Notwendige Vorbemerkungen:
Mensonen sind ein Postulat, lassen sich aufgrund ihrer Wirkungen nur erahnen, nicht direkt nachweisen und können, so wie bisher auch in ähnlichen Bereichen üblich, die über die energetisch-materielle Welt hinausweisen, durch Experimente und deren statistischen Auswertungen zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommen.
Mensonen sind ein Transformationsmodell, das ohne energetisch-materielle Trägerschicht auskommt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass dies unmöglich ist, obwohl wir nach dem physikalischen Standardmodell keinerlei Möglichkeiten besitzen, auf direktem Weg diese Informationsschichten zu erforschen, uns bleibt nur die Möglichkeit auf indirektem Weg diese Welten zu erforschen. Aber was wären wir ohne Möglichkeiten.
Ein Beispiel aus der Physik: Die Quantenverschränkung existiert und ist zwischenzeitlich eineindeutig experimentell nachgewiesen. D.h. wenn ich bei zwei miteinander verschränkten Quanten, den Zustand eines der beiden Quanten ändere, z.B. seine Polarisation, dann ändert sich instantan – also ohne Zeitverzug – die Polarisation des anderen, mit ihm verschränkten Quants. Also wird ohne Zeitverzug eine Information von Quant A zu Quant B übertragen. Hier kann kein energetisch-materieller Träger beteiligt sein, da dies nach Einsteins Grundsatz (keine Information kann schneller als mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden) unmöglich wäre.
Trotzdem ändert sich durch die Information, die von Quant A ausgeht, der Zustand von Quant B instantan, ohne Zeitverzug. Diese Information, die diese „spukhafte Fernwirkung“ (Einstein/Podolsky/Rosen) verursacht, nenne ich ein Mensonen-Phänomen.
Personen, die in der Menschheitsgeschichte große Erfindungen zum Wohle der Menschheit gemacht haben, haben nicht nur über jeweils gegenwärtige Fakten nachgedacht, sondern sind über das aktuell mit der Vernunft klar Benennbare immer weit hinausgegangen, so haben sie das Neue in die Welt gebracht, das Mögliche wirklich werden lassen. Ihre Motivation waren die Möglichkeitswelten nicht die vielfältig ideologisch korrumpierten Sichtweisen auf die Wirklichkeit.
Diese Vorbemerkung sollte eigentlich genügen, um über Mensonen und der aus ihnen entstehenden geistigen Welt nachzudenken. Wir denken nie über das Nichts nach, sondern wir denken über etwas nach, das aus dem Nichts entstanden ist und über den Umweg dieses etwas denken wir über das Nichts nach und seine Möglichkeiten. Fakten gehen Möglichkeiten und Entscheidungen voraus, unser Blick auf die Fakten ist keine Sackgasse sondern ein Tor zur Möglichkeitswelt.
Ausgehend von diesem Denkbild denken wir schon recht lange über Energie und Materie nach, sehr selten aber über das, was diesen beiden Konzepten vorausgeht, was sie zu dem hat werden lassen, was sie sind: Energie und Materie als Fakten.
Dadurch sind wir schließlich beim Standardmodell der Physik gelandet und den Kräften, die wir allgemein als etwas auffassen, was wirkt, beziehungsweise, was Wirkung überträgt z.B. eine bestimmte Arbeit in einer bestimmten Zeit erledigt.
Das Standardmodell der Physiker erzählt uns von den Elementarteilchen und den Wechselwirkungen zwischen Ihnen, von den Kraftfelder und den Wirkungen, die diese Felder auf etwas, das sich in ihnen aufhält, haben
Da haben wir die elektromagnetische Kraft mit den Wechselwirkungsteilchen => Photonen
Die starke Kernkraft mit den Wechselwirkungsteilchen => Gluonen
Die schwache Kernkraft mit den Wechselwirkungsteilchen => Bosonen
Und die Gravitationskraft mit den Wechselwirkungsteilchen => Gravitonen.
Aber schon die Gravitation kann im Rahmen des Standardmodells nicht mehr wirklich erklärt werden, auch wenn sie von keinem Physiker bestritten wird.
Aber ist es nicht ganz logisch, dass es auf der Leiter zur Erkenntnis des Fundamentalen vor all diesen Kräften noch etwas wesentlich Fundamentaleres vorausgehen muss?
Auf der untersten Stufe des Universums muss es etwas ganz Einfaches geben, das nur zwei Zustände – also absolut gesprochen nur etwas Binäres – kennt, bildlich gesprochen ein An und ein AUS. Etwas, was noch keinen Raum und keine Bedeutung kennt. Dieses ETWAS nenne ich Menson.
Erst wenn ein Menson mit einem zweiten Menson eine Beziehung eingeht, entsteht ein Raum eine zweidimensionale Potentialität, es treten unendlich viele Mensonen hinzu, die einen dichteren Möglichkeitsraum aufspannen, den man als Ur-Raum bezeichnen kann. Dieser Raum besitzt noch keine Lokalität. Erst wenn dieser Möglichkeitsraum mit weiteren Kräften interagiert, kondensiert Möglichkeit zu Wirklichkeit.
Diese erste Interaktion nennen wir das Zusammentreffen mit der Singularität (Urknall oder Nulldurchgang), dann beginnt die Zeit, in der das energetisch-materielle Universum beginnt, also der Weg von der Finsternis zum Licht führt. Photonen mit ihrem Doppelcharakter als Teilchen und Welle und ihrer fehlenden Ruhemasse bieten sich an als Resonatoren der Mensonen, durch die Interferenz von Mensonen und Photonen entstehen strukturierende Informationen, aus der Energie zu Materie wird.
Der Weg geht NICHT von der Energie zur Masse zur Information, sondern von der Information zur Energie zur Masse, damit werden die Mensonen nicht zur fünften, sondern zur ersten Kraft. Damit können wir auch die trinitarische Struktur des Universums verstehen.
Wenn Energie im Nulldurchgang zur Singularität wird, dann bleibt das Universum der Mensonen erhalten und es kann zu einer Neugeburt des Universums führen, dessen Ausgangspunkt die Informationswelt des vorherigen Universums ist. Damit erledigt sich die Vorstellung der Tabula rasa des Urknalls, auch das Universum hat eine karmische Vergangenheit, so wie die Eintragungen des Bewusstseins in der Mensonenwelt die karmischen Voraus-setzungen eines wiedergeborenen Organismus sind.
Ohne die Vorstellung der Mensonenwelt ist der Informationseintrag geistiger Arbeit kaum vorstellbar, wichtig ist die Unabhängigkeit der Mensonenwelt von der energetisch-materiellen Welt.
Auch für die Mensonenwelt gilt ein spezifischer Erhaltungssatz, die Mensonenwelt ist so riesig, das jede Art von geistiger Arbeit in ihr gespeichert bleibt und durch das Wechselspiel von Möglichkeit und Wirklichkeit auch immer wieder neue Strukturen in die energetisch-materielle Welt legen kann.
Insofern ist die Vorstellung eines geistigen Fußabdrucks, den ein Mensch in der Welt hinterlässt, erstmals plausibel. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, erahnend diesen Mechanismus zu bezeichnen, wir können ihn als „Ewigkeit des Lebenskerns“, als „seelischen Fußabdruck“ oder eben als „geistigen Eindruck in der Mensonenwelt“ beschreiben. Durch das Alternieren von Möglichkeit und Wirklichkeit kommt es immer wieder zu neuen Konstellation, in denen das ganz Alte mit der energetisch-materiellen Welt interagiert und darüber neue Wirklichkeiten aus dem ganz Alter erschaffen werden können.
