Die richtige und die falsche Religion

Es macht wenig Sinn, bei Religionen DIE richtige oder DIE falsche Religion, die gute oder die böse Variante gegeneinander ausspielen zu wollen, denn überall ist es der defizitäre Mensch, auf den die Sache gründet und der sich mit der Sache heute beschäftigt und darüber urteilt, was gut und was böse ist.

Alle Religionen – vor allem erstmal ihre grundlegenden Schriften – müssen mit der Brille der Aufklärung und der allgemein verbindlichen Menschenrechte, die man möglichst auch noch auf alle fühlenden Wesen ausdehnen sollte, gelesen werden.

Wenn wir uns heute, nachdem wir 300 Jahre Aufklärung hinter uns haben, überheblich dem Koran gegenüber aufführen, dann würde ich mal zu einem kurzen Blick in das alte Testament raten:

Schaun wir doch zuerst mal in die Tora, in die 5 Bücher Mose, hier finden wir unter anderem:

2. Buch Mose, Exodus 32, 27f: Mose sagte zu ihnen: Zieht durch das Lager von Tor zu Tor. Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten. Vom Volk fielen an jenem Tag gegen dreitausend Mann.

3. Buch Mose, Leviticus 24,16: Wer den Namen des Herrn schmäht, wird mit dem Tod bestraft. Die ganze Gemeinde soll ihn steinigen.

4. Buch Mose, Numeri 