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Zu meiner Motivation

Wenn man den Entschluß fast, einen nicht unerheblichen Teil seiner Lebenszeit in so etwas wie diesen Blog zu stecken, dann macht es Sinn, sich selbst und allen, die wiederum einen Teil Ihrer Lebenszeit dafür investieren, Beiträge dieses Blogs zu lesen, Rechenschaft darüber abzuleben, warum man diesen Blog eigentlich macht.

Deshalb für eilige (Schubladen-)Leser hier einige Gründe vorab:

1. Wenn die Natur die Henne und der Mensch das Ei ist, dann ist doch wohl sonnenklar, wer zuerst da war, weil das auch immer so bleiben wird, kann Öko.logie niemals ein Thema unter anderen sein. Öko.logie umfaßt alle Bedingungen von Leben auf diesem Planeten, und sie tut es in logischen Analysen aller aufeinander bezogener Faktoren.
Was wir auf diesem Planeten vorfinden, sind wunderbare über Jahrmillionen in der Evolution entwickelte Kreisläufe, die vermögen, alles mit allem im Gleichgewicht zu halten!
In absolut unverantwortlicher Weise beherzigen wir Menschen jedoch nicht den Grundsatz: „Never change a running system!“ Wir beherzigen es weder bei unseren Computern noch bei unserem Verhalten in öko.logischen Fragen. Diese Verhaltensweise möchte ich in diesem Blog untersuchen.

2.  Nun ist es aber so, das wir nicht nur in unverantwortlicher Weise in öko.logische Kreisläufe eingreifen, sondern auch Ressourcen, die dieser Planet uns ursprünglich im Übermaß zur Verfügung gestellt hat, dermaßen hemmungslos verbrauchen, als würde es kein Morgen mehr geben, nach dem Motto: „Leute rafft was das Zeug hält und wenn nix mehr da ist, setzen wir uns ab.“ Diese Strategie wird nicht aufgehen, da die Wahrscheinlichkeit für eine solche Absetzbewegung in den nächsten Jahrhunderten doch äußerst gering ist. Da ein Planeten-hopping also nicht funktioniert, sollten wir den Raubbau, den hemmungslosen Verbrauch von nicht erneuerbaren Ressourcen, schnellstmöglich stoppen (anstatt zum Beispiel mit Milliarden Banken zu retten) – solange vielleicht noch eine winzige Chance besteht, den Karren rumzureißen. Der größte Feind dieses Anliegens ist die Ignoranz und da kommt sie wieder, meine Motivation: Mit meinen bescheidenen Mitteln in diesem Blog gegen die Ignoranz anschreiben.

3.  Wir sind ständig von einer Dialektik zwischen gesamtgesellschaftlichen Strukturen – die sich in ähnlicher Weise in allen Lebensbereichen wiederfinden!!! – und individuellen, in der Evolution über Jahrtausende entstandene Bewußtseinsstrukturen und Verhaltensweisen bestimmt, beide Bereiche durchdringen sich fortwährend und müssen immer gemeinsam betrachtet werden, ich halte deshalb eine Vorgehensweise, die z.B. nur die kapitalistischen Gesellschaftsstrukturen für alles Elend auf dieser Welt verantwortlich macht, für genauso verfehlt wie jene, die nur die individuelle Gier und den Neid für eine temporäre Entgleisung in eine turbokapitalistische Frühzeit ansehen, und ansonsten von einem wunderbar funktionierenden, freien Weltmark schwärmen .
Meine Motivation für diesen Blog ist, für eine echte Dialektik zwischen Sein und Bewußtsein zu schreiben, für ein möglichst komplexes, ganzheitliches Analysieren von Strukturen und Bedingungen auf der einen Seite und bewußtes, achtsames Wahrnehmen und Verändern von Lebensweisen auf der anderen Seite. Bedingungen werden von Menschen gemacht und können durch Menschen auch geändert werden, alles andere ist Mythos!