Immer ist zu bedenken: Mit der Informationswelt kondensiert nicht Energie zur Materie, sondern die Informationswelt strukturiert die Welt der Materie. Was wir in der energetisch-materiellen Welt als Naturgesetze beobachten, ist die Struktur, die aus der Mensonenwelt kommt. Diese Strukturkraft ist so stark, dass selbst durch den hochenergischen Teilchenzerfall in einem Teilchenbeschleuniger wie Cern, diese Zerfallsprodukte eine extrem kurze Lebensdauer besitzen und in die Grundstruktur des Standardmodells zurückschwingen.
Der Teilchenzerfall zeigt eben gerade NICHT die Bausteine, aus denen Materie besteht, sondern die ohne Struktur nicht lebensfähigen, chaotischen Anfangszustände der Energie, die der strukturierenden Kraft der Mensonenwelt bedarf, um Materie wieder entstehen zu lassen. Die Singularität muss in eine Interaktion mit der Mensonenwelt eintreten, erst dann entsteht Materie und mit Ihr zu einem späteren Zeitpunkt Bedeutung und Bewußtsein.
Die Mensonenwelt ist das NICHTS, nachdem wir schon so lange suchen und das wir nie erkennen konnten und können, weil wir kein Sensorium innerhalb der exakten naturwissenschaftlichen Welt ausgebildet haben und auch weiter nicht ausbilden. Einzig in der Kunst versuchen wir mit unseren defizitären Fähigkeiten, den Vorschein der Mensonenwelt darzustellen. Für unser materieorientiertes Denken und Gestalten kommt die Mensonenwelt mit ihren Informationen, in der abstrakten Kunst am nächsten. Der Künstler versucht seine verkümmerten Sensorien auf den Vorschein der Mensonenwelt zu lenken und damit die sogenannte geistige Welt zum Vorschein zu verhelfen. Der Künstler versucht seine Heimat in der geistigen Welt zu finden.
Kandinskys Komposition VII ist ein Beispiel, wie ein Künstler versucht, den Vorschein der Mensonenwelt in der sichtbaren Welt zu gestalten.
Die Mensonenwelt ist eine ganze – nicht lokale – Welt der Möglichkeiten, von der Bezeichnung Möglichkeitsfeld sollte man absehen, da der Begriff des Feldes immer auf die Kräfte der energetisch-materiellen Feldes verweist, was nicht der Mensonenwelt entspricht, da diese der energetischen und massetragenden Welt vorausgeht und nicht mit Begriffen wie Energie und Feinstofflichkeit verbunden werden sollte. Das Kollabieren der Mensonenwelt durch die Interaktion mit der energetisch-materiellen Welt und der daraus entstehenden Wirklichkeit ist ein Denkbild der Biografie, dem Schließen und Öffnen von Entscheidungsräumen.
Was ist das Großartige der Mensonenwelt?
Das Wunderbare der Welt der Informationenwelt ist das Alternieren zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit. Die Interaktion zwischen der Mensonenwelt und der energetisch-materiellen Welt bewirkt einen ständigen Wechsel von Möglichkeiten und Wirklichkeiten, die sich dadurch endlos durchdringen, immer wieder neue Entscheidungsräume eröffnen und schließen, ohne Anfang – ohne Ende, deshalb bleibt das Universum immer offen und damit ist Leben immer ein Leben auf das Offene zu.
Systematischer Einstieg
WIR das ist kein tiefenpsychologisch wirksames Vereinnahmungswerkzeug. Mit WIR ist die Gemeinschaft derer bezeichnet, die sich in Freiheit mit dem, der diese Zeilen schreibt, in einer Art von Geistesverwandtschaft verbunden fühlen. Dieses Wir bedeutet gerade nicht, dass Wir alle einer Meinung sind, sondern dass wir uns zusammentun, um die Möglichkeitswelten in ihrer vollen Potentialität zu erkennen. Dieses WIR ist bei genauer Betrachtung zugleich Name und Ergebnis einer emergierenden Möglichkeitswelt, in die wir schon zu Beginn unseres Lebens eintreten und das einen wesentlichen Teil unseres Lebens ausmacht. Dieser Lebensraum, der zugleich ein Möglichkeitsraum ist, wird immer wieder durch neue Entscheidungsräume und Möglichkeitswelten verändert und erneuert. Das ist Leben und das macht seinen Sinn aus.
Sinn und Ohnmacht sind Gefühlskategorien, die sich einander widersprechen. Wer von einem Gefühl der Ohnmacht bestimmt ist, hat sein Sensorium für Lebenssinn verloren. Sinn kann sich nur durch Freiheit in Wort und Tat entfalten. Insofern bedeutet das Erkennen von Möglichkeitswelten ein Doppeltes: Erstens können wir durch das Analysieren und Erkennen von Möglichkeitswelten, die unser Leben massiv bestimmen, die Sachzwanglogik der Machteliten entlarven, in dem wir die systemischen Strategien der Ohnmachtserzeugung erkennen und zweitens eröffnen uns die Möglichkeitswelten andere Alternativen, wie wir mit den Faktoren dieser Felder umgehen und andere Formen von Interdependenzen der Faktoren in Gang setzen.
Die Einsicht in die Prozesshaftigkeit allen Geschehens wirkt immer emanzipatorisch und gesellschaftskritisch, wir erkennen die unbedingte Verbundenheit allen Geschehens mit der Mensonenwelt und ihren Einträgen aus der Geschichte des Universums.
Es ist notwendig zu verstehen, wie das Neue ins Leben kommen kann. Zunächst ist von Bedeutung eine Wahrnehmungsfähigkeit dafür zu entwickeln, dass wir uns immer, ob wir wollen oder nicht – zu jedem Augenblick unseres Lebens – in einem Entscheidungsraum befinden, in dem Möglichkeiten mit der energetisch-materiellen Welt zu Wirklichkeiten kollabieren. Grundsätzlich gibt es unendlich viele Entscheidungsräume, es sollte uns eigentlich ein Leichtes sein, zunächst einen dieser unendlichen Zahl von Entscheidungsräumen wahrnehmen zu lernen.
Im nächsten Schritt geht es um die Entwicklung des Entscheidungsmutes, also zunächst einmal den Mut zu entwickeln eine Tür zu einem Möglichkeitsraum zu öffnen und in diesen Möglichkeitsraum bewusst einzutreten. Dieser Möglichkeitsraum, der den Rahmen für eine Möglichkeitswelt abgibt, ist von einer Anzahl von Faktoren bewohnt. Damit sich in diesem Möglichkeitsraum überhaupt erst ein Möglichkeitswelt konstituieren kann, muss eine hinreichende Anzahl von Faktoren miteinander interagieren. Im Möglichkeitsraum emergieren also eine hinreichende Anzahl von Faktoren zu einer Möglichkeitswelt, kein Faktor mehr, kein Faktor weniger, die zur Konstituierung der Möglichkeitswelt notwendig ist. Auch ist an dieser Stelle mit zu bedenken, dass der Rahmen, also der Möglichkeitsraum, immer auch ein Werkzeug der Disziplinierung des zivilisatorisch, emanzipatorischen offenen Diskurses ist und somit gerade eine Entfaltung des Möglichkeitsfeldes verhindern kann, indem es die Potentialität des Neuen im Möglichkeitsfeld restringiert.
