Waldmanns Welt

Diese Collage hat mir ein freundlicher Leser meines Blogs geschickt, den ich zwar nicht persönlich kenne, mit dem mich aber sicher die Liebe zur Natur und sicher auch das Wissen um die Notwendigkeit, sich für sie einzusetzen, eint.
Seine „Gedicht“-Collage – ich würde sie auch gerne als DenkBild bezeichnen, ist aus einer großartigen Zusammenstellung von marketingmäßigen Sprechblasen ((Denn seht: Was sie sagen – was sie tun) in der Collage fett gedruckt)) von der forstwirtschaftlichen Webseite „ForstBW“ des „Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz“ und den  Kommentaren des Waldes entstanden (nicht fett gedruckt). Mir hat die Collage so gut gefallen, daß ich mir die Erlaubnis erbeten habe, sie hier zu veröffentlichen, was ich hiermit tue:

Waldmanns Welt
Collage mit Textteilen der Webseite von ForstBW
(Harald Kunz)

Wild auf Wald,
effektiv und effizient-
landesweit
-die Marke ForstBW.
Ausdruck von Verantwortung,
die den Wald ausbalanciert-
und der Wald wächst.

Wild auf Wald,
denn den Duft von feuchtem Moos
gibt es zum Nulltarif.
Gleich nebenan,
stehen sie uneingeschränkt bereit, die
übrigen Funktionen-
und der Wald der wächst.

Wild auf Wald…
Ökologischer Ansatz,
ökonomische Perspektive,
betriebswirtschaftlicher Nutzen,
langfristiger Schutz,
auf einer Fläche kombiniert-
und der Wald der wächst und wächst.

Wild auf Wald…
wo der Wald, ist ForstBW.
Mit der Natur im Team,
denn wir schützen was wir nützen.
Gleichzeitig und fortwährend
schaffen wir die Zukunft-
und der Wald der wächst und wächst und wächst.

Wild auf Wald…
Zielstärkennutzung,
Umtriebszeit gleich Lebensspanne Baum-
mehrjährige Pflanze,
Wurzel, Stamm und Krone-
und der Wald der wächst und wächst und wächst und wächst.

Wild auf Wald…
besserwüchsig optimiert-
Machbarkeit und Steigerung der Produktion,
FSC-zertifiziert.
…Rückegassen, Leichenstrecke – Bodentod!

Wild auf Wald! Und der Wald des Jahres wächst!

Unbeachtete Natur-Schönheiten am Wegesrand I

ManchUnscheinbaresHatStachelnWas hat Wert und was hat keinen – ist zwar eine Frage der Perspektiven und der Prämissen aber dadurch trotzdem nicht beliebig. Da sollte für uns Menschen doch eigentlich immer der Grundsatz gelten: „Im Zweifel für die Natur“. Warum? Weil die Frage nach dem Ei und der Henne sich am Beispiel von Natur und Mensch leicht beantworten läßt: Erst war die Natur da, dann kam ganz ganz lange nix und irgendwann kam dann auch mal der Mensch, der auch Natur ist, davon aber nix wissen will und weil er sich so über seine eigene Natur ärgert, beginnt er ständig Stellvertreter-Kriege gegen den Rest der Natur zu führen. Na zumindest hat er es im Verlauf von ein paar tausend Jahren „Kultur“-Geschichte geschafft, daß die Natur nur noch ein kaum zu beachtendes Thema unter vielen ist.

Jedenfalls was in der Natur einen Wert hat und was einfach abgeräumt gehört, das bestimmt bei uns Menschen zumeist der, der die Meinungsmacht im Land hat und wer hat die Meinungsmacht im Land, der, der die wirtschaftliche Macht hat. So war es immer und so soll’s auch immer bleiben. Oder nicht?

Klar gings allesn viel besser, kämen einem nicht immer wieder so Querulanten in die Quere, die sich auf diese blöde Idee der Griechen von vor 2000 Jahren berufen. Ohne diese dämliche Demokratie ging alles viel leichter. Und dann berufen sich diese Querulanten noch in verschärfter Form auf die Demokratie, früher mußte man wenigstens Bürger von Athen sein, also auch wirtschaftlich was auf der Pfanne haben, jetzt sollen plötzlich auch Leute im Meinungsprozeß mitmachen dürfen, die gar nix wirtschaftlich auf der Pfanne haben, keine wirtschaftliche Macht – einfach nix, man sieht doch wo die Griechen gelandet sind mit diesem Unsinn. Oder war’s doch irgendwie anders – ich kann mich im Moment nicht so genau erinnern.

Jedenfalls ich freue mich immer wieder darüber, wenn ich auf ein Schild „Naturschutzgebiet“ stoße und daneben ein sogenannter toter, bzw. fast toter Baum steht, der im Ökokreislauf eine wichtige Rolle spielt und dabei gar nicht wirtschaftlich ausbeutbar ist, denn so ein liederliches Bäumle kauft sowieso niemand und verheizen kann mans auch nicht richtig, Obst bringt’s auch keins – also hier wird durch unsere Demokratie mal was geschützt, was gar keinen wirtschaftlichen Wert hat – super oder – also so Totholz hat doch wirklich was Subversives und dann macht’s dem Menschen auch immer gleich noch seine Endlichkeit klar, also so ein halbtoter Baum ist schon für vieles gut.

FastSchonTotAber jetzt mal was ganz anderes: Schon der Philosoph Blaise Pascal warnte in seinen Gedanken (Pensées): „Alles Unheil der Menschen kommt daher, dass sie nicht ruhig zu Hause bleiben können“.
Ich weiß ja nicht, was Euch Eure Freunde empfehlen, ich empfehle Euch, setzt Euch mal ein Wochenende nicht ins Auto, um über eine völlig verstopfte, stinkende Autobahn zu irgendeinem x-beliebigen Event zu rasen, sondern schlendert einfach mal mit achtsamem Blick durch euer nächstes Umfeld – ich sag mal, so im Radius von 1 Kilometer. Da gibt es jede Menge Dinge, z.B. am Wegesrand, in der Natur zu erleben.
Ich hab gestern z.B. ein Feldhamster-Baby auf der Straße getroffen, das hurtig über die Straße Richtung Feld lief. Immerhin, das sei erwähnt, der Feldhamster gehört zu den nach Anhang IV Buchstabe a) geschützten Tierarten des Artikels 12 der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie), bekannter als „FFH-Richtlinie“ oder „Habitatrichtlinie“ und als streng geschützte Art wird er auch in der Berner Konvention (Anhang II) genannt. Hab ich da nicht einen echten Star getroffen, wenn der an so vielen Stellen erwähnt wird und das obwohl der eigentlich doch gar keinen Wert hat?

Auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Feldhamster http://www.feldhamster.de/ könnt ihr mal sehen, wen ich gestern – freilich noch im Zustand eines Babies – getroffen habe.

Feldhamster-BabyIch kann’s nur immer wieder betonen – wer achtlos an der Natur vorübergeht und sie nur als nützlichen Idioten, als „Ökoroboter“ begreift, also keine Liebe für ihr Wesen entwickelt, der kann sich auch nicht wirklich für sie einsetzen.
Und dann wird’s genau passieren, was manche ja schon lange ahnen: Erst wenn der Mensch irgendwann seinen letzten Atemzug tut, blitz in seinem Denken vielleicht für einen kurzen Augenblick der Gedanke auf, daß er vielleicht auf die falschen Dinge in seinem Leben geachtet und gesetzt hat.

Nix gegen die Kunst . . .

. . . und ihre Botschaften – aber von solchen Natur-Kunstwerken, wie diese Blüte, findet man Milliarden auf diesem Planeten und die braucht man auch nicht mit Millionen von Euros bei Christie’s ersteigern, dann kann man doch das gesparte Geld in ein schönes soziales Projekt stecken, dann braucht man hinterher auch nicht durch Europa reisen, um eine Stadt zu finden, der man ein Museum schenken könnte, um seine Sammlung unterzubringen. Ich geben zu, daß war wieder total polemisch – aber manchmal gehts einfach mit mir durch . . .

Kunst

Wer den Cent nicht ehrt –
ist den Enzian nicht wert.

Österreich_1Cent300 bis 400 Arten Enzian soll es ja weltweit geben, das war den Österreichern immerhin ein Bild auf ihrer 1Cent Münze wert.

Wir kennen den Enzian ja eigentlich nur aus der Schnapsherstellung und bei der Gewinnung von Heilmitteln. Ich finde es immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen sich die Pflanzen in der Evolution hochgearbeitet haben. Wofür wir Menschen z.B. jede Menge Ressourcen verbrauchen und sündteure Beschattungs- und Rolladensysteme herstellen, das macht der Enzian alles ganz allein, bei bewölktem Himmel und kühler Luft schließt er die Blüten und für Erschütterungen durch Hagel, Regen und starkem Wind braucht er keinen hightech-Sensor sondern geht einfach auf Tauchstation, will sagen zieht sich zusammen. Und das das gut funktionieren muß, sieht man daran, daß er ja gerne im Gebirge wächst und da ja so manches rauhe Wetter auszuhalten ist.

Enzian
„Wer den Cent nicht ehrt – ist den Enzian nicht wert.“
Alte österreichische Spruchweisheit

Mitsommer – jetzt werden die Tage wieder kürzer!

Pünktlich zur Sommersonnenwende am heutigen 21. Juni 2014 habe ich meinen Header und mein Bild bei Facebook geändert, im Folgenden habe ich daraus eine kleine Collage gebaut, mit Bildern, die ich besonders mag.Almsommer_2

Von morgen an werden die Tage bis zur Wintersonnenwende nun wieder kürzer, dann beginnt das Jahr in der Natur von neuem.

Die Verehrung der Sonne und des wiederkehrenden Lichtes wird heute ja eigentlich nur noch über die Sonnenkollektoren auf dem Dach wahrgenommen, dabei geht die Tradition doch eigentlich in prähistorische Zeiten zurück. Die Sonne hatte vor allem auch für den Almsommer essentielle Bedeutung. Die Sommersonnenwende trug immer einen Aspekt des Todes und der Vergänglichkeit in sich. Dem gegenüber standen die längerwerdenden Tage nach der Wintersonnenwende, die Leben und Auferstehung verkörperten (darüber hatte ich ja schon kurz vor Weihnachten geschrieben). Diese Wendepunkte schlugen sich entsprechend in Ritus und Mythologie nieder, weil der Jahreskreis früher eine ganz andere, existenzielle Rolle spielte. Es ist nicht uninteressant, daß die Sonne im abendländischen Kulturkreis immer dem männlichen Prinzip zugeordnet wird, jedoch im germanischen Sprachraum die Sonne mit der „ewigen Mutter“ und dem Gaia-Prinzip verbunden ist.

Den Tag der Sommersonnenwende betrachten die Menschen seit unendlicher Zeit als mystischen Tag; manche begehen ihn mit weltlichen oder religiösen Feierlichkeiten. Sonnenwendfeste hatten vor allem in den germanischen, nordischen, baltischen, slawischen und keltischen Religionen einen festen Platz.

Je größer der Unterschied zwischen dem harten Winter und dem warmen Sommer, desto intensiver wurde von jeher dieser Tag gefeiert. Im Norden Europas, wo in der sommerlichen Jahreszeit die Nächte gar nicht mehr dunkel werden, haben Sonnenwendfeiern – als Mittsommerfest bezeichnet – mehr Bedeutung als zum Beispiel in Südeuropa.

Durch die ungute, mythische Verstrickung der Nazis wurden die angeblich altgermanischen Sonnenwendfeiern wiederbelebt und als offizielle Feiertage in die Symbolik von „Volk, Blut und Boden“ integriert, was schrecklich ist, weil die Sonnenwendfeiern eigentlich nur die unsprüngliche Verbundenheit mit dem Kreislauf der Natur versinnbildlichten. Das ist natürlich auch das große Problem für die Sonnenwendfeiern an den Externsteinen, die jedes Jahr immer wieder viele Neonazis anziehen.

Aber das ist ja sowieso ein dauerndes Problem, daß wir einerseits – unter ökologischen Aspekten – viel mehr mit dem Jahreslauf der Natur leben sollten, andererseits aber gerade dieses Brauchtum von der Nazi-Ideologie dauerhaft kontaminiert ist. Natur, Land, Almsommer und Lederhosen sind heute immer noch stark mit dem Nationalsozialismus verbunden.

Ich trage seit mehr als 35 Jahren immer sehr gerne Trachten, vor allem auch aufgrund meiner traditionsbewußten Naturverbundenheit, gleichzeitig wird mir sicher niemand ersthaft den Vorwurf machen können, daß ich nur das Geringste mit irgendwelchem Nazikram am Hut habe, trotzdem hat mich jemand vor nicht all zu langer Zeit übel als Faschist beschimpft, weil ich eine Lederhose und einen Trachtenjanker anhatte. Ist es nicht gerade heute besonders wichtig, immerwieder zwischen Form und Inhalt zu diverenzieren? Oder sind wir alle schon so vom äußeren Schein der modernen Medienwelt gefangen genommen, daß wir das Äußere für den Inhalt nehmen.

Wo fängt das an, wo hört das auf, darf ich nicht mehr Peter Rosegger oder Adalbert Stifter zitieren, nur weil die auch von den Nazis rezipiert wurden, dann kann ich ja meine Nietzsche-Ausgabe auch gleich in den Müll schmeißen, obwohl Giorgio Colli und Mazzino Montinari nach jahrelanger Arbeit zu Zeiten des kalten Kriegs in den 60er Jahren im Nietzsche-Archiv in Weimar (also noch zu DDR-Zeiten) eindeutig gezeigt haben, daß Nietzsche nun wirklich nicht für die Nazi-Ideologie taugte und die Publikationsarbeit von Nietzsches Schwester dem Werk unendlichen Schaden zugefügt hat.

Aber es geht halt immer nach dem Motto: „Ein Fünkchen Wahrheit wird schon dran sein“. Aber Fünkchen hin oder her, einige meiner Lieblingsbücher bleiben trotzdem „Der Waldschulmeister“ und auch Nietzsches „Zarathustra“ und Stifters „Der Nachsommer“, egal was Ihr mir erzählt, dann prüft halt nochmal Euer Denken und vertraut nicht auf überkommene Ideologien sondern laßt sie einfach sterben…

Die ESO-SCHIENE – Ein Kommentar zum Kommentar

Lieber Roland,
hab herzlichen Dank, daß Du meinen Blog besucht hast, ich hab Deine Homepage und Deinen Auftritt bei who-is-hu.de auch gleich gestern besucht.
Du hast ja sicher gesehen, daß ich die Giordano-Bruno-Stiftung auch in meiner Blogroll habe, ich hab‘ auch gar kein Problem damit, mich selbst als humanistischen Agnostiker zu bezeichnen. Über die Geschichte der Religionen brauchen wir sicher auch nicht weiter sprechen, da sind wir uns sicher sowieso einig.
Worüber ich aber gerne sprechen möchte, ist das Thema „Religion unter dem Aspekt der Rückverbindung (religio)“ zu den Wurzeln allen Lebens, um die es ja in meinem ÖkoRadiX-Blog geht.

