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Die Einheit der Wissenschaft

Als Sir Charles Snow 1959 die berühmte These von den zwei unversöhnlichen Kulturen, der Geistes- und der Naturwissenschaft aufstellte und diese große Kluft als das Haupthinderniss bezeichnete, weshalb die Probleme dieser Welt nicht angegangen und gelöst würden, hat er einerseits mit sehr viel Scharfsinn ein zentrales Problem moderner Wissenschaft beschrieben, andererseits aber auch nicht soviel Weitblick bewiesen, um das Heraufdämmern der postmodernen Strukturwissenschaften bereits zu spüren.

Ein umfassender Blick auf die Wirklichkeit ist weder allein mit den Geisteswissenschaften, als den hermeneutischen Ausdeutern und Sinngebern der Welt zu bekommen, noch durch die Naturwissenschaften, die durch ihre analytischen Forschungsstrategien, mit ihren Prinzipien der Vereinfachung, der Idealisierung, der Abstraktion und der Verallgemeinung, sich immer wieder den Vorwurf der reduzierten Wirklichkeitswahrnehmung gefallen lassen müssen.

Weder durch geistes- noch durch naturwissenschaftliche Methoden können wir unsere grundsätzlichen Vorbehalten gegenüber endgültigen Erkenntnissen aushebeln, ein fallibilistische Wissenschaftsmethode ist und bleibt die einzig ehrliche und letztlich auch einzig ideologiefreie Methode – trotzdem sollten wir versuchen, durch die Etablierung einer neuen, einheitlichen Strukturwissenschaft die Kluft zwischen Geistes- und Naturwissenschaft zu überwinden. Beide Wissenschaften verschaffen uns ganz wichtige zentrale Aspekte einer ganzheitlichen Wissenschaft und Wirklichkeitswahrnehmung.

Die postmoderne Strukturwissenschaft organisiert nicht nur perfekt das interdisziplinäre Forschen sondern bietet auch ein entscheidendes, transdisziplinäres Bezugssystem für alle Teilwissenschaften, gleichzeitig realisiert die Strukturwissenschaft viele Forschungsansätze aus der Wissenschaftsgeschichte, z.B. die alchemistischen Ansätze der Ähnlichkeiten, wie oben so unten, die Ideen der Resonanz und die  alten Ideen von mathematischen Zeichensystemen, die sozusagen das Urbild einer Strukturwissenschaft darstellen.

Die moderne Strukturwissenschaft bietet den wissenschaftlichen Disziplinen nicht nur einen analytischen Rahmen, ein System, mit dem geforscht werden kann, sondern sie ist auch Ausdruck der modernen Fragestellung, inwieweit Informationssysteme dem Universum inhärent sind und dieses gestalten, von zentraler Bedeutung ist dabei das Problem, wie Informationen Energien und Materiekomplexe zu gestalten und zu beeinflussen vermögen. Hier kommen wir nur durch systemisches Denken weiter. Und gerade dieses Denken zeigt uns immer wieder, daß sich bestimmte Strukturen in allen Bereichen der Wirklichkeit immer und immer wieder finden lassen. Warum ist das so, warum ist z.B. die fraktale Geometrie so erfolgreich, sollte sich wirklich die These der universalen Resonanzfähigkeit aller ‘belebten’ und ‘unbelebten’ Systeme als dem zentralen Movens der Evolution herausstellen, dann würde sofort verständlich, weshalb alle Wissenschaft sich in Richtung einer einheitlichen Strukturwissenschaft entwickelt.

Letztlich wird sich zeigen, daß alles wissenschaftliche Denken immer zu allererst strukturwissenschaftliches Denken ist und das im Zentrum aller Evolution Information und nicht Materie steht.