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Caspar David Friedrich im Nebel

Alphonse de Labroue, 1820 Caspar David Friedrich

 

Ihr nennt mich Menschenfeind,
Weil ich Gesellschaft meide,
Ihr irret Euch,
Ich liebe sie.
Doch um die Menschen nicht zu hassen,
Muß ich den Umgang unterlassen.

C.D. Friedrich

 

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Curriculum vitae

Plan-Materialisierung / Sternzeit
im Kalender GregorX3: 1774-08-05

Im Sternbild Jungfrau

Terrestrischer Spannungsbogen in dieser

Materialisierungsphase Greifswald – Dresden

Plan-Ent-Materialisierung / Sternzeit
im Kalender GregorX3: 1840-05-07

Lebensdaten siehe Wikipedia >>>

Caspar David Friedrich ist der Maler der “Schwelle”, zwischen Midgard und Utgard wandert er als “einsamer Maler-Mönch” hin und her. Zwischen Midgard und Utgard deshalb, weil es eine Fehlinterpretation wäre, wenn man von einer zeitlichen Abfolge ausginge: Erst kommt das Diesseits, dann das Jenseits. Nein! Immanenz gibt es niemals ohne Transzendenz und umgekehrt, man kann nicht das eine gegen des andere aufstellen, beides ist wesenhaft, deshalb ist unser Leben ein Spurensuchen im Nebel.

Der einsame Baum

Caspar David Friedrich ist der Maler der Romantik, die noch im Alten und schon im Neuen verortet ist, eine Schwellen-, eine Grenzsituation, die den Blick zurück und den Blick nach vorne erlaubt.

Das Bild mit dem einsamen Baum oben ist nur auf den ersten, flüchtigen Blick eine Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, die Darstellung einer ‚heilen, romantischen Welt‘, genau besehen ist dieses Denkbild eine scharfe Kritik an der Zeit, in der es entsteht, die Zeit um 1822. Die Schäferidylle ist in der immer mehr durch die industrielle Revolution geprägten Zeit, längst zu einem vergangenen Sehnsuchtsort geworden, die Natur ist nur mehr der Ressourcenlieferant der gefräßigen Industrie, die gar nicht genug von all den üppig vorhandenen Rohstoffen bekommen kann.

Aber was zeigt das Bild: Einen winzig kleinen Schäfer, der an dem riesigen Baum, eine „Deutsche Eiche“, stellvertretend für die Natur insgesamt, lehnt. Beides ist eine Einheit, die Natur bietet Schutz, wenn man es versteht sich unter ihre Fittiche zu begeben. Winzig ist der Mensch im Vergleich zu den erhabenen, riesig großen Natur. Ein Frevel ist es, sich über diese Natur erheben zu wollen, sie als Steinbruch seiner Gier zu begreifen.

Der Schäfer mit seinem Hirtenstab weidet seine Herde in der Wiese. Die Ebene wird durch Weiher mit Schwimmvögeln, Baum- und Buschgruppen sowie Wäldchen mit Häusern, aus deren Schornsteinen Rauchfahnen aufsteigen, belebt. In den Teichen spiegelt sich der Himmel. Am Abschluss der hell beleuchteten Ebene sind die Kirchtürme einer Stadtsilhouette zu sehen, dahinter steigen die dunklen Berge eines Mittelgebirges auf, dessen dunstiges Grau mit dem Blaugrau des Himmels verwandt scheint. All dies vom Menschen Gemachte, wirkt winzig gegenüber der Eiche im Mittelpunkt, beinahe nimmt man das Menschliche gar nicht war.

Es ist nicht nur die Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz, von der das Bild bestimmt wird. Das Überirdische kommt durch die Spiegelungen des Himmels im Teich oder die fernen Kirchen zum tragen. Ein Baumstumpf und die Ruine einer Burg können als Symbole der Vergänglichkeit gelten. Weit wichtiger aber ist die Darstellung des Umbruchs, noch steht die alte Eiche, ihre Wurzeln reichen weit in die Geschichte zurück, aber ganz Oben in Himmelsnähe beginnt sie schon abzusterben.

