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Das Märchen von den 10 Zwergen
und den 100 Goldbarren

MärchenEs waren einmal 10 Zwerge, die lebten in einem wunderschönen Land ganz friedlich und in Harmonie mit der Natur zusammen.

Alle 10 Zwerge genossen gemeinsam die wunderschöne Natur und die guten Lebensbedingungen, die es in diesem Land gab.

Irgendwann einmal  überkam die Zwerge jedoch das Gefühl, daß ihnen doch etwas fehlen würde in diesem kleinen Paradies und ohne daß sie es recht erklären konnten, entwickelte sich allmählich in ihrem Inneren ein Gefühl der Unzufriedenheit, das einher ging mit einer wachsenden Gier nach Mehr – von dem sie noch nicht sagen konnten, was das seien könnte – und dem Wunsch nach Macht, die sie über die anderen ausüben wollten.

Dieses schleichende Gift wirkte immer stärker und stärker und es zerfraß allmählich das Gemeinschaftsgefühl bis nichts mehr davon übrig war.

Plötzlich ging es nicht mehr um das Wohl der Gemeinschaft und ein friedliches gemeinsames Wirtschaften in diesem wunderschönen Land, sondern um das Anhäufen von Besitz und das Ausübung von Macht. In diesem Kampf um die Vorherrschaft und den größten Besitz schreckten die Zwerge vor nichts mehr zurück, der Zweck, MEHR als alle anderen zu haben, heiligte jedes Mittel.

In diesem zähen und gewaltigen Konkurrenzkampf erwirtschafteten die 10 Zwerge ein Vermögen von 100 Goldbarren. Nun waren die 100 Goldbarren natürlich unter den 10 Zwergen nicht gleichmässig verteilt: 5 Zwerge besaßen 1 Goldbarren, 4 Zwerge besaßen 29 Goldbarren und 1 Zwerg besaß 70 Goldbarren.

Eine ganze Zeit lang hofften die 4 Zwerge, die die 29 Goldbarren besaßen, daß Sie bei genügend Fleiß und Kreativität dem 1 Zwerg mit den 70 Goldbarren den ein der anderen Barren wieder abjagen könnten, doch mit Bestürzung stellten sie fest, daß Ihre 29 Goldbarren immer wieder abzunehmen drohten und die 70 Goldbarren immer mehr zuzunehmen schienen, die 5 Zwerge, die nur einen Goldbarren besaßen, hatten alle Hände voll damit zu tun, ihr Leben zu erhalten, sodaß sie gar keine Zeit hatten, sich um die Verteilung der Goldbarren zu kümmern, sie merkten nur, daß ab und zu plötzlich ein Zwerg in Ihr Lager wechselte und plötzlich 6 Zwerge sich einen Goldbarren teilen sollten.

Das Gemeinwohl und die allgemeinen Lebensbedingungen und die Natur waren irgendwann so weit zerstört, daß die 9 Zwerge sich überlegten, was für eine bessere Zukunft getan werden könnte, denn irgendetwas mußte geschehen, weil sie sonst alle 10 untergehen würden, da kamen Sie auf die Idee, vor das Haus des 1 Zwergs mit den 70 Goldbarren zu ziehen, um zunächst mit guten Argumenten den 1 Zwerg davon zu überzeugen, daß er doch von seinen 70 Goldbarren 2 für das Gemeinwohl abgeben könnte, dann würden ihm doch immernoch 68 Goldbarren bleiben und mit den 2 Goldbarren könnte man viel für eine bessere Zukunft tun und Fehler der Vergangenheit wieder gut machen.

Aber das Gehirn des 1 Zwergs war durch die Jahre der ständig wachsenden Gier und des uneingeschränkten Machtstrebens so zerfressen, daß er nicht mehr in der Lage war, für die guten Argumente der anderen 9 Zwerge sich zu öffnen. Stattdessen suchte er sein Heil in völliger Ignoranz und Harthörigkeit gegenüber allen guten Argumenten.

Diese Sturheit und Uneinsichtigkeit ärgerte die 9 Zwerge sehr und sie beschlossen, um das Haus des 1 Zwergs mit den 70 Goldbarren eine hohe Mauer zu bauen und alle Straßen, die zu seinem Haus führten, abzureißen, auch über seinem Haus brachten sie eine Glasglocke an, so daß der Zwerg sein Haus mit den 70 Goldbarren nicht mehr verlassen konnte. Jetzt wollten sie versuchen, mit dem ihnen verbliebenen Vermögen selbst die Sache in die Hand zu nehmen und die notwendigen Änderungen für eine bessere Zukunft selbst durchzuführen, dabei merkten sie aber, daß sie zwar die Straßen und Gebäude de facto nun besaßen, das know how der letzten Jahrhunderte aber in den Magazinen des 1 Zwergs lagerte und sie einfach nicht genug Zeit besaßen, um ohne die Mittel – die 70 Goldbarren des 1 Zwergs – alles noch einmal zu entwickeln. Außerdem hatten sie ja selbst durch die Mauer und die Glasglocke, die sie um das Grundstück des 1 Zwergs angebracht hatten, sich den Zugang zu den Magazinen des 1 Zwergs verstellt.

