Wie schaltet man unliebsame Kritik nachhaltig aus?

Durch Propaganda, die man nicht als solche erkennt. Das ist das Geheimnis einer erfolgreichen Propaganda!

Man gibt vor, offen, tolerant und nur der Wahrheit verpflichtet zu sein, deshalb lädt man großzügig einen Gesprächspartner, der eine andere Meinung vertritt als man selbst, zu einem ergebnisoffenen Streitgespräch ein. Immer lädt nur der ein, der den Meinungskorridor als dessen Meinungsführer beherrscht und seine Macht für die Zukunft absichern und ausbauen will. Der umgekehrte Fall tritt fast nie auf.

Der Meinungsführer verlässt im Streitgespräch sehr schnell die sachliche Ebene und beginnt die persönlichen Eigenschaften des Gegenübers zu kritisieren, anstatt seine Argumente zu widerlegen. Aus den negativ charakterisierten Eigenschaften des Gegenübers soll der Zuhörer automatisch auf die Unwahrheit der geäußerten Meinung schließen.

Der Meinungsführer setzt Behauptungen in die Welt ohne sie belegen zu können, um den Gesprächspartner zu diskreditieren. Selbst wenn sich die Behauptung als sachlich falsch herausstellen sollte, wird sie vom Meinungsführer bis zum Erbrechen wiederholt, meist in Form eines einfachen und eingängigen Slogans oder eines politischen Schlagworts wie Verschwörungstheoretiker. Diese Behauptung wird so oft wiederholt, bis sie als Wahrheit akzeptiert wird oder niemand mehr widerspricht.

Ein gutes, aktuelles Beispiel sind die NachDenkSeiten von Albrecht Müller. Wer einen Artikel auf diesen Seiten lesen will, informiert sich zuerst bei Wikipedia. Bei Wikipedia hat der „kritische Zeitgenosse“ das Gefühl objektiv informiert zu werden, er kann entscheiden, ob sich für ihn die Lektüre überhaupt lohnt oder ob er nur wieder mit Propaganda, Fehlinformationen und haltlosen Verschwörungstheorien behelligt wird.

Ohne es wirklich zu merken, wird der „kritische Zeitgenosse“ durch eine perfekte Propagandastrategie manipuliert, die mit dem pejorativen Reizwort „Verschwörungstheorie“ arbeitet. Selbst wenn er noch Artikel auf den NachDenkSeiten anliest, wird er unterbewusst überall nach Bestätigungen der Wikipedia-Einschätzung suchen und dem Berichteten keinen Glauben mehr schenken.

Die „seriöse Autorität“ von Wikipedia hat im „kritischen Zeitgenossen“ einen unauslöschlichen Zweifel gesät, damit ist die seriöse kritische Berichterstattung bei den NachDenkSeiten nachhaltig vernichtet, denn in Wikipedia ist zu lesen: „NachDenkSeiten mit dem Untertitel Die kritische Website ist ein deutsches Watchblog, auf dem politische und gesellschaftliche Themen kommentiert werden.
Ursprünglich als wichtiger Bestandteil einer „Gegenöffentlichkeit“ gelobt, verbreitet die Seite in den letzten Jahren jedoch vermehrt Verschwörungstheorien, etwa zur Ukraine-Krise seit 2014 oder zur Corona-Pandemie.
Herausgeber ist der ehemalige SPD-Politiker Albrecht Müller, der auch zahlreiche Beiträge liefert.“

Der gesellschaftspolitische Schaden, den eine derartig gut versteckte Propaganda nach sich zieht, ist kaum zu überschätzen, nehmen wir wieder ein aktuelles Beispiel aus dieser Webseite:
Am 28. April 2022 um 16:36 konnte man auf den NachDenkSeiten einen Artikel finden mit dem Titel: „Wie sähe der von vielen befürchtete nukleare Krieg aus? Mit großer Sicherheit wären wir betroffen“

In diesem Artikel wird ein Interview verlinkt, das man in Deutsch auf https://seniora.org/politik-wirtschaft/nuklearkrieg-mit-russland finden kann. In dem Interview diskutiert der seit Jahrzehnten tätige US-amerikanische Journalist Robert Scheer mit dem Atomwaffenexperte Ted Postol über die möglichen Folgen, wenn sich der Krieg in der Ukraine zu einem Atomkrieg zwischen USA/NATO und Russland ausweitet. Mit Sicherheit wäre die US-Air Base Ramstein ein Primärziel. Ihre herausragende militärische Bedeutung wurde durch das von Pentagon-Chef Austin dorthin einberufene Treffen wieder einmal überdeutlich. Was dann nicht nur in Ramstein passieren würde, geht aus dem  Interview hervor.

