Philosophisches Abendgespräch

Die „Eule der Minerva beginnt erst mit der
einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“
G. F. Hegel, Grundlinien der
Philosophie des Rechts, S. 14

Thema des heutigen Abendgesprächs ist:
Von seinen Feinden lernen

Als es in Deutschland Ende der siebziger Anfang der achtziger Jahre noch eine Friedensbewegung gab, die Ihren Namen wirklich noch verdient hatte, gab es einen weitverbreiteten Autoaufkleber, auf dem war zu lesen:

„Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin … “

Auch bei diesem Aufkleber funktioniert wieder die Grundkonstruktion erhellenden Denkens: Ändere die Perspektive und vieles wird schlagartig klar.

Nicht alles, was dem massenhaft verbreiteten, sogenannten gesunden Menschenverstand unmittelbar einleuchtet, muss auch noch Bestand haben, wenn wir es mit der Grundhaltung einer wahrhaftigen, intellektuellen Redlichkeit genauer betrachten.

Perspektive-Wechsel

Der gesunde Menschenverstand in seiner Subjekt-Objekt-Gefangenheit kennt eigentlich nur den äußeren Feind. Wer jedoch für sich die Grundhaltung intellektueller Redlichkeit reklamiert, sieht genauer hin und wechselt immer wieder die Perspektiven der Betrachtung. So könnte man durchaus auch die These aufstellen: Jeder von uns erschafft sich seine Feinde selbst, deshalb können wir von unseren Feinden auch so viel lernen – lernen über uns selbst!

Oft bedeutet von seinen Feinden zu lernen, sich intensiv selbst zuzuhören, ohne eine gleichzeitige Bewertung des Gehörten abzugeben.

Wir erschaffen uns einen Feind, indem wir einem – wie auch immer gearteten – Gegenüber Eigenschaften zuweisen, die uns verletzen. Sei es, weil dieses Gegenüber Dinge bewirkt, die wir nicht wollen oder Dinge verhindert, die wir wollen.

Jedes Gegenüber kann zu unserem Feind werden und wir stehen immer in einer Beziehung zu unseren Feinden, eine beziehungslose Feind-Situation kann es nicht geben. Gerade deshalb fällt der Umschlag von Freund in Feind oft so heftig aus, weil es immer innerhalb einer Beziehung von Menschen mit Menschen oder Menschen mit anderen Lebewesen geschieht.

Natürlich ist die Bandbreite dessen, wer oder was alles zum Feind werden kann, innerhalb des Lebendigen, also eigenständig Operierenden, sich Verändernden sehr groß. Das muss nicht immer der Soldat eines Heeres, der uns an einer Front als Gegner gegenüber steht, sein, das kann auch allgemein die Natur sein oder der Nachbar von Nebenan, den wir zum Feind erklären.

Der Feind in unserem Selbst-Modell

So wie unser ICH – unser Modell von uns Selbst – einer komplexen, radikalen Konstruktion unterliegt, an der wir mit zweckdienlichen Konstruktionsansetzen, die eine gewisse, alltagstaugliche Viabilität besitzen, ein Leben lang arbeiten, so sind auch unsere Feinde Konstruktionen, die wir – aus welchem Grund auch immer – benötigen, um durchs Leben zu kommen – vermeintlich.

Wenn wir uns mit unseren Feinden beschäftigen, dann lernen wir etwas über all die Konstruktionen, die Modelle, die wir uns ständig neu erschaffen bzw. verändern, weil wir bewusst oder unbewusst glauben, nur so bestehen zu können und nicht unterzugehen. Ob „Etwas“ ein innerer oder ein äußerer Feind ist, lässt sich nur über die Relation zu unserem Selbst-Modell ernsthaft klären.

Vieles um uns herum zum Beispiel, was wir als etwas Numinoses klassifizieren, als etwas, das uns ängstigt und zu verletzen scheint, tragen wir mit uns herum, projizieren es aber zur Kenntlichmachung auf ein Gegenüber. Ein Feind – als Gegenüber – ist immer auch ein Spiegelbild oder eine Relation zu uns selbst, ist der Feind groß sind wir klein, besiegen wir den großen Feind, ist er klein und wir groß, dieses Spiel ist endlos zu betreiben, aber immer durch die Relation gekennzeichnet. Ein Vakuum-Feind ist eine logische Unmöglichkeit!