4. Im Laufe unseres Lebens baut sich unser Gehirn eine mehr oder weniger große Schubladenkommode in deren Schubladen alle Eindrücke und Erfahrungen abgelegt werden, die Schubladen sind mit entsprechenden Gefühlsmarkern adressiert und können bei Bedarf über diese Adressen angesprochen, oder um im Bild zu bleiben, aufgezogen werden und neue Erfahrungen werden dann hineingepackt. Wir versuchen also um jeden Preis, alles was wir neu erleben, in bereits vorhandene Schubladen abzulegen.
Meine Motivation für diesen Blog ist die Hoffnung, bei dem ein oder anderen und natürlich auch bei mir selbst möglichst viele neue Schubladen an der Kommode anzubauen, aber vor allem auch eine sehr, sehr große Schublade zu konstruieren, in die alles hineinkommt, was sich der Zuweisung zu anderen Schubladen entzieht.

5. Was mich seit vielen Jahrzehnten stört ist das Schwarz/Weiß Denken, das sich aus Punkt 4 ergibt – ich möchte mit sehr viel Ironie und Provokation in meinen Beiträgen immer wieder versuchen, bei dem ein oder anderen und natürlich auch bei mir selbst  dieses digitale Denken aufzuknacken. Damit wir alle die Fähigkeit entwickeln, Widersprüche nicht immer sofort miteinander verrechnen zu wollen, sondern diese einfach mal aushalten, Widersprüche als Widersprüche so stehen lassen, wie sie nun mal sind. Leben heißt Widersprüche konstruktiv zu bewältigen und sie damit täglich immer wieder neu und anders zu gestalten.

Auch wenn Marx die Philosophen immer wieder gerügt hat, daß sie nicht immer nur die Welt verschieden interpretieren sollten, weil es schießlich und endlich doch darauf ankommt, sie zu verändern, bleibt die Interpretation, die Analyse immer eine notwenige Vorbedingung und gerade in der heutigen Zeit, in der Informationen über einzelne Bereiche exponentiell zunehmen und damit eine massive Spezialisierung einhergeht, haben Philosophen als die Vollprofis fürs Zusammendenken bald wieder Hochkonjunktur. Wo alles auseinanderfällt braucht man auch Leute, die alles wieder zusammensetzen.

Buddha wie Marx haben in ihrer Philosophie einen grundsätzlich holistischen, ganzheitlichen Ansatz und bei dem Patienten Kapitalismus, der sich krakenartig (die arme Krake) in alle Bereiche des Lebens vorgearbeitet hat und kein Schlupfloch mehr bleibt, um der Zwangsökonomisierung aller Lebensbereiche zu entgehen, bedarf es schon einer sehr ganzheitlichen Radikalkur. Für eine solche Radikalkur muß man natürlich erstmal eine Anamnese vornehmen, was wir dazu brauchen, ist Transparenz. Nun habe ich in meinem Leben aber immer wieder die Erfahrung gemacht, das Transparenz nicht nur eines ehrlichen Absenders von transparenten Informationen bedarf, sondern gleichermaßen auch ein gelehrter Empfänger notwendig ist, der von seinem Wissen her in der Lage ist, Transparenz-Informationen richtig einzuordnen, denn Transparenz existiert nicht per se, sie gewinnt immer nur durch den Kontext an Bedeutung.

Ich gebe mal ein plumpes Beispiel aus der Wirtschaft: Wenn eine Aktiengesellschaft mit einem Jahresumsatz von 1 Milliarde einen Jahresüberschuß von 1 Million ausweist und diese Information ohne jeglichen Kommentar im Wirtschaftsteil einer Zeitung als Kurzmeldung weitergegeben wird, dann könnte ein unwissender Zeitungslesen – der nicht in der Lage ist, diese Meldung in ihrem Kontext, also in ihrer Verhältnismäßigkeit zu beurteilen, der Ansicht sein, daß diese Firma wieder einen „satten“ Gewinn – immerhin eine Million Euro – eingefahren hat, in Wahrheit ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, daß diese „schwarze Null“ eher darauf hinweist, daß diese Aktiengesellschaft kurz vor der Pleite steht und man sich u.U. schleunigst nach einem neuen Job umsehen sollte – es könnte aber auch sein, daß diese Aktiengesellschaft durch entsprechende Lizenzverträge ihre Gewinne in Steueroasen verschiebt.

Kurz um: Zur Transparenz gehören immer zwei Seite, die, die ehrlich mit Ihren Adressaten, in der Politik z.B. den Wählern, umgehen wollen und die, die diese Informationen richtig zu bewerten und einzuordnen im Stande sind, wozu wiederum Wissen, also Bildung die Voraussetzung ist.