Da kommt mir zunächst das Thema Geschichte in den Sinn: Geschichte zu betreiben bedeutet für mich, dessen eingedenk zu bleiben, was Ernst Bloch als die Unterseite der Geschichte bezeichnet hat, Geschichte ist nicht nur die Geschichte der Mächtigen, auch wenn die immer den Weg in die Geschichtsbücher gefunden haben, es gibt auch eine komplementäre Geschichte, die der Erniedrigten und Beleidigten, der Unterdrückten und Versklavten, man nennt das ja gerne Geschichte von unten und das ist die Geschichte, die selten gesehen wird – aber trotzdem existiert.

Also ist lege mit meinem Blog ein Stein auf die Gräber der Menschen, die sich in welcher Form auch immer für das Unterdrückte, das kaum Sichtbare eingesetzt haben und ihr Leben dem friedlichen Kampf gegen die Ignoranz – aus der alle anderen Übel entspringen – geweiht haben. Schließlich ist Nietzsches Zarathustra bei seiner Lehre vom Übermenschen ja auch an der Ignoranz gescheitert und mußte sich wieder in die Wälder zurückziehen.

Ich würde mich am liebsten als Struktur- und System-Denker bezeichnen, es ist nicht zufällig, daß sich auf allen Größenebenen immer wieder die gleichen Strukturen und Kreisläufe finden – fraktale Geometrie hat diesen Denkansatz ja bebildert – das ist auch der Grund, warum ich Walter Benjamins Idee der Denkbilder so stark favorisiere.
Und jetzt kommt’s – Du spricht das Thema Karma und die Eso-Schiene an – ich bin der Meinung, daß man all diese Bereiche nicht der sogenannten Eso-Schiene überlassen darf, das Prinzip der Analogien, also wie oben, so unten, wie innen, so außen, Makrokosmos und Mikrokosmos sind eins etc. sind zwar in der Esoszene sehr beliebt und das Kybalion wird heute immer noch verlegt, aber dieses Analogie- und Resonanzprinzip hat mit Gott oder Magie so wenig zu tun, wie die berühmte Kuh mit dem Seiltanz. Hier sind seid Urbeginn ((den es für mich gar nicht gibt, ich hänge der Theorie des big bounce an (religio = Rückverbindung)) riesige Informationsfelder im Gang mit denen alles, was in diesem Universum existiert, auch kommuniziert und so ist Evolution für mich, wenn man sie als etwas Positives bewerten möchte, wachsende Resonanzfähigkeit! Das ist alles kein Hokuspokus – sondern ersthafte Wissenschaft.

Wir haben einfach einen vergröberten Materiebegriff, wir bewegen uns in den Welten, die wir anfassen können, deshalb beschreiben wir alles, was um uns herum ist, mit Worten einer Apfelpflücksprache, alles sind kleine Äpfel, kleine Billardkugeln, die sich um einander drehen. Materie ist aber in letzter Konsequenz geronnene Quanteninformation. Und gerade unter diesem Aspekt sollten wir die Geschichte von Religion und Spiritualität völlig neu schreiben nicht um sie zu retten, sondern um einen ganz wichtigen Teil dieses Universums zu verstehen.

Von dem Pathologen Virchow (gest. 1902) ist ja der Satz überliefert: „Ich habe sehr viele Leichen seziert, aber eine Seele habe ich nicht gefunden.“ Da würde ich sagen, mit seinen damaligen Möglichkeiten konnte er auch gar keine Seele finden. Natürlich können wir auch heute noch keine Seele finden, aber wir können sie vielleicht messen. Was wir mit Hilfe moderner Technik heute können, ist zumindest den Fragenhorizont „Seele“ neu aufzumachen, mit entsprechenden, extrem feinen Waagen können wir heute eine Masseverletzung nach dem Tod von Lebewesen messen, wenn wir zuvor sichergestellt haben, daß der Versuchsaufbau keine Masseverletzung möglich macht (siehe Dr. Volkamer).

Vor hundert Jahren dachten wir noch, wir wüßten alles über Masse und Energie und deren Relation zueinander. Heute sind wir viel vorsichtiger, denn nur 5% der Energie im Universum ist uns wirklich gut bekannt, dann wissen wir noch einiges über dunkle Materie, die wohl so 25% der Gesamtenergie ausmacht aber über die 70% dunkle Energie da wissen wir gar nichts.

Also ich sag’s mal so: Für mich ist Spiritualität ein Ausdruck intellektueller Redlichkeit. Spiritualität versucht einen intellektuellen Riegel vor den menschlichen Größenwahn zu schieben. Drop your EGO ist mein Wahlspruch, denn ein übergroßes EGO – das gemeinhin immer alles zu wissen glaubt – steht meistens hinter jedem Größenwahn. Wenn Du ein besseres Wort für diesen Riegel kennst, bin ich für jede Anregung immer offen.

„An allem Anfang aber steht die Vernunft, unser größtes Gut.“ heißt es in einem Brief von Epikur an Menoikeus. Irrationalität – auf die Du ja auf Deiner Homepage auch immer wieder zu sprechen kommst, ist der äußere Ausdruck von Ignoranz (es ist nicht zu kritisieren, wenn jemand nichts weiß – sehr wohl zu kritisieren ist jedoch, wenn er nichts wissen will) und eines der wesentlichen Hemmnisse des Glücks. Für mich ist zwischen einem Philosophieren in Epikurs Garten und einem Philosophieren in Buddhas Garten kein wesentlicher Unterschied, für beide steht Vernunft, Bewußtseinsarbeit und Glück im Zentrum ihres Denkens.

Verschiedene Götter sind für Buddhisten verschiedene Bewußtseinszustände, in dem sie diesen Namen geben, gehen sie mit Ihren Bewußtseinszuständen sozusagen familiär um. Als der Buddha in der Achsenzeit (Jaspers) des 5. Jh.v.u.Z. in seinem Hain lehrte, hat er durch seine 4 Wahrheiten und seinen 8fachen Schulungsweg die numinose Welt der Götter auch massiv entzaubert und trotzdem den Zauber bewahrt. Es ist nicht zu bestreiten, daß z.B. die vielen Sonnenuntergangsbilder oder sagen wir mal allgemeiner die Naturbilder auf Deiner Homepage einen Zauber in sich haben, den die Kunst auch immer wieder bewahrt – auch wenn sie ihn entlarvt.

Postmoderne Naturwissenschaft ist heute viel weiter als um 1900, sie benennt ebenso die numinosen Welten der Götter mit Namen und beginnt einen vernunftgemäßen Umgang mit Ihnen zu pflegen. An der postmodernen Naturwissenschaft kann man sehen, daß ihre Beschäftigung mit Spiritualität sich nicht dadurch ergeben hat, daß sie wieder angefangen hat, zu Glauben, sondern das sie immer weniger glaubt, aber gleichzeitig die ständige Erfahrung macht, daß sich hinter jeder Tür, die sie öffnet, tausend neue Türen liegen. Durch diese Entwicklung ist nebenbei gesagt eine längst überfällige Rückverbindung von Natur- und Geisteswissenschaft in Gang gekommen, die künstliche Trennung im 20. Jh. würde Philosophen aus früherer Jahrhunderte sowieso völlig absurd anmuten, wenn sie es denn erlebt hätten.

Ich komm doch immer wieder zurück zu Sokrates, der mit seiner Hebammenkunst (wie er seine philosophische Gesprächsführung ja oft gern bezeichnete) doch um eine Kleinigkeit weiser war als wir anderen, eben darum, dass er, was er nicht wußte, auch nicht zu wissen glaubte.

Herzliche Grüße
Andreas

P.S. Zum Thema Karma habe ich jetzt nichts mehr explizit geschrieben, darüber habe ich an anderen Stellen (z.B. in meinem Beitrag zu Konstantin Weckers letztem Buch: Mönch und Krieger) schon viel geschrieben.

Was bedeutet TTIP für uns?

TTIP StoppenIch bin gegen das Freihandelsabkommen TTIP / Deshalb möchte ich unterschreiben!

Was bedeutet das Freihandelsabkommen für uns?
Quelle: campact.de  –  Demokratie in Aktion

Das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU birgt viele Gefahren:

  • US-Produkte müssten nicht mehr europäische Verbraucherschutz- und Tierschutzstandards einhalten, um in der EU verkauft zu werden. Damit EU-Unternehmen dann nicht benachteiligt sind, müssten die Standards hierzulande gesenkt werden.
  • Der durch das Abkommen ausgelöste Preiskampf bei Lebensmitteln würde auf beiden Seiten des Atlantiks naturschonend wirtschaftende Bauernhöfe massenweise zur Aufgabe zwingen.
  • Die durch die EU-Chemikalienverordnung REACH vorgeschriebene Gefahrenprüfung vor der Markteinführung von Substanzen wird umgehbar: Ein Konzern müsste nur ein Produkt in den USA anbieten – und schon könnte er es auch in Europa verkaufen.
  • TTIP wird die Einfuhr gentechnisch veränderter Lebensmittel, von Hormonfleisch und Chlorhühnern erleichtern – und die Kennzeichnungspflicht aufweichen.
  • Wenn öffentliche Dienstleistungen als Märkte interpretiert werden, wie es die Pläne bisher vorsehen, wird eine Welle an Privatisierungen folgen.
  • Im Bereich des so genannten „geistigen Eigentums“ drohen Verschärfungen: weniger Rechte für Internetnutzer und ein lascher Datenschutz.
  • Investoren sollen die Möglichkeit bekommen, Staaten vor Schiedsgerichten zu verklagen, wenn sie ihre Gewinnaussichten durch demokratische Beschlüsse verletzt sehen. Auf eine solche Investitionsschutzklausel in einem anderen Abkommen beruft sich heute schon Vattenfall – und verklagt derzeit Deutschland auf 3,7 Milliarden Euro Schadensersatz für den Atomausstieg.

Wer verhandelt?

Die Verhandlungen finden statt zwischen der EU-Kommission, vertreten durch den Handelskommissar, und dem US-Handelsministerium. In der EU haben weder die Mitgliedsstaaten noch die anderen EU-Kommissare, noch gar die Abgeordneten von Europaparlament und nationalen Parlamenten Einblick in die meisten Verhandlungsdokumente. Auf massiven öffentlichen Druck hin stellt die EU-Kommission inzwischen einige ihrer Verhandlungspositionen online – allerdings weigert sich die US-Seite dasselbe zu tun.

Deshalb bleibt ungewiss, wo mögliche Kompromisslinien liegen werden. Da beide Verhandlungspartner eine „Paketlösung“ – also einen Kuhhandel – anstreben wird die EU-Kommission massive Zugeständnisse machen müssen, soll das Abkommen jemals unterschriftsreif werden.

Unterdessen haben einige hundert Industrielobbyisten exklusiven Zugang und die Möglichkeit, ihre Interessen direkt in den Vertrag zu diktieren. Ziel der Verhandlungs-Elite ist es, die Verhandlungen geheim abzuschließen und den demokratisch gewählten Vertretungen der Bürger/innen dann nur noch die Wahl zwischen Zustimmung und Ablehnung zu lassen.

Warum wissen wir so wenig über die Inhalte?

Die EU-Kommission und die US-Regierung halten die wichtigsten Verhandlungsdokumente geheim. Die Verhandlungsrunden finden jeweils an geheim gehaltenen Orten statt. Auf den Pressekonferenzen nach den jeweiligen Verhandlungsrunden werden lediglich Allgemeinplätze zum Besten gegeben. Jegliche öffentliche Information bleibt äußerst vage. Die EU-Kommission ist noch nicht einmal bereit, das Verhandlungsmandat – also das, worüber sie verhandelt – offen zu legen. Dieses Mandat ist jedoch von der US-Regierung veröffentlicht und auf diesem Weg bekannt geworden.

Wie viele Arbeitsplätze und wie viel Wachstum bringt der Vertrag?

Die Europäische Kommission rechnet, gestützt auf eine Studie des Centre for Economic Policy Research (CEPR 2013), für das Jahr 2027 mit einem Wachstum des realen Einkommens der EU von bis zu 0,48 Prozent. Das bedeutet pro Jahr ein Wachstum von 0,048 Prozent, also unter der Nachweisgrenze. Die Kommission schließt Anpassungseffekte zwar nicht aus, gesamtwirtschaftlich sollen jedoch Beschäftigungsgewinne und Lohnzuwächse überwiegen. Schon diese positiv gefärbte Schätzung geht also von einem äußerst geringen wirtschaftlichen Nutzen in sehr ferner Zukunft aus.

Nicht berücksichtigt sind dabei mögliche negative Effekte. Neben Arbeitsplatzverlusten in ländlichen Gebieten droht eine Ausweitung niedrig entlohnter Beschäftigung, zunehmende Einkommensungleichheit, verschärfte Sparpolitik der öffentlichen Haushalte und eine geringere Tarifbindung. Privatisierungen, Ausgliederungen und Deregulierung vor allem im Dienstleistungsbereich können einfach genutzt werden, um Niedriglohn-Jobs zu schaffen. Weil sie anständig bezahlte Jobs mehr und mehr verdrängen, wirkt sich das auf das allgemeine Lohnniveau und damit auf die „Normalarbeitsverhältnisse“ aus.

Die am meisten zitierte Studie zu wirtschaftlichen Effekten stammt von der Bertelsmann-Stiftung. Sie wird wegen massiver methodischer Fehler bei der Berechnung von Arbeitsplatzeffekten vom ifo-Institut kritisiert. Die Bertelsmann-Stiftung hat nämlich nur die Gewinne im Exportsektor gezählt, und die Verluste von Arbeitsplätzen in anderen Sektoren nicht davon abgezogen. Dieser Fehler ist möglicherweise kein Zufall, denn die Bertelsmann-Stiftung macht mit einer Road-Show im Auftrag der EU-Kommission Werbung für TTIP in den USA.

Hat die EU-Kommission nicht transparente Verhandlungen unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft versprochen?

Dieses Versprechen ist leider eine leere Hülse. Die EU-Kommission veranstaltet einige so genannte Stakeholder Briefings, bei denen sie Vertreter/innen der Zivilgesellschaft mit Allgemeinplätzen, ausweichenden Antworten und bewusstem Verschweigen hinhält. Dem gegenüber stehen hunderte Gespräche mit Industrielobbyisten, bei denen diese unmittelbar Einfluss auf die Verhandlungstexte nehmen können.

Die EU-Kommission hat ein beratendes Kommitee eingerichtet, das die Verhandlungen begleiten soll. In ihm sollen neben sieben Industrievertretern zwei handverlesene Vertreter von Umweltschutzverbänden, zwei von Gewerkschaften, einer von Transparenz-Organisationen sitzen. Die bisher veröffentlichten Protokolle der Sitzungen zeigen, dass über Belanglosigkeiten geredet wurde, nicht über die wirklich kritischen Fragen. Und auch diesem Komitee werden voraussichtlich keine Vertragstexte zugänglich gemacht. Genauso wenig wie dem Europaparlament. Wenn Abgeordnete oder die wenigen ausgewählten Vertreter der Zivilgesellschaft Verhandlungsunterlagen sehen dürfen, dann nur in speziellen Leseräumen. Sie sind zu Stillschweigen verpflichtet, dürfen also ihr Wissen nicht mit Experten und vor allem nicht mit uns Bürger/innen teilen.

