Der Baukasten am Rande des Universums!

Die Zeiten der Letztbegründungen sind definitiv vorbei, auch wenn unser Gehirn „letztlich“ gerne Eindeutigkeit herstellen möchte, macht uns selbst der Strickstrumpf-Psychologe in der Bäckerblume oder der Apotheken-Rundschau einen Strich durch die Rechnung. Auf dem Jahrmarkt der Werte erwerben wir immer wieder ein schlüssiges Konzept, nicht ohne uns gegen ein anderes Angebot entschieden zu haben. Mit diesem neuerworbenen Konzept sind wir eine Weile unterwegs, um dann dieses entweder zu modifizieren oder gegen ein neues einzutauschen.

Das Zauberwort heißt Viabilität, also bewährt sich ein Wertkonzept im Alltag oder nicht, ist es zielführend, aber was passiert, wenn die Ziele selbst erst im Entstehen begriffen sind.

Die zwangsökonomisierte Jetztzeit kennt nur ein Ziel, den ökonomischen Erfolg. Aber das richtige Haushalten, worauf der griechische Hintergrund dieses Ziels hinweist, bedeutet eigentlich nur, dass wir die Bausteine unseres Lebens akzeptieren, als unser Selbst auswählen und daraus immer wieder neue Landschaften zubauen bereit sind. Dabei bewegen wir uns auf ein Ziel, einen Horizont, zu, der selbst noch gar nicht vorhanden, vorhersagbar und als Möglichkeit bekannt ist. Die Zukunft ist nicht prognostizierbar, sie lässt sich nur provozieren. Kurz: Das Ziel ist immer prinzipiell im Werden begriffen und klärt sich nicht durch die Bausteine des Vorhandenen.

Wir brauchen eine Wissenschaft vom Leben in der Unbestimmtheit – ein und der gleiche Umstand kann in verschiedenen Konstellationen, Funktionszusammenhängen, verschiedene Bedeutungen annehmen, den Sachverhalt an-sich gibt es nicht, es gibt nur ein Denken aus und zwischen verschiedenen Beobachtungsperspektiven.

Wer beobachtet entscheidet sich – aus der Superposition wird ein klares Interferenzmuster – er legt Wert auf das Eine und nicht auf Alles, er entscheidet sich das Eine zu tun und damit lässt er das Andere. Mit dem aktiven Beobachter wird auch die aktive Wertkollision eingeführt.

Mit Unverstandenem zu leben und damit weiterzuarbeiten haben uns die Physiker der Quantenphysik voraus. Das Normale als das Unbegreifbare und das Unmögliche als das Normale zu sehen, ist die Umwertung aller Werte im 21. Jahrhundert und für eine systemtheoretisch geschulte Philosophie, die auf dem avanciertesten Standpunkt steht, die ironisch, humoristisch korrekte Gangart.

Mit dem Unverstandenen geht allerdings nicht die Beliebigkeit einher, auch an dieser muss der Zweifel als Ausdruck intellektueller Redlichkeit immer wirken.

Auf die großen Geister können wir genauso verzichten, wie auf die bewusstlosen Vollpfosten. Die Evolution wird’s richten durch Variation und Selektion, die Auflösung von ehernen Systemkonstrukten und einer Neukombination aller Bestandteile macht Mosaiken möglich, die die Welt so noch nicht gesehen hat, auch wenn die farbigen Steine schon in römischen Thermen verwendet wurden.

Die Superposition von elektromagnetischen Teilchen ist nur die Voraussetzung von Strukturen, die die Interaktion zwischen Beobachtern einfrieren lässt – für einen Moment – dann geht der Aufmerksamkeitsstatus zurück, dann schwingt alles in die Superposition zurück, das ist das Großartige an unserem Wohnort am Rande des Universums.

Für uns bleibt die ständige Frage, kann ein selbst erst werdendes Ziel bereits auf unsere Gegenwart eine Zugkraft, quasi von der Zukunft in die Gegenwart hinein, verursachen? Dass wir im Doppelstrom der Zeit floaten, zwischen Vergangenheit und Zukunft ist eine Binsenweisheit, hilft uns aber zu leben, weil wir Bausteine neu zusammensetzen können, der Baukasten bietet dem unbefangenen Kind unendlich viele Möglichkeiten, warum uns sogenannten Erwachsenen nicht mehr? Weil wir  zu viele Varianten als von vorne herein unsinnig ausschließen, ohne sie jemals im Spiel aufgebaut zu haben.

2 Gedanken zu „Der Baukasten am Rande des Universums!“

  1. Sehr vage, nebulöse Aussagen und die einzig konkrete ist falsch: ..“Die zwangsökonomisierte Postmoderne kennt nur ein Ziel, den ökonomischen Erfolg“..
    Der hat Autor hat sich offenbar weder mit der „Moderne“ noch „Postmoderne“ befasst. Die „Postmoderne“ fordert u.A. eine „Gegenaufklärung“, übt also fundamentale Kritik am Rationalismus der „Moderne“. Einfach mal F.-W. Lyotard oder Prof. Wolfgang Welsch lesen.

    1. Sie haben recht, der Begriff der Postmoderne ist in diesem Zusammenhang unglücklich gewählt, weil er hier nicht in seinem philosophischen Kontext sondern nur zeitlich zu verstehen ist. Ansonsten halte ich den Theorieansatz der Viabilität (Ernst von Glasersfeld/Heinz von Foerster) weder für vage noch für nebulös sondern für sehr lebensnah, wobei die fundamentale Kritik am Rationalismus der „Moderne“ keineswegs innerhalb dieser Theorie unmöglich ist.

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