ADN-Logbuch VI – ÜBER DAL

ÜBER DALEditorische Vorbemerkung

Mein ADN-Blog kann Neudeutsch als eine Art „Edition in Process“ verstanden werden, d.h. während ich die Logbücher Anselm Dals (siehe auch meine Vorbemerkungen zum Logbuch 6) editiere, stelle ich meine Ergebnisse hier in den Blog, so daß jeder Besucher des Blogs meine Arbeit – die wahrscheinlich noch Jahre dauern wird – mitverfolgen kann.

Anselm Dal hat seine Nachtmeerfahrten in sieben Logbüchern dokumentiert.ADN-Logbuecher-1-7

Alle Eintragungen sind wie in einem Logbuch durchgehend nummeriert nach dem Schema: LB-VI-100-01 was soviel bedeutet wie:
Logbuch Nummer VI (ÜBER DAL) / Haupteintrag mit der Nummer 100 / Untereintrag mit der Nummer 01.

Auf zeitliche Hinweise wird bei den Logbucheintragungen verzichtet, ich nehme an – einen Beweis dafür kann ich leider nicht erbringen – daß damit jedem Versuch einer Interpretation einer zeitlicher Weiterentwicklung vorgebeugt werden sollte (selbst wenn die Eintragungen niemals von Dal zur Veröffentlichung bestimmt waren, kann dieses Vorgehen doch auch als Selbstschutz vor eigener Geschichtsfälschung gewertet werden!), ein Eintrag also der z.B. 1979 (dem ersten Jahr aus dem Einträge stammen) vorgenommen wurde, soll völlig gleichwertig neben einem Eintrag von 2012 stehen, die quantitative Zeitspanne von 33 Jahren soll nicht in eine qualitative Weiterentwicklung uminterpretierbar sein.

Diese These wird auch dadurch untermauert, daß Dal seine Eintragungen in den Logbüchern nicht im Fortgang der Seiten von 1 bis 210 vorgenommen hat, sondern auf den ersten Blick völlig willkürlich vornahm. Ein Eintrag von 1979 kann nicht nur auf Seite 1 sondern auch auf Seite 100 stehen. Durch den Fortgang der Eintragungen kann dadurch ein Eintrag von 2001 neben einem Eintrag von 1984 stehen und so weiter.

Erst wenn wir einen größeren Teil der Einträge entziffert haben, können wir vielleicht eine Theorie entwickeln, daß die Platzierungen der Einträge einem strukturellen Plan für das Ganze entsprechen, bislang ist es aber noch zu früh, um solche Überlegungen anzustellen.

Noch ein Wort zu der Art wie Anselm Dal seine Eintragungen vorgenommen hat. Alle Eintragungen wurden mit Füllfederhalter und in der Regel mit schwarzer aber auch mit roter und grüner Tinte ausgeführt ( auf die rote und grüne Tinte weise ich bei den einzelnen Eintragungen hin).

Die Schrift Dals ist mikroskopisch klein insofern hat sie mich an die Microgramme Robert Walsers erinnert, dieser hatte seine Notizen allerdings mit einem extrem fein gespitzten Bleistift ausgeführt, während Anselm Dal immer Füllfederhalter mit einer SF (superfeinen) Spitze benutzt hat.

Jedes Logbuch beginnt immer mit einem Bild (wie dem hier abgebildeten von Ephraim Moshe Lilien, das er für seinen Freund Verthold Feiwel 1902 als Ex Libris gezeichnet hat), das wohl summarisch für den gesamten Inhalt des Logbuchs stehen soll. Aber auch sehr viele Eintragungen hat Dal durch eingeklebte Bilder ergänzt, ich versuche diese soweit es technisch möglich ist, im Blog aufzunehmen, ihre Herkunft und u.U. auch ihre Bedeutung näher zu erklären, soweit es aus den Eintragungen Dals nicht selbst schon hervor geht.