Wie ist der Zeitplan?

Die Verhandlungen wurden im Juni offiziell aufgenommen. Ziel der Verhandlungspartner ist ein schneller Abschluss, bis 2015. Der genaue Zeitplan hängt vom Fortschritt der Verhandlungen ab. Klar ist bisher nur, dass die nächste Verhandlungsrunde im März 2014 in Brüssel stattfindet.

In den USA gibt es zunehmend Widerstand gegen den geplanten „Fast Track“ Prozess, der der Obama-Administration eine Verhandlung ohne Beteiligung des Kongresses erlauben würde. Der Ausgang des Konflikts ist derzeit offen.

Was passiert nach den Verhandlungen?

Das Europaparlament und die Europäischen Regierungen müssen dem Vertrag auf jeden Fall zustimmen. Strittig ist, ob der Vertrag außerdem in jedem einzelnen Mitgliedsstaat „ratifiziert“ werden muss. Die EU-Kommission möchte dieses Abkommen allein auf europäischer Ebene durchsetzen und die nationalen Parlamente außen vor lassen! Dagegen regt sich Widerstand aus den Mitgliedsstaaten – sehr zu recht. Wenn die EU-Kommission nicht einlenkt, ist eine Klage vor dem EuGH in dieser Sache wahrscheinlich.

Würde der Vertrag auch von den Mitgliedsstaaten ratifiziert, bedeutet das in der Regel, dass die Parlamente abstimmen. Möglich sind aber auch Volksentscheide in einzelnen Mitgliedsländern. Wird der Vertrag von nur einem EU-Staat nicht ratifiziert, ist er gescheitert.

In Deutschland hängt es vom Inhalt des endgültigen Vertrages ab, ob nur der Bundestag entscheidet oder auch der Bundesrat zustimmen muss.

Wie funktionieren die Konzernklagen?

In vielen Handelsverträgen gibt es mittlerweile so genannte Investitionsschutzklauseln. Sie erlauben ausländischen Konzernen, vor einem „Schiedsgericht“ zu klagen, wenn es seine Gewinnerwartung durch politische Entscheidungen eines Staates verletzt sieht. Das „Schiedsgericht“ ist kein Gericht im herkömmlichen Sinne. Es besteht ausschließlich aus Anwälten, die in einem Prozess die Rolle des Kläger-Anwalts, im nächsten Verfahren die Rolle des Anwalts der Beklagten, und ein anderes Mal die Rolle des Richters übernehmen. Eine exklusive Minderheit von hoch spezialisierten Rechtsexperten entscheidet also über Entschädigungen in Milliardenhöhe – die Steuerzahler/innen dann bezahlen müssen. Die Verhandlungen sind nicht öffentlich, eine Revision gibt es nicht. Die Anwälte und Richter kassieren Honorare in Millionenhöhe.

Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Klagen vor solchen Schiedsgerichten ständig an, die Summen der zugebilligten Entschädigungen wachsen ständig. Am klagefreudigsten sind US-Investoren mit bisher 123 Klagen. Danach folgen die Niederlande mit 50, Großbritannien mit 30 und Deutschland mit 27 Klagen.

Eine neue Studie der London School of Economics hat jetzt (wie auch schon eine ältere Studie der Heinrich-Böll Stiftung) nachgewiesen, dass Investorenklagen nicht sinnvoll sind. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die von der Kommission genannten Fälle kein Indiz dafür sind, dass man ISDS im TTIP braucht. In den von der Kommission angebrachten Fällen, bei den InvestorInnen Schwierigkeiten in den USA hatten, hätte ein Investor-Staat-Klagemechanismus auch nicht geholfen.

Was ist eigentlich Fracking

Da ich der Meinung bin, daß man immer zuerst mal eine inhaltliche Einschätzung von Themen gewinnen muß, bevor man sich entscheidet, für oder gegen etwas zu sein, habe ich mal ganz kurz aufgeschrieben, bzw. auch wegkopiert, worum es beim fracking geht.

Fracking ist eine Methode zur Erzeugung von Rissen in Gesteinsschichten im tiefen Untergrund, mit dem Ziel, dass dort lagernde Gase oder Flüssigkeiten (Öl) leichter und beständiger zur Bohrung fließen und gewonnen werden können.

Beim Fracking wird nach Erstellung einer bis zu mehreren tausend Meter tiefen Bohrung zur Erhöhung der Durchlässigkeit der Gesteine im Zielhorizont – das heißt auf der Ebene der tiefsten Stelle der Bohrung – unter hohem Druck Wasser durch das Bohrloch in den tieferen Untergrund gepumpt, das in der Regel mit chemischen Zusätzen und Stützmitteln wie z.B. Quarzsand versetzt ist.

2000px-HydroFrac_de.svg
Typischerweise sind in der Tiefe mehrere zusätzliche horizontale Bohrungen mittels Richtbohren – durch Umlenken des Bohrkopfes in die Waagrechte − in das umgebende Gestein ausgeführt, um die Ausbeute zu erhöhen. Die unter einem Druck von typischerweise mehreren hundert Bar eingepresste Flüssigkeit („Fracfluid“) hat dabei die Aufgabe, im Reservoirgestein Gesteinsrisse zu erzeugen, aufzuweiten und dauerhaft zu stabilisieren.

Bereits heute ist etwa ein Drittel der deutschen Erdgasförderung mit Hilfe der Fracking-Technologie erschlossen worden. In den USA wird seit etwa Anfang der 2000er Jahre verstärkt Erdgas mittels Fracking gefördert, was einen Boom zur Folge hatte. Dies hat den dortigen Energiemarkt erheblich verändert und mündete in einem aktuellen Erdgas-Überangebot mit Preisverfall auf dem US-Markt, so dass die Rentabilität des Verfahrens bereits in Frage gestellt wurde. Die US-Regierung fördert daher seit etwa 2013 Anstrengungen zum verstärkten Export von Flüssig-Erdgas nach Europa und Japan, unter anderem mit beschleunigten Genehmigungsverfahren.

Aufgrund von Wirtschaftssanktionen gegen Russland wegen der Krimkrise in der Ukraine ab Februar 2014 wurde US-Flüssigerdgas nachdrücklich von US-Politikern sowie auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Alternative zum russischen Erdgas für die europäische Energieversorgung ins Spiel gebracht.

Zudem wurden im Zuge der Krise Forderungen nach einem verstärkten Fracking-Einsatz in europäischen Ländern geäußert.

Durch die Fracking-Debatte und aufgrund der deutlichen Erdgasüberproduktion durch Fracking in den USA sehen wir auch hier wieder mehr als deutlich, wie auf diesem Planeten mit Ressourcen umgegangen wird. Abgesehen davon, daß die Umweltrisiken beim Fracking in keiner Weise geklärt sind, werden hier in unverantwortlicher Weise Ressourcen verschleudert, um entsprechende Profitinteressen zu befriedigen.

Aufgrund der unabsehbaren Umweltrisiken haben einige Länder, wie Frankreich, das Fracking verboten, in Deutschland wird wie immer hin und her taktiert, weil man sich natürlich wieder mit keiner Lobby anlegen will.

Tatsache bleibt:

Fracking bietet viele bekannte und noch nicht bekannte Umweltrisiken, die vor allem durch das Einpumpen von Additiven (Chemikalien, u. a. Biozide), mit denen das Bohrwassers zum Aufbrechen der Lagergesteine versetzten werden, entstehen.

Nachweislich bestehen Gefahren durch die Verunreinigung des Grundwassers durch das Bohrwasser und die darin enthaltenen Chemikalien,

durch die Verunreinigung des Oberflächenwassers durch das zurückgepumpte Bohrwasser und die darin enthaltenen Chemikalien

durch die Wanderung von Stoffen aus der Lagerstätte in andere Gesteinsschichten

durch den Abtransport des Brauchwassers plus der darin enthaltenen Chemikalien

durch die Vibrationenen beim Bohren und regelmäßigen Fracken

durch Resonanzeffekte, wodurch kleine und gewollte Mikrobeben größere Erdbeben auslösen.

Auch die gesundheitlichen Risiken sind unabsehbar, so ergaben Untersuchungen der Universität von Missouri in Columbia, dass beim Fracking eingesetzte Spülflüssigkeiten in das Grundwasser benachbarter Brunnen gelangten. „Von den eingesetzten Chemikalien waren mehr als 100 bekannte oder vermutete endokrine Disruptoren,“ die das sensible hormonelle Gleichgewicht stören können. Östrogenartig wirkende Substanzen fördern Unfruchtbarkeit und Krebs. An Andockstellen für das männliche Geschlechtshormon Testosteron anlagernde Stoffe können Missbildungen im männlichen Genitaltrakt und Unfruchtbarkeit verursachen.

Aber nochmal zurück zu den Tiefenbohrungen: Am Beispiel von Staufen im Schwarzwald, wo es ja um ganz andere Bohrungen für Erdwärmegewinnung ging, kann man sehen, was niemand vorher sehen will, es KANN zu Problemen kommen, wenn man verschiedene Gesteinsschichten anbohrt, die Probleme sind gerade bei verhältnismäßig neuen Technologien unabsehbar.

Wissenschaftler finden sich natürlich immer, die gerade bei neuen, oft auch mit viel Profit verbundenen Technologien jedes Umweltrisiko ausschließen können, so wie Japan ja immer supersichere Atomkraftwerke gebaut hat, Tschernobyl war ja was anderes, das waren ja die kommunistischen Nullen, die man schon im kalten Krieg bekämpft hat, am Werk

Wenn Folgen wissenschaftlich seriös (also ohne keine Lobbypolitik über Drittmittel) unabsehbar sind, dann muß man auf solche Technologie verzichten bis man mehr weiß. Ich sag mal eins, früher (also noch vor 30 Jahren) war ein sehr großer zeitlicher Anteil bei der Produktentwicklung der Prüfung des Produkts vorbehalten, heute ist ein Produkt, kaum daß es nur ein wenig aus den Kinderschuhen heraussieht, „marktreif“. Was hat man gemacht, man hat einfach die Produktprüfung an den Konsumenten delegiert, das bringt jede Menge mehr Profit.

Wenn eine Produktentwicklung jedoch die Grundlage unseres gesamten Lebens auf diesem Planeten betrifft, dann kann ich niemals das gleiche Risko fahren, dann muß ich einfach Vorsicht im Umgang mit diesem Planeten walten lassen, alles andere ist unverantwortlich!

Mehr Details – z.B. mit welchen Additiven gearbeitet wir – kann man nachlesen bei:
Wikipedia  oder Fracking auf TTIP komm raus (Kurzstudie von Power Shift, FoE

An Pfingstmontag im Jahre 2014

Mohn_und_Gedächtnis
Mohn und Gedächtnis, der erste Gedichtband Celans, der Spannungsbogen Czernowitz – Paris, die Bokowina ein Land von echten Multikultis – da lebten sie noch zusammen, Paris eine Stadt der Gegensätze, da rezipierten Marxisten und glühende Kämpfer der Résistance noch Heidegger…

Mohn und Gedächtnis, das flüchtige, kurze, alles vergessenmachende, glühend rote Aufblühen – der Mohn, die Liebe, das Durchatmen, die Erleichterung – auf der anderen Seite des schmalen Grades: Belastung, Schmerz, Erinnerung, das Gedächtnis. Mohn und Gedächtnis, Tag und Nacht, das grelle Licht des Bewußtseins und das ewige Dunkel des Unbewußten, Leben und Tod, die unio mystica. „Wir waren tot und konnten atmen.“ Mohn und Gedächtnis, das Erinnern knebelt nicht die Freiheit, eines stärkt sich am anderen, der utopische Mohn des Vergessens gedeiht nur gut auf dem Boden der Erinnerns, Utopie kann nicht ohne Erinnerung sein.
Mohn und Gedächtnis, nichts hilft den täglichen Widerspruch besser gestalten. Mohn und Gedächtnis, das ist auch das „Geheimnis der Begegnung“, es ist das „Würgen“ an den Nichtverrechenbarkeiten, es ist zum einen jenes Gedicht „Wirk nicht voraus“ aus Celans letzten Gedichtband „Lichtzwang“:

„Wirk nicht voraus,
sende nicht aus,
steh
herein:

durchgründet vom Nichts,
ledig allen
Gebets,
feinfügig, nach
der Vor-Schrift,
unüberholbar,

nehm ich dich auf,
statt aller
Ruhe“

Und es ist zum anderen oder vielmehr zugleich Heideggers Antwort darauf:

„Wage die Stille
Stille die Waage

Höre das Her
Schweige das Hin

Schwanke nicht mehr
Danke und sinn‘

Stille die Waage
Wage die Stille“

Leben und Denken ist eben beides, es ist Mohn UND Gedächtnis, es ist auch Mönch UND Krieger. Soll man die Kunst vielleicht erweitern,  damit die Antipoden in uns beide Raum finden? „Nein. Sondern geh mit der Kunst in deine allereigenste Enge. Und setz dich frei.“

MohnundGedächtnis„Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.“

Wie es in Paul Celans Gedicht „Corona“ heißt.

2012 zum 60sten Jahrestag des Erscheinens von Paul Celans erstem Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ hat die DVA diesen Band in einer der Erstausgabe nachempfundenen, bibliophilen Ausgabe wieder veröffentlicht. Wer die Gedichte dieses Band in seinem Herzen immer dabei hat, der kann eigentlich nicht fehl gehen…

Als 1952 „Mohn und Gedächtnis“ erschien, war der Autor, der als Paul Antschel 1920 als Sohn deutschsprachiger Juden in Czernowitz/Bukowina geboren wurde, der literarischen Öffentlichkeit vollkommen unbekannt. Seine Eltern wurden 1942 während der deutschen Besatzung deportiert und ermordet. Er selbst überlebte den Krieg in einem Arbeitslager. Danach gelangte er über Bukarest und Wien nach Paris, wo er bis zu seinem Tod als Dichter, Übersetzer und Lektor an der École Normale Supérieure lebte und arbeitete. 1970 beendete er sein Leben.

Heute zählen die 56 Gedichte des Bandes, darunter die »Todesfuge«, zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts, aber wie es immer so ist, wenn etwas erstmal zu dem Bedeutendsten zählt, dann wird es leicht vergessen, deshalb würde ich mich freuen, wenn möglichst viele diese eindringlichen Gedichte lesen oder wieder lesen würden, auch oder gerade weil sie nicht mehr in unsere „hippe“ Zeit passen, in der es vor lauter „gelebten Augenblicken“, kein Gedächtnis mehr für die Vergangenheit und Zukunft gibt. Denn schließlich hatten wir als Menschheit mal eine Zukunft und schließlich wollten wir uns mal mahnend der Vergangenheit erinnern.