Der Feind im Buddhismus

Es ist nicht verwunderlich, das sich das Konstrukt der Feindesliebe nicht nur im asiatischen Buddhismus findet, sondern auch in der abendländischen Kulturgeschichte, denn es ist eine allgemein menschliche Überlegung, dass der sogenannte Feind eigentlich mein Bruder oder meine Schwester ist, wenn man davon ausgehen, dass wir als Menschen alle miteinander verwandt sind.

„Wenn dich jemand tadelt, haßt oder schlecht von Dir spricht, such in sein Herz einzudringen und sieh nach, was für ein Mensch er ist; und du wirst sehen, daß du dich nicht zu beunruhigen brauchst, so sehr er dich auch beschimpfen mag.
Sei gut zu ihm; denn in ihm lebt ein naher Verwandter, einer wie du, dem, wie dir, derselbe Gott hilft in all euren gemeinsamen Kümmernissen.“

Marc Aurel (121-180) Selbstbetrachtungen, IX/27

Der Buddhismus als Religion, in seiner Rückverbindung zu den Wurzeln des Menschseins, untersucht zu allererst unsere Bewusstseinstätigkeit, mit all seinen Täuschungen und Verstrickungen in das was er Samsara nennt, also in den Kreislauf der Existenz.

Die Gefangenheit in den drei unheilsamen Wurzeln der Existenz, also Hass, Gier und Verblendung, sorgt dafür, dass wir uns aus dem leidvollen Kreislauf des Lebens nicht befreien können.

Deshalb kommt dem Lernen von seinen Feinden im Buddhismus ein ganz zentrale Bedeutung zu: Zum einen um sich von den Geistesgiften zu befreien, zum anderen um die Leere der eigenständigen Form (Shunyata) in der Substanz zu begreifen.

Die Visualisierung der geistigen Hemmnisse in der Form von Feindbildern, die für uns oft realer sind als die Feinde selbst, spielt eine entscheidende Rolle in der buddhis­tischen Meditationspraxis, natürlich mit der Zielsetzung die Feindbilder aufzulösen.

Im tibetischen Buddhismus wird alles, was uns scheinbar feindlich gegenübersteht, uns an Erleuchtung und der vollen Entfaltung unserer positiven menschlichen Potentiale hindert, im Bild der Gottheit „Mara“ (wörtlich: der Mörder, der Teufel, der Feind) zusammengezogen und natürlich findet sich auch in dieser Konstruktion eine weitere Gottheit, die uns hilft, die uns Kraft verleiht, um uns von den Feindbildern, mit denen uns Mara umstellt, zu befreien, diese Gottheit ist die „grüne Tara“ (wörtlich: die Retterin).

Unter Mithilfe der grünen Tara kann man sich mal auf den Weg machen und erkunden, wieso wir besonders gut von unseren Feinden lernen können.

Die These ist, weil wir gerade aus diesen Feindbeziehungen so viel über uns selbst erfahren können. Bekanntlich führt der Weg zur Erleuchtung immer nur durch das Tal der Tränen und der Auseinandersetzung mit unseren Feinden.

Um zunächst in der Bilderwelt des Buddhismus und beim Menschen zu bleiben: Jedes fühlende Wesen, wozu auch die Menschen gehören, hat im Buddhismus Buddha-Natur, ist grundsätzlich gut – also kein Feind – jeder ist zum vollständigen Erwachen entweder fähig oder muss sich dessen nur noch bewusst werden (je nach Schule).

Feinde und Freunde gibt es von Natur aus nicht, es gibt nur Menschen, die sich begegnen und durch ihre Interaktion zu Freunden oder Feinden werden, also durch die mannigfachen Defizite, mit denen wir behaftet sind. Wenn wir an diesen Defiziten arbeiten, können wir sie überwinden und das Freund-Feind-Schema verlassen und uns als Menschen begegnen.