Während dieser ungeheuren Anstrengungen der 9 Zwerge saß der 1 Zwerg nun auf seinem eingemauerten Grundstück und hatte das Gefühl herrlich und in Freuden leben zu können, es macht ihm zunächst wirklich nicht viel aus, keinen Kontakt mehr mit den anderen 9 Zwergen zu haben. Beizeiten hatte er außerdem im Keller seines Hauses große Vorratsspeicher angelegt, so daß er viele Jahre weiter im Luxus leben konnte, also warum sich Sorgen machen.

Viele Jahre hatte er von den 9 Zwergen nichts mehr gehört und gesehen und irgendwann gingen auch seine Vorratsspeicher dem Ende zu, zumal der Zwerg mit seinen Vorräten nicht umsichtig gewirtschaftet hatte, sondern nach Lust und Laune alles, was er an Vorräten besaß, verpraßte. Als nun die Vorratsspeicher leer wurden, begann er zu überlegen, was zu tun wäre, da kamen ihm wieder die guten Argumente der 9 anderen Zwerge in den Sinn und er versuchte mit diesen doch mal wieder Kontakt aufzunehmen.

Er versuchte durch die Glasglocke, die über seinem Haus angebracht war, etwas zu erkennen, aber es waren weder Natur noch Menschen außerhalb der Glasglocke auszumachen, alles schien in grauen Nebel getaucht, schließlich sammelte er alle seine Kräfte und seinen Mut und begann mit völlig ungeeigneten Werkzeugen, die er irgendwo im Haus gefunden hatte, in Zimmern, die er noch nie zuvor wahrgenommen hatte, ein Loch in die dicke Mauer, die sein Haus umgab, zu schlagen.

Als es ihm endlich nach Jahren und hunderten von Stunden harter Arbeit gelungen war, ein kleines Loch in die Mauer zu schlagen, fiel sein erster Blick auf einen Haufen von 30 Goldbarren. Ohne einen einzigen Gedanken an die merkwürdigen Umstände, die zu diesem seltsamen Fund geführt haben mochten, zu verschwenden, begann er sofort damit, das Loch in der Mauer soweit zu vergrößeren, daß er die Goldbarren mit der Hand erreichen konnte, um sie alle schnell auf sein Grundstück holen zu können.

Als er den letzten Goldbarren in der Hand hielt, stellte er plötzlich fest, daß seine Kräfte während dieser Rettungsaktion der Goldbarren massiv nachgelassen hatten, auch mußte er sich das Hemd und den Kragen aufreißen, da er merkte, daß er keine Luft mehr bekam.

In seinem nun beginnenden, verzweifelten Todeskampf, den letzten Goldbarren immer noch fest umklammert, stellte er plötzlich fest, während seine Sehkraft durch die beissenden Dämpfe, die ihn plötzlich umgaben, immer mehr nachließ, daß es außerhalb seiner Mauer gar keine blühenden Landschaften, wie er sie aus seiner Kindheit noch erinnerte, mehr gab, sondern nur noch eine unwirtliche Wüste ohne jeglich Natur, auch Menschen konnte er nicht mehr ausmachen.

Luft schien es keine mehr zu geben, die beissenden Dämpfe füllten allmählich seine Lunge. Kraft um die Mauer wieder zu schließen, besaß er auch keine mehr. Kurz bevor er seinen letzten Atemzug tat, kam ihm plötzlich ein verrückter Gedanke in den Sinn: Er fragte sich, ob er vielleicht doch mit den 9 Zwergen damals hätte verhandeln sollen, vielleicht wären sie ja auch mit einem einzigen seiner 70 Goldbarren zufrieden gewesen …

Ich gehe davon aus, daß die Schriften und Vorträge Christian Felbers Anselm Dahl zu diesem Märchen inspiriert haben, da die Vermögensverteilung in diesem Märchen prozentual etwa der Wirklichkeit entspricht, auf die Christian Felber in seinen Schriften – wie übrigens einige andere, wie Jean Ziegler, auch –  immer wieder aufmerksam machen. Darüber hinaus haben in den letzten Jahren einige seriöse Umfragen gezeigt, daß sich in Deutschland und Österreich etwa 9 von 10 Befragten eine andere Wirtschaftsordnung wünschen!