Meiner Meinung nach muß das Malen der Schwelle für Caspar David Friedrich nicht nur als das Malen des Menschen an der Todesschwelle verstanden werden, sondern auch als das Malen des menschlichen Lebens auf der Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz und zwischen Gestern und Morgen.

Nur wenn im Leben Immanenz und Transzendenz anwesend sind, ist es vollständig, denn der Sinn wohnt gleichermaßen in den Dingen, wie außerhalb von Ihnen, weil es keine von einander unabhängigen Dinge gibt. Dem entsprechend heißt Leben immer überschreiten der Schwelle in beiden Richtungen.

So sind seine Landschaftsbilder nicht nur ein Ausdruck romantischer Vergangenheitssehnsucht sondern auch eine Metapher seiner Suche nach dem Numinosen, so wie es Rudolph Otto verstehen würde. Wie klein, sterblich und verloren ist der Schäfer inmitten der Natur, niemand würde beim Betrachten der Bilder Caspar David Friedrichs auf die Idee kommen der Mensch könne Herrscher über die Natur sein.

Über all seinen Bildern steht das “Memento mori” und das Ringen um die geistige Welt – nicht das Aufladen materieller Güter in einer Scheinsicherheit des Lebens. All seine Bilder sind Hoffnungsbilder in Zeiten transzendentaler Obdachlosigkeit, wenn man sich nur mutig der Verlassenheit ausliefert, kann tiefes Leben gelingen.

Ruegen

Midgard das ist für Ihn Winter, Sturm, Dunkelheit, Kälte, Verlassenheit, Utgard, die spirituelle Welt ist jenseits der Grenze ist hindurchbrechendes Licht, geistige Heimat. Fast all seine Figuren auf den Bildern wenden uns Betrachtern den Rücken zu, sie wollen nicht uns gefallen, sie sind Suchende, die uns bestenfalls absichtslos mit in ihre Suche hineinziehen. Sie halten stille Andacht vor der Natur.

Steht jemand auf der Straße, schaut intensiv in eine Richtung, unwillkürlich tun wir es ihm gleich, auch wir wollen sehen, was es denn da Interessantes zu sehen gibt, wohin der Blick des Suchenden geht, der uns aber gar nicht weiter zu beachten scheint, irgendwann – meist recht schnell – geben wir auf, denn wir sehn nichts von dem, was wir erwarten, wir gehen weiter, der einsame Suchende bleibt indes unverwand stehen, das ist die Situation, die man in vielen Bildern Caspar David Friedrichs antrifft.

Winter

Nicht umsonst gilt sein Bild “Winter” von 1808 (das in der Neuen Pinakothek in München hing und leider 1931 verbrannt ist) als ein Schlüsselbild der Romantik. In diesem Bild wird die Ruine (es handelt sich um die Ruine des Klosters Eldena, die Friedrich dutzende Male gezeichnet und gemalt hat) zum zentralen Symbol. Das Menschenwerk – das Kloster, die Kathedrale der Stille – geht wieder eine Einheit mit der Natur ein, der Kreislauf ist geschlossen, Werden und Vergehen gehören zusammen. Der einsam wandernde Mönch, der beschwerlich durch den Schnee unbeirrbar seinen Weg geht, ist auf dem Weg zur Schwelle, von Midgard nach Utgard. Der mittlere Bereich ist der von Dunkelheit umfangene, aber von weiter weg kann der Wanderer schon das Licht der geistigen Welt erahnen, die ihm auch den Vordergrund schon erleuchten hilft. Die Natur ist nur kalt zu dem, der sich von ihr abgewendet hat, von ihr entfremdet ist.

