unser Denken niemals nur von Bildern der Realität – die irgendwann einmal durch unsere Erfahrung in unser Denken gelangt sind – bestimmt wird, sondern auch ganz maßgeblich durch Strukturen aber woher kommen die Strukturen.

Woher kommen z.B. die Strukturen, die in einem Mandala dargestellt werden. Kommen sie rein aus unserem Denken?

Mandalas sind der strukturanalytisch, systemische Versuch das komplexe Wechselspiel zwischen Mensch – Kosmos – Gottheit in einer zwei bzw. dreidimensionalen Darstellung abzubilden. Die Vergeblichkeit alles menschlichen Tuns und natürlich auch menschlicher Erkenntnisfähigkeit wird bei der Herstellung eines Sandmandalas zum grundsätzlichen Prinzip erhoben. Dabei ist es zunächst nicht wichtig, ob der Wandel und die Vergänglichkeit auch Gegenstand der Darstellung des Mandalas sind – sondern nur das grundsätzliche procedere der Herstellung und der Vernichtung des Sandmandalas.

Insofern kann das Mandala nicht nur von seinem inhaltlichen Aspekt – Muster einer komplexen Wirklichkeit zu sein – der Meditation – wie im Vajrayana hervorragende Hilfe sein, sondern auch durch seinen grundsätzlichen Lebenszyklus, der uns eine elementare Erfahrung ermöglicht.

Mandala_Trichter_mit_ZahnleisteWenn man einmal mit wachem Bewußtsein tibetische Mönche bei der akribischen Arbeit an einem Sand-Mandala beobachtet, mit welcher Konzentration und Hingabe das Sandmandala von Innen nach Außen von ihnen aufgelegt wird und dann nach tage- ja manchmal nach wochenlanger Arbeit wieder zusammengewischt wird und dann in einer feierlichen Zeremonie, der zusammengekehrte Sand einem Fluß übergeben wird, dann ist es eben nicht nur ein theoretisches, symbolhaftes Ritual, um die vielfältigen Anhaftungen des ICHs zu zeigen und darüber zu meditieren,  um sie möglichst aufzulösen, sondern auch eine mit starken Gefühlsmarkern belegte Erfahrung.

Die emotional starke Erfahrung rührt zum einen von der grundsätzlichen Zerstörung des Mandalas her, dann ist es aber auch die soghafte Wirkung, die von der strukturhaft dargestellten und damit scheinbar handhabbaren Wirklichkeit ausgeht. Diese scheinbare Sicherheit durch das visualisierte, strukturiert-komplexe Ganze des Wechselspiels von Mensch – Kosmos und Gottheit wird am Ende des Tages mit einem “Besenstrich” zusammengeschoben und im Wasser des ewig dahinfließenden Flusses aufgelöst.

Strukturen und ihre Auflösung sind das Geheimnis des Lebens. Mandalas sind Archetypen dieses Geheimnisses.

Wissenschaft & Spiritualität

Wissenschaft ist exaktes, dokumentiertes Beobachten und Experimentieren nach dem Grundsatz von Ursache und Wirkung, es ist das Aufstellen von Denkmodellen wie die sog. Wirklichkeit funktionieren könnte. Was Wissenschaft jedenfalls nicht ist – auch wenn manche es gerne so sehen möchten – sie ist nicht die Wahrheit.

Ganz freundlich formuliert ist Wissenschaft allenfalls das asymptotische Annähern an Teilwahrheiten, also für ganz kleine Ausschnitte der allumfassenden Wahrheit. Was Wissenschaft hingegen sehr viel ist, ist Glaube, der Glaube nämlich, daß die Annahmen, die ich über die Wirklichkeit mache durch Beobachtungen, Experimente und durch die Schlüsse, die ich daraus ziehe, der Wirklichkeit “wirklich” entspräche. Glaube ist sie aber auch deshalb, weil sie der Meinung ist, daß die Summe der Teile das Ganze sei und vor allem auch umgekehrt, nur so läßt sich die Wahnvorstellung erklären, daß Wissenschaftler wirklich allen erstes meinen, man könne durch Zerlegung (ich füge hinzu) “emergenter” Zustände, den emergenten Zustand erklären. Das wird niemals funktionieren, allenfalls in einzelnen Aspekten, die in ein Denkmodell eingehen.

Nun hat das Universum, die Natur selbst der Wissenschaft ein Schnippchen geschlagen, indem sie sich mit dem Aufkommen der Quantenphysik selbst aufgelöst hat und jenseits der Atome im unendlichen Kleinen nur noch Energie und Information ist. Erst wenn wir dieses Energiefeld der unbegrenzten Möglichkeiten messen, konkretisiert es sich als Teilchen, als Objekt und weißt nur noch einen Erinnerungszustand auf.