Celan wurde 1960 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. In seiner Büchner-Preis-Rede finden wir viele Steine des Erinnerns, wir finden den „20. Jänner“: Der 20. Jänner 1778, an dem Lenz durch das Gebirge zum Pfarrer Oberlin nach Waldersbach übers Gebirge ging, der 20. Jänner 1942, an dem in der Wannseekonferenz die planmäßige Endlösung, die endgültige Vernichtung der europäischen Juden in „freundlicher Atmosphäre“ erörtert  wurde, der 20. Jänner 1948, an dem Celan Ingeborg Bachmann kennenlernt, der 20. Jänner 1968, an dem er sein Gedicht „Der zwanzigste Jänner 1968“ schrieb:

„Ich höre, die Axt hat geblüht,
ich höre, der Ort ist nicht nennbar,

ich höre, das Brot, das ihn ansieht,
heilt den Erhängten,
das Brot, das ihm die Frau buk,

ich höre, sie nennen das Leben
die einzige Zuflucht.“

„Ich finde das Verbindende und wie das Gedicht zur Begegnung Führende. Ich finde etwas – wie die Sprache – Immaterielles, aber Irdisches, Terrestrisches, etwas Kreisförmiges, über beide Pole in sich selbst Zurückkehrendes und dabei – heitererweise – sogar die Tropen Durch-kreuzendes –: ich finde… einen Meridian.“ (Büchner-Preis-Rede, 1960)

Zauberpflanze Mohn, im Eingedenken alles Kreatürlichen bist du die Chiffre, die Grenze zwischen vernichtender Gefahr und beglückender Heilung, der Absturz in’s Bodenlose ist immer mit im Gepäck.

Wenn du blühst, kann der Sommer nicht mehr weit sein, deine borstige Behaarung gibt dir Abwehrstärke in den wenigen Stunden, in denen du feuerrot glühst. Du bist die Pflanze des Augenblicks,  Glücks- und Totenblume zugleich, als Pionier besiedelst Du Gegenden, die längst dem Vergessen anheim fielen – so wie all die vielen Soldatengräber, zu denen du als erster kamst. Für mich bist Du das Signal, wo du blühst ist der Mensch schon weitergezogen, es geht vorwärts, die Passion hat sich erfüllt, der Samen des Gedächtnisses ist aufgegangen.

Mohn UND Gedächtnis – ein Pfingstmontag im Jahre 2014

YOLO – Das Mehrgenerationen-Projekt

Endlich ist es soweit, die Jungen und die Alten sind sich einig, Schluß mit lustig, jetzt wird’s ernst, jetzt kommt das YOLO-Projekt.
Klar Hip-Hop mäßig geht’s bei den Aktiv-Senioren nicht mehr so zur Sache, aber krachen lassen tun sie’s auch, schließlich lebt man doch nur einmal, da heißt es, nichts verschieben auf die Zukunft, wer weiß, was noch alles kommt, man hat ja schließlich schon Pferde kotzen gesehn.

YOLO-Jugend20122012 war YOLO ja das Jugendwort des Jahres, klar you only live once, da muß halt was gehn auf breiter Front, wenn sonst schon nix geht, da haun wir kräftig auf den Putz und wenn dann Leere statt Lehre kommt, dann nix wie ab zum Koma-Saufen, auf die scheiß Gesellschaft hab ich sowieso kein Bock und ne andere klappt ja doch nie…

Klar! In ihrer Resignation, da sind sich die Jungen und die Alten einig und deshalb: Party bis die Schwarte kracht, wir nehmen uns alles und zwar jetzt, der Tanz auf dem Vulkan (war da nicht schon mal was mit „Tanz auf dem Vulkan“ vor 90 Jahrn?) macht bock, wir wollen noch was von der Welt sehn, mir doch egal mit dem scheiß CO², die andern machens doch auch, solln sich doch die Jungen kümmern, wir wollen noch was vom Alter haben, denn schließlich und endlich „You Only Live Once!“. Und deshalb kriegen wir auch dieses Jahr das goldene YOLO-Kalb, wir haben es uns redlich verdient.

YOLO-Senioren2014Da fragt man sich doch, als unbeteiligter Zuschauer, wo haben diese beiden Gruppen die Idee nur geklaut? Na klar von den Superreichen, den gehts doch schon lange am Arsch vorbei, was in der Zukunft mit diesem Planeten passiert, wenn sie immer nur kurzfristig ‚ihre‘ Kohle abschöpfen können, um Party in ihren 10 Ferienhäusern rund um den Globus zu machen und den Rest in irgendwelchen offshore-Paradiesen zu bunkern, anstatt die Knete in nachhaltige Zukunftprojekte zu investieren. Die Superreichen, die haben schon lange den Grundsatz: „You Only Live Once!“ – was dabei herauskommt, das kann man ja schon schön auf diesem Globus beobachten…

Komisch eigentlich – warum die sich manchmal doch wieder mit ihrem Gewissen belasten und dann mit ihrer Kohle ganz plötzlich auf Charity machen, paßt eigentlich wieder gar nicht ins Bild, wollen die jetzt nur ’ne gute Presse – aber die ätzt ja eigentlich nur über solche Aktivitäten, am Ende wollen die vielleicht wirklich noch helfen, das wär ja noch schöner, uns unsere hart erarbeitete Verelendung und unser revolutionäres Potential klauen, nur um ein Paar Leuten, die am Verhungern sind ’ne Schrippe ohne alles rüberzuschieben. Na, ich denk vielleicht doch noch mal drüber nach, weil wenn ich mir’s so recht überlege, verhungern aus ideologischen Gründen will ich ja eigentlich auch keinen lassen…

Naja und vielleicht geht’s den Yolos ja auch mal so, wenn sie keinen Bock auf Dauer-Yolo haben. Dann gucken die sich am Ende auch noch Charity ab und machen Yolo-Charity, kann ja alles passieren auf diesem Planeten, war schon so mancher für  eine Überraschung gut.

Ich wills mal so sagen: Klar es ist wirklich wichtig im Augenblick zu leben und keine Sekunde des kostbaren Lebens zu verschwenden und niemand kann im Ernst was dagegen haben, daß jeder auch mal Party machen muß, um seine Batterien mit viel Lachen und vielen echten Freunden wieder aufzuladen, aber muß es denn der nonstop Tanz ums goldene YOLO-Kalb sein, das ist in der Geschichte doch schön öfter mal schief gegangen, dieser Tanz ums goldene Kalb…

Eine Schnake, eine Schnake, erschlag das Gezücht…

DetailBei näherem Hinsehen verliert man sich nicht im Detail –
sondern erkennt die Zusammenhänge.

Gerade weil ich davon überzeugt bin, daß die andere Sicht, oft auch die subversive Sicht auf die Dinge nur in den Details zu finden ist, bin ich in Talkrunden immer besonders angenervt, wenn es wieder heißt: „Bitte keine Details, das interessiert unsere Zuschauer nicht, es geht um die großen Linien“.

Ja wer nur die großen Linien sehen will, der reist am besten gleich ins Weltall, da sieht er dann einen wunderschönen blauen und grünen Planeten, da sieht er dann nur die großen Linien.

Spätestens seit der Flügelschlag eines Schmetterlings durch die Chaostheorie zu internationalem Ansehen gekommen ist, sollte doch allmählich klar geworden sein, daß es gerade nicht um die großen Linien – sondern um die kleinen Details geht.

Ganz abgesehen davon ist es doch wohl zynisch einem verhungernden Kind zu erklären, alles sei gar nicht so schlimm, es verhungern doch zur Zeit weltweit viel weniger Kinder als noch vor einem Jahr, irgendwann wird vielleicht niemand mehr hungern und dann verhungerst Du auch nicht mehr.

Es ist eigentlich müsig zu erwähnen, daß hier doch eigentlich nur tätiges Mitgefühl im Detail hilft, um das Kind vor dem Verhungern zu retten…

Angst vor der Materie

Angst vor der MaterieMaterie macht uns Angst, unsere Entfremdung von allem Vorgefundenen auf diesem Planeten schreitet immer weiter fort (bitte jetzt keine Linearität propagieren). Natur ist nichts, was uns begeistert und erschafft, sondern was abgeschafft gehört. Jetzt sind aber einerseits unsere wissenschaftlichen Bemühungen noch nicht weitgenug fortgeschritten, damit wir die Materie vollständig unter Kontrolle bringen können, andererseits ist unsere transzendentale Obdachlosigkeit aber auch schon wieder so weit fortgeschritten, daß wir mit der Materie nicht mehr on speaking terms sind.

Haben wir vielleicht doch zu voreilig unsere guten Kontakte zu den  Göttern aufgegeben oder liegt alles vielleicht daran, daß Materie etwas ganz anderes ist, als wir all die Jahrhunderte gedacht haben, nichts Unveränderliches, Starres von dem wir uns ein festes Bild machen können und das uns auch noch im Untergang (wie hier auf dem Bild) Sicherheit schenkt.

Es kommt darauf an, einen neuen Materiebegriff zu entwickeln!

Wenn wir Überlegungen der Quantenphysik in unser tägliches Denken integrieren, sollten wir dann nicht viel eher den Begriff der Materie mit einer bunt schillernden, utopischen Welt verknüpfen. Können wir nicht zu einer „Docta spes“ (Ernst Bloch) kommen, wenn wir die Superposition der Quanten – dem Ort aller potentiellen Seinsmöglichkeiten – als die grundlegende Wurzel jeder Utopie und der auf sie gerichteten gelehrten Hoffnung verstehen. Ist im Kern unseres Universums nicht der ständige Wandel, die Veränderung, die Utopie angelegt? Ist Utopie nicht gerade der Ort, den es fest umschlossen nirgends gibt und der dennoch überall anwesend ist – als das Meer der Möglichkeiten?

Ein ‚Wirk‘ (H.P. Dürr) lebt in Utopia, kein Ort nirgends ist seine Heimat, aber mit den Algorithmen und der Theorie der Quantenmechanik können wir doch immerhin auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten mit diesem Ort kommunizieren. D.H. wir haben eine ideale utopische Situation, wir kommunizieren und lernen viel von den ‚Wirk‘, weil wir die richtige Umgangssprache halbwegs gefunden haben und wir knebeln ihre Wirkungslinien trotzdem nicht, wir zwingen sie nicht fein sortiert, durch den ein oder anderen Spalt unserer Doppelspaltexperimente zu fliegen, so wie der arme Tiger immer durch den einen Ring muß.

Mit der Quantenmechanik pflegen wir einen nicht usurpatorischen Umgang mit Utopia, der wunderbaren Wurzel all unserer Materie und damit unseres Seins. Wir diskutieren und leben gleichzeitig die Offenheit!

Ist nicht gerade ein System – wie der Kapitalismus – von dem immer wieder stur behauptet wird, es sei das stabilste und natürlichste System der Welt, gerade auch unter diesem Aspekt das widernatürlichste. Natürlich ist die Evolution, die immer wieder gerne als Begründung herangezogen wird, die Triebfeder der Entwicklung, daß sich aber hartnäckig die falsche Übersetzung von Darwins/Spencers „survival of the fittest“ hält, erscheint mir ein leicht zu entlarvender Marketingtrick eines auf Ellbogen und gnadenlosen Wettbewerb fixierten Systems.

Letztlich können wir auf der Basis dieses falsch verstandenen evolutionären Grundsatzes tausende von Ideologie aufbauen, die Macht des Faktischen wird sie alle niederreißen, wenn wir nicht verstehen, daß wir nur dann überleben, wenn wir uns den Grundlagen unseres Lebens möglichst optimal anpassen und das sind nunmal einzig und allein die Ressourcen und Regelkreisläufe der Natur auf diesem Planeten, dann gehen wir als Menschheit einfach unter,  aus die Maus, eigentlich schade drum, es gab immer mal wieder ein paar gute Ansätze, ohne Hass, Gier und Ignoranz hätte was draus werden können.

Die Materie aber wird immer triumpfieren und weiter ihre utopischen Orte besuchen…

Warum? Weil sie einfach weiß, daß das Unbestimmte, Offene der einzige Ort ist, an dem man leben und das Leben genießen kann. Wäre es nicht nach so vielen Jahrzehnten der Quantenphysik eine Überlegung wert, das sie endlich als  Grundlage unseres Denkens in unser alltägliches Leben und Handeln einzieht?!

Der Penner Diogenes im Gespräch

Diogenes: Eh’ haste mal ‘nen Euro?

Arbeiter: Nee – du asozialer Penner, sich ‘nen schlaues Leben machen und andere für sich schaffen lassen und dann von meinem sauer verdienten Geld noch ‘nen Euro abhaben wollen, das kannste vergessen, geh’ selber arbeiten du Versager, dann brauchste auch nich’ betteln. Und überhaupt mit deinem Hunderudel mir auf die Mitleidstour kommen, den Hunden gibste doch sowieso nix ab von dem was die Leute dir geben, tuste doch eh alles nur versaufen.

Diogenes: Das ist zynisch – die armen Hunden brauchen mich – so wie ich sie brauche!

Arbeiter: Na von mir aus – aber ganz sauber im Kopf kannste eigentlich auch nich’ sein oder was soll die brennende Laterne mitten am Tag – spar dir doch die Kerze für die Nacht?

Diogenes: Ich such’ einen Menschen!

Wohlhabender Bürger: Oh Du armer Obdachloser – ich wäre so froh, wenn ich Dir einen Wunsch erfüllen könnte?

Diogenes: Geh mir aus der Sonne!

Arbeiter: Die spinnen doch wohl beide oder was …

Diogenes_Jean_Léon_Gérôme

Warum wir einen BruttoNationalGlücksFaktor brauchen!

1979 – also bereits vor 35 Jahren – hat Jigme Singye Wangchuck, der damalige König von Bhutan den Ausdruck BruttoNationalGlück, in Entgegnung auf ein Interview mit einem indischen Journalisten, geprägt. Der Journalist hatte sich nach dem Bruttoinlandsprodukt von Bhutan erkundigt und der König wollte zum Ausdruck bringen, dass er sich einer Wirtschaftsentwicklung verpflichtet fühle, die Bhutans einzigartiger Kultur und ihren buddhistischen Werten gerecht werde.

Aber bereits 1972 hatte der König das „Glück“ zum obersten Ziel der nationalen Politik ausgerufen. Die Idee reicht allerdings viel weiter zurück. Schon im 18. Jahrhundert wurde in einem Gesetzestext formuliert, die Regierung hätte keine Berechtigung, wenn sie nicht für das Glück seiner Bürger sorgen könne (würde mich mal interessieren, welche Reaktionen kämen, wenn das ein Politiker bei uns im Bundestag vortragen würde).

Während jedenfalls konventionelle Entwicklungsmodelle das Wirtschaftswachstum immer zum herausragenden Kriterium politischen Handelns machen, nimmt die Idee des Bruttonationalglücks an, dass eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft nur im Zusammenspiel von materiellen, kulturellen und spirituellen Faktoren geschehen kann, die einander ergänzen und bestärken. Bruttonationalglück ist der Versuch, den Lebensstandard in breit gestreuter, humanistischer und psychologischer Weise zu definieren und somit dem herkömmlichen Bruttonationaleinkommen, einem ausschließlich durch Geldflüsse bestimmten Maß, einen ganzheitlicheren Bezugsrahmen gegenüberzustellen (siehe auch Wikipedia).