Logbuch-VIWas erwartet uns im Logbuch VI

Ich versuche nun einige Gedanken dazu zu entwickeln, warum das sechste Logbuch von Dal mit den zwei Wörtern „ÜBER DAL“ bezeichnet wurde und wie ich bei der Aufarbeitung des sechsten Logbuchs vorgegangen bin und weiter vorgehen möchte.

Zunächst wird sich jeder Leser fragen, weshalb Dal im Logbuch VI von sich in der dritten Person singular und nicht in der ersten Person spricht. Das kann ich inzwischen leicht beantworten, Dal hat es sich über die Jahre zur Gewohnheit werden lassen, bei allem was er tut und erlebt immer einen Schritt neben sich zu stehen und zu beobachten, was er Anselm Dal so alles unternimmt im Leben.

Bei seiner achtsamen Selbstbeobachtung hat es Dal bisweilen selbst bis in den vierten Level geschafft, was das zu bedeutet hat, werde ich bei den entsprechenden Eintragungen erläutern, soweit es nicht unmittelbar verständlich ist.

Darüber hinaus werden viele Leser – ich eingeschlossen – bei der Bezeichnung „ÜBER DAL“ sofort vermuten, daß sich in diesem Logbuch – quasi tagebuchähnliche Eintragungen Dals zu seiner Person finden (dritte Person, hin oder her) – diese Annahme bewahrheitet sich jedoch nicht.

Allenfalls indirekt erfahren wir etwas über Dal, da hier vor allem Gedanken festgehalten wurden, die für das Leben und Denken Dals einmal eine wichtige Rolle gespielt haben. Die sozusagen der Vorstellungswelt aufhelfen, sich die Lebens- und damit Gedankenwelt Dals besser, also lebendiger vorzustellen.

Dal hat in seinen Logbüchern notiert, daß er inmitten einer großen Familie von Denkern aller Art inmitten einer Landschaft gelebt hat, in der Bücher wie Menschen lebten. Von hierher ist es auch leicht zu erklären, warum mir Dal vor seiner Abreise seine sieben Logbücher zur Herausgabe im Blog zu treuen Händen hinterlassen hat. Er möchte sich bei all diesen Familienmitglieder, bei all diesen großen und wunderbaren Denkern bedanken, daß sie bereit waren, ihr Leben in den Dienst ihres Werkes zu stellen. Diese Werke haben das Leben Dals wie Freunde begleitet und es sehr, sehr reich gemacht.

In wie viele Gedankenwelten – egal ob sie in Form von Texten, Bildern oder Musikstücken auftraten – konnte Dal in seinen Nachtmeerfahrten ungehindert reisen, diese Reisen hat er in seinen Logbüchern immer wieder festgehalten, nicht in Form von Faktenwissen (das kann sich gerade in heutigen Internetzeiten jeder innerhalb von Sekunden im Internet erwerben) sondern im Erzählen von ganz individuellen Reiseerlebnissen, denn die Künstler, die Menschen, die hinter den Werken stehen, waren ihm immer kommunikationsfreudige Reisebegleiter mit denen er vieles erlebte.

Darüber hinaus erfahren wir hier einiges Grundsätzliche zum Aufbau der Logbücher und warum er überhaupt sich immer wieder der Mühe unterzogen hat, diese Logbücher seiner Nachtmeerfahren fortzuführen.

Der Versuch in diesem unendlich flüchtigen Mahlstrom von Daten, Gedanken und Bildern etwas zu gewinnen, woran man sich halten kann und was gleichzeitig das Flüchtige mit in sich trägt.

Genauso wie Dal hinter seine Logbüchern als Person ganz und gar zurücktreten wollte, so möchte auch ich es – als Herausgeber dieser Logbücher – handhaben. Ohnehin gibt es über mich nicht viel zu sagen, ich bin von meiner wissenschaftlichen Provenienz her – ähnlich wie Dal Literaturwissenschaftler und promovierter Philosoph. Ich lebe auf Metavier, einem kleinen Reflexionsplaneten im Sonnensystem Anselm Dals. Meine Heimatgalaxie ist die Milchstraße und mein Familienstand ist verheiratet.

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