Aber jetzt möchte ich doch nochmal auf meine Motivation diesen Blog zu machen zurückkommen:
Vor rund eineinhalb Jahren habe ich damit begonnen, die Notizbucheintragungen meines alten Freundes Anselm Dal in einem Editionsblog, genannt Anselm-Dals-Nachtmeerfahrten.de zu veröffentlichen, dabei ging es mir weniger um eine literaturwissenschaftlich korrekte Arbeitsweise, als darum die Beiträge Anselm Dals selbst, die er in seinen 7 Notizbüchern über 30 Jahre hinweg vorgenommen hatte. Dieses Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen und falls es je von den Texten her abgeschlossen sein sollte, dann wartet noch jede Menge Arbeit auf mich, um dieses Projekt wissenschaftlich korrekt mit einem anständigen wissenschaftlichen Apparat zu Ende zu bringen.

Nun! Diese Editionsarbeit hat mich auf den Geschmack gebracht und mein alter Freund Anselm Dal wird es mir vielleicht verzeihen, ich habe für den Moment mal den Entschluß gefaßt, einen eigenen Blog zu beginnen und die Arbeit an dem Anselm Dal Blog zur Zeit etwas ruhen zu lassen.

Was mir nämlich in dem ADN-Blog etwas gefehlt hat, ist die Kommunikation mit dem Leser! und die Möglichkeit auch andere hochinteressante Blogs mit einem Link in den eigenen Blog einzubeziehen. Das wird sich – so hoffe ich zumindest – in meinem eigenen Blog ändern lassen.

Im Einzelnen sind für mich folgende weitere Aspekte für meinen ÖkoRadiX Blog von Bedeutung:

6. Als Ökosoph und Anhänger des „bumap2.3“ Konzepts ist mir natürlich die Transparenz meiner eigenen Motivation und meiner eigenen zunächst immer vagen Meinungen besonders wichtig, diese Transparenz läßt sich besonders gut dadurch herstellen, daß man versucht, seine eigenen Meinungen in möglichst verständliche und in sich schlüssige Worte zu fassen, wozu der Blog hervorragend geeignet ist.
Hier heißt es nämlich einen Beitrag über ein bestimmtes Thema, daß einem am Herzen liegt, durch Recherchen, also Wissensaufbau nicht nur so aufzuarbeiten, daß man es selbst zu verstehen glaubt, sondern auch die Anstrengung des Begriffs und der Darstellungen so auf sich zu nehmen, so Zusammenhänge aufzubereiten, daß ein fremder Dritter das Thema verstehen und sogar meine eigene Meinung dazu auch noch nachvollziehen kann. Für mich eine sehr schwierige aber durchaus lohnende Motivation!

7. Ich war nie der Typ, der jede Woche an der Barrikade steht und für irgendwelche dringend notwendigen Veränderungen kämpft. Trotzdem möchte ich einen winzigen Beitrag für eine bessere Welt – wenn auch nur vermeintlich bessere Welt – irgendwie zu leisten versuchen.
Das einzige aber, was ich in meinem Leben ansatzweise etwas gelernt habe und von dem ich hoffe, daß ich es ein klein wenig beherrsche, ist Denken (und Philosophieren) und ich habe ein starkes Interesse daran, diese Fähigkeit nicht nur im Geheimen zu benutzen und im Geheimen durch Übung weiterzuentwickeln.
Deshalb hoffe ich, daß ich durch diesen Blog ein paar Menschen kennenlerne, mit denen ich mich intensiv über Sachthemen auseinandersetzen kann, neue Denkanstöße erhalte, aber vielleicht auch anderen durch mein lebenslang aufgebautes Know How nützlich sein kann.

8. Ich sehe mich in der Tradition des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, bin also ein undogmatische Anhänger der kritischen Theorie. Nach ihrem Selbstverständnis sollte die kritische Theorie immer eine Theorie sein, die auf dem avanciertesten Standpunkt der Zeit steht, also immer auch die aktuellsten Entwicklungen in ihr Denken einbezieht, analysiert und Tendenzen frühzeitig erkennt. Adorno hat in seiner negativen Dialektik einmal davon gesprochen, daß die Negation der Negation nicht unbedingt eine neue Position bedeuten muß, sondern auch so gedeutet werden kann, daß die Negation nicht weit genug ging, diesen Denkansatz halte ich gerade heute für besonders wichtig.