Die vier Säulen des BruttoNationalGlücks:
– die Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung,
– Bewahrung und Förderung kultureller Werte,
– Schutz der Umwelt und
– gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen.

Auch wenn sich der BruttoNationalGlücksFaktor nur schwer objektiv messen läßt und einer Reihe von subjektiven Werturteilen unterliegt, kann man diesen Faktor dennoch durch entsprechende BewertungsSkalen in repräsentativen Meinungsumfragen errechnen. Natürlich ist die entscheidende Frage, wer die Eckpunkte des Bezugsrahmens definiert. Damit kommt der Art und Weise der politischen Willensbildung insbesondere der Diskussion im Rahmen der Verfassungsgebung eine große Bedeutung zu. Bhutan hat seit 2008 das Bruttonationalglück als zentralen Wert in der Verfassung verankert. Mit einem Gross National Happiness (GNH) Faktor mißt Bhutan das Glück seiner Einwohner.
Der GNH Index umfasst neun Bereiche (psychologisches Wohlbefinden, die Verwendung von Zeit, die Vitalität der Gesellschaft, kulturelle Diversität, ökologische Resilienz, Lebensstandard, Gesundheit, Bildung und Good Governance) die mit Hilfe von 33 aggregierten Indikatoren messbar gemacht werden. Das GNH Konzept ist somit ein multidimensionales Konzept, das nicht nur subjektives Wohlbefinden und Glück umfasst, sondern auch alle ökologischen und soziale Aspekte mit einbezieht.
Einen ähnlichen Weg wie Bhutan sind Ecuador und Bolivien gegangen mit der Verankerung des indigenen Prinzips des Sumak kawsay („gutes Leben”, span. „buen vivir”) in der ecuadorianischen Verfassung von 2008 und der bolivianischen Verfassung von 2009.
In einem vom New Economic Foundation’s Centre for Well-Being in London erstellten Happy Planet Index, der Lebenserwartung und Zufriedenheit der Bevölkerung in Relation zum ökologischen Fußabdruck (Ressourcenverbrauch) setzt, belegt Costa Rica 2012 den ersten Platz, gefolgt von Vietnam. Deutschland findet sich auf dem 46 Platz und die Vereinigten Staaten stehen in dieser Liste auf Platz 105, noch hinter einigen Entwicklungsländern.

Das Wirtschaftsmodell, das mit dem BruttoNationalGlücksFaktor bestimmt wird, geht meiner Meinung nach absolut in die richtige Richtung, denn es versucht dem Fetisch des Wachstums im Kapitalismus ein ganzheitliches Modell für persönliches Glück im Einklag mit einem sinnvollen ökologischen Fußabdruck entgegenzusetzen. Wer dieses Modell wirklich ernst nimmt hat alle Aspekte, die eine glückliche Gesellschaft auf einem glücklichen Planeten ausmachen, mit berücksichtigt.

Jeder Versuch, für ein derartiges Wirtschaftsmodell ein Bewußtsein zu schaffen und damit auch immer die Zusammenhänge zu untersuchen und auszuzeigen, muß erstmal gelobt werden, deshalb empfinde ich es als einen mutigen Schritt der Gemeinde Schömberg, gleich hier bei uns in der Nähe, also im Nordschwarzwald, sich zur Glücksgemeinde zu erklären.

Warum Marx doch nicht tot ist!

Was kann ein „Schöpfer“ dafür, wenn die Menschen zu dämlich sind, seine Grundideen vernünftig umzusetzen, so hat es schon mit Nietzsches Übermenschen nicht geklappt, den Alten abzusetzen bzw. ihn gleich für tot zu erklären und so hat es auch bei Marx nicht geklappt. Erst bringen wir es nicht auf die Reihe seine Ideen im 20. Jahrhundert sinnvoll umzusetzen und dann soll am Schluß auch noch der alte Marx an unserer Unfähigkeit schuld sein.

Gott sei Dank ist es bei den besonders Fähigen in der Geschichte so, man kann Sie – oder sagen wir mal ihre Ideen – halt doch nicht so leicht umbringen, auch wenn man sich noch so doof anstellt bei der Umsetzung brillianter Ideen, die Doofheit springt meistens nicht auf den Schöpfer über oder, wenn die Doofes es gar zu heftig getrieben haben und es so aussieht, als ob der Schöpfer selbst auch mit untergeht, dann! nach einer kleinen Ruhephase kommt die Idee gelassen wieder zurück und schaut, ob es vielleicht inzwischen weniger Doofe gibt, dann beginnt das Spiel von vorne. So kommt es, daß Marx doch noch nicht tot ist, obwohl viele gehofft haben, daß man ihn durch 100 Jahre überwiegenden Schwachsinn endgültig los wäre und das Gespenst, das Marx in Europa mit auf die Reise geschickt hat, ein für alle Mal nicht mehr umgeht.

Ein Genie bleibt ein Genie, könnte man es aufhalten, wäre es niemals eins gewesen – und so ist es auch mit klugen Ideen. Auf lange Sicht kann man sie nicht aufhalten und wenn doch, dann sind es halt keine klugen Ideen gewesen! Binsenweisheiten treffen oft den Nagel auf den Kopf und eine solche Binsenweisheit ist: „Hinter einer klugen Idee steckt immer ein kluger Kopf“

Einer, der sich wirklich ehrlich bemüht hat, dem alten Marx zu seinem Recht zu verhelfen, ist Terry Eagleton. In seinem Buch „Warum Marx Recht hat“, das ich als Einführung in das Thema „Zur Aktualität von Karl Marx“ empfehlen möchte, fragt Eagleton am Ende des Buches leidenschaftlich: „Ist irgendein Philosoph jemals so entstellt worden?“ und wir ahnen es schon, natürlich nicht, aber es haben bisher auch recht wenige Philosophen so gewaltige Dinge in Bewegung gesetzt…

eagleton1

Karl-Marx

Nun! Warum Marx doch nicht tot ist, beantwortet Terry Eagleton anhand von 10 Thesen aus der gegenwärtigen Diskussion, damit versucht der englische Literaturwissenschaftler seine Meinung zu begründen, daß man eigentlich nur mal ideologiefrei auf den historischen Marx schauen müßte, um sofort zu sehen, daß sich alle Kritik eigentlich immer an der ideologisch völlig verzerrten Kunstfigur des 20. Jahrhunderts abarbeitet.

Aus diesem Grund setzt er sich dann flugs – auf sehr unterhaltsame Weise, mit viel englischem Humor – in 10 Kapiteln mit 10 ständig vorgebrachten Thesen gegen Marx auseinander. Diese Thesen lauten wie folgt:

Der Marxismus ist erledigt
Der Marxismus ist in der Praxis nicht umsetzbar
Der Marxismus hat ein deterministisches Weltbild
Der Marxismus ist die Utopie einer arbeitsscheuen Freizeitgesellschaft
Der Marxismus reduziert alles auf die Wirtschaft
Der Marxismus hat keine geistigen Werte und reduziert alles auf reinen Materialismus
Der Marxismus ist auf eine Klassengesellschaft fixiert, die es gar nicht mehr gibt
Der Marxismus propagiert die gewaltsame Revolution
Der Marxismus glaubt an den allmächtigen Staat
Der Marxismus ist von anderen Bewegungen abgelöst worden

Ich verrate nicht zuviel, wenn ich ein wenig aus dem Resümee, das Terry Eagleton am Schluß seines Buches zieht, zitiere:

„Marx glaubte leidenschaftlich an das Individuum und hegte tiefen Argwohn gegen abstrakte Lehren.

Er hatte nichts für die Idee einer vollkommenen Gesellschaft übrig, misstraute dem Gleichheitsbegriff und träumte nicht von einer Zukunft, in der wir alle in Overalls mit unserer Sozialversicherungsnummer auf dem Rücken herumlaufen.

Er hoffte auf Vielfalt, nicht Einförmigkeit.

Auch lehrte er nicht, das die Menschen das hilflose Spielzeug der Geschichte seien.

Er stand dem Staat noch ablehnender gegenüber als rechte Konservative und erwartete vom Sozialismus eine Stärkung und keine Schwächung der Demokratie.

Sein Modell des guten Lebens beruhte auf dem Gedanken des künstlerischen Selbstausdrucks.

Er glaubte, daß einige Revolutionen friedlich verlaufen könnten und hatte nichts gegen soziale Reformen.

Weder war er einseitig auf die Arbeiterklasse fixiert, noch war sein Gesellschaftsbild von zwei polarisierten Klassen bestimmt.

Er machte keinen Fetisch aus der materiellen Produktion. Ganz im Gegenteil, er glaubte, sie sollte so weit wie möglich beseitigt werden.

Sein Ideal war Muße, nicht Arbeit.

Wenn er seine Aufmerksamkeit vor allem auf die Wirtschaft richtete, dann, um ihre Macht über die Menschheit zu verringern.

Seinen Materialismus vermochte er durchaus mit tiefen moralischen und geistigen Überzeugungen zu vereinbaren.

Er war voll des Lobes für die Mittelklasse und sah den Sozialismus als Erben ihrer großen Errungenschaften: Freiheit, Bürgerrechte und materiellen Wohlstand.

Mit seinen Anschauungen über Natur und Umwelt war er seiner Zeit in vielen Punkten erstaunlich weit voraus.

Nie hat es einen entschiedeneren Befürworter von Frauenemanzipation, Weltfrieden, Kampf gegen Faschismus und für Befreiung der Kolonialvölker gegeben als die politische Bewegung, die durch sein Werk ins Leben gerufen wurde.“ (a.a.O. Seite 271/272)

Selbst wenn man in der Bewertung des Lebenswerks von Karl Marx ganz anderer Meinung sein sollte als Terry Eagleton, macht es Sinn, in Anbetracht dieser Sichweise sich nochmals mit diesem Denker auseinandersetzen, denn er war im positivsten Sinne ein Revolutionär und wenn wir auf diesem Planeten noch was reißen wollen, dann brauchen wir vor allem Leute, die nicht nach dem Motto leben: „Weiter so“. An die Wurzeln der Probleme zu gehen ist die einzige Chance nachhaltig etwas für den Patienten zu tun, alles andere ist nur Symptom-Doktorei und hilft dem Unternehmen “MENSCH & PLANET” langfristig nicht weiter!

csm_9783550088568_cover_b65974382c

Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy. Auf Deutsch ist von Ihm zuletzt erschienen:
Warum Marx recht hat
Hardcover, 288 Seiten
Ullstein-Verlag
ISBN-13:  9783550088568

Lebens-Spiralen

Informationsfelder sind bestimmt und bestimmen Rhythmus und Proportion, den zeitlichen und den statischen Aspekt von Strukturen, Analogien und Ähnlichkeiten (5/8 ist eine Proportion, also der statische Aspekt, aber 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13 ist ein Rhythmus, also ein zeitlicher Aspekt). Täuschen wir uns nicht, alles was uns und uns als Teil der Natur bestimmt, sind Strukturen und Ähnlichkeiten, durch die Strukturen wirken und die Strukturen würden nicht wirken, wenn sie nicht von Ähnlichkeiten bestimmt sind.

Fibonacci

Fraktale Geometrie ist keine mathematische Erfindung, sondern eine Entdeckung wie Universum und Natur funktionieren, eine Spiralgalaxie und eine Nautilus Schnecke entsprechen nicht zufällig in Proportion und Rhythmus einander, alles ist mit allem verbunden und so sollten wir auch immer bedenken, daß bei allem, was wir tun, eben alles mit allem verbunden ist.

Alles, Gesellschaft, Kultur, Ökonomie, Politik ist von Strukturen bestimmt und diese sind wieder von grundsätzlicheren Strukturen bestimmt, ob wir z.B. ein Haus oder den Kapitalismus lieben oder ablehnen, ist von Strukturen bestimmt, die wir auf einer ganz unterschwelligen, aber sehr wirkungsmächtigen Ebene wahrnehmen.

Egal wie entfremdet die Menschen von der Natur und Ihren Wurzeln sind, sie werden immer von Rhythmus und Proportion bestimmt, das bedeutet aber auch, daß die Zahl Phi (1,6181…..) eine revolutionäre Sprengkraft hat, ganz egal, ob wir das bewußt akzeptieren oder nicht, genau deshalb, weil diese Zahl, oder besser dieses Zahlenverhältnis eine Art von Erdung darstellen, ohne die keine Energie fließen kann und keine Veränderung stattfindet.

Wenn sich Börsenzocker z.B. wundern, daß sich Aktienverläufe nach Fibonacci-Reihen verhalten, und dies dann schon euphorisch als Fibonacci-Trading bezeichnen, weil sie glauben ein Geheimnis erkannt zu haben, um schnell Millionen zu scheffeln, dann haben sie nur einen ganz kleinen, ja winzigen Zipfel von dem erkannt, was das Universum im Innersten zusammenhält und sich bei genauer Sicht überall zeigt aber sich eben auch genausso schnell wieder verflüchtigt, wenn man nicht das Ganze im Auge behält.

Und was das Faszinierende ist, je größer die Dimensionen, je genauer der Wert, d.h. je mehr wir z.B. in der Reihe der Fibonacci-Zahlen voranschreiten und dann jeweils den Quotienten zweier aufeinanderfolgender Zahlen bilden, je stärker nähern wir uns der Zahl Phi 1,6181…. an und das gilt über all im Universum und erst recht auf diesem Planeten.

Ja was Leonardo Fibonacci im Jahre 1202 eigentlich nur für Kaninchen-Populationen berechnen wollte, gilt grundsätzlich im ganzen Universum, den goldenen Schnitt finden wir überall, das Verhältnis zweier aufeinanderfolgender Zahlen der Fibonacci-Folge strebt gegen den Goldenen Schnitt, nähert sich der Zahl Phi (1,6181…. ) alternierend an.

Laßt uns mehr über Strukturen und Ähnlichkeiten nachdenken – anstatt zur HB zu greifen – denn dann geht alles wie von selbst…

Mönch und Krieger

moench_und_kriegerNach der Lektüren von Konstantin Weckers neuem Buch ist mir wieder klargeworden, daß er wahrscheinlich einer der ganz wenigen ist, der mein Lebensmotto voll ausgelebt hat: „Täglich den Widerspruch gestalten!“

Den Leuten einfach mal eine freche These vor den Latz zu knallen! Das gefällt mir! Endlich mal nicht nur medienkonforme Weichgespültheit. Provokation ist doch auch der Ausdruck eines gefühlsmäßig verankerten Engagements, eines tiefen Gefühls von Gerechtigkeit und Liebe für die Welt.
Herr Wecker warum treten Sie denn oft so aggressiv auf? Man hat sich all zu gerne an die Leisen und Sampften gewöhnt, die lassen sich besser wegdrücken – vor allem in den Medien – aber wo steht geschrieben, daß der Habitus des bajuwarischen Polterns nur Franz Josef Strauß und der CSU vorbehalten wäre, man kann ihn durchaus auch mal für menschenfreundliche Themen einsetzen und nicht nur fürs Geschäft (ich gebe zu, das war polemisch).

