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Gottfried Wilhelm Leibniz einer der
letzten Universalgelehrten

Leibniz

Man muß kein Universalgelehrter sein, um ganzheitlich zu denken, das kann sich wie im Falle von Gottfried Wilhelm Leibniz mal so ergeben, aber das eine ist eine quantitative Betrachtungsweise von Wissen und der Geschichte der letzten Gelehrten der abendländischen Kulturgeschichte, die noch alles Wissen Ihrer Zeit überblickt haben sollen.

Das andere – das ganzheitliche Denken – ist eine strukturelle, qualitative Betrachtungsweise, die, unabhängig von der jeweiligen quantitativen Menge an Wissen, die eine jeweilige Zeit so hat, den Blick grundsätzlich mit einem möglichst hohes Maß an Komplexität der Einflußfaktoren aus den unterschiedlichsten Bereichen, dem Forschungsgegenstand zuwendet.

Man bezeichnet dieses ganzheitliche Denken auch gerne als einen holistischen Denkansatz und verbindet diesen oft mit dem Denkbild eines Hologramms. Interessant am Hologramm ist, daß jeder Teil das Ganze enthält und der Unterschied zwischen dem  Teil und dem Ganzen, die Klarheit und Schärfe ist, genau so funktioniert auch das morphische Feld von Sheldrake, genau so funktioniert aber auch die Leibnizsche Monade.
Monaden lassen sich also als holographische Elementarbausteine, als kleinstmögliche holographische Areale verstehen, in die die holistische Gesamtstruktur eines Gebildes holografisch eingefaltet ist. Eine Monaden ist eine form- und strukturverursachende Wirkmatrix, die zwischen Energie, Materie und Information vermittelt und selbst aber auch das Ganze ist, eine Dualität zwischen Geist und Materie gibt es kein Leibniz nicht.

Leibnis war aber in mehr als in dieser Hinsicht ein Visionär: Infinitesimalrechnung, Binäre Zahlensysteme, Algorythmen, Rechenmaschinen (die alle Grundrechenarten beherrscht hat), das Unbewußte, Sprachwissenschaft, I Ging Experte um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Was mir auf jeden Fall immer wieder an Leibniz auffällt, die enorme Neuroplastizität von dem sein Leben und Werk bestimmt gewesen zu seien scheint. Immer wieder hat er seine Theorien und Denkmodell revidiert und wenn nötig über den Haufen geworfen, klar seine Kindheit hat er nicht in einem bildungsfernen Zusammenhang verbracht, sein Vater war Professor und die Mutter immerhin die Tochter eines Professors.
Griechisch und Latein hat er sich wie all die kleinen Genies früherer Jahrhunderte natürlich mit 8 Jahren selbst beigebracht und mit 12 hat er schon eine mathematische Zeichentheorie entwickelt, mit 20 war er schon promoviert und er war noch keine 30 als er schon Mitglied der renomierten englischen Royal Society war. Was Leibniz an moderner Strukturwissenschaft durch seine Ideen einheitlicher mathematischer Zeichensysteme antizipiert hat, kann kaum überschätzt werden!

Sein berühmter Satz von der „besten aller möglichen Welten“ ist oft missverstanden worden und meint nicht eine grundsätzlich positive Beurteilung der Welt, in der wir leben, was im Grunde eine beleidigende Interpretation des Leibnizschen Denkens wäre, sondern es geht ihm vor allem darum, daß man sich immer wieder, jeden Tag klarmachen muß, daß wir nur diese eine Welt, diesen einen Planeten haben, auf dem wir in Theorie und Praxis gleichermaßen immer wieder versuchen müssen unser Bestes zu geben, da sie auf die Entfaltung aller Seinsmöglichkeiten angelegt ist. Träumt nicht von besseren, anderen Welten, diese hier ist die einzige, die ihr habt und sie bietet die besten Möglichkeiten unsere Potentialitäten voll auszuschöpfen und zu entwickeln.

LeibnizhausDie Denkstruktur, die dahinter steht ist meiner Meinung nach folgende. Was das Universum und damit auch unsere kleine Welt bewegt, ist die Frage nach Gott, die Frage nach Gott ist die Frage nach dem Sein, die Frage nach dem Sein ist die Frage nach dem Logos, alles dreht sich letztlich also darum, ob dem Universum eine allumfassende Vernunft inhärent ist und diese Frage läßt sich durch den Hinweis vielleicht beantworten, daß man die Vernunft als ein grundsätzliches Spiel aller Seinsmöglichkeiten miteinander verstehen kann.

Die Totalität aller Seinsmöglichkeiten ist das Ganz Andere, nach dem wir in unserer Begrenztheit immer wieder suchen und das wir als entwicklungsgeschichtliches Movens und als Garant der Grenze unseres Größenwahns begreifen können.

Und wenn ich es noch anführen darf, ich weiß, daß es immer schärfer werdende Widerstände gegen den Wiederaufbau einmal in der Geschichte zerstörter Gebäude gibt (das durch den 2. Weltkrieg zerstörte Leibnizhaus würde heute eher durch eine Einkaufsmall ersetzt, als das es wieder aufgebaut würde), weil sie eine Art Barikade gegen den sogenannten Fortschritt darstellen, ich möchte aber zu bedenken geben, daß es nicht nur die unwiederbringlich zerstörte Architektur ist und das menschliche Maß, das in dieser alten Architektur noch von Bedeutung war, um die es in den Diskussionen geht, es geht auch um die Frage des Denkmalschutzes, und dieser dokumentiert – wie man wissen sollte – nicht die Asche vergangener Zeiten, sondern das Feuer, das es weiterzutragen gilt.

Wir sollten uns mit Denkmalen inhaltlich beschäftigen, sie als Herausforderung und Korrektiv für unser Denken wahrhaft schätzen und nicht als Hindernisse auf dem Weg in eine blühende Zukunft verteufeln…

Sehr lesenswert ist das Buch: „Leibniz: Das Lebenswerk eines Universalgelehrten“
Das von Hans Heinz Holz, einem der Herausgeber der Werke von Leibniz bei der WBG verfaßt wurde. Holz ist leider im Jahr 2011 gestorben

Eine interessante Auseinandersetzung mit Hans Heinz Holz findet sich  in der ZME von Thomas Collmer: „Hans Heinz Holz, Weltentwurf und Reflexion“