9. Etwas mental gestärkt durch die buddhistischen Lehren ist eine ganz wichtige Motivation für diesen Blog, wieder den Zweifel „salonfähig“ zu machen, der Zweifel kann sehr stark gegen Vereinnahmung und Integration ehemals kontroverser Positionen in herrschende Machtsysteme immunisieren.
Wer Kritik übt und Zweifel anmeldet ist nicht! automatisch in der Bringschuld einen eigenen Vorschlag zu machen für ein bestimmtes Problem, ich halte es für einen großen Fehler, daß die Linke sich diesen Schuh immer wieder hat anziehen lassen.
Weil es erstens oft gar keine vernünftigen Vorschläge zur Lösung bestimmter Probleme gibt, die man eigentlich gar nicht hätte, wenn man nicht irgendwelchen schwachsinnigen Wirtschaftprämissen nachlaufen müßte, zweitens die Methode, immer konstruktive Vorschläge einbringen zu müssen, berechtigte Zweifel und Kritik im Keim ersticken hilft und drittens der Zweifel – in Form eines grundsätzlichen Falsifikationsprinzips – für mich die ehrlichste und wissenschaftlich effektivste Methode ist. Wir sollten nicht nach Belegen suchen, daß eine Theorie richtig ist, sondern nach Belegen, daß sie falsch ist, das bringt uns viel weiter!

10. Kommen wir zur Motivation Streitgespräch: Das andauernde Grundgefühl der Ohnmacht bei den wirklich brennenden Themen auf diesem Planeten, hat dazu geführt, daß es kaum noch Streitgespräche gibt, die früher oft nächtelang geführt wurden, als man noch der Meinung war, man könne alles verändern.
Viele haben sich in der Grundhaltung eingerichtet, daß man sowieso nichts wirklich verändern kann angesichts der Größe der Probleme und der Winzigkeit der Schritte und da man sowieso nichts wirklich verändern kann, kann man auch gleich alle Versuche einstellen und Party machen. Vergessen wird dabei, daß Streitgespräche Wissen aufbauen, sozial integrativ wirken und oft helfen das Gefühl der Ohnmacht zu verringer.

11. Was man nie vergessen sollte, transnationale Konzerne sehen das mit den Veränderungsmöglichkeiten ganz anders, diese sind unentwegt der Meinung, daß man natürlich alles verändern kann – oder bedeutet die massive Umverteilung des Vermögens von unten nach oben in den letzten Jahrzehnten keine Veränderung?
In allen Konzernzentralen wird eifrig an multinationalen Konzepten gestrickt, werden z.B. weltweit Rohstoffquellen aufgekauft oder erobert, Land gegrapped, Arbeitermassen – wie Maschinen, eben Gebrauchs- bzw. Verbrauchsgegenstände – von einem Land ins andere verschoben, aber auch Patente erstellt oder erworben, Lizenzverträge mit Firmen in Steueroasen geschlossen usw. usw. usw.
Vermögensumverteilungen im großen Stil gehen nicht wie durch Zauberhand ganz geheimnisvoll und unerklärlich von statten, da wird hart dran gearbeitet und da sind ganz, ganz viele helfende Hände aus Wirtschaft und Politik in der ganzen Welt daran beteiligt.

12. Es gibt nichts Gutes außer man tut es – dieser Sinnspruch hört sich leichter an, als er umzusetzen ist. Aber auch deshalb so schwer umzusetzen ist, weil wir uns alle ein stark quantitatives Denken angewöhnt haben, entweder bewegt man ganz, ganz viel, oder man kanns auch gleich ganz lassen, in allem steckt ein digitales Denken, 1 oder O, ja oder nein, bis du für mich oder gegen mich, bis du mein Freund oder mein Feind, hast du einen konstruktiven Vorschlag sonst halts Maul, was ist denn deine Kernaussage, worauf läßt sich denn dein Ansatz reduzieren, etc. etc. So funktioniert Leben nicht, so funktioniert nur das Bild vom Leben, das wir ständig in unserem Hirn produzieren (siehe Punkt 4).
Um bei sich und seiner Umwelt etwas zu verändern, gehört vor allem Ruhe und Beharrlichkeit, deshalb habe ich mir selbst das Mantra gegeben: „Schubladendenken – Nein danke!“.
Offenheit ist keinesfalls Beliebigkeit, und verschiedene Aspekte können auch gut unvermittelt nebeneinander stehen, man muß nicht immer sofort das eine mit dem anderen verrechnen, um zu einem festen Gesamtbild zu kommen. Eß ich Hummer – bin ich ein Kapitalistenschein, eß ich Frankfurter Würstchen mit Schrippe und Mostrich, bin ich aufrechter Proletarier. Das ist Schwachsinn.
Leben ist Vielfalt und nicht Einfalt. Und ob man politisch etwas Gutes getan hat, läßt sich oft genauso schwer beantworten, wie man objektiv nicht wirklich feststellen kann, ob man vor einem halbvollen oder einem halbleeren Bierglas sitzt.