Aber trotzdem – schließlich und endlich – kommt das Wort Aggression ja aus dem Lateinischen und leitet sich von dem Wort aggredere ab. Das bedeutet unter anderem „voranschreiten“ und an die Dinge „nahe herangehen“, also jemand der aggressiv ist, ist jemand, der sich nicht in der falschen, verwalteten Welt behaglich einrichten möchte, ohne rechts und links zu sehen, sondern der Veränderung möchte, der eben voranschreiten will und der nahe an die Dinge herangeht, um die Zusammenhänge besser zu verstehen, die er verändern will.
In manchen Schulen des Zen-Buddhismus, dem man ja nun wirklich keine militanten Ziele unterschieben kann, wir das Anbrüllen ja auch als Lehrmethode benutzt, um auf Zusammenhänge nachhaltiger aufmerksam zu machen. Auch das tibetische Streitgespräch lebt nicht nur von inhaltlichen Aspekten des Dharma, sondern auch vom Abbau innerer Gewalt durch brüllen.

Seit dem ich jedenfalls Weckers Buch „Mönch und Krieger“ gelesen habe, weiß ich endlich viel genauer, warum mir die Person Konstantin Wecker immer gefallen hat.

Da man in diesem Buch ganz grundsätzlich so viel lernen kann (auch weil es voll von wunderbaren Mantras ist!), wollte ich in meinem Blog nicht einfach nur für das Buch Werbung machen, sondern auch ein paar meiner Gedanken, die mir beim Lesen des Buch eingefallen sind, hier aufschreiben.

Wecker hat beim Vorstellen seines Buches Es geht ums Tun und nicht ums Siegen: Engagement zwischen Wut und Zärtlichkeit“, das er zusammen mit Bernard Glassman geschrieben hast, gesagt: „Ich würde mir einfach wünschen, das Spiritualität und politisches Engagement viel mehr zusammenkommen“. Diesem Wunsch ist mein Blog – der unter dem Motto steht: „Täglich den Widerspruch gestalten“ – auch sehr stark verpflichtet, deshalb habe ich mir auch das provozierende Konzept „bumap2.3“ ausgedacht, vor allem weil ich Schubladendenken und Ignoranz für ganz wesentliche Übel und Hemmnisse von uns allen halte.

Das Kapitel „Revolution beginnt innen“ hätte ich auch zum Grundlagentext meines Blogs nehmen können, wenn ich es vor einem Jahr schon gekannt hätte, im Grunde würde ich hier am liebsten das ganze Kapitel zitieren, was ich natürlich aus Urheberrechtsgründen nicht machen will, aber ich hoffe, daß es mir niemand übel nimmt, wenn ich wenigstens ein paar mir besonders wichtige Stellen daraus zitiere:

„wir brauchen keine Reformen, sondern eine Revolution […] Die Revolution beginnt mit einem Umstrukturieren nicht nur des eigenen, sondern auch des gesellschaftlichen Denkens. […] sie sollte beginnen mit einem Zusammenwachsen einer neuen Spiritualität mit einer engagierten sozialen Politik. […] Spiritualität […] eröffnet […] die Chance, sich selbstständig zu revolutionieren, sein eigenes Denken permanent zu hinterfragen, beziehungsweise es durch Stille und Schweigen erst zu entdecken. Das bedeutet auch, sich der Betriebsamkeit zu widersetzen, die uns mitreißt und mit der wir uns abzulenken versuchen. […]

Wir stehen unmittelbar vor dem Abgrund, und es ist schon lächerlich, stolz darauf zu sein, daß die Menschheit ein paar Raketen ins All geschickt hat, während sie gleichzeitig dabei ist, ihren Heimatplaneten zu zerstören. […] Mit einem Bruchteil der für Waffen ausgegebenen Gelder könnten alle satt werden. […]

Ich glaube nicht an Gewalt, und ich begrüße es, daß die überwältigende Mehrheit der auch jungen Mitstreiter in den verschiedenen modernen Protestbewegungen friedlich bleibt. […]

Zur Demokratie gehört der Ungehorsam. […] Damit wir unsere demokratischen und sozialen Errungenschaften erhalten können, müssen wir ungehorsam sein […]

Ich bin für eine Revolution, aber zunächst für eine Revolution des Geistes. Es muß eine Revolution sein, die anders ist als all jene, die wir in den  letzten Jahrhunderten erlebt haben. Man kann nicht mit einer kriegerischen Revolution ein friedliches Zeitalter einläuten. Es muß  eine Revolution sein, die nicht in Gleichschaltung und Kollektivismus ausartet, sondern eine Revolution der Einzelnen, in der jeder jedem auch seinen spezifischen Wahnsinn läßt. […] Das Einzige, was wir schon jetzt tun können und müssen, ist Arbeit auf den Gebieten des Geistes, der Kultur und der Bildung leisten. […]

Humanitäres Engagement ist für mich eine Brücke zwischen gesellschaftlichem Engagement und Spiritualität. Das konkrete tätige Mitgefühl ist quasi die Schnittstelle aus beiden Welten. […] Genügt es, den Armen Brot zu geben oder muß man das System angreifen. […] Meine Antwort ist: beides. Ich mißtraue allen Ideologen, die humanitäres Handeln ausschließlich unter dem Gesichtspunkt sehen, daß dadurch ‚das System‘ stabilisiert wird. […]

Ich will mir das Wort ‚Revolution‘, ebenso wie das Wort ‚Pazifismus‘, nicht mit Blick auf den Mißbrauch dieses Begriffs rauben lassen. […] Revolution bedeutet, in der Lage zu sein, sich selbst und sein Leben immer wieder umzuwälzen. Auf dieser Basis kann und soll dann längerfristig auch die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse erfolgen.“ (siehe Seite 168 – 179)  So weit mal Kontantin Weckers wunderbarer Text.

An dieses Kapitel schließen sich Überlegungen zum Utopiebegriff an. Hier schließt sich für mich ein wichtiger Kreis. In der Tat bin ich auch der Meinung, das Utopie etwas Geistiges in der ansonsten verdinglichten Welt repräsentiert. Was uns  als Linke an dieser Thematik immer so zu schaffen macht, ist die orthodoxe Lehre vom Materialismus, die man immer im Hinterkopf hat, und die ja allen gesellschaftlichen Prozessen zugrunde liegen soll.

Ich bin der Meinung, daß im falschen Materiebegriff, der grundsätzlich hinter einer materialistischen Philosophie steckt, das Zentrum des Problems liegt. Würden wir unseren Materiebegriff stärker einer postmodernen, quantenphysikalischen Sicht öffnen, könnten wir viel eher verstehen, daß Materie kein Antipode zur Utopie ist, sondern die Utopie gerade im Zentrum der Materie zu finden ist. Materie, die ja letztlich wohl nichts als geronnene Quanteninformation oder wie Hans-Peter Dürr sagt, gefrorenes Licht ist, hat eine durch und durch utopische Wurzel, die kommt aber erst zum Vorschein (siehe dazu auch Blochs Vorstellung vom utopischen Vorschein), wenn niemand hinsieht, also wenn sie nicht wechselwirkt. Solange Quanten im Zustand der Superposition sind, also quasi im utopischen Meer der Möglichkeiten, sind sie an keinem festen Ort auszumachen, erst wenn wir sie beobachten, packen wir sie in eine bestimmbare Schublade bzw. schießen wir sie fein säuberlich getrennt durch den vorgeschriebenen Doppelspalt.

Man könnte also sagen: Materie ist geronnene Utopie, die immer da ist, weil sie die Wurzel von Allem, also auch von Leben ist. Nach dem Grundgesetz der Ähnlichkeiten sind alle unsere Utopien strukturell dieser einen großen Utopie nachgebildet. Wer also religiös ist, wer sich also rückverbindet zum Urgrund allen Seins, der landet bei dieser utopischen Wurzel des Seins. Mir egal, ob ein knallharter Betonphysiker sofort schreit: „das ist alles metaphysischer Eso-Kitsch“ weil ehrlich gesagt, die Kritik, daß das angeblicher Eso-Kitsch ist, kommt nur durch die poetische Sprachwahl zustande. Soll doch einer mir mal wirklich nachweisen, weshalb Ed Wittens M-Theorie (Stichwort Paralleluniversen) kein Eso-Kitsch ist, bloß weil der seine M-Theorie in eine für kaum jemand verständliche mathematische Form gegossen hat und deshalb eminent wichtig und natürlich sehr wissenschaftlich daher kommt.

Was mir jedoch an Konstantin Weckers Buch, beim Stichwort Parallel-Universen super gut gefallen hat, daß es diese Idee der Parallel-Universen mit den verschiedenen Facetten eines Menschen verglichen hat (siehe Seite 186), mir geht es nämlich schon ziemlich lange auf den Kecks, daß ganz viele Menschen dazu neigen, verschiedene Aspekte eines Menschen immer zu einer sogenannten Gesamtpersönlichkeit zu verrechnen, als ob man verschiedene Charakterzüge – wahrscheinlich ob man sie persönlich gut oder schlecht findet – mathematisch bewerten und sie dann summieren und subtrahieren könnte.
Da fühl ich mich immer sofort an den fantastischen Film „Per Anhalter durch die Galaxis“ (nach dem super Buch von Douglas Adams) erinnert und da natürlich an die Episode auf dem Planeten Magrathea, wo „Deep Thought “ der größte aller Computer, bevor es die  Erde gab, auf die Frage: „Was ist der Sinn des Lebens“, nach sieben Millionen Jahren Rechenzeit die Antwort gibt 42. Genau so kommt es mir vor wenn Menschen Facetten von anderen Menschen solange mit einander verrechnen, bis die Gesamtpersönlichkeit 38 herauskommt, anstatt wie es viel sinnvoller wäre, zunächst mal unbewertet die verschiedenen Aspekte nebeneinander stehen zu lassen um sich dann vielleicht im Detail damit auseinanderzusetzen oder sie eben gar nicht weiter bewerten. Diese Haltung ist völlig unabhängig davon, daß man sich gegen Personen mit menschenverachtenden Handlungsweisen zur Wehr setzen muß, auch wenn das immer gerne mit dem Verrechnen in einen Topf geworfen wird, dann heißt es immer, aber letztlich, aber letztlich ist nicht nur der Nazi „Schindler“, aber letztlich ist auch „Schindlers Liste“…

Das Zitat von Emile M. Cioran „Geschwätz ist jede Konversation mit einem, der nicht gelitten hat.“ aus dem Buch „Die verfehlte Schöpfung“, das Wecker auf Seite 193 zitiert, lenkt meine Gedanken noch mal auf das Thema Leid. In den Übersetzungen buddhistischer Texte wird das Wort „Leid“ ja relativ häufig verwendet, daß liegt natürlich vor allem an den „4 edlen Wahrheiten“ des Buddha, in denen es um den Pali-Begriff „dukkha“ geht, der zumeist mit „Leid“ übersetzt wird. Ich bevorzuge jedoch eher die Übersetzungsvariante „Angst“, weil sie meiner Meinung nach viel stärker den existentiellen Aspekt der Lebens-  und Todes-Angst betont und damit viel universaler alle fühlenden Wesen betrifft. In den 4 Wahrheiten geht es meiner Meinung nach eher um die Angst, ihre Ursachen, ihr Aufhören und den Schulungsweg, damit die Angst aufhört.

Es geht aber natürlich vor allem um die Freiheit, so wie sie Weckers Willy ausdrückt : „Freiheit, des hoaßt koa Angst hab’n vor nix und neamands“ (S.206)

Ich habe nicht selten Menschen getroffen, die das „Leid“ aus abendländischer Sicht völlig falsch als Funktion verstanden haben, sozusagen als Mittel zum Zweck, so nach dem Motto, nur wer viel Leid empfindet und erlebt hat, kann auch ein guter Buddhist werden. Nichts könnte dem Anliegen Buddhas ferner liegen, Angst, wie ich also lieber sage, ist ein Grundexistential, unter dem jeder Mensch steht und von dem er sich befreien kann, z.B. durch den buddhistischen Schulungsweg des achtfachen Pfads, im Detail gibt es natürlich so viele Wege, wie es Menschen gibt. Da Wecker ja auch noch das C.G. Jung Zitat bringt: „Ein kräftiges Leid erspart oft zehn Jahre Meditation“ wird der Eindruck, daß Leid sei Mittel zum Zweck leider noch etwas verstärkt, obwohl ich sicher bin, daß weder Konstantin Wecker noch C.G. Jung das so gemeint haben.

Das universale Mitgefühl, um das es Wecker ja in seinem Buch sehr stark geht, sollte sich auch ohne viel eigenes Leid entwickeln können. Leute, die mit viel Geld gesegnet sind, die Puppen tanzen lassen und feiern das die Schwarte kracht, werden sicher nicht das Gefühl haben, daß sie viel Leid in Ihrem Leben zu ertragen haben, und das Elend, daß sie bei einem Einkaufsbummel zwischen Granit- und Glasfassaden in Form eines obdachlosen Bettlers erleben, haben sie längst psychisch maskiert und als unvermeidlichen Zustand dieser Welt abgespalten.

Jetzt ist es ja nicht unbedingt sinnvoll, bei  einem derartigen YOLO-Typ zu warten, bis er einen schweren Autounfall mit seinem 911er hat oder sein ihm liebster Mensch stirbt, aber niemand kann soviel Partymachen, daß er nicht doch ab und an mit verschiedenen Spielarten seiner Lebensangst konfrontiert ist, an diesem Punkt kann, wenn er auf die richtigen Menschen trifft, doch plötzlich sich das maskierte Mitgefühl demaskieren. Das heißt nicht, daß er dann hinter her keine Party mehr macht, aber es wird sich etwas verändert haben, ein Same wird ganz langsam mit dem Aufgehen beginnen und schon am nächsten Samstag wird er vielleicht nicht mehr arrogant am Obdachlosen vorbeischlendern, sondern ihm zusammen mit einem guten Wort einen Euro in den Hut werfen. Ich hör da schon wieder etliche schreien: „Alles sozialromantischer Scheiß, dem fetten YOLO-Schwein gleich eins in die Fresse, was anderes versteht der doch nicht.“ Auch da schließt sich dann auch wieder der Kreis.

Ein anderer Aspekt kommt noch hinzu: Gerade bei dem Thema „Depressionen“, kommt man gar nicht weiter, wenn man darauf warten will, bis jemand durch eigene Depressionen Verständnis für einen durch und durch depressiven Menschen hat, bis dieser Glücksfall mal eintritt, ist der Depressive schon vom Dach gesprungen, also da bedarf es doch eines ganz tiefen, gelehrten Mitgefühls und der Empathie von Menschen, die selbst nichts ähnliches erlebt haben und die trotzdem nicht einem derart armen Menschen durch die Blume das Gefühl vermitteln, „stell Dich nicht so an, geh einfach mal kalt duschen“, wie es Wecker wunderbar beschrieben hat und das möchte ich noch hinzufügen, nicht wenige Depressive, die ja ständig auf solche Menschen stoßen, sind deshalb schon vom Dach gesprungen (pars pro toto natürlich).