Der Wanderer ist unbeirrt von der Hoffnung getragen, dass er hindurchkommt durch die Dunkelheit des “Abendlandes” zum spirituellen Licht des Morgens, jenseits des Winters.

Caspar David Friedrich ist ein Meister der Denkbilder, das kann einen nicht verwundern, wenn man sich seine eigenen Worte ins Gedächtnis ruft: “Schließe dein leibliches Auge, damit Du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zu Tage, was du im Dunkeln gesehen (…) Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.” (zit. nach Ekkehard Meffert, siehe Insel Bibliothek)

Caspar David Friedrich hat man immer im Kontext der Romantik interpretiert als einen ewig Gestrigen, der untergegangenen Welten nachhängt und in seinen Bildern die Verlassenheit des Menschen und seine Todessehnsucht thematisiert.

Sollte man ihn nicht viel eher als einen ökosophischen Arbeiter an der Transzendenz, die der Natur immanent ist, als den Bewahrer des spirituellen Reichtums der Welt wahrnehmen, als jemanden der die Erde liebt und in Harmonie in und an ihr arbeiten will.

In seiner Mönchszelle, seinem Atelier hat er Bilder erdacht und gemalt, die unbedingt in die Bibliothek überzeitlicher Werke gehören, weil sie von einem unterirdischen Fluss getragen werden, der unser Herz immer wieder erreicht, egal wie verloren wir durchs All treiben.

MalerMönch

Caspar David Friedrich und die Romantik

Friedrich.
Curriculum vitae

Plan-Materialisierung / Sternzeit im Kalender GregorX3: 1774-08-05

Im Sternbild Jungfrau

Terrestrischer Spannungsbogen in dieser Materialisierungsphase Greifswald – Dresden

Plan-Ent-Materialisierung / Sternzeit im Kalender GregorX3: 1840-05-07

Lebensdaten siehe Wikipedia >>>

Caspar David Friedrich ist der Maler der “Schwelle”, zwischen Midgard und Utgard wandert er als “einsamer Maler-Mönch” hin und her. Zwischen Midgard und Utgard deshalb, weil es eine Fehlinterpretation wäre, wenn man von einer zeitlichen Abfolge ausginge: Erst kommt das Diesseits, dann das Jenseits.

Immanez gibt es niemals ohne Transzendenz und umgekehrt, man kann nicht das eine gegen des andere aufstellen, beides ist wesenhaft.

Der einsame Baum

Deshalb ist Caspar David Friedrich der Maler der Romantik, die noch im Alten und schon im Neuen verortet ist, eine Schwellen-, eine Grenzsituation, die den Blick zurück und den Blick nach vorne erlaubt.

Das Bild mit dem einsamen Baum oben ist nur auf den ersten, flüchtigen Blick eine Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, die Darstellung einer ‚heilen, romantischen Welt‘, genau besehen ist dieses Denkbild eine scharfe Kritik an der Zeit, in der es entsteht, die Zeit um 1822. Die Schäferidylle ist in der immer mehr durch die industrielle Revolution geprägten Zeit, längst zu einem vergangenen Sehnsuchtsort geworden, die Natur ist nur mehr der Resssourcenlieferant der gefräßigen Industrie, die gar nicht genug von all den üppig vorhandenen Rohstoffen bekommen kann.

Aber was zeigt das Bild: Einen winzig kleinen Schäfer, der an dem riesigen Baum, eine „Deutsche Eiche“, stellvertretend für die Natur insgesamt, lehnt. Beides ist eine Einheit, die Natur bietet Schutz, wenn man es versteht sich unter ihre Fittiche zu begeben. Winzig ist der Mensch im Vergleich zu den erhabenen, riesig großen Natur. Ein Frevel  ist es, sich über diese Natur erheben zu wollen, sie als Steinbruch seiner Gier zu begreifen.