Was bewirkt die Propaganda-Methode, die man bei Wikipedia zu den NachDenkSeiten nachlesen kann? Der „kritische Zeitgenosse“ hat Zweifel, schließlich werden die Artikel und Links auf den NachDenkSeiten von der „unabhängigen“ Wikipedia Enzyklopädie als Verschwörungstheorien bewertet. Soll er den Artikel dann überhaupt lesen? Er beschließt wenigstens mal kurz in das Interview reinzulesen. Aber er ist ja bereits negativ gebrieft, er sucht also unbewusst nach einer Bestätigung der Einschätzung von Wikipedia, dann endlich trifft er auf die Formulierung „tiefer Staat“, der Beweis ist erbracht, es handelt sich um eine Verschwörungstheorie, denn schließlich kommt der „tiefe Staat“ nur in der Szene der Verschwörungstheoretiker vor. Er sieht sich bestätigt und kann ohne weiterzulesen das Interview wegklicken, die Welt ist wieder in Ordnung, die Fakten müssen nicht mehr zur Kenntnis genommen werden, weil, es sind ja keine Fakten sondern nur Fakenews, die Kritik ist bei dem „kritischen Zeitgenossen“ erfolgreich abgeschaltet.

Aber es gibt natürlich noch weitere Manipulationsmethoden der Propaganda:

Zum Beispiel werden durch Ästhetisierung eigentlich hässliche oder grausame Sachverhalte in der Darstellung so bearbeitet, dass sie ästhetisch ansprechend und faszinierend erscheinen. Bildmaterial zu Kriegsereignissen wird so ausgewählt, dass die Realität des Krieges nicht wahrgenommen werden kann. Erreicht wird dies beispielsweise durch den Einsatz von Licht, Farben, Musik, bestimmte Kameraeinstellungen, die Anordnung der Bildobjekte oder die Verwendung von gemeinhin als schön wahrgenommenen Bildmotiven aus Kunst, Natur, Alltag und Werbung.

Es ist ein Unterschied ob man sagt: „Am Sonntagnachmittag haben 20 Kampfjets vom Flugzeugträger XYZ, die zum Teil mit Atomsprengköpfen bestückt waren, einen vernichtenden Angriff gegen die Feindesstadt ABC geflogen, dabei haben zehn Million Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, ihr Leben verloren.“ Oder ob man sagt: „Der Himmel war makellos blau, kein Wölkchen regte sich an diesem warmen Spätsommernachmitttag. Wie ein wunderschöner Schwarm Vögel am Himmel flogen die Kampfjets im Geschwader gen Osten ihrem Ziel entgegen, um sich von Ihrer schweren Last zu befreien. Wieder hat das Gute gesiegt. Der Frieden ist in greifbare Nähe gerückt.“

Medien sind der entscheidende Faktor in der Propaganda, denn sie beeinflussen durch die Themenwahl und Schwerpunktsetzung nicht nur, was die Menschen über bestimmte Themen denken, sondern in noch viel stärkerem Maße, worüber die Menschen nachdenken. Es ist die Fähigkeit der Medien, die Bedeutung, die den Themen in der öffentlichen Wahrnehmung beigemessen werden, zu beeinflussen. Wenn eine Nachricht häufig und an prominenter Stelle behandelt wird, erscheint das Thema dem Publikum als sehr wichtig. Umgekehrt werden bestimmte Themen nicht wahrgenommen oder für weniger wichtig gehalten, weil sie in den Medien nicht oder nur am Rande dargestellt werden.

Als die Amerikaner in den 40er und 50er Jahren im Bikini-Atoll ihre Atomwaffentests machten, gab es in den Medien nur ein Thema, die neue Bademode für Frauen, die die Strände der Welt mit ihrem neuen Bikini beglücken sollten. An den 67 Atomwaffentests waren über 42.000 Techniker, Wissenschaftler und Militärs auf Bikini stationiert. Außerdem wurden 242 Schiffe, 156 Flugzeuge und 5400 Versuchstiere (Ratten, Ziegen und Schweine) eingesetzt. Man kann schwerlich behaupten, dass es sich bei den Test um ein harmloses wissenschaftliches Experiment gehandelt hat, deshalb wurde eine erfolgreiche Propagandamaschinerie in Gang gesetzt, um von diesen Tatsachen, die im Pazifik geschaffen wurden, abzulenken. Das funktioniert nur mit gleichgeschalteten Medien, die zielorientiert die Themen des Tages bestimmen können.