Noch ein Beispiel, bei dem ich Mühe habe, die eigene Erfahrung zur Vorbedingung zu machen: Es ist – glaub ich – jedem klar,  daß ein Mensch, der die Grauen des letzten Weltkriegs noch mitgemacht hat und seit dem, also seit nunmehr 70 Jahren jede Nacht davon träumt, mit aller Kraft und aller Furchtlosigkeit, z.B. gegenüber Neonazis, auf die Straße gehen kann, und dafür auf der Grundlage seiner eigenen Erfahrungen streiten kann, daß es Nie wieder Krieg gegen soll. Aber! Es gibt doch auch jede Menge Menschen, die ein behütetes, materiell auskömmliches Leben, mit Strom aus der Steckdose und Geld vom Automaten geführt haben, auch die sollten sich ja – wenn möglich – einreihen und dafür ’streiten‘, daß es Nie wieder Krieg gibt, die kann man ja nicht als Vorbedingung erstmal in einen der vielen Kriege, die immer irgendwo auf dem Planeten geführt werden, schicken und sagen: Sammle mal erst Erfahrungen mit dem Krieg, dann wirst Du dich besser dafür einsetzen können, daß es Nie wieder Krieg gibt. Das würde zwar funktionieren, wäre aber wohl am Ziel vorbeigeschossen.

Es ist doch eigentlich die Aufgabe eines Künstlers, in welcher Kunstsparte auch immer, natürlich funktioniert’s bei Lieder besonders gut, die Menschen nicht nur zu unterhalten und ihnen fröhliche Stunden zu schenken, sondern auch, sie nachdenklich zu machen, sie aufzurütteln damit sie sich engagieren, ihnen Mut zu machen, sich darin zu vertrauen aus kleinen Erfahrungen auf große Zusammenhänge zu schließen, so daß dann wirklich aus dem alltäglichen Krieg mit sich, der Familie und Kollegen, die großen Zusammenhänge sichtbar werden.

Ja Konstantin Wecker hat recht: „Es ist an der Zeit, die Wahrheiten zu integrieren. Es ist an der Zeit, die Kriege zu beenden – die in unseren Herzen, in unseren Köpfen und die auf den Schlachtfeldern. All diese Kriege sind in Wirklichkeit ein einziger großer Krieg in uns selbst, entstanden aus der Angst, seine Vorstellung von sich und der Welt zur Verwandlung freizugeben.“ (siehe Seite 195)

Es ist wirklich wahr, diese Unversöhnlichkeit der verschiedenen Lager, wie er sie ab Seite 197 beschreibt, stelle ich auch seit Jahren immer wieder fest, wer sich politisch links verortet, lehnt jede Art von Diskussion über spirituelle Dinge brüsk ab, bei mehr an spirituellen Dingen Interessierten, herrscht bei politischen Themen totales Desinteresse und der Dalai Lama, der sich ja häufig auch ganz konkret zu politischen Themen äußert und sich sehr dafür einsetzt (ähnlich wie Küng es mit seinem Weltethos-Projekt getan hat) ethische Werte ohne einen religiösen/kirchlichen Hintergrund in den Gesellschaften zu integrieren, hat sich bei Deutschlands Linken sowieso total unbeliebt gemacht, weil man ihn zusammen mit Roland Koch gesehen hat und der dann auch noch behauptet hat, der Freund des Dalai Lamas zu sein. Die Häme, die in den Medien über den Dalai Lama ausgeschüttet wird, weil der ja angeblich mit jedem befreundet ist, ist doch sehr entlarvend, umgekehrt wird doch gerade ein Schuh daraus, was ist daran so schlimm mit allen Menschen befreundet zu sein, Freunde schießen nicht aufeinander. Aber klar das Verrechnen und die alltägliche Ignoranz sind immer am Werk.

Was ist tätige, alltägliche Ignoranz! Wecker erwähnt in seinem Buch häufig Eugen Drewermann, dessen Bücher ich ebenfalls sehr schätze, nun, tätige Ignoranz ist für mich, wenn jemand, der keine einzige Zeile von diesem Menschen gelesen hat, geschweige denn darüber nachgedacht hat, wenn der sagt: „Drewermann? Wer ist das denn? Ach ja, das ist doch der mit der Strickjacke und der weinerlichen Stimme, den kam man doch sowieso nicht erst nehmen.“

Aber das haben die großen Denker, die auch nur Kinder ihrer Zeit waren, leider auch getan und wir tun es leider alle auch immer wieder. Ernst Bloch, den ich wirklich sehr schätze, hat z.B. von Rudolf Steiner immer nur sehr abfällig vom „lunatischen Steiner“ und in der Tat vom reaktionären Jung gesprochen, da war er halt voll auf der damals gültigen, marxistischen Linie, in anderen Fällen hat er wieder sehr positiv über Walter Benjamins „Aura-Theorie“ gesprochen, eine Theorie, die für Sheldrakes „morphische Felder“ sehr fruchtbar gemacht werden kann, also die ihrer Zeit weit voraus war. Sheldrake hat wiederum behauptet, seine morphischen Felder, die sehr stark wandlungsfähig seien, hätten nichts mit C.G. Jungs statischem, kollektiven Unbewußten zu tun. Und so  geht’s halt immer munter weiter, soll man das denn jetzt alles miteinander verrechnen und am Schluß kommen die einen ins gute Töpfchen und die anderen ins schlechte Töpfchen, und dann Deckel drauf und fertig.

Ein gutes Buch setzt immer viele Dinge im Leser in gang, ich merke, mein Beitrag wird immer länger und länger, vielleicht sollte ich jetzt doch mal so langsam zu Schluß kommen, aber eh ich das tue, möchte ich doch noch mal in Weckers Buch etwas zurückgehen, er zitiert auf Seite 73: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf (und sind sie nicht im Kopf dann sind sie nirgendwo) wie ich das André Heller Zitat noch ergänzen möchte. Dann schreibt er weiter „Ich habe meine Abenteuer immer ganz körperlich und real zu erleben versucht,“

Mir ist schon klar, was er damit meint, wenn er das kalte, analytische Zerlegen von Erlebnissen dem prallen, unmittelbaren Lebensgenuß, also dem körperlichen, realen Leben kontrastierst, das einfach auch mal die Ratio ausschalten will. Ich möchte aber doch mal zu bedenken geben, daß das auch nur wieder einer dieser miesen Tricks ist, die sich der Neocortex über Jahrtausende ausgedacht hat und unser Bewußtsein damit an der Nase herumführt und ihm suggeriert, wir würden quasi etwas ganz direkt ohne den Umweg des Verstandes erleben können.

In Wirklichkeit – also sagen wir mal genauer aus neurowissenschaftlicher Sicht – drängt sich unser Neocortex überall dazwischen, macht und tut, bewertet ohne Ende, vergleicht, berücksichtigt gesellschaftlich antrainierte Erlebnisschranken und Verhaltensweisen und am Schluß kommt das ganze abenteuerliche Erlebnis ganz spontan und unbewertet rüber. Ja mit dem Neocortex ist es ein bisschen so, wie mit dem Kapitalismus, Du glaubst, Du hast jetzt mal wirklich was ganz Antikapitalistisches gemacht und hast dich seiner universalen Kapitalverwertungsgier entschlagen, schon hängt er sich wieder dazwischen und kommt grinsend um die Ecke.

Naja wie wir ja alle aus Konstantin Weckers Liedern schon wissen: „Genießen war noch nie ein leichtes Spiel“, denn leider wird eine Erfahrung erst durch unsere neuronale Verarbeitung zur Genußerfahrung. Nur durch diese Zwischenverarbeitung können sich zwischen die Erfahrung und unsere Genußerfahrung so viele Hemmnisse dazwischen schieben, alle möglichen gesellschaftlichen Doktrin, die uns daran hindern wollen, eine Erfahrung mit vielen positiv besetzen Gefühlsmarkern als Genußerfahrung in unseren Speichern abzulegen.

Also ein Abenteuer wahrhaft als Abenteuer in den Kopf zu bekommen – und das Abenteuer Leben ist ja wohl wirklich ein Abenteuer – ist kein leichtes Spiel, noch dazu, wenn man bedenkt, daß durch die ständige Reizüberflutung der Neocortex sowieso immer öfter die Schotten dicht macht. Kein Wunder, daß es jede Menge Leute gibt, die ständig zu Abenteuerreisen rund um den Globus unterwegs sind und die hinterher mit einem leeren Kopf an Erinnerungen und Abenteuern zurückkommen. Gottseidank gibt es aber auch Ameisenforscher, die  tagelang geduldig einem Ameisenstaat dabei zusehen können, wie die Ameisen jede Menge Abenteuer bestehen und die nach ihrer Forschungsexpedition mit jeder Menge an Abenteuern im Kopf zurückkommen.

Ich würde sagen, auch wenn das Genießen kein leichtes Spiel ist, versuchen wir so viel wie möglich davon in unseren Kopf zu bekommen und wie Wecker selbst ja auf Seite 155 beschreibt, sind die Abschrankungen, die durch z.B. eine linke Ideologie entstehen, auch nicht so leicht zu überwinden, es ist also eine subversive, revolutionäre Tat manche Genußerfahrungen wirklich in den Kopf zu bekommen, wenn man von allen Seiten nur hört, daß man sich doch diesen Kitsch schenken solle, weil Genuß doch konterrevolutionär ist.

Weil mir das Thema Mitgefühl so wichtig ist, möchte ich auch auf diesen Aspekt nochmal aus einem anderen Blickwinkel zurückkommen.
Natürlich tabuisieren wir viele Bereiche, die uns Schmerzen zufügen könnten, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen würden. Wenn wir keine Gefühle aufkommen lassen, brauchen wir auch kein Mitgefühl zu üben, weder mit uns noch mit anderen. Wir haben eben Angst vor jeder Art von Materie, die uns bedroht und nur wenn wir Materie als festumbauten Raum begreifen, den wir handhaben und in eine Schublade stecken können, dann beruhigen wir damit unsere Angstgefühle. Dieser Umstand ist sicher einer der tieferen Gründe, warum wir uns nach über 80 Jahren Quantenphysik immer noch so schwer mit diesem unbestimmten Denken und dem Materiebegriff als geronnener Quanteninformation, tun. Wenn mehr Menschen den Denkansatz Hans-Peter Dürrs (den Wecker ja auch öfters zitiert) nachvollziehen würden, der konsequenterweise nicht mehr von Teilchen sondern von „Wirks“ spricht und dies unserer „Apfelpflücksprache“ kontrastiert, könnte sich auch viel ändern und unsere ständige Angst vor der sich ständig wandelnden Materie und vor der Veränderung allgemein würde eine andere werden.

Mitgefühl mit allen fühlenden, lebendigen Wesen, wie es im Buddhismus praktiziert wird, geht weit über das Mitleid, daß immer ein Herrschaftsgefälle mit einschließt, hinaus und wahres Mitgefühl setzt voraus, daß man die Angst vor sich selbst, die man  immer mit einem übergroßen Ego und tausenderlei schillernden Bildern von sich selbst überschminkt hat, überwindet. Auch deshalb gefällt mir Konstantin Weckers Buch so gut, denn es bebildert (z.B.  ab Seite 109ff) auf wunderbare Weise das, was Buddhisten meinen, wenn sie sagen: „drop your ego, befreie dich von deinem übergroßen Ego und den illusionären Bildern, die du von dir hast, werde einfach der du bist …“

Ich empfinde Weckers Buch als sehr mutig und ermutigend, weil er sich ganz offen dem Gelächter der sogenannten knallharten Realisten aussetzt, die vieles von dem, was er erzählt in der Tat als „Banalen Quatsch!“ (Seite 113) bezeichnen würden, wenn sie es denn läsen. Dazu kann ich nur sagen, aus Lebens- wie aus Leseerfahrung heraus: An Stellen, an denen am meisten geschimpft und polemisch vernichtend kritisiert wird, liegt meistens der Hund begraben. Ich erinnere nur mal an Freuds Bollwerk gegen die „schwarze Schlammflut des Okkultismus“, das er gerne mit C.G. Jung aufbauen wollte, wenn der ihm nicht an dieser Stelle die Gefolgschaft versagt hätte.

Darüber hinaus hat das Spirituelle für den Kapitalismus auch immer den „unangenehmen“ Nebeneffekt, daß man einfach nicht mehr so viel konsumieren muß, wenn man sich erstmal der Leere, die man mit Konsum zuschütten wollte, also wenn man sich der Hohlheit des vielen Konsums bewußt geworden ist. Das passiert meistens, wenn man nach echten Sinnkategorien des Lebens fragt und dann ist man halt sehr schnell bei  spirituellen Themen und wenn diese Themen um sich greifen würden, oh je was wäre dann mit unserem Wirtschaftswachstum. Deshalb sollte man das Spirituelle schon aus wirtschaftlichen Gründen total ablehnen, schließlich geht’s doch um Arbeitsplätze. Aber Gott sei Dank geht’s ja dann doch nicht um Arbeitsplätze sondern um Profit und der Kapitalismus wäre nicht der Kapitalismus, wenn er nicht auch da Abhilfe schaffen könnte, der Eso-Markt ist ja inzwischen ein millionenschwerer Business geworden und da kommt es dann auch nicht mehr darauf an, wieviel Schaden man hilfs- und mitgefühlbedürftigen Menschen zufügt, da darf mal halt nicht so zimperlich sein, dazu ist man doch Realist genug.
Auch dafür danke ich Konstantin Wecker, daß er in seinem Buch hier eine klare Differenzierung vornimmst und weiter hinten auch mal ordentlich den Eso-Markt – natürlich mit Worten – abwatschst.

Ich danke auch dafür, daß er den wunderbaren Friedrich Weinreb in seinem Buch zitiert, ihm sozusagen einen Kieselstein auf seinen Grabstein legst. Nachdem 2010 Christian Schneider, der Herausgeber der Schriften Weinrebs ebenfalls verstorben ist, steht zu befürchten, daß Friedrich Weinreb – wie der Chassidismus insgesamt – fast dem vollständigen Vergessen anheim fallen wird.

Danke auch für die Ausführungen zum Thema „Memento mori“, zur Hospizbewegung und vor allem auch danke für die Überlegungen zum Thema „nutze den Tag, als wenns dein letzter ist“. Ich finde, es ist wirklich wichtig, mal ein paar Dinge, die den „Carpe diem Terror“ (so wie ich ihn inzwischen nenne) betreffen, in ein anderes Licht zu rücken. Viele Leute haben ja inzwischen Banner über der Tür und Fußmatten vor der Tür, alle im Baumarkt gekauft, auf dem zu lesen steht „carpe diem“ und was viele darunter verstehen, stellt man dann auch gleich fest,  genau das, was Wecker in seinem Buch beschreibt, nämlich täglich 24 Stunden die Sau raus lassen, alles mitnehmen bis die Schwarte kracht, kurz mal zwischendrinn arbeiten gehen und dann gehts aber auch gleich schon wieder los zum „carpe diem bowling“, alle Neune wer bietet mehr.