Sich mit seinen Feinden beschäftigen

Ein Feind, mit dem wir uns beschäftigen, wird uns vertraut, Vertrautheit durchbricht schon ein Stück weit das Feindbild. Das Freund-Feind-Schema ist Ausdruck unserer binären – 0 oder 1 – Welt, die sich entwicklungsgeschichtlich aus der Notwendigkeit einer schnellen Beurteilung, Einschätzung von Situationen ergeben hat.

Bleiben = Freund oder Fliehen = Feind oder, wenn die Situation unübersichtlich mit „vielleicht“, mit „sowohl als auch“ zu beurteilen ist, Kämpfen oder sich totstellen.

Die schnelle Orientierung und Handlungsentscheidung hat die Mechanismen unseres Gehirns wesentlich länger und nachhaltiger geprägt, als das „intellektuelle Geschwätz“ einer vom Broterwerb freigestellten geistigen Elite.

Automatisierte Vorgänge werden von der Amygdala und den impliziten Gedächtnissen gesteuert; man kann dies daran erkennen, dass die entsprechenden Vorgänge trainiert werden müssen und dann unter Ausschaltung des Großhirns ablaufen.

Höherwertige Vorgänge, wie das Erfassen des Sinns von Worten, finden ausschließlich im Großhirn statt, da nur dieses die dazu notwendige Ausstattung hat. Kulturgeschichte ist eine Erfindung des Großhirns, damit fängt der ganze Ärger an.

Warum? Es ist davon auszugehen, dass mit der evolutionären Vergrößerung des NeoCortex auch die Abstimmmechanismen zwischen Stammhirn, Klein- und Großhirn komplizierter und weniger Reaktionsschnell wurden. Die lebensbedrohliche Situation, die von einem äußeren Feind ausgelöst wird, konnte dadurch zu einem psychischen Trauma werden, das durch extreme psychische Belastungen erzeugt wird und mit einer Reizüberflutung einhergeht.

Eine lebensbedrohliche Situation führt bei fast allen Tierarten zu einer von zwei möglichen primären Grund-Reaktionsmustern: Flucht oder Verteidigung. Falls keine dieser beiden Reaktionen Aussicht auf Erfolg hat, kann es je nach Tierart und Umständen zu einer weiteren möglichen Reaktion kommen: dem Totstellreflex.

Eine lebensbedrohliche Situation, wie sie leicht im Krieg, bei Überfällen oder Vergewaltigungen vorstellbar ist, schaltet die Abstimmmechanismen im Gehirn ab.
Eine gefährliche Situation wird zunächst in der Amygdala festgestellt; dies geschieht ganz automatisch und ohne Zutun des Großhirns. Daraufhin werden Hormone wie Glukokorti­koide und Serotonin ausgeschüttet, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen und Energie-Reserven mobilisieren.

Das limbische System (mit Amygdala, Hippocampus, Hypothalamus, Gyrus cinguli) filtert Informationen und belegt sie mit Gefühlen, bevor sie in verschiedenen Gedächtnissystemen abgespeichert werden.

Bei Angst und Stress aktiviert die Amygdala über den Hypothalamus eine Hormonkaskade. Zum Blackout kommt es, wenn das Schreckhormon Adrenalin dauerhaft zusammen mit zu viel des Stresshormons Cortisol das Gehirn überschwemmt. Folge: Vor allem der Hippocampus setzt aus, Gelerntes ist nicht mehr verfügbar.

Innerhalb des Gehirns kommt es nun zu einer folgenschweren Umschaltung des normalen Datenflusses und zu einer Umverdrahtung, die die gesamte Funktionsweise des Systems grundlegend verändert: Die Entscheidungsfindung durch das Großhirn wird unterbunden, indem die Verdrahtungen zwischen Amygdala und Hippokampus regelrecht gekappt werden. Große Teile der Nachrichten werden dadurch erst gar nicht an das explizite Gedächtnis weitergeleitet. Die Reaktionen auf die Gefahr werden fast ausschließlich vom impliziten Gedächtnis gesteuert.