Die methodische Erzeugung von Angst spielt in der Propaganda ebenfalls eine zentrale Rolle. Appelle an die Angst suchen nach Unterstützung, indem sie Ängste und Panik in der Bevölkerung erzeugen. Die Menschen rücken zusammen und unterstellen sich kritiklos einem Führer oder einer Clique von Wissenden, die die Menschen vor der Gefahr schützen sollen. In Zeiten der Angst werden Einzelperson überhöht, die Verhältnisse werden durch die Glorifizierung einer Persönlichkeit personalisiert, d. h. der Aufbau eines Systems wird nicht als das Verdienst einer Epoche, sondern einer Person dargestellt. Der politische Führer wird als Genie charakterisiert, das angeblich Leistungen erbringt, zu denen kein anderer fähig ist. Oft wird die Führerfigur mythisiert: als allwissend, unsterblich und allgegenwärtig, was sich im öffentlichen Raum in Statuen, Monumenten, Porträts, Straßennamen usw. zeigt. Politiker werden als vorbildliche Menschen oder Helden dargestellt, Kriege erscheinen als „gute“ oder „gerechte Kriege“, die sämtliche Opfer rechtfertigen. Wer die Meinung übernimmt des Meinungsführers kann sich in der Gloriole des Helden sonnen.

Angst ebnet den Weg in die Diktatur, sie wird erzeugt, indem furchterregende und übertriebene Gerüchte von einer unmittelbar bevorstehenden Gefahr erzeugt werden. Da Aggression meist aus dem Gefühl entsteht, bedroht zu sein, steigt mit der Angst vor dem Verlust des Besitzes oder gar des eigenen Lebens die Bereitschaft zu einem Konflikt. Angst wandelt sich in Wut und Hass. „Daher ist es äußerst wirksam, einen Zustand zu schaffen, in dem die Bedrohung von außen allgegenwärtig erscheint. Dies geschieht zum Beispiel durch die ständige Wiederholung der Größe der Gefahr und der Bedrohung durch den Feind.“ Angsterzeugung ist ein Herrschaftsinstrument und Techniken zur Erzeugung von gesellschaftlicher Angst gehören zum Handwerkszeug der Macht.

In Zeiten der Angst werden seriös auftretende Wissenschaftler von besonderer Bedeutung. Der Propagandaführer appelliert an die Bevölkerung, sich auf Fachleute zu verlassen, die den Durchblick haben. Meist sind es Politiker die wiederum Wissenschaftler mit Autorität zitieren und sich auf prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, besonders aber auf Wissenschaftler berufen, um Positionen, Ideen, Argumente oder Vorgehensweisen überzeugend, allgemeinverbindlich, vorbildlich oder wertvoll wirken zu lassen.

Aber wie erkennt man denn nun Propaganda?
Die Meinungsführer lassen sich nicht auf eine sachliche, emotionsfreie Diskussion ein. Sie verwenden belastete oder emotionale Begriffe oder Stereotype, um dem Glauben an den eigenen Vorschlag einen moralischen Wert zu verleihen, sie appellieren an das Herz (die Steuerung findet über Gefühle statt) und nicht an den Verstand, sie untermauern ihre Argumente durch gezielte Falschinformationen, behaupten, dass eine große Zahl von Aktivisten bereits für eine bestimmte Sache eintreten. Ihr Argument: „Die vernünftigen Menschen in unserem Staat sind alle meiner Meinung, nur einige wenige Dummköpfe und notorische Querulanten sind anderer Meinung. Alle verantwortungsbewussten, guten Deutschen sind meiner Meinung.“ Hier wird das natürliche Verlangen der Menschen, auf der Gewinnerseite zu stehen, schamlos ausgenutzt.