Trotzdem könnte man etwas sperrig formulieren: Da in dieser emergierenden Möglichkeitswelt OHNE UNS das Neue bereits als Potential angelegt ist – ohne das die energetisch-materielle Welt schon beteiligt wäre – das es sich hier um eine Möglichkeitswelt der 1. Ordnung handelt. Diese Möglichkeitswelt können wir dann auch als das NICHTS im Sinne eines fehlenden materiellen Substrats verstehen. Allerdings müssen wir uns schon an dieser Stelle klarmachen, dass die Begrifflichkeit der 1., 2. und 3. Ordnung noch eine künstlich geschaffene Hilfe sein kann, um die einzelnen Ebenen von einander zu unterscheiden, in Wahrheit können alle drei Ebenen nur durch ihre Beziehungen verstanden werden. Die Möglichkeitswelt der 1. Ordnung ist somit als eine geistige Informationswelt leichter zu begreifen. Es ist eine Welt, die der Wirklichkeit, wie wir sie kennen, vorausgeht und noch nicht mit der energetisch-materiellen Welt interagiert. Mathematisch verstanden eine Menge von Faktoren, deren Interaktions-Möglichkeiten sich erst noch entfalten müssen.
Wenn wir die verschiedenen Ebenen, in denen Möglichkeitswelten und deren Faktoren miteinander interagieren, grundsätzlich verstehen wollen, dann müssen wir eine Verbindung vom Mikro- zum Meso- und schließlich zum Makrokosmos herstellen, das gelingt uns nur mit Hilfe eines Konzepts, wie der Schleifenquantengravitation, da die allgemeine Relativitätstheorie keine gequantelte , körnige Raumzeitstruktur im Gravitationsfeld kennt, in der sich die kollabierten Wirklichkeitsfacetten abspiegeln, sondern von einem gleichmäßig gekrümmten Raum ausgeht und damit die Interaktion von Mensonen und Energie im Kern nicht vorkommt.
Eine Möglichkeitswelt 2. Ordnung kann nur durch Elemente der 1. Ordnung entstehen, so dass Faktoren 1. und 2. Ordnung miteinander wechselwirken können. Interdependenz ist aber auch von zentraler Bedeutung, damit auf einer Zeitachse – im Möglichkeitsraum – Faktoren emergieren können, also neue Strukturen bilden, die sich nicht aus den beteiligten Faktoren erklären lassen und Entropie zurückdrängen um Ordnung, Struktur zu ermöglichen. Insofern ist der gequantelte Raum der Schleifenquantengravitation als Denkmodell der Möglichkeitswelt 1. und 2. Ordnung auf einer unteren Ebene perfekt geeignet, um ähnliche Strukturen im Mesokosmos zu verstehen. Kontinuierliche Räume – wie sie in der allgemeinen Relativitätstheorie angenommen werden – sind ungeeignet für Möglichkeitswelten. Auf der Ebene der Möglichkeitswelt 2. Ordnung wird aus der Möglichkeitswelt das Möglichkeitsfeld. Die gequantelte Raumzeitstruktur entsteht durch die Wechselwirkung der Möglichkeitswelten 1. und 2. Ordnung.
Wir fassen zusammen: Auf einer unteren Ebene, dem Planckraum (10-34) ist bereits die Möglichkeitswelt 1. und 2. Ordnung zu einer granularen Struktur von Raumzeit-Quanten 2. Ordnung kollabiert, Milliarden von Mensonen sind notwendig um ein Raum-Quant entstehen zu lassen. In diesem Konzept kommt es zu einer Reihe von Ereignissen, wenn Wahrscheinlichkeitswolken (Möglichkeitswelten) 2. Ordnung miteinander interagieren und Wirklichkeiten durch ein Kollabieren von Wahrscheinlichkeiten zu Wahrheiten (3. Ordnung) sich materialisieren.
Das bedeutet: Begeben wir uns bewusst in den Möglichkeitsraum, dann beginnen die Elemente der im Raum vorhandenen Möglichkeitswelten bewusst auf uns einzuwirken und nach einer mehr oder weniger kurzen Anlaufphase kommt es zu einer Wechselwirkung zwischen uns und den vorgefundenen Faktoren (man könnte sie auch als Elementarwesen bezeichnen) der Möglichkeitswelten 1. und 2. Ordnung. Das ist der Augenblick in dem bereits das Neue 3. Ordnung entsteht.
An dieser Stelle ist es notwendig, dass wir uns klar machen: Haben wir erstmal die Luft des Neuen – und sei es auch nur die, der 3. Ordnung (also bevor es zu Wechselwirkungen mit uns kommt) – eingeatmet, dann beginnt ein alternierendes Weitereilen und Zurückeilen von einer Möglichkeitswelt in den nächsten Entscheidungsraum, von da in die nächste Möglichkeitswelt und so fort. Diese Bewegung wird zum Lebensstil, ja zur Lebenshaltung. Und genau durch diese alternierende Bewegung zwischen verschiedenen Möglichkeitswelten mitsamt den entstandenen Entscheidungsräumen kommt das Neue der anthropen Welt zustande.
Systematisch können wir das Neue 2. und 3. Ordnung durch die entstehende Zeitstruktur unterscheiden. Denn bei der Einflussnahme von Faktoren auf eine Möglichkeitswelt haben wir es nicht nur mit einem emergierenden Prozess entlang der Zeitachse zu tun, sondern auch mit dem sogenannten Doppelstrom der Zeit, wie er aus der Vergangenheit und der Zukunft in die Gegenwart einströmt, indem wir nicht nur mit Wirklichkeiten sondern auch mit zukünftigen Möglichkeiten umgehen. Es handelt sich also um die Schub- und Zugkräfte, die durch Mensonen und ihre Interaktionen mit der energetisch-materiellen Welt und einem Emergieren aller Faktoren ermöglicht werden. Ohne Wechselwirkungskräfte keine Emergenz, denn um Entropie zurückzudrängen muss sich immer die Mensonenwelt mit der Energiewelt zu einem System der materiellen Welt verbinden. Salopp formuliert muss man immer Kräfte aufwenden, damit sich Ordnungen und Strukturen entfalten können.
Worum geht es? Es geht um den kritischen (im physikalischen Sinn) Parameter der Menge und Qualität an Faktoren, die neu in Möglichkeitswelten eintreten und aus der Vergangenheit – nicht nur via uns – die gesamte Möglichkeitswelt verändern und so ein Emergenzprozess stattfindet, an dem dann das Neue 3. Ordnung immer wieder neu entstehen kann. Die Veränderung zum Neuen 1. 2. und 3. Ordnung funktioniert niemals kontinuierlich, sondern mit einem Kipppunkteffekt, also durch einen kritischen Parameter, der die Menge an hinzutretenden Faktoren bestimmt, damit eine neue Möglichkeitswelt emergieren kann.
Dem entsprechend entsteht das Neue der anthropen Welt durch Faktoren, die auch aus der Zukunft, z.B. in Form von zukünftigen Zielen, in die Möglichkeitswelt eintreten und wiederum einen neuen Emergenzprozess anstoßen, an dem dann wieder Neues jeder Ordnung entsteht. Alle Ordnungsebenen verändern sich unaufhörlich und interagieren miteinander, sobald ein kritischer Parameter der Menge von Faktoren erreicht ist.
Die entscheidende Frage ist, ob die Faktoren 1. 2. und 3. Ordnung den II. Hauptsatz der Thermodynamik außer Kraft setzen können und ob es möglich ist, die Informationswelt jenseits der Thermodynamik zu begreifen. Diese Frage muss man bejahen, da der II. Hauptsatz der Thermodynamik nur für geschlossene Systeme gilt und wir aber grundsätzlich nur offene Systeme betrachten. Wenn also die Informationswelt der Mensonen auf ihrer grundlegenden Ebene hilft, die Entropie zurückzudrängen, dann haben wir es mit einer Vorbedingung zu tun, die man nicht mit Attributen wie energetisch oder feinstofflich belegen darf. Die Mensonenwelt ermöglicht erst das Strukturschaffende der 2. und 3. Ordnung in einem zur Entropie neigenden Raum.
Erst wenn alle Faktoren aller DREI Bestandteile der trinitarischen Ordnung des Universums vorhanden sind, wird aus Chaos strukturierte Wirklichkeit.
Zu beachten ist außerdem, dass der Weg – den wir in der anthropen Welt beobachten – nur einen Sonderfall darstellt und eine unendliche Anzahl an Einflussfaktoren über die unterschiedlichsten Wege in das Möglichkeitsuniversum gelangen können. Diese verschiedenen Wege führen allerdings nicht zu Neuem einer anderen, höheren Ordnung, sondern sollten konsequent nach Ihren Zeitpfeilen beurteilt werden, also immer Sonderfälle der 2. und 3. Ordnung bleiben.
In unserem kleinen Gedankenspiel geht es sehr viel auch um Physik, nicht etwa deshalb, weil wir das eine, durch etwas anderes erklären wollen, sondern deshalb, weil es nur EINE WELT gibt, in der alles mit allem zusammenhängt, diese Aussage ist trivial und wir haben uns daran gewöhnt, die Teile in unserem starren Blick auf Emergenzprozesse zu vernachlässigen, aber keine Emergenz ohne Teile, ohne die Faktoren und auf höheren Ebenen eben auch der Subsysteme, die für Emergenzen höherer Ordnung genauso wichtig sind. Eines sollte man sich immer klarmachen, erst gehen Mensonen und Energie eine Beziehung ein, dann kommt die Moral.
Die trinitarische Ordnung des Universums
Wir können zusammenfassen: Die Wirklichkeit ist eine Aneinanderreihung miteinander interagierender und emergierender Möglichkeitswelten, Superpositionen sind das SEIN selbst, die Anwesenheit aller Möglichkeitswelten, die immer wieder zu eineindeutigen Position kollabieren und damit Wirklichkeiten erschaffen.
- 1. Ordnung => Emergenz von Nichts und Mensonen => Mensonenwelt
- 2. Ordnung => Emergenz von Nichts, Mensonen und Energie => Energiewelt
- 3. Ordnung => Emergenz von Nichts, Mensonen, Energie zu Materie => Materiewelt
Versuch wir nun im nächsten Abschnitt diese theoretischen Überlegungen in unser Leben und damit in unsere Biografie herunter zu brechen.
Vorhallen als Entscheidungsräume
Wir betreten die menschenleere Vorhalle eines großen alten Hauses. Im Erdgeschoss und von der Galerie im ersten Stock gehen viele Türen ab, von denen wir nicht wissen, was sich hinter ihnen verbirgt. Manche Türen sind mit Nummern beschriftet, wie TLP 4.121, aber dies sind Zeichen, die wir nicht deuten können, die jedoch zu wertvollen Informationen werden könnten, wenn wir uns in konstruktiver Weise mit ihnen auseinandersetzen würden – aber nein – schon jetzt, zu Beginn unseres Lebens, sind wir vom internalisierten System des durchs Leben Gehetztseins umfangen.
Immerhin! Irgendwann beginnen wir zu ahnen, dass wir uns in einem weitläufigen Entscheidungsraum befinden. Vorsichtig öffnen wir nacheinander eine Tür nach der anderen und werfen einen flüchtigen Blick in den hinter der Tür liegenden Raum.
Schade! Wir können uns nach diesen kurzen Eindrücken – wahrscheinlich aus Angst vor dem Unbekannten – nicht entschließen, einen Raum näher zu begutachten und treten deshalb unverrichteter Dinge unseren Weg nach Hause an. Aber immerhin! Zuhause angekommen, setzen wir uns an unseren Sekretär und notieren uns kurz, was wir an Eindrücken in dem großen alten Haus gesammelt haben und die Adresse, an der wir das Haus gefunden hatten. Diese Notizen legen wir dann sorgfältig in einer der noch leeren oder bisher kaum gefüllten Schubladen unseres Sekretärs ab.
Unser Leben schreitet voran, und immer wieder führt uns der Zufall, oder wenn wir spiritueller veranlagt sind, das Schicksal, zu Häusern, deren Eingangstür offensteht und eine mehr oder weniger große Eingangshalle darin zu Türen führt, bei denen wir nicht wissen, was sich hinter ihnen befindet. Im Laufe unseres Lebens steigen unsere Verpflichtungen, so dass wir kaum noch zu Fuß von unserer Arbeit nach Hause gehen können, ganz zu schweigen davon, dass wir noch auf offenstehende Eingangstüren von fremden Häusern achten. Langsam zieht das System des durchs Leben Gehetztseins seine Schlinge zu und wir haben – angeblich – keine Chance mehr, uns dieses Systems zu entschlagen.
Wenn wir auf unser bereits gelebtes Leben zurückblicken, dann kommt es uns so vor, als hätten wir tausend Möglichkeiten nicht ergriffen. In Wahrheit haben wir jedoch noch nicht einmal den ersten Schritt getan, nämlich ein Sensorium für die unterschiedlichsten Entscheidungsräume zu entwickeln. Stellen wir uns vor, wir gehen durch enge Gassen einer kleinen Altstadt mitten in Europa: Was fällt uns auf, wenn wir den Blick vom Handy weg über die alten Laden- oder Fensterfronten heben? Alte Schilder, auf denen angepriesen wird, was wir im Inneren des Hauses zu erwarten haben.
Jeder Entscheidungsraum hat ein altes Zunftschild zur Straße hinhängen, mit einem Schlüsselsatz, der auf die Möglichkeitswelten verweist, zu denen die Türen im Inneren des Hauses vom zentralen Entscheidungsraum ausführen. So können wir z. B. auf einem Schild lesen: Omnia mea mecum porto (zu Deutsch: “Alles was ich bin, trage ich mit mir”). Lassen wir uns von diesem Schild verführen und treten in dieses Haus ein, dann haben wir schon eine grundsätzliche Entscheidung getroffen und wissen, dass wir in diesem Haus keine Türen zu Möglichkeitswelten finden werden, die von Segeljachten, großen Villen und Sportwagen gekennzeichnet sind.
Aber warum sprechen uns manche Schilder an und andere wiederum gar nicht? Hier gilt einmal mehr, dass der Zufall nur den prädisponierten Geist begünstigt. Prädisponiert wird ein Geist durch Informationsfelder unterschiedlichster Art: Kulturgeschichte, Familiengeschichte, genetische Ausstattung, Kommunikation mit einem Du, Selbstgespräche und, wer es etwas mystischer mag, unabgegoltene Lebensaspekte aus früheren Erdenleben…
Natürlich dürfen wir auch Möglichkeitswelten mit Instanteffekt nicht außer Acht lassen, wobei jedoch hier das Möglichkeitsfeld nur den Räumlichen, nicht aber den zeitlichen Aspekt umfasst: Hinter der Tür befindet sich ein fertiges Produkt und unsere Entscheidung besteht nur darin, ob wir uns dazu entschließen, dieses zu konsumieren oder nicht. Hier bewahren Tür- und Zunftschild vor dem Haus kein Geheimnis, sondern alles liegt klar vor uns, wenn wir die Tür öffnen.
Das Denkbild des sicheren Ortes
Das Leben, das wir in der Regel führen, lässt unsere Sensorien für Entscheidungsräume verkümmern. Die Prädisponiertheit unseres Geistes, unsere Empfänglichkeit für die Wahrnehmung bestimmter “Kneipenschilder” wird massiv überlagert von den sogenannten Sachzwängen eines verantwortungsvollen, erwachsenen Alltags. So ist es kaum zu vermeiden, dass wir bei dieser Art von Leben irgendwann in eine existenzielle Krise geraten, da uns die Fragen nach verpassten Chancen in unserem Leben einholen.
Je mehr Fragen dann in unserer Biographiearbeit auf uns zukommen, desto mehr bedürfen wir des sicheren Ortes, von dem aus wir unsere Biographiearbeit durchführen können.
Der biedermeierliche Sekretär, den wir seit Jahrzehnten besitzen, wird uns dann mit seinen offenen und verborgenen Schubladen zum Topos bzw. Denkbild des sicheren Ortes, an dem wir ganz zaghaft beginnen, die Schubladen unserer vergessenen Entscheidungsräume vorsichtig aufzuziehen.
Aber der sichere Ort wäre nicht der sichere Ort, wenn wir ihn anders als mit unserem fliegenden Teppich erreichen könnten und wenn die Schubladen unseres Sekretärs nicht auch ebenso viele wirklich stattgefundene Begebenheiten und Erlebnisse enthalten würden wie nicht oder kaum besuchte Entscheidungsräume.
Natürlich dürfen wir uns den fliegenden Teppich heute nicht mehr wörtlich vorstellen, sondern müssen ihn durch eine holografische Brille ersetzen, durch die wir jederzeit aus einer ungeliebten Alltagswelt an einen sicheren Ort entschwinden können. Ausdruck wahrscheinlich gelebter aber vergangener Biografie war früher das Bündel Liebesbriefe, das wir, mit einer feinen Seidenschleife umschlossen, in einem unserer Geheimfächer aufbewahrten, vor uns und unseren Mitmenschen geschützt. Heute – in digitalen Zeiten – ist dieses Geheimfach nur mehr als digitaler Tresor, in dem unser geheimer E-Mail-Schriftwechsel lagert, vorzustellen. Als Schlüssel dient uns ein digitaler Fingerabdruck, der sich hinter einem kleinen, individuell verzierten Icon verbirgt.
Was lagert, außer den gelebten Augenblicken, nicht alles in den imaginären Schubladen unseres Sekretärs? Jedenfalls keine Möglichkeitsräume, da wir zu diesen niemals vorgedrungen sind. Wir haben es immer nur bis zu den Entscheidungsräumen geschafft, den Vorhallen unserer Sehnsüchte, in denen wir andächtig alle Türen betrachtet hatten, und, da die Türen alle gleich waren, stellten wir nur Mutmaßungen über das Dahinter dieser Türen an.
Nebenbei bemerkt! In unserer Betrachtung müssen wir immer den Entscheidungsraum, also die Vorhalle, von der die Türen zu den Möglichkeiten abgehen, dann die Möglichkeitsräume, die hinter den Türen liegen und nur den überzeitlichen Aspekt des Raums begrifflich zu fassen versuchen und schließlich das Möglichkeitsfeld, dass das raumzeitlich, prozesshafte verdeutlicht, voneinander unterscheiden.
Zu beachten! Entscheidungsräume, die wir in diesen Schubladen abgelegt haben, weisen ein anderes Verfallsdatum auf als Möglichkeitsräume. Zudem sind die Verfallsdaten der Entscheidungsräume wesentlich unschärfer als jene der Möglichkeitsräume. Erstere ermöglichen uns in gewissem Maße mehr Illusionen beim Öffnen der Schubladen als die Möglichkeitsräume. Für das Verfallsdatum sind in jedem Fall mehr unsere Einstellung und unsere Lebenskonstruktionen bedeutend, als echte Unmöglichkeiten, die sich bei der konkreten Realisierung von alten Möglichkeiten ergeben, sei es durch einen alt gewordenen Körper, fehlende Energie oder drastisch veränderte Lebenseinstellungen.
Im Unterschied zum Möglichkeitsraum, den wir im Hinblick auf das Eintreten zukünftiger Ereignisse hin untersuchen und vor allem für unser Sicherheitsbedürfnis eine Risikofolgenabschätzung betreiben, bleibt der Entscheidungsraum angenehm zeitlos und inhaltlich vage. So bietet er uns noch Jahre später beim Öffnen der entsprechenden Schublade einen “Tanzboden” für unsere Phantasie, ohne dass wir viel mehr tun müssen, als die Beschriftungen an den Türen etwas zu erweitern. Hinter die Türen brauchen wir gar nicht mehr zu schauen, weil uns die alten Möglichkeitsräume nur mehr als Geschichten aus alten Zeiten das Herz erwärmen.
Das Möglichkeitsfeld und der Entscheidungsraum
Wir sagten bereits, dass sich im Entscheidungsraum viele Türen befinden, die zu den unterschiedlichsten Möglichkeitswelten führen. Diese Möglichkeitswelten sind in ihren Konsequenzen nicht bekannt, weshalb wir überhaupt von einem Entscheidungsraum davor sprechen können. Nur das, was nicht wirklich bekannt ist, verlangt eine echte Entscheidung unter verschiedenen Auswahlmöglichkeiten, unter verschiedenen Türen.
Warum sollen wir überhaupt von Möglichkeitswelten und nicht von Möglichkeiten sprechen? Einfach deshalb, weil wir eine Möglichkeit nur systemisch verstehen können, insofern als ein Möglichkeitwelt von vielen Elementen aus den unterschiedlichsten Bereichen bestimmt wird und diese Elemente alle miteinander wechselwirken. Das entstehende Möglichkeitsfeld interagiert schließlich wiederum mit anderen Feldern außerhalb seiner selbst.
Für Hegel bestand die Wirklichkeit aus den beiden komplementären Bereichen des Tatsächlichen und des Möglichen, und so können auch wir unsere Wirklichkeit nur dann adäquat erfassen, wenn wir neben dem Tatsächlichen auch systematisch die verschiedenen Arten von Möglichkeiten voneinander unterscheiden, da möglich bedeuten kann ‚möglich, aber nicht realistisch‘, ‚möglich, aber nicht realisiert‘, oder ‚möglich, aber ganz vage‘. Behalten wir Hegels Denkfigur im Blick, wird deutlich, dass zwischen Tatsächlichem und Möglichem immer viele Rückkopplungsschleifen aktiv sind, die ein holistisches Feld ergeben.
Was uns in digitalen Zeiten nun besonders umtreibt, ist die Variante des virtuellen Möglichkeitsfelds. In diesem Feld findet keine Rückkopplung mehr mit dem Tatsächlichen statt, da es nur mehr durch den technischen Fortschritt bestimmt ist, der aber außerhalb des Feldes liegt. Dieses virtuelle Feld reduziert uns weitgehend auf die Rolle des passiven Konsumenten, auf die uns der weitreichend diversifizierte Kapitalismus intensiv vorbereitet hat, denken wir nur an unsere Besuche in den inzwischen weitverbreiteten Shopping Malls.
In Weiterführung der Benjaminschen Passagen sind die Shopping Malls moderne Kathedralen, die mit den unterschiedlichsten Konsumangeboten aufwarten. Sie gehören zu der Art von Möglichkeitsräumen, die dem Lebenssinn- bzw. Lifestyle-Sucher fertige Angebote unterbreiten. Aus der aristotelischen Sicht der vier Kausalitäten betrachtet, werden hier in der Vergangenheit Waren produziert (causa efficiens), um sie dann aufgrund der Transformationsregeln des Kapitalismus an den Konsumenten zu verkaufen. Möglichkeitswelten, die wir in diesen modernen Kathedralen besuchen, haben kurze Halbwertzeiten, so dass schon unsere Enkel durch den massiven und endgültigen Ressourcenverbrauch, den diese Felder verursachen, diese nicht mehr besuchen können – sie werden nur noch virtuelle Shopping Malls besuchen.
Wenn wir von der Eingangshalle, dem ersten Entscheidungsraum, die Tür zur Kathedrale des Konsums öffnen, gelangen wir in einen neuen Entscheidungsraum, dem Portal, in dem uns durch große Hinweistafeln verschiedene Möglichkeitsräume aufgezeigt werden, die wir durch luxuriöse Rolltreppen erreichen können und welche die hierarchische Struktur des Wertes der Warenangebote in den einzelnen Möglichkeitsräumen widerspiegeln. All diese Kathedralen des Wachstums, des andauernden Konsums werden schon bald zu Ruinen der Neuzeit, wodurch deren virtuelle Varianten umso mehr Bedeutung bekommen werden.
Von diesen Möglichkeitsräumen der fertigen Angebote müssen wir jene unterscheiden, die sich erst durch ihren Vollzug entfalten (causa finalis). Hier liegen die unterschiedlichen Möglichkeiten in der Zukunft und müssen erst noch konkret entfaltet werden. Und zwar von niemand anderem als uns selbst. Ein neuzeitliches Beispiel für solche Möglichkeitsräume ist die harmonische Entfaltung des Selbst. Die Ursache beim Betreten dieser Möglichkeitsräume ist das Versprechen, heil und ganz zu werden sowie die Freiheit, sich zu entfalten. Eine Ursache also, die von der Zukunft in die Gegenwart (causa finalis) zurückwirkt. Beim Betreten der Möglichkeitsräume der Selbstentfaltung finden wir zunächst nur leere Räume vor, die wir erst noch ausgestalten müssen, womit sich die soziologische Frage ergibt, aus welchen Bereichen wir Anregungen zur Ausgestaltung finden sowie die neurologische, welche Inhalte wir bei den Konstruktionen unseres phänomenalen Selbstmodells (Thomas Metzinger, Egotunnel, Frankfurt 2009) aufnehmen und welche nicht.
Aber an diesem Punkt sind wir längst nicht mehr – genauso können wir aber auch sagen “noch nicht”. Wir sitzen Jahre später an unserem Sekretär – unserem sicheren Ort – und unmerklich sind uns die Schubladen zur Allegorie unserer verlorenen Entscheidungsmöglichkeiten geworden. Wir können uns gar nicht mehr an Besuche von Vorhallen erinnern, die ohnehin von uns Entscheidungen verlangt hätten.
Ein hilfreicher Gedanke kommt uns in den Sinn: Zweifellos können wir nur einen ganz kleinen Teil der Möglichkeiten realisieren, die wir in unserem Leben zur Verfügung haben, und fragen uns jetzt, was mit dem Rest geschieht (Cees Nooteboom, Ich hatte tausend Leben und nahm nur eins, Frankfurt 2008), den nicht realisierten Möglichkeiten? Sind sie bekannt und nur nicht Wirklichkeit geworden, so haben wir sie in den offenen bzw. sichtbaren Schubladen verwahrt, um sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt wieder herauszuholen bzw. in die Wirklichkeit zu überführen.
Aber Achtung! Schon die nichtrealisierten Möglichkeiten sind nämlich aus zweierlei Gründen weitgehend unbekannt. Zum einen sind sie im besten Fall unscharf, weil grundsätzlich zwischen Möglichkeit und herstellbarer Wirklichkeit ein bedeutender Unterschied besteht, und zum anderen sind sie so gespeichert, wie sie unser Gehirn ursprünglich zur Zeit ihrer Entstehung verrechnete, also wie sie unser Gehirn konstruiert und mit Gefühlsmarkern versehen und abgelegt hat. In diesem Zustand holen wir sie wieder ans Licht und rekonstruieren sie, indem wir eine partiell neue Möglichkeit konstruieren.
Dann gibt es aber noch die Möglichkeiten, die wir vor den Anderen und oft auch vor uns selbst verbergen, für welche einzig die verborgene Schublade, das Geheimfach, der angemessene Ort im realen wie virtuellen Leben ist. Die verborgene Möglichkeit ist mit der verborgenen Schublade verbunden. In diesem verborgenen Fall gilt die Konstruktion von Erinnerungen besonders viel: Je mehr wir nicht nur vor anderen, sondern auch vor uns selbst diese nichtrealisierten Möglichkeiten verbergen, umso mehr konstruieren wir auch Räume darum herum.
Eine andere Form von Verborgenheit ist die Idee einer Möglichkeit. Oft lieben wir die Idee, dass dieses oder jenes möglich und wünschenswert wäre, aber nicht seine konkrete Umsetzung. Unter dieser Perspektive könnten wir einen Entscheidungsraum auch als ein Ideenfeld begreifen, in dem es gar nicht darum geht, einzelne Türen zu öffnen, um einzelne Möglichkeitsräume näher zu untersuchen und sie möglicherweise zu realisieren. An dieser Stelle kommt uns die virtuelle Möglichkeitswelt besonders zu Hilfe, das wir hier auch als eine Fortsetzung des Ideenfeldes begreifen können.
Möglichkeitswelten und die Ontologie des Noch-Nicht-Seins
All diesen bisher genannten Möglichkeiten ist ein Charakteristikum gemeinsam: Ihr Inhalt scheint uns vertraut zu sein, weil seine Bausteine aus dem Vergangenen her bekannt sind und ein emergentes Geschehen noch keine Rolle spielt. Wir haben in unserer Biografie uns lediglich bisher dagegen entschieden, die vertrauten Möglichkeiten zu verwirklichen bzw. die uns nur vage bekannten in den verborgenen Schubladen näher zu untersuchen.
Hier handelt es sich um Möglichkeitswelten aus bekannten Bausteinen, die sich jedoch erheblich von einem Möglichkeitsfeld, wie wir es unter Punkt 2.8. beschrieben haben, unterscheiden. Ein Möglichkeitsfeld aus bekannten Bausteinen kann emergieren, ein fertiges Produkt nicht.
Aber was war eigentlich geschehen, dass wir diese Möglichkeitswelten mit Emergenzfunktion nicht realisierten? Wahrscheinlich zweifelten wir im Moment der Entscheidung an dieser und verwahrten deshalb die Türen zu diesen Möglichkeitsräumen gemeinsam mit dem Entscheidungsraum in offenen oder versteckten Schubladen, um sie bei Bedarf wieder herauszuholen, da wir mit diesen Entscheidungsräumen bzw. den Entscheidungen noch nicht fertig waren. Dies waren allesamt Möglichkeiten, die sich aus dem Bestehenden, aus der Vergangenheit herleiten ließen und deshalb auf die Vergangenheit reduzierbar waren (Bergson, Le possible et le réel, 1930), insofern man von ihrer Emergenzfunktion absah.
Nebenbei bemerkt! Diesem bisher beschriebenen Mechanismus entspricht auch das Bild der Schublade als vorschneller Kategorisierung von Wahrnehmungen und Ereignissen im Sinne Heideggers. Dieses schließt das utopische Mehr, das geweitet verstandene Sein, das über das Gegenwärtige hinausgeht, aus. Was wir deshalb benötigen, ist ein klares Denkbild, mit dem wir in unserem Denken und unserer Sprache das Noch-Nicht-Sein abbilden können.
Die Denkfiguren von Kairos und Chronos sowie die Hintergrundstrahlung können uns beim Verständnis des Noch-Nicht-Seins sehr hilfreich sein. Warum? Das Bild des Urknalls kann man als ein aristotelisches Kairosgeschehen begreifen, bei dem sich von einem Augenblick zum nächsten alles verändert. Es ist ein Ausnahmegeschehen, ein plötzlicher Umschlag, ein Kipppunkt, wie wir ihn aus der fraktalen Mathematik kennen, mit einer dichten Zeit davor und einer weiten Zeit danach. Zum Zeitpunkt des Urknalls bricht die energetisch-materielle Welt zusammen und wird durch das Wirken der Mensonen, die im Urknall erhalten bleiben, neu erschaffen.
Was hier stattgefunden hat, können wir in der Sprache bewahren, aber nicht durch die Sprache ausdrücken. Nichts ist bei diesem Geschehen mehr wie es vorher war, weshalb man auch auf das Vorher nicht mehr zurückschließen kann. Ein Nachklang, eine Erinnerung an dieses Kairos-Ereignis lässt sich durch das Bild der Hintergrundstrahlung fassen, die das ruhige Dahinfließen der Zeit (griechisch Chronos), wie es mit dem Urknall erst in die Welt kam, zum Ausdruck bringt.
Die Entstehung des Neocortex ist ebenfalls so ein Kairos-Ereignis, nicht von seiner jahrtausendelangen Entwicklung her gesehen, sondern vom Moment der selbstreflexiven Neuronenbewegung her gedacht. Die Hintergrundstrahlung kann uns in diesem Fall als Bild der Ewigkeit des Noch-Nicht-Seins dienen, welches sich in der Zeit, die wir nach Aristoteles Chronos nennen, entfaltet.
Was wir mit der Hintergrundstrahlung in unser Denkbild einfügen, ist das irritierende Moment in einem ansonsten scheinbar begriffenen Geschehen. Es ist die Fluktuation, wie wir sie im Bild des Nullpunktfeldes haben, indem etwas nur für Bruchteile von Sekunden eine Wirklichkeit besitzt.
Die Vorräume des Noch-Nicht-Seins
Kommen wir auf die Schubladen zurück! Es kommt also darauf an, das utopische Mehr, das ein Lied singt, was ihm an der Wiege „noch-nicht“ gesungen wurde (Ernst Bloch) zu retten und deshalb ‚vorerst‘ am sicheren Ort der Schublade zu verwahren. Was wir in diesen Schubladen verwahren, das sind die leeren Blätter bzw. die kaum erst vage skizzierten Schemen einer Ontologie des Noch-Nicht-Seins, eines Seins, das wir als die Totalität aller Seinsmöglichkeiten zu begreifen lernen müssen, um Biografie und Weltgeschichte vorantreiben zu können – eine Hintergrundstrahlung, die immer besteht, solange es die Menschheit noch gibt. Das Fundament der Totalität alles Seinsmöglichkeiten ist die Welt der Mensonen. Wenn wir nach dem Sein selbst fragen, dann fragen wir nach der Welt der Mensonen.
Die Schubladen des Noch-Nicht-Seins sind Aufenthaltsorte von Entscheidungsräumen, die sich als Zugänge zu Möglichkeitsräumen erst noch entfalten müssen. Im übertragenen Sinn betreten wir mit dem Öffnen dieser Schubladen Räume, Tanzplätze, die es noch gar nicht gibt, die mit dem Tanz erst entstehen, so wie eine Entwicklung im Zuge der Evolution erst entsteht und diese Evolution keinesfalls auf ein bereits vorhandenes Ziel zuläuft. Theoretisch könnten wir formulieren: Der Weg zu den konkret zu realisierenden Möglichkeitsräumen führt über die abstrakten Entscheidungsräume.
Für unser Nachdenken von Bedeutung ist die Frage, wie das Neue in das bereits vorhandene eines Möglichkeitsfeldes kommt, denn durch Selbstorganisation kommt “nur” Emergenz ist Spiel, nicht aber neue Faktoren oder Teile.
Daher ist der Begriff des Tanzplatzes sehr wichtig! Weil der Tanz Ausdruck eines interpersonalen Geschehens ist, das nicht nur Emergenz, sondern in seinen Tanzfiguren auch neu sein kann, weil die Dynamik, die durch den sinnvollerweise zu zweien oder zu mehreren unternommenen Tanz ins Geschehen kommt, wirklich neue Möglichkeiten konstituiert, indem Systeme miteinander interagieren und zu einem neuen System werden und damit Interdependenz waltet.
Entscheiden wir uns für die Schubladen des Noch-Nicht-Seins, so transzendieren wir die Schubladen zum offenen Raum der Möglichkeitswelt hin, was weit mehr ist als alles Vergangene und deshalb aus dem Jetzt heraus nicht beschrieben, sondern nur als Raum des Nichts in der Schublade verwahrt werden kann. Das Nichts als Synonym des Noch-Nicht-Seins, ist die Heimat der Mensonenwelt, die implizit in allem Gesagten zwischen den Zeilen mitschwingen sollte, ohne selbst benannt zu werden (Heinz von Foerster, Fraktale Ethik in „Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners“).
Ludwig Wittgenstein hat in TLP (Tractatus logico-philosophicus), 4.121 eine Möglichkeit gefunden, darüber zu schreiben: „Was sich in der Sprache ausdrückt, können wir nicht durch sie ausdrücken.“ Gerade den utopischen Vorschein können wir nicht durch Zeichensysteme abbilden – zunächst nur Entscheidungsräume eröffnen – aber wir können den utopischen Gehalt wie individuelle Freiheit und Würde durch Kunstwerke und auch durch geeignete Narrative in der Erinnerung bewahren.
Wenn wir hier also gegen das Schubladendenken anargumentieren, so nicht nur deshalb, weil wir der unendlichen Ausdifferenzierung der Wahrnehmungen des Möglichen – als Konsequenz von Entscheidungen – das Wort reden wollen, um damit den Schubladen-Sekretär implodieren zu lassen, sondern auch, weil wir uns des utopischen Vorscheins, wie wir ihn aus der Kunst und der Evolution, als Movens der Weltgeschichte kennen, verpflichtet fühlen. Weil wir uns grundsätzlich zur Renitenz – fast möchte man sagen zum Widerstand – verpflichtet fühlen, wenn es um Systemzwänge geht.
Die E-M-Theorie und die moderne theoretische Physik
Um die Differenzierung von Entscheidungsraum und Möglichkeitswelt besser verstehen zu können, macht es immer wieder Sinn, auch auf Bilder der modernen theoretischen Physik zurückzugreifen, wie wir es bereits im Abschnitt 1 angedeutet haben. So können wir uns eine Möglichkeitswelt auch als Möglichkeitswolke und den Beobachter am Doppelspalt als Entscheidungsraum vorstellen. Was wir am Nachweisschirm hinter dem Doppelspalt sehen, wenn wir Photonen nicht beobachten ist die Superposition, ein Vorschein der Möglichkeitswelt, das Sein selbst, wie wir es oben beschrieben haben.
Wollen wir den Entscheidungsraum und die Möglichkeitswelt in unsere Person verlegen, dann haben wir noch deutlich mehr Möglichkeiten, wenn wir uns aus String- und M-Theorie und aus der Schleifenquantengravitation ein kohärentes Bild bauen, was ja bekanntlich in der theoretischen Physik nicht möglich ist. Unzweifelhaft ist der Entscheidungsraum der Tanzplatz des Lebens, das unablässig mit Entscheidungen befasst ist. Dieses Leben und unsere Wahrnehmung davon finden in der vierdimensionalen Raum-Zeit statt, aber nur insoweit wir ein Bewusstsein davon haben.
Jetzt kann die mystische M-Theorie von Ed Witten mit ihren 11 Dimensionen und der Vorstellung, dass weitere Universen wie Brane neben unserer Membran liegen, weiterhelfen bei der Differenzierung von Entscheidungsraum und Möglichkeitswelten. Neben der Stringtheorie und der Schleifenquantengravitation ist die M-Theorie immerhin der dritte Anwärter auf dem Weg zur großen vereinheitlichten Theorie, der Weltformel, die alles erklären muss, wenn sie denn Weltformel sein will. Also können wir sie auch als Bild für die Möglichkeitswelten, die unseren Entscheidungsraum umgeben, verwenden.
Wenn wir von vielen Universen ausgehen, in denen wir jederzeit andere Möglichkeiten leben können, dann erscheint die Vorstellung sehr attraktiv, jederzeit durch eine Dimensionenwand in eine andere Dimension und damit in ein neues Möglichkeitsfeld gelangen zu können. Es trennt uns immer nur der eine Schritt durch eine Dimensionenwand von einem anderen Möglichkeitsfeld.
Kommen wir zur Schleifenquantengravitation. Eklektisch wählen wir hier die fehlende Singularität, also ein pulsendes Universum und das quantifizierte Netz mit diskreten Knoten aus, um uns das ewig sich wandelnde Kontinuum des Universums mit der unendlichen Anzahl an Möglichkeitswelten vorzustellen. Warum greifen wir bei der Beschreibung unserer E-M-Theorie (Entscheidungsraum-Möglichkeitswelten-Theorie) überhaupt auf die moderne theoretische Physik zurück?
Ganz einfach: Wenn wir von der grundsätzlichen Fraktalität des Universums, also auch unseres Heimatplaneten ausgehen, dann brauchen wir eine fraktale E-M-Theorie. Selbstähnlichkeit muss in allen Größenordnungen zu finden sein. D. h. wenn wir bei der quantifizierten Schleifenquantengravitation beginnen, also einer Raum-Zeit der Planck‘schen Größenordnung von 10-35m (Raum) bzw. 10-43s (Zeit), dann muss sich hier eine ähnliche Struktur finden, wie im Mesokosmos unserer Wahrnehmung bei einer Länge von 1 Meter und einer Zeit von 1 Sekunde. Diese Selbstähnlichkeit in allen Größenordnungen ist nur durch die vorgelagerte Mensonenwelt möglich, sie verursacht diese strukturelle Selbstähnlichkeit in allen Größenbereichen.
So können wir auch auf der mesokosmischen Ebene die Möglichkeitswelten mit Matrix und Feld beschreiben, um die vielen miteinander wechselwirkenden Elemente so zu verstehen, als wären es quantifizierte, diskrete Energieknoten. Wir erahnen in der mesokosmischen Welt die Mensonenwelt, die geistige Welt, die allem zugrunde liegt.
Wenn wir für unsere E-M-Theorie vom biedermeierlichen Sekretär auf die moderne theoretische Physik in unserer Vorstellung ausweichen, dann können wir fortan mit wesentlich leichterem Gepäck reisen, weil wir jetzt in Größenordnungen denken, die überall dabei sein können und gleichermaßen das derzeit beliebte Bild der achtsamen Detailsicht bedienen, also auch winzige Veränderungen große Wirkungen haben können.
Der Entscheidungsraum und die Anzahl der Möglichkeiten
Aber geht es denn überhaupt um wahrhaft begehbare Möglichkeitsräume? Ist der Sekretär, der sichere Ort, nicht vielmehr ein virtueller Ort? Geht es hier nicht eher grundsätzlich um die Anzahl der Schubladen, die uns Mahnung und Antrieb zugleich sind? Hier kommt uns der ethische Imperativ Heinz von Foersters in den Sinn: “Handle stets so, dass sich die Anzahl deiner Möglichkeiten erweitert.“
Hier steht nicht, dass du möglichst viele Möglichkeiten realisieren sollst, sondern dass du die theoretische Anzahl der Möglichkeiten erweitern sollst. Hierbei kommt dem Entscheidungsraum mit einer ständig wachsenden Anzahl an Türen zu Möglichkeitsräumen eine zentrale Bedeutung zu. Zu beachten ist, dass in späteren Jahren vor allem durch die Interaktion von aktuell Wirklichem und altem, potentiell Möglichem, Möglichkeitsräume hinzukommen. Das Selbstreferenzielle erweitert nicht nur ein Möglichkeitsfeld mit Elementen, die unbedingt noch zum Feld hinzugehören müssen, sondern erweitert auch die Anzahl an Möglichkeiten.
Auch hier sollten wir wieder den Dreischritt bedenken: Information => Interaktion => Entscheidungsraum. Die Entscheidungsräume sind die eigentlichen Tanzplätze des Lebens. Um diese Tanzplätze besuchen zu können, müssen wir eine Eintrittskarte erwerben, die wir als die FREIHEIT NEIN ZU SAGEN verstehen können.
Ja, es wird uns immer klarer, der Entscheidungsraum ist der eigentliche Tanzplatz des Lebens! Was macht einen Tanzplatz aus? Natürlich der Tanzboden, die Tanzmusik und die, die sich mehr oder weniger perfekt auf dem Tanzboden zu der Musik bewegen. Wer sind “die”? Folgen wir am besten entwicklungsgeschichtlich drei konzentrischen Kreisen, dem Individuum mit seinen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, die wir auch als Einzelpersönlichkeiten, oder um im Bild des Tanzbodens zu bleiben, als Lumpenpuppen, auffassen können, den Individuen, die sich zu Partnerschaften zusammenfinden und den Kleingruppen, vorstellbar als Großfamilie, Freundeskreis oder Interessengemeinschaft in einem Verein.
Daraus ergibt sich das Bild auf dem Tanzboden. Der Tanz mit einem imaginären Partner, den wir auch sehr gut als Tanz mit einer Lumpenpuppe visualisieren können, der Paartanz mit einem echten Lebenspartner, der eine gemeinsame Anzahl an Entscheidungsmöglichkeiten sich ertanzt und der Gruppentanz, der schon mehr Ausdruck einer einzeln entworfenen Choreografie mit einer vorgegebenen Anzahl an Entscheidungen ist.
Warum wählen wir den Tanz? Egal, in welcher der genannten Konstellationen, der Tanz muss immer Ausdruck gelungener Kommunikation sein, anderenfalls müssen wir notwendigerweise in unserem Bemühen zu tanzen scheitern. Je mehr Kommunikation und Diskurs wir zulassen, desto mehr wächst die Anzahl unserer Möglichkeiten. Und wenn wir das Ethische in Heinz von Foersters ethischem Imperativ ernst nehmen, dann müssen wir es immer selbst tun, niemand anderes kann für uns tanzen. Und genau deshalb benötigen wir die Freiheit, nein zu sagen und den Tanzboden wahlweise auch zu verlassen.
Diese Freiheit, nein zu sagen, können wir als eine grundsätzlich fraktale Bewegung – mit Kipppunkt – begreifen, die immer anders und doch immer wieder sich selbst ähnlich ist. Bleiben wir also der Fraktalität, der Selbstähnlichkeit aller verändernden Bewegungen eingedenk; nur die winzige Differenz zwischen Materie und Antimaterie hat Welt überhaupt in Gang gesetzt. Also gilt, so lange Leben existiert, Leonard Cohens Vers aus dem Lied „Anthem“ des Albums „The Future“: „There is a crack in everything, that’s how the light gets in.“ Die Mensonenwelt interagiert mit der Energiewelt daraus entsteht die Differenz zwischen Materie und Antimaterie mit der dann wiederum die Mensonenwelt interagiert. Wir haben ein ständiges Wechselspiel zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit.
Wenn wir bei den Dingen stehen und nicht in ihnen aufgehen (Meister Eckhart, Bd.II, S.215), dann haben wir auch immer wieder die Freiheit der Perspektivenwechsel, dann könnte das Postulat der Mensonenwelt auch gar nicht wie beschrieben existieren, denn alles könnte auch ganz anders sein als wir meinen und darin liegt das Geheimnis der Freiheitsgrade.
Danke für Ihre Lebenszeit, in der Sie sich
der Lektüre dieses Textes gewidmet haben!