13. Meine Motivation für diesen Blog ist, pauschale Zuschreibungen aufzuknacken, weil ich sie in einem nicht unerheblichen Teil für das Elend auf dieser Welt verantwortlich mache. Frontbildungen sind gut und falsch zugleich und wenn ich diese Aussage einfach mal so stehen lasse, dann werde ich dadurch nicht beliebig und indifferent in meiner politischen Haltung.
Der Kapitalismus hat sich da viel flexibler gezeigt und so gut wie alles in seinem System integriert, auch wenn es noch so revolutionär daher gekommen ist! Ein buddhistisch geschulter Marxist läßt sich nicht so leicht durch kostbare materielle Geschenke einfangen, er hat es viel leichter an den Sachthemen dranzubleiben.
Wie ich oben schon sagte, wir leben auf einem Planeten, der in Jahrmillionen der Evolution ganz wunderbare Kreisläufe entwickelt hat, aber ein Kreislauf verträgt sich eben nicht mit einem Wirtschaftssystem das auf Wachstum und Verzehr von unwiederbringlichen Ressourcen ausgelegt ist. Den Krieg, den wir Menschen gegen diese Kreisläufe führen, den Raubbau, den wir ständig betreiben, den müssen Menschen bezahlen und in der Regel sind es nicht die selben, die diese Kriege verursacht haben.

14. Der Sinn des Lebens ist so viel Glück wie möglich zu erlangen! So einfach wie dieser Satz klingt, so schwer ist es diesen Satz wirklich mit Inhalt zu füllen. Die Glücksforschung ist für einen buddhistischen Marxisten von ganz besonderer Bedeutung, deshalb möchte ich in diesem Blog versuchen dieser Frage immer wieder nachzugehen.
Wir haben uns einen gewissen Tunnelblick auf unseren eigenen Wohlstand angewöhnt, der sogenannte Andere kommt eigentlich nur noch in Sonntagsreden vor.
schon der Perspektivenwechsel, also sich anzugewöhnen einen Sachverhalt nicht nur aus der eigenen Perspektive, sondern auch aus der Perspektive des Anderen zu sehen, kommt in der Praxis auch kaum vor, wäre es anders, würden nicht so viele Coaches in der Wirtschaft ein so gutes Auskommen finden.

15. Zu guter letzt möchte ich nicht verheimlichen, daß ich mit meinem alten Freund Anselm Dal eine Wette abgeschlossen habe, bei der ich gewettet habe, daß es mir in den nächsten Jahren gelingen wird, meinen bescheidenen Lebensunterhalt für mich und meine Frau dadurch zu verdienen, daß ich mein in rund 35 Jahren aufgebautes know how in Projekte investiere, die mir politisch sinnvoll erscheinen.
Mir ist es nach wie vor völlig unverständlich, wie wenig Wertschätzung soliden Erfahrungen und älteren Mitarbeitern entgegengebracht wird. Wer meint, das Rad immer wieder neu erfinden zu müssen, vergeudet einen großen Teil seiner Ressourcen in Bereichen, die schon längst ausführlich erprobt und geklärt sind. Die, die wirklich – und nicht nur in der Werbung – den Weg für Innovationen freimachen, sind Mitarbeiter, die in Ihrer Geschichte schon vieles probiert und überall Erfahrungen gesammelt haben. Auf erfahrene Mitarbeiter zu hören, hilft jede Menge Fehlinvestition zu vermeiden! Das ältere Mitarbeiter nicht mehr in der Lage seien, den modernen Anforderungen gerecht zu werden und nicht mit jungen Mitarbeitern zusammen arbeiten wollen und können, halte ich wieder für so eine Schublade, die ich in diesem Blog mal durch Zahlen aufräumen möchte