Durch diese Trennung – auch Dissoziation genannt – wird vor allem die Reaktionszeit stark beschleunigt. Während das Großhirn zu einer angemessenen Bewertung einige Sekunden benötigen würde, kann eine Flucht oder Verteidigung durch die impliziten Schaltkreise sehr viel schneller organisiert werden.

Die Entscheidungswege werden durch die Umverdrahtung drastisch verkürzt! Dieser oft lebensrettende Mechanismus bringt jedoch das Problem mit sich, wie man in feindliche Auseinandersetzungen ethische Aspekte einbauen kann, wenn das Großhirn an der Ausführung von entsprechenden Verhaltensweisen gar nicht beteiligt ist.

So ist zwar mit der Ausdifferenzierung von Verhaltens-weisen in der Kulturgeschichte der eineindeutige Freund-Feind-Begriff fragwürdig bzw. unscharf geworden, die grundsätzliche Problematik bleibt aber bestehen, weil die Entscheidungsmechanismen sehr alt sind.

Zumindest lässt sich der Feindbegriff nicht mehr so leicht instrumentalisieren für bestimmte Interessen, wenn wir nicht hinter Errungenschaften der Kulturgeschichte wieder zurückfallen wollen. Schwierig wird es jedoch, wenn wir durch ein Dauerfeuer an lebensgefährlichen Situationen von einer dauerhaften Umverdrahtung von Nervenverbindungen (insbesondere zwischen Amygdala und Hippokampus) ausgehen müssen. Die dauerhafte Störung des Gleichgewichts von Botenstoffen im Gehirn führt dazu, das eine Differenzierung kaum noch möglich ist, womit eine Handlungsveränderung fast ausgeschlossen ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass wir durch die Ausschaltung des Großhirns auch mit Bewusstseinsarbeit kaum noch an die Gedächtnisinhalte herankommen, da sie nicht im Großhirn gespeichert wurden. Oft bleibt es dem Zufall überlassen ob wir einen Triggerpunkt finden, der einen Flashback auslöst.

Typologisierung im Freund-Feind-Schema

Das Freund-Feind-Schema zwingt zur Typologisierung mit unterschiedlichen Menschen, induktiv entwickeln wir aus Verhaltensweisen einzelner Menschen einen Kanon von Verhaltensweisen, die wir als feindlich klassifizieren, letztlich ein sauberes, in sich schlüssiges, widerspruchs­freies Feindbild, das wir ungeachtet des Variantenreichtums von Menschen, auf Menschen, Gruppen, Völker anwenden und wir suchen nur noch nach Ereignissen, die unsere Typologien bestätigen.

Von unseren Feinden lernen bedeutet also, sich für die Falsifizierbarkeit des Freund-Feind-Theorems einzusetzen, das bedeutet z.B. intellektuelle Redlichkeit im Praxis­einsatz.

Intellektuelle Redlichkeit bedeutet aber auch, den Aspekt-Strauß der Wahrnehmung „unter Waffen“ nicht preiszugeben, also Ciceros Grundsatz, dass im Krieg das Gesetz, das Recht und natürlich die Musen zu Schweigen haben, aufgegeben wird und also nach den Vorstellungen Hugo Grotius‘ auch „unter Waffen“ das Recht bestehen bleibt, das Naturrecht wie weitergehend das Völkerrecht.

Bezeichnenderweise gibt es leider rund um einen Krieg immer noch drei Phasen, was man auch in der Gegenwart immer wieder beobachten kann:

  1. Phase: Es wird noch miteinander geredet, die Diplomatie hat das Sagen, das Freund-Feind-Schema wird nach Möglichkeit nicht bemüht.
  2. Phase: Alles wird ganz und gar dual gehandhabt, es gibt nur noch Freund oder Feind, es ist bezeichnend, dass es einen Unterschied bedeutet, ob ein Soldat durch enemy fire oder durch friendly fire stirbt, man könnte meinen, tot ist tot.
  3. Phase: Jetzt wird wieder miteinander geredet, das Verhandeln, die Kommunikation mit Worten, statt mit Waffen, die Diplomatie hat das Sagen, das Freund-Feind-Schema wird nach Möglichkeit wieder vor die Tür gesetzt.