Wissenschaftliches Arbeiten ist natürlich ein sehr wichtiges Hilfsmittel, um die Welt und uns als Teil der Welt besser zu verstehen und Möglichkeiten zu finden, wie wir z.B. in Harmonie mit dem Planeten leben könnten und uns dabei einer Technik bedienten, die nicht unsere Lebensgrundlagen zerstört, also den Ast auf dem wir im Universum sitzen nicht vor unseren Augen absägt.

Dazu bedarf es aber vor allem eines offenen, wachen Blicks auf die Welt, der sich nicht umstellen läßt von Fronten und Blockaden rings um uns her, der die ganze Vielfalt und Veränderung, die in jedem Augenblick liegt, nicht nur akzeptiert sondern sogar wertschätzt.

Hier hift uns der Fortgang der postmodernen Naturwissenschaft, daß wir uns von der Dualität von Geist und Materie befreien können, die Quantenphysik löst diese Dichotomie in ein energetisches Informationsfeld auf und treibt uns quasi in die Arme der Spiritualität.

Spiritualität ist das Ergriffensein vom Unbestimmten, vom Numinosen (Rudolf Otto), es ist das Ergriffen sein, von dem, was uns unbedingt angeht und dieses Unbedingte ist sicher niemals von Menschen Gemachtes, das immer nur fragmentarisch und vorübergehend, eben objekthaft sein kann, wie alle Objekte nur eine scheinbare, erhoffte, unveränderliche Ewigkeit besitzen, während auf dem Grund aller Objekte immer nur die Veränderung zu finden ist.

Die Quantenphysik hat uns seit Jahrzehnten beigebracht, sich auf Unscharfes und nicht klar, eineindeutig Bestimmbares einzulassen und daß damit die Welt für uns nicht gleich untergeht, sondern, daß wir sehr gut damit leben können. Trotzdem ist die Quantenphysik als Geisteshaltung noch nicht wirklich im Leben der Menschen angekommen, zusehr sind wir noch in den alten Paradigmen verhaftet, als daß wir schon bereit wären zu einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel. Hier kann uns die jahrhundertelange Erfahrung der Spiritualität und der Mystiker dieser Welt weiterhelfen.

In dem wir uns den alten mystischen Fragestellungen öffnen und sie intuitiv zu begreifen versuchen, betreten wir ganz viele Lebensbereiche, die die moderne Naturwissenschaft immer als unwissenschaftlich ausklammern wollte und damit einen riesigen Teil der Welt nicht zur Kenntnis und zum Gegenstand der Forschung machen wollte.

Spiritualität ist also zunächst einfach mal das Bekenntnis, sich keinen Denkblockaden zu überlassen, die Unendlichkeit des lebendigen Geistes und seiner Gesetzmäßigkeit im Universum zu akzeptieren und als Mensch bescheiden und demütig gegenüber der Größe des geistigen, lebendigen Universums zurückzutreten und uneingeschränkt zu versuchen, deren unendliche Schönheit zu erfahren und zu genießen um daraus Kraft zu ziehen, anstatt die Kraft im Kampf gegen sie zu verlieren.

Was uns Menschen als Wesen, die Wissenschaft und Spiritualität gleichzeitig haben können, im Kern ausmacht, daß wir ein Teil der Geistigen Welt sind, daß wir nicht von Außen den Dingen als Objekte begegnen müssen, sondern daß wir mit Allem in einer lebedingen geistigen Verbindung leben. Nur weil dies so ist, können wir überhaupt etwas von dem Universum, den Lebewesen, den Pflanzen, der mineralischen Welt und auch von unseren Mitmenschen verstehen, weil wir alle Teil einer geistigen Welt sind. So wie jede Zelle, jeder Organismus immer die komplette DNA in sich trägt, so trägt jeder Mensch immer AUCH den geistigen Bauplan des Lebens, des Universums in sich.

Diese geistige Welt ist in und um uns herum, so wie auch das Unbewußte, was ein Teil dieser Geistigen Welt ist, in und um uns herum ist. Worauf es ankommt, ist, daß wir uns wieder dafür sensibilisieren, in dieser Geistigen Welt zu lesen, wie in einem Buch, und uns nicht mehr von der Wahnvorstellung beherrschen lassen, daß die Welt aus voneinander unabhängigen materiellen Objekten besteht, die man so gut wie möglich beherrschen muß.

Evolutionärer Fortschritt bedeutet, ein Höchstmaß an bewußter Resonanzfähigkeit mit der Geistigen Welt zu entwickeln – nur so können wir langfristig, also nachhaltig die Probleme angehen, die wir uns zum großen Teil selbst geschaffen haben. Nur wenn Wissenschaft und Spiritualität gemeinsam gehn und miteinander in einen ständigen, nicht abreißenden Dialog miteinandern treten, haben wir eine kleine Chance zu überleben.