Jedenfalls werde ich über meine Erfahrungen bei der Umsetzung meiner Wette ebenfalls regelmäßig in diesem Blog berichten, natürlich nur wenn es wirklich etwas zu berichten gibt…

Wissenschaft in 7 Schritten und 49 Thesen

Eule der Minerva„De omnibus dubitandum“

Es kommt darauf an, das Zweifeln zu lernen.
Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen
verliebt – statt ins Scheitern.

Schön wäre es, wenn das Lieblings-Motto von Karl Marx:
„An allem ist zu zweifeln!“ auch zur Grundlage des
wissenschaftlichen Arbeitens würde.

Natürlich versuchen wir seit Jahrtausenden die Natur und den Kosmos, in dem wir leben, immer besser zu verstehen, um uns vor den Gefahren und Widrigkeiten, die uns von “Außen” drohen, besser zu schützen. Aber wir haben inzwischen auch gelernt, daß wir von “Innen” bedroht sind, durch uns selbst nämlich. Wissenschaft, also die systematische Erkundung der Welt aber auch des Wissens selbst, soll uns nicht nur gegen Bedrohungen helfen, sondern auch unseren BruttoGlücksFaktor steigern helfen (Jigme Singye Wangchuck). Um Erfolge und Risiken unserer modernen Wissenschaft vernünftig einzuschätzen, sollten wir uns zunächst von ideologischen Betrachtungsweisen der Wissenschaft soweit als möglich befreien?

Das einzige Werkzeug, das es für ein wahrhaft wissenschaftliches Denken geben kann, ist der Zweifel! Weder Glauben noch Nicht-Glauben sind dazu angetan den Weg der Wissenschaft zur wahren Wirklichkeit zurückzulegen und jeder ist gut darin beraten, diesen Satz sofort zu bezweifeln, um zu sehen, ob er ihn für sein eigenes wissenschaftliches Denken akzeptieren kann.

Der Mythos von “Atlantis” kann uns als doppeltes KulturDenkBild besonders gut helfen, das Zweifeln zu lernen, denn der Untergang von Atlantis – zunächst mal völlig egal, ob es existiert hat oder nicht, wurde sowohl durch seine Binnenprobleme wie durch seine unerkannten, kosmischen Außenprobleme verursacht und durch die mächtigen Idelogien des Glaubens und Nicht-Glaubens. Die atlantischen Wissenschaftler (Hohenpriester) die das Wissen dieser Hochkultur über den ganzen Globus verteilt haben, haben diesen beiden Gefahrenbereichen Rechnung getragen, in dem sie sowohl das kosmologische Wissen in entsprechenden architektonischen Denkbildern bewahrten und der Menschheit wissenschaftliche Untersuchungsstätten – wie das Observatorium von Gizeh – hinterließen und damit die Grundlagen der modernen (Astro)Physik lieferten, als auch durch ethisch-moralische Anweisungen, die zunächst in mündlicher Form später in schriftlicher an nachfolgende Generationen weitergegeben wurden.

Die Theorien, die wir uns über die Welt und uns in der Welt machen, sind erstmal nichts weiter als Vermutungen, die wir durch mehr oder weniger gut fundierte Beobachtungen und Erfahrungen erschaffen, wenn wir im weiteren Verlauf nicht nach Verifikationen unserer Theorien suchen, in dem wir letztendlich doch nur mit unserer selbsterschaffenen ‘Vor’urteilsbrille die Welt betrachten und immer nur überall Bestätigungen unserer Theorien finden, sondern nach Falsifikationen, also nach Möglichkeiten, Beobachtungen oder Denkwegen suchen, um unsere Theorien zu widerlegen, dann sind wir auf dem richtigen Weg, wenn wir auch als Menschen in unserem grundsätzlichen Streben nach Anerkennung und Bestätigung uns radikal ändern müssen. Der kritische Rationalismus ist für uns sicherheitsbedürftige Menschen eine riesige Herausforderung, die kein Stein auf dem anderen läßt!