Soldaten, die im 2. Weltkrieg gegeneinander gekämpft haben, treffen sich auch nach 50 Jahren noch zu gemeinsamen, freundschaftlichen Veranstaltungen. „Der Krieg hat uns zu Feinden erklärt.“

Worte sind Waffen und erschaffen Feinde

Aber was können wir daraus lernen? Auch unsere Worte sind Waffen und erschaffen Feinde, bereiten Kriege vor. Ein Bollwerk gegen den Krieg ist der Zweifel, das unscharfe Sowohl-als-Auch-Denken. Von unseren Feinden lernen bedeutet nicht nur etwas Dinghaftes von unserem Feind zu lernen – sondern vor allem etwas über unser Verhalten zu lernen, über die Mechanismen der unterschiedlichsten Verletzungen zu erfahren, zu erspüren.

Von unseren Feinden lernen wir vor allem den Umgang mit Verletzungen: Wir verletzen und wir werden verletzt – könnten wir darauf verzichten verletzt zu sein, würden wir auch nicht mehr verletzen.

Ein Feind bedroht nicht nur unser Leben wodurch wir uns gerechtfertigt sehen, unsererseits diesen Feind umzubringen, nach dem Motto: Er oder ich.

Ein Feind bedroht und zerstört auch die Bilder, die liebgewonnen Bilder, die wir von uns haben, von unseren Feinden zu lernen bedeutet also auch, etwas über die Mechanismen zu lernen, nach denen diese bedrohten Bilderwelten für uns funktionieren.

Deshalb spiel im Buddhismus der angebliche Feind so eine große Rolle. Sehen wir genauer hin, gibt es wirklich innere und äußere Feinde, sind die äußeren Feinde nicht in Wirklichkeit auch nur innere Feinde. Von unseren Feinden zu lernen bedeutet, differenzieren zu lernen zwischen inneren und äußeren, heimlichen und geheimen Feinden, viele unserer inneren Feinde, werden von uns oft fälschlicherweise als äußere Feinde klassifiziert.

Buddhistische Techniken versuchen in Meditationen möglichst viele Feindarten zu unterscheiden und die Zuweisungen zu klären, die wir vornehmen.

Es gibt nicht nur die offensichtlichen Mechanismen, die sich aus den Geistesgiften Hass, Gier und Verblendung ergeben, es gibt auch die heimlichen Feinde, die wir nur indirekt, durch unsere Verhaltensweisen erkennen können und die sich aus den Tiefen des Unbewussten speisen. USKs (unerlöste seelische Konflikte) spielen hier eine zentrale Rolle.

Die Vorstellung, dass wir uns selbst zerstören ist uns nicht angenehm, besser ist es, wenn uns Feinde zerstören, was wir von unseren Feinden lernen können, ist das wir uns selbst zerstören, das wir selbst die Verantwortung übernehmen können, dass wir unser riesiges EGO zerstören können, das wir uns selbst lieben lernen können, für uns Mitgefühl entwickeln lernen können, wenn wir unsere Feinde lieben lernen.

Die Grundlage einer Ethik der Feindesliebe ist eine Ethik der Selbstliebe, wenn wir davon ausgehen, dass es keinen objektiv ausmachbaren äußeren Feind geben kann, dass zumindest jeder Feind in einer Beziehung zu mir steht. „Liebet eure Feinde“ (Mt. 5,44) „tut Gutes denen, die euch hassen“ (Lk. 6,27) sollte nicht als strategischer „Trick“ gewertet werden um seinen Feind hinterlistig doch noch zu besiegen, sondern als ehrliches Bemühen den Kreislauf der ewigen Feindschaft auch mit sich selbst zu durchbrechen.

Friede tut jedem gut, auch wenn er von sich selbst noch so sehr das Bild des großen Kriegers hat. Der Grundsatz „Frieden schaffen ohne Waffen“ kann leichter zur Sinnstiftung verwendet werden, als sein Gegenteil, denn wer im Kampf siegen muss, kann auch leicht verlieren und selbst wenn er siegt, entschwindet mit dem Sieg der Sinn, der wandert dann unbemerkt zum Besiegten …

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