Der Schäfer mit seinem Hirtenstab weidet seine Herde in der Wiese. Die Ebene wird durch Weiher mit Schwimmvögeln, Baum- und Buschgruppen sowie Wäldchen mit Häusern, aus deren Schornsteinen Rauchfahnen aufsteigen, belebt. In den Teichen spiegelt sich der Himmel. Am Abschluss der hell beleuchteten Ebene sind die Kirchtürme einer Stadtsilhouette zu sehen, dahinter steigen die dunklen Berge eines Mittelgebirges auf, dessen dunstiges Grau mit dem Blaugrau des Himmels verwandt scheint. All dies vom Menschen Gemachte, wirkt winzig gegenüber der Eiche im Mittelpunkt, beinahe nimmt man das Menschliche gar nicht war.

Es ist nicht nur die Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz,  von der das Bild bestimmt wird. Das Überirdische kommt durch die Spiegelungen des Himmels im Teich oder die fernen Kirchen zum tragen. Ein Baumstumpf und die Ruine einer Burg können als Symbole der Vergänglichkeit gelten. Weit wichtiger aber ist die Darstellung des Umbruchs, noch steht die alte Eiche, ihre Wurzeln reichen weit in die Geschichte zurück, aber ganz Oben in Himmelsnähe beginnt sie schon abzusterben.

Meiner Meinung nach muß das Malen der Schwelle für Caspar David Friedrich nicht nur als das Malen des Menschen an der Todesschwelle verstanden werden, sondern auch als das Malen des menschlichen Lebens auf der Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz und zwischen Gestern und Morgen.

Nur wenn im Leben Immanenz und Transzendenz anwesend sind, ist es vollständig, denn der Sinn wohnt gleichermaßen in den Dingen, wie außerhalb von Ihnen, weil es keine von einander unabhängigen Dinge gibt. Dem entsprechend heißt Leben immer überschreiten der Schwelle in beiden Richtungen.

So sind seine Landschaftsbilder nicht nur ein Ausdruck romantischer Vergangenheitssehnsucht sondern auch eine Metapher seiner Suche nach dem Numinosen, so wie es Rudolph Otto verstehen würde. Wie klein, sterblich und verloren ist der Schäfer inmitten der Natur, niemand würde beim Betrachten der Bilder Caspar David Friedrichs auf die Idee kommen der Mensch könne Herrscher über die Natur sein.

Über all seinen Bildern steht das “Memento mori” und das Ringen um die geitige Welt – nicht das Aufladen materieller Güter in einer Scheinsicherheit des Lebens. All seine Bilder sind Hoffnungsbilder in Zeiten transzendentaler Obdachlosigkeit, wenn man sich nur mutig der Verlassenheit ausliefert, kann tiefes Leben gelingen.

Ruegen

Midgard das ist für Ihn Winter, Sturm, Dunkelheit, Kälte, Verlassenheit, Utgard, die spirituelle Welt ist jenseits der Grenze ist hindurchbrechendes Licht, geistige Heimat. Fast all seine Figuren auf den Bildern wenden uns Betrachtern den Rücken zu, sie wollen nicht uns gefallen, sie sind Suchende, die uns bestensfalls absichtslos mit in ihre Suche hineinziehen. Sie halten stille Andacht vor der Natur.

Steht jemand auf der Straße, schaut intensiv in eine Richtung, unwillkürlich tun wir es ihm gleich, auch wir wollen sehen, was es denn da Interessantes zu sehen gibt, wohin der Blick des Suchenden geht, der uns aber gar nicht weiter zu beachten scheint, irgendwann – meist recht schnell – geben wir auf, denn wir sehn nichts von dem, was wir erwarten, wir gehen weiter, der einsame Suchende bleibt indes unverwandelt stehn, das ist die Situation, die man in vielen Bildern Caspar David Friedrichs antrifft.