Auf dieser Grundlage habe ich mir für mein eigenes Denken ein siebenstufiges Modul-Schema zur Wissenschaft zusammengestellt, das jederzeit revidierbar und erweiterbar ist und das mir und vielleicht auch uns helfen soll, das Zweifeln zu lernen:

1.    Wir sind Teil einer untrennbaren Wirklichkeit.

1.1.    Wir sind kein Subjekt das dem Objekt ‘Wirklichkeit’ gegenüber steht.
1.2.    Wir und die gesamte Wirklichkeit sind in ständiger Evolution begriffen.
1.3.    Wir fühlen wie überlebensnotwendig ein Verständnis dieser Wirklichkeit ist.
1.4.    Wir fühlen unsere grundsätzliche Begrenztheit bei der Veränderung der Wirklichkeit.
1.5.    Wir verändern unseren Einflußbereich in der Geschichte nur unwesentlich.
1.6.    Wir fühlen, daß unsere Wahrnehmungen nur Annäherungen an die Wirklichkeit sind.
1.7.    Wir fühlen, daß unsere Wahrnehmungen kulturgeschichtlich bedingt sind.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

2.    Wir versuchen beobachtete Erfahrungen dieser Wirklichkeit zu systematisieren.

2.1.    Wir konzentrieren uns auf sich wiederholende Erfahrungen.
2.2.    Wir versuchen unsere Wahrnehmungen zu verfeinern.
2.3.    Wir versuchen Hilfsmittel zu entwickeln für unsere Wahrnehmungen.
2.4.    Wir versuchen allgemein wiederholbare Wahrnehmungsmethoden zu entwickeln.
2.5.    Wir Systematisieren ‘entweder/oder’ und ‘sowohl/als auch’ Erfahrungen.
2.6.    Wir Problematisieren grundsätzlich jede Erfahrung.
2.7.    Wir wählen intuitive Ehrlichkeit zum Maßstab unserer systematisierten Erfahrungen.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

3.    Wir entwickeln Theorien aufgrund dieser Erfahrungen unter bestimmten Prämissen.

3.1.    Wir abstrahieren von unseren konkreten Erfahrungen und erzeugen Abbilder.
3.2.    Wir akzeptieren grundsätzlich, daß unsere Theorien nicht automatisch besser werden.
3.3.    Wir versuchen Ursachen und Wirkungen in ‘wenn => dann’ Modellen zu erfassen.
3.4.    Wir entwickeln Theorien, die in sich schlüssig, kohärent und widerspruchsfrei sind.
3.5.    Wir entwickeln Theorien, die immer zeitlich bedingt und jederzeit veränderbar sind.
3.6.    Wir erkennen, daß Widerspruchsfreiheit nicht Homogenität der Aussagen bedeutet.
3.7.    Wir können keine letztgültig verifizierbaren Theorien entwickeln.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

4.    Wir entwickeln Voraussagen aufgrund dieser Theorien unter bestimmten Prämissen.

4.1.    Wir entwickeln quantifizierbare Voraussagen über Sachverhalter dieser Wirklichkeit.
4.2.    Wir versuchen auch qualitative Voraussagen zu entwickeln.
4.3.    Wir entwickeln Voraussagen logisch und möglichst in mathematischen Termen
4.4.    Wir sagen Konsequenzen, die sich bei verschiedenen Ergebnissen ergeben, voraus.
4.5.    Wir bestimmen klare Grenzen, Geltungsbereiche unserer Voraussagen.
4.6.    Wir versuchen ethisch-moralische Konsequenzen unserer Theorien vorauszusagen.
4.7.    Wir machen keine Voraussagen über die ökonomische Verwertbarkeit unserer Theorien.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

5.    Wir entwickeln Experimente, die diese Voraussagen widerlegen sollen.

5.1.    Wir achten daraus, das jeder unsere Experimente wiederholen kann.
5.2.    Wir dokumentieren die Experiment mit allen notwendigen Details.
5.3.    Wir benutzen eine mathematisch logische und allgemein verständlich Dokumentationsmethode.
5.4.    Wir entwickeln keine Experimente die ethisch-moralisch verwerflich sind.
5.5.    Wir verfeinern und dokumentieren durch Experimente unsere Beobachtungen.
5.6.    Wir entwickeln Experiment- und Prüfkaskaden und keine singulären Experimente.
5.7.    Wir entwickeln Experimente, die Antworten auf viele Aspekte unserer Theorien ergeben.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