Das hat ja nun wirklich sehr, sehr wenig damit zu tun, was Buddhisten damit meinen, wenn Sie sagen, man solle jeden Tag so nutzen, als wäre es der letzte, nämlich genau das, was Du schreibst: Mit sich und den Menschen im Reinen zu sein (Seite 124)!

Ich würde sagen, es wäre schön, wenn die auf Äußerlichkeiten programmierten Selbstoptimieren, auch mal ihr Denken etwas optimieren würden, es könnte dies in Anbetracht der echten, inhaltlichen Probleme auf diesem Planeten nichts schaden. Sie könnten ja mal Konstantin Weckers Buch dafür zur Hilfe nehmen.

Als vorläufig letzten Punkt möchte ich aber doch noch etwas zum Thema Karma (ab Seite 100) sagen.

Ich kann gut nachvollziehen, daß Wecker einen dicken Hals bekommt, wenn ein Eso die industrielle Massenvernichtung der Juden durch die Nazis in einen Zusammenhang mit dem Karma-Gedanken bringt, das ist Schwachsinn und hängt viel mehr mit der christlichen Vorstellung des alles sehenden und gerecht strafenden Gottes zu sammen, den er ja auch in seinem Buch so detailreich schildert. Aber! Natürlich kommt jetzt wieder das „aber“, wenn wir die Menschheitsgeschichte nicht als einen langen, ruhigen Fluß begreifen, von dem wir abhängen und dem wir gegenüber verantwortlich sind, sondern dem goldenen YOLO-Kalb huldigen, dann passiert es eben, daß wir nur aus kurzfristigem Profitstreben einfach mal die grüne Lunge dieses Planeten platt machen. Eine hundertjährige Eiche zu Brennholz zerhacken – also bitte – da wäre mir ein bisschen Karmadenken schon recht…

Darüber hinaus, wer echtes, also belastbares, tätiges  Mitgefühl in sein Leben und Handeln integriert hat, der kann gar nicht auf so absurde Argumentationen verfallen, wie Wecker sie in seinem Buch zu Recht negativ zum Thema Karma zitiert hat.
Ich gebe gerne zu, daß der Begriff des Karmas durch ständigen, unsinnigen Gebrauch (ich denke nur an das Buch „Mieses Karma“) zu einem Wort geworden ist, das man eigentlich nicht mehr benutzen sollte, wenn es einem um die Sache geht, die Sache ist aber in der Tat die von Ursache und Wirkung! und hat erstmal gar nichts mit moralinsaurem Geschwätz am Hut.

Was mir an buddhistischem Denken so gut gefällt und an dem Gedanken des universalen Mitgefühls, ist, das Buddhisten durch achtsame Bewußtseinserforschung in der Lage sind jedem schnellen Bewerten mit erhobenem moralischen Zeigefinger zu entgehen.

Wie Wecker ja auch in seinem Buch referiert, bestimmt sich für Buddhisten der Wert eines Lebens durch die eigenen Handlungen und nicht durch die  moralisch astreine Kritik von anderen und so heißt Karma für mich zum einen Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, in meinem Handeln, so gut es mir halt möglich ist, alles zu vermeiden, was fühlenden Wesen nicht nur in der Gegenwart sondern auch in der Zukunft Leid zuführen kann. Beispiel: Dringend notwendige Lebensmittel (alle 5 Sekunden verhungert ein Kind unter 10 Jahren auf diesem reichen Planeten) in Agrartreibstoffe zu verwandeln und dabei ein gutes Gefühl zu haben, „Biodiesel“ zu fahren, ist mit dem Gedanken des Karmas – Ursache und Wirkung – nicht vereinbar. Wer den Gedanken des Karmas beherzigt, dem geht’s einfach nicht am A. vorbei, daß kommende Generationen keine Lebensgrundlage mehr haben.

Das Karma-Konzept ist halt einfach kein YOLO-Projekt – das muß man zugeben, aber ehrlich gesagt mit einem Konzept, das davon ausgeht, das man es jeden Tag krach lassen muß, weil schließlich, man lebt ja nur einmal – you only lives once, sind wir genau so weit gekommen, daß es niemanden mehr interessiert, was meine Handlungen heute, mein Macht und Gewinnstreben, mein Raubbau der Resourcen für diesen Planeten und unsere Lebensgrundlagen morgen bedeuten werden. Feiern ist ok – aber bitte mit einem footprint von 1!

So heißt Karma für mich eben auch ständig in Achtsamkeit die Wirkungen, die Konsequenzen meines Handels zu bedenken. Unser Problem auf diesem Planeten ist doch gerade, daß wir uns den Konsequenzen, die aus unserem Handeln erwachsen, nicht mehr stellen wollen, weil wir einerseits unser Handeln – zum Beispiel maximal Geld zu scheffeln – nicht aufgeben möchten, andererseits dieses Handeln inkompatibel ist, mit einem vernünftigen, ressourcenverantworlichen Leben. Die Probleme, die aus unseren Handlungen entstehen, können wir nicht lösen, deshalb spalten wir in unserer Psyche immer mehr Themen ab, über die wir nicht mehr nachdenken und nicht mehr reden wollen oder wir verpacken sie in nette, nachhaltige Eierkartons, die wir dann beim Discounter erwerben – Thema erledigt…

Genau an diesem Problem setzt der Karma-Gedanke an, Ursache und Wirkung. Kleines Beispiel: Weil wir gerne Eier essen, lassen wir zu, daß mit jedem Ei gleichzeitig niedliche, kleine, männliche Küken lebendig geschreddert oder vergast werden (da kennen wir uns ja aus).

Und noch ein wichtiger Punkt fällt mir zum Thema Karma ein: Wenn wir auf diesem Planeten für uns als Menschen noch etwas reißen wollen, dann kann es nur dadurch passieren, daß wir uns für diesen Planeten und unser Überleben auf diesem Planeten sinnvoll weiterentwickeln, darüber schreibt Konstantin Wecker ja im zweiten Teil seines Buches sehr viel, was man nur 100%ig bejahen kann.

Für mich spielt aber bei dem Thema Karma und Weiterentwicklung der Gedanke Rudolf Steiners von der Ewigkeit des Lebenskerns (der zum Urgrund unseres Seins gehört) eine wichtige Rolle, das Karma ist der Mechanismus, der diesen Lebenskern weiterträgt, in Anlehnung an Klaus Volkamer, der im Feinstofflichen Bereich – wissenschaftlich korrekt – wirklich echte Pionierarbeit leistet, spreche ich lieber von einem verschränkten Quantenfeld als Teil des riesigen, vereinten Quantenfelds, als vom Lebenskern (obwohl ich das Wort schöner, aber auch angreifbarer finde). Normalerweise halte ich mich mit dieser Thematik immer sehr zurück, weil ich da sowieso immer nur Kopfschütteln und Desinteresse ernte, aber da Wecker ja in seinem Buch auch erwähnt, daß er Steiner gelesen hat wage ich es an dieser Stelle trotzdem mal wieder.

Also! Wenn dieser Lebenskern durch ensprechende Achtsamkeit und Konzentration von einem Leben zum nächsten immer gepflegt wird, kann er sich entfalten und weiterentwickeln, wird er jedoch in einem Erdenleben lieblos und wenig achtsam behandelt, zerfällt er einfach nach dem Tod, soweit mal Steiners Interpretation, zumindest wie ich sie verstehe. Konstantin Wecker erzählt in seinem Buch viel über Spiritualität und auch öfter über Meditation, gerade diese beiden Begriffe stehn doch für einen intensiven, konzentrierten Dialog mit dem Lebenskern, der geistigen Welt oder dem vereinten Quantenfeld, es ist eigentlich wurscht wie man es nennt, Hauptsache man tut es – das nenne ich Arbeit am Karma – Wecker nennt es auf Seite 112 das Erarbeiten der Seele, das Ringen um die Seele, um den Sinn des Daseins.

Karma ist der Flavour des Lebens!

Auch ein Genie wie Mozart – den Wecker ja auch erwähnt – kommt nicht als tabula rasa auf die Welt, so einer wie Mozart hat einfach unglaublich viel Schwein gehabt, daß frühere Träger seines Lebenskerns achtsam und entwickelnd mit diesem Lebenskern umgegangen sind und er in seiner Materialisierungsphase (also seinem doch recht kurzen, aber intensiven Leben) sofort aus dem Vollen schöpfen konnte  und mir scheint, daß auch Konstantin Wecker bei der sehr frühen Entfaltung seiner musikalischen Begabungen natürlich auch durch die große Unterstützung, die er sicher in seinem Elterhaus erfahren hat, schon am Anfang seines Lebens gleich in die Vollen gehen konntest, die Arbeit am Karma, die frühere Träger seines Lebenskerns geleistet haben, hat sich doch wohl gelohnt, wenn man an die vielen positiven Dinge, Wirkungen denkt, für die Konstantin Wecker die Ursache ist.

Es gibt soviele gebrochene Menschen, die einfach nicht das Glück hatten, das ein toller Lebenskern mit einem super Elternhaus – wie bei Konstantin Wecker – zusammenkommen und für die man eben auch Mitgefühl entwickeln sollte, selbst wenn man selbst diese Erfahrungen nicht gemacht hat. Ich danke Konstantin Wecker, daß er an dem Glück, das er in seinem Leben hatte, andere Menschen teilhaben läßt. Daran erkennt man eben die Stärke seiner Persönlichkeit.

Die Insignie einer starken Persönlichkeit ist der kaum zu brechende Wille, ein Geschenk, das nur wenigen zuteil wird, dahin zu kommen, ganz offen und frei auch über seine Schwächen zu sprechen, wie Wecker es in diesem Buch vor einem Millionenpublikum tut, verlangt eben auch eine sehr starke Persönlichkeit.

Konstantin Wecker erinnert mich oft an Milarepa, der Weise aus dem Himalaya, der mit seinen 1000 wunderschönen Liedern die Menschen im 12. Jh. erfreute, ihnen Mut gab und sie aber auch auf freundliche Weise durch seine Lieder belehrte. An diesem Milarepa ist für mich in diesem Zusammenhang aber etwas ganz anderes interessant, es ist dieser ungeheure Wille, den man auch bei ihm sieht. Marpa, Milarepas spiritueller Lehrer, hat ihn Jahre lang wie den letzten Dreck behandelt, dann mußte er auch noch mit einem dünnen Kittelchen bekleidet in einer eiskalten Höhle im Himalaya 9 Jahre einsam meditieren und erst dann wurde er zu dem Yogi der 1000 Lieder, wie ihn heute alle kennen.

Der Wille ist es, täglich sich nicht zu schonen, in den Ring zu steigen mit sich selbst und wenn man mal von sich selbst wieder so richtig eine verpaßt bekommen hat, weil man voreilig und siegessicher schon aus der Deckung gekommen war, dann wieder aufzustehen, weiterzumachen und am Ende sein Gegenüber (sein eigenes Selbst) zu umarmen, das ist für mich Wille.

Einen Gefängnisaufenthalt zur eigenen, zur spirituellen Entwicklung zu nutzen und dabei noch einen wahrscheinlich mehr oder weniger kalten Entzug durchzustehen und als Person – nicht als Ego – gestärkt aus dem ganzen hervorzugehen, das können einfach nur wenige Menschen, die meisten zerbrechen täglich an solchen Herausforderungen, man kann ihnen das nicht vorwerfen, es ist einfach kein zu verallgemeinerndes Rezept,  da braucht’s halt doch die 3 Faktoren, die auf glückliche Weise zusammenkommen müssen: Ein starker Lebenskern, eine starke Unterstützung im Elternhaus und der eigene Wille aus diesen Anlagen etwas zu machen.

Und genau nach diesem Schema kann es weitergehen und was das Schöne an diesem Schema ist, wir brauchen gar nichts Außersinnliches mehr, weil wir einfach durch Karma-Arbeit alle unsere Sinne wieder so schärfen und erweitern, daß wir Dinge, die andere übersinnlich, außersinnlich, mystisch, wissenschaftlich nicht messbar usw. nennen, ganz normal in jedem Augenblick wahrnehmen, als würde das Telefon klingeln. Daß wir so viele Dinge als etwas ganz Besonderes wahrnehmen, wenn wir sie überhaupt wahrnehmen, liegt daran, daß wir in seltenen Momenten der Verkümmertheit unserer Sinne inne werden und damit gleichzeitig einen kleinen Zipfel von der Größe und Schönheit der Natur auf diesem Planenten erleben. Dann werden wir EINS – treten in vollkommene Resonanz mit allem Sicht- wie Unsichtbaren (was dann allerdings nicht mehr unsichtbar ist) erleben das Wunder im Alltäglichen...

Ab Seite 128 schreibt Wecker über den Schatten des Kriegers, also entsprechend der analytischen Psychologie C.G. Jungs von der dunklen Seite seiner Psyche, die er hat, die er aber auch nicht wahrhaben will. Das ganz vorbildhaft Große an Weckers Buch ist aber gerade, daß er immer wieder die „Insignien“ seines Schattens so deutlich und klar benennt, sie also aus dem Schattendasein heraus ans Licht zerrt, und es ist immerhin das erbarmungslose Licht der Öffentlichkeit. Eine antifaschistische Grundhaltung zu entwickeln, funktioniert auch meiner Meinung nach viel nachhaltiger, wenn ich frank und frei erkenne und auch verbalisiere, wie viel von dieser Grundhaltung auch in mir selbst vorhanden ist, als wenn ich immer nur mit dem moralischen Zeigefinger auf die Anderen zeige und bei der erstbesten Gelegenheit mein antifaschistisches Kartenhaus zusammenfällt. Fantastisch die Beschreibung seines Schattens, die er auf Seite 130 gibt – vielen Dank dafür.

Wenn man den 2. Grundsatz der französischen Revolution statt mit Gleichheit mit Gerechtigkeit übersetzt, was mir wesentlich angenehmer ist, dann kann man doch wohl sagen, daß alle 3 Grundsätze vollkommen auf Weckers politisches Engagement zutreffen, weil sie wahrscheinlich auch auf seine ganze Person zutreffen: Freiheit – Gerechtigkeit – Brüderlichkeit (natürlich auch Schwesterlichkeit, was soll man rumreden, Solidarität eben).

Ja ganz genau! „Der Vogel der großen Revolution des Mitgefühls braucht also zwei Flügel, um abheben zu können: einen politisch-weltlichen und einen spirituell-geistigen.“ (Seite 206)

Ich sagte es schon am Anfang dieses Beitrags. Für mich ist Konstantin Wecker ein Mensch, der auf ganz besondere Weise mein Lieblingsmotto lebt: „Täglich den Widerspruch gestalten!“

„Kein noch so klug durchdachtes System ist es wert, auch nur ein einziges Menschenleben dafür zu opfern“, also „Laßt Ideologien und nicht Menschen sterben!“