Winter

Nicht umsonst gilt sein Bild “Winter” von 1808 (das in der Neuen Pinakothek in München hing und leider 1931 verbrannt ist) als ein Schlüsselbild der Romantik. In diesem Bild wird die Ruine (es handelt sich um die Ruine des Klosters Eldena, die Friedrich dutzende Male gezeichnet und gemalt hat) zum zentralen Symbol. Das Menschenwerk – das Kloster, die Kathedrale der Stille – geht wieder eine Einheit mit der Natur ein, der Kreislauf ist geschlossen, Werden und Vergehen gehören zusammen. Der einsam wandernde Mönch, der beschwerlich durch den Schnee unbeirrbar seinen Weg geht, ist auf dem Weg zur Schwelle, von Midgard nach Utgard. Der mittlere Bereich ist der von Dunkelheit umfangene, aber von weiter weg kann der Wanderer schon das Licht der geistigen Welt erahnen, die ihm auch den Vordergrund schon erleuchten hilft. Die Natur ist nur kalt zu dem, der sich von ihr abgewendet hat, von ihr entfremdet ist.

Der Wanderer ist unbeirrt von der Hoffnung getragen, daß er hindurchkommt durch die Dunkelheit des “Abendlandes” zum spirituellen Licht des Morgens, jenseits des Winters.

Caspar David Friedrich ist ein Meister der Denkbilder, das kann einen nicht verwundern, wenn man sich seine eigenen Worte ins Gedächtnis ruft: “Schließe dein leibliches Auge, damit Du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zu Tage, was du im Dunkeln gesehen (…) Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.” (zit. nach Ekkehard Meffert, siehe Insel Bibliothek)

Caspar David Friedrich hat man immer im Kontext der Romantik interpretiert als einen ewig Gestrigen, der untergegangenen Welten nachhängt und in seinen Bildern die Verlassenheit des  Menschen und seine Todesehnsucht thematisiert.

Sollte man ihn nicht viel eher als einen ökosophischen Arbeiter an der Transzendenz, die der Natur immanent ist, als den Bewahrer des spirituellen Reichtums der Welt wahrnehmen, als jemanden der die Erde liebt und in Harmonie in und an ihr arbeiten will.

In seiner Mönchszelle, seinem Atelier hat er Bilder erdacht und gemalt, die unbedingt in die Bibliothek überzeitlicher Werke gehören, weil sie von einem unterirdischen Fluß getragen werden, der unser Herz immer wieder erreicht, egal wie verloren wir durchs All treiben.

MalerMönch

Mitsommer – jetzt werden die Tage wieder kürzer!

Pünktlich zur Sommersonnenwende am heutigen 21. Juni 2014 habe ich meinen Header und mein Bild bei Facebook geändert, im Folgenden habe ich daraus eine kleine Collage gebaut, mit Bildern, die ich besonders mag.Almsommer_2

Von morgen an werden die Tage bis zur Wintersonnenwende nun wieder kürzer, dann beginnt das Jahr in der Natur von neuem.

Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichtes wird heute ja eigentlich nur noch über die Sonnenkollektoren auf dem Dach wahrgenommen, dabei geht die Tradition doch eigentlich in prähistorische Zeiten zurück. Die Sonne hatte vor allem auch für den Almsommer essentielle Bedeutung. Die Sommersonnenwende trug immer einen Aspekt des Todes und der Vergänglichkeit in sich. Dem gegenüber standen die längerwerdenden Tage nach der Wintersonnenwende, die Leben und Auferstehung verkörperten (darüber hatte ich ja schon kurz vor Weihnachten geschrieben). Diese Wendepunkte schlugen sich entsprechend in Ritus und Mythologie nieder, weil der Jahreskreis früher eine ganz andere, existenzielle Rolle spielte. Es ist nicht uninteressant, daß die Sonne im abendländischen Kulturkreis immer dem männlichen Prinzip zugeordnet wird, jedoch im germanischen Sprachraum die Sonne mit der „ewigen Mutter“ und dem Gaia-Prinzip verbunden ist.

Den Tag der Sommersonnenwende betrachten die Menschen seit unendlicher Zeit als mystischen Tag; manche begehen ihn mit weltlichen oder religiösen Feierlichkeiten. Sonnenwendfeste hatten vor allem in den germanischen, nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen einen festen Platz.

Je größer der Unterschied zwischen dem harten Winter und dem warmen Sommer, desto intensiver wurde von jeher dieser Tag gefeiert. Im Norden Europas, wo in der sommerlichen Jahreszeit die Nächte gar nicht mehr dunkel werden, haben Sonnenwendfeiern – als Mittsommerfest bezeichnet – mehr Bedeutung als zum Beispiel in Südeuropa.

Durch die ungute, mythische Verstrickung der Nazis wurden die angeblich altgermanischen Sonnenwendfeiern wiederbelebt und als offizielle Feiertage in die Symbolik von „Volk, Blut und Boden“ integriert, was schrecklich ist, weil die Sonnenwendfeiern eigentlich nur die unsprüngliche Verbundenheit mit dem Kreislauf der Natur versinnbildlichten. Das ist natürlich auch das große Problem für die Sonnenwendfeiern an den Externsteinen, die jedes Jahr immer wieder viele Neonazis anziehen.

Aber das ist ja sowieso ein dauerndes Problem, daß wir einerseits – unter ökologischen Aspekten – viel mehr mit dem Jahreslauf der Natur leben sollten, andererseits aber gerade dieses Brauchtum von der Nazi-Ideologie dauerhaft kontaminiert ist. Natur, Land, Almsommer und Lederhosen sind heute immer noch stark mit dem Nationalsozialismus verbunden.

Ich trage seit mehr als 35 Jahren immer sehr gerne Trachten, vor allem auch aufgrund meiner traditionsbewußten Naturverbundenheit, gleichzeitig wird mir sicher niemand ersthaft den Vorwurf machen können, daß ich nur das Geringste mit irgendwelchem Nazikram am Hut habe, trotzdem hat mich jemand vor nicht all zu langer Zeit übel als Faschist beschimpft, weil ich eine Lederhose und einen Trachtenjanker anhatte. Ist es nicht gerade heute besonders wichtig, immerwieder zwischen Form und Inhalt zu diverenzieren? Oder sind wir alle schon so vom äußeren Schein der modernen Medienwelt gefangen genommen, daß wir das Äußere für den Inhalt nehmen.

Wo fängt das an, wo hört das auf, darf ich nicht mehr Peter Rosegger oder Adalbert Stifter zitieren, nur weil die auch von den Nazis rezipiert wurden, dann kann ich ja meine Nietzsche-Ausgabe auch gleich in den Müll schmeißen, obwohl Giorgio Colli und Mazzino Montinari nach jahrelanger Arbeit zu Zeiten des kalten Kriegs in den 60er Jahren im Nietzsche-Archiv in Weimar (also noch zu DDR-Zeiten) eindeutig gezeigt haben, daß Nietzsche nun wirklich nicht für die Nazi-Ideologie taugte und die Publikationsarbeit von Nietzsches Schwester dem Werk unendlichen Schaden zugefügt hat.

Aber es geht halt immer nach dem Motto: „Ein Fünkchen Wahrheit wird schon dran sein“. Aber Fünkchen hin oder her, einige meiner Lieblingsbücher bleiben trotzdem „Der Waldschulmeister“ und auch Nietzsches „Zarathustra“ und Stifters „Der Nachsommer“, egal was Ihr mir erzählt, dann prüft halt nochmal Euer Denken und vertraut nicht auf überkommene Ideologien sondern laßt sie einfach sterben…

Klaus Modicks Novelle „Moos“

Moos

Hier ist er wieder, der zentrale Gedanke:

„Ich habe mich ins Moos verliebt, und da ich spüre, wie diese Liebe erwidert wird, sehne ich den Moment herbei, ohne ihn künstlich beschleunigen zu wollen, da meine wachsende Fähigkeit, Metamorphosen einzugehen, übergehen wird in die reine, nicht mehr deutungsbedürftige Identität.“ (S.103)

„Stell dir vor, in der Botanik steht einer auf und sagt, man könne über die Flora des Ammerlands bessere Beobachtungen und Aufschlüsse gewinnen, wenn man statt eines Mikroskops irgendein verschwärmtes Naturgedicht über die Veilchen im Frühjahr oder was weiß ich heranzieht. (…) Mit traumwandlerischer Sicherheit hatte er eine Saite angerissen, die in mir seit Monaten in immer stärkere Schwingungen geraten war.“ (S.79f)

„Das Leben braucht ständig Rückgriffe, verweigert sich aber dem Rückschritt, auch wenn es ihn häufig simuliert. Sowenig die Regression des Mooses ein wirklicher Rückschritt ist, sowenig wird der Greis, der kindisch denkt, wieder zum Kind, sowenig wird der Wissenschaftler, über dessen Denken Bilder wachsen, zum Maler oder, wenn seine Begriffe von einer Art Poesie angegriffen werden, zum Dichter.
So reflektiert das Moos uralte Tendenzen seiner Vorfahren. Aber wirkliche Regressionen sind der Evolution unbekannt; die Regression des Mooses ist eine simulierte, die sein Überleben gesichert hat.“ (S.90)

„Ich kam nach hier. Nun bin ich im hier. Jetzt und immer. Wenn ich mit dem Moos in die letzte Landschaft geschwommen sein werde, an den Ort der bewegten Ruhe, dann wird der See auch wieder See sein, der Wald wieder Wald, das Moos einfach Moos. Und sonst gar nichts. Ich werde Wald sein, See sein, Moos.“ (S. 119)

„Unter dem grauenhaften Terminus >Leucobryum glaucum< wird die Schönheit des Weißmooses, der Ordenskissen, unter wissenschaftlicher Kontrolle gehalten. (…) Die Vernichtung des Namens durch den Begriff, des lebendigen Ausdrucks durch den Terminus, hat die Entfremdung des Menschen von der ihn umgebenden Natur beschleunigt und besiegelt.“ (S. 122 + 35f.)

Ich danke dem dreiundsiebzigjährigen Botanikprofessor Lukas Ohlburg!

Klaus Modicks Moos

Moos_Modick

Klaus Modick:
Moos. Die nachgelassenen Blätter des Botanikers Lukas Ohlburg
ISBN-13: 978-3251000340

Die äußere Handlung der Novelle Moos ist schnell und einfach erzählt: Ein alternder Biologieprofessor zieht sich in das Landhaus seiner Familie zurück und stirbt. Der Rest ist Erinnerung, Sinnieren, Traum, Reflexion – Selbstbetrachtung und Naturbetrachtung. Lukas Ohlburg versucht, eine Kritik der wissenschaftlichen Terminologie zu schreiben, da letztere seines Erachtens der ästhetischen und sinnlichen Wirklichkeit der Natur nicht gerecht wird. Im Laufe dieses Prozesses nähert er sich der Natur, den Pflanzen und auch seiner eigenen Kindheit und Jugend immer weiter an, bis er eines Tages stirbt, verwachsen mit dem Moos, die Lebensgrundlage des Mooses bildend, wieder eingegangen in den Kreislauf der Natur.

Mehr lesen  auf der Seite „Umweltliteratur“ von Sabine Jambon. Frau Jambon hat auf ihrer überaus lesenswerten Seite Leseproben aus Ihrer Dissertation von 1999 “Moos, Störfall und abruptes Ende. Literarische Ikonographie der erzählenden Umweltliteratur und das ‘Bild’gedächtnis der Ökologiebewegung” zusammengestellt, die ich wärmstens zur Lektüre empfehlen möchte!