6.    Wir entwickeln bei Theoriefalsifikationen konzentrische Relevanzkreise.

6.1.    Wir ordnen um unser Paradigmenzentrum unsere Relevanzkreise konzentrisch an.
6.2.    Wir wählen die Abstände der Relevanzkreise vom Zentrum entsprechen ihrer Relevanz zum Zentrum.
6.3.    Wir ordnen Falsifikationen entsprechenden Relevanzkreisen zu und gewichten sie damit.
6.4.    Wir ordnen auf unseren Relevanzkreisen Module und Einzelvermutungen an.
6.5.    Wir setzen unsere Module aus Axiomen, Hypothesen, Grundannahmen zusammen.
6.6.    Wir erkennen die Wirklichkeitsrelevanz der Module in ihrer Aussagekraft über die Wirklichkeit.
6.7.    Wir bemühen uns bei jeder Falsifikationsmöglichkeiten um ideologiefreie Bewertungen.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

7.    Wir entwickeln neue Theorien wenn Paradigmen nicht mehr haltbar sind.

7.1.    Wir geben bei einer Falsifikation des Paradigmenzentrums die Theorie insgesamt auf.
7.2.    Wir zerstören bei einer Falsifikation des Paradigmenzentrums nicht zwangsläufig alle Relevanzkreise.
7.3.    Wir erstellen mit neuen Paradigmen sowie neuen und alten Modulen eine neue Theorie.
7.4.    Wir durchlaufen mit dieser Theorie wieder alle sieben Phasen unseres Wissenschaftsschemas.
7.5.    Wir versuchen unsere Erfahrungen mit der alten Theorie in der neuen umfassend zu berücksichtigen.
7.6.    Wir versuchen bei neuen Theorien umfassend Schnittstellen zu anderen Theorien zu definieren.
7.7.    Wir verknüpfen Paradigmen nicht mit sachfremden Themen und anderen zeitlich begrenzten Theorien.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

Nachbemerkung: Ein chinesisches Rollbild begleitete Bertolt Brecht viele Jahrzehnte, zuletzt hing es in seinem Schlafzimmer in der Wohnung am Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Hier in der Nähe all der großen Geister, wie Hegel und Fichte, auf die er nun hinuntersehen konnte von seinem Arbeitsplatz aus, fand er sich in guter Gesellschaft, wenn es darum ging, den aufrechten Gang täglich zu üben und das Rollbild des Zweiflers immer wieder auszurollen.

Der Zweifler von Bertolt Brecht

Immer wenn uns
Die Antwort auf eine Frage gefunden schien
Löste einer von uns an der Wand die Schnur der alten
Aufgerollten chinesischen Leinwand, so daß sie herabfiele und
Sichtbar wurde der Mann auf der Bank, der
So sehr zweifelte.

Ich, sagte er uns
Bin der Zweifler, ich zweifle, ob
Die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat.
Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte.
Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa
Auf die Wahrheit verlassen habt dessen, was ihr gesagt habt.
Ob es nicht vieldeutig ist, für jeden möglichen Irrtum
Tragt ihr die Schuld. Es kann auch eindeutig sein
Und den Widerspruch aus den Dingen entfernen; ist es zu eindeutig?
Dann ist es unbrauchbar, was ihr sagt. Euer Ding ist dann leblos
Seid ihr wirklich im Fluß des Geschehens? Einverstanden mit
Allem, was wird? Werdet ihr noch? Wer seid ihr? Zu wem
Sprecht ihr? Wem nützt es, was ihr da sagt? Und nebenbei:
Läßt es auch nüchtern? Ist es am Morgen zu lesen?
Ist es auch angeknüpft an vorhandenes? Sind die Sätze, die
Vor euch gesagt sind, benutzt, wenigstens widerlegt? Ist alles belegbar?
Durch Erfahrung? Durch welche? Aber vor allem
Immer wieder vor allem anderen: Wie handelt man
Wenn man euch glaubt, was ihr sagt? Vor allem: Wie handelt man?

Nachdenklich betrachteten wir mit Neugier den zweifelnden
Blauen Mann auf der Leinwand, sahen uns an und
Begannen von vorne.