Im Umgang mit Kritik, setzen sich die Meinungsführer nicht mit den Fakten der Kritik auseinander, sondern legen den Meinungskorridor gezielt fest, in dem Sie die Quellen einer Information diskreditieren, meist einzelne Personen oder ganze Institutionen. Wer dann aus einer gebrandmarkten Quelle zitiert, wird sofort als unseriös von der Meinungsbildung ausgeschlossen. Dabei werden oft Vorstellungen und Meinungen der Meinungsführer einfach als Tatsachen darzustellen, ohne eine Einschränkung zu machen oder eine Erklärung abzugeben und jeden Zweifel daran unsinnig erscheinen zu lassen. Oft prägen sich diese Behauptungen schnell im Gedächtnis ein weil sie mit Stereotypen arbeiten und nicht schwer zu verstehen sind, wohingegen Kritik oft sehr komplex, sehr wissenschaftlich und schwer zu verstehen ist und nicht mit Schlagworten arbeitet. Zwischen einer Behauptung und einer bewussten Lüge ist oft nur ein kleiner Schritt, wobei der Grundsatz gilt, je größer die Lüge je leichter wird sie geglaubt, weil jeder „Normalmensch“ sofort denkt, wenn das eine Lüge wäre, wäre sie so groß, dass dies kein Politiker oder Wissenschaftler ernstlich in Betracht ziehen würde, da ich diesen Menschen vom Prinzip her vertraue und ihm auch zugestehe, dass er sich mal irren kann, aber nicht, dass er bewusst lügt.

Eine Lüge kann es schon sein, wenn man einen Nachrichteninhalt oder ein Ereignis aus seinem tatsächlichen Kontext herausgelöst, so dass das Ereignis nur für sich, also isoliert, wahrgenommen wird. Bei sogenannten gewaltsamen Demonstrationen fehlt oft die Vorgeschichte oder der politische Hintergrund, bzw. eine kleine Gruppe von gewaltbereiten Aktivisten zerstört bewusst den friedlichen Ablauf einer Demonstration. Das Ereignis oder die Nachricht kann daher nicht von Rezipienten seriös eingeordnet und interpretiert werden. Hier wird die Presse zum Gehilfen, wenn sie nicht dem Rezipienten zum richtigen Verständnis verhilft und den ursprünglichen Kontext wiederherstellt, um die Fragmentierung der Information rückgängig zu machen.

Menschen bevorzugen konsistente Vorstellungen, harmonische Konzepte, in denen alle Teile zueinander passen. Das entspricht der Basis des „gesunden Volksempfindens“, hier wird an die „einfachen Leute“ oder „normalen Menschen“ oder die „Mehrheit“ appelliert, um die sogenannte „Masse“ davon zu überzeugen, dass die Positionen des Meinungsführers den gesunden Menschenverstand widerspiegelt. Man versucht außerdem durch den Stil das Vertrauen des Publikums zu gewinnen, indem man auf die für das Zielpublikum übliche Art und Weise kommuniziert. Propagandisten verwenden zum Beispiel gewöhnliche oder typische sprachliche Ausdrucksmittel und volkstümliche Redeweisen.

Framing ist ein sehr beliebtes Mittel der Propaganda, hier wird ein Deutungsrahmen vorgegeben, durch den Sachverhalte vorinterpretiert werden. Dieser Deutungsrahmen wird oft in der sprachlichen Form der Darstellung, vor allem der Metaphorik, wirksam. Framing nimmt massiven Einflusses auf die individuelle Wahrnehmung der Bedeutungen, die Wörtern oder Phrasen zugeordnet werden, dieser Prozess kann in der Kritik bewusst gemacht werden, er kann aber auch bewusst oder unbewusst manipulativ gesteuert werden. Mit dem Framing einher gehen die Methoden des Gaslighting, durch beharrliche Verleugnung, Irreführung, Widersprüche und Lügen sollen in Menschen Zweifel erzeugt werden, in der Hoffnung, sie dazu zu bringen, ihrem eigenen Verstand, ihrem Gedächtnis, ihrer Wahrnehmung, ihre Vernunft und ihren Normen nicht mehr zu vertrauen.

Durch das Internetzeitalter ist eine Propagandamethode sehr beliebt geworden, die Methode der „Informationsüberflutung“, die wesentlich effektiver ist, als die „Geheimhaltungsmethode“ . Wenn eine Informationsüberflutung auftritt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entscheidungsqualität beeinträchtigt. Die Informationsflut droht, die Empfänger passiv zu machen. Überlastung führt zu mangelnder Bereitschaft sich zu engagieren, sie führt zu Abstumpfung und Apathie. Sie ist mit der Reizüberflutung verwandt. Sie führt zu Schutz- und Abwehrmechanismen der Psyche zur Unterdrückung von Informationen, wie Verdrängung, Isolation, Regression, Projektion, Introjektion, Sublimierung, Fantasiebildung, Verleugnung. Diese Schutzmechanismen bilden eine wirksame Basis für jede Manipulation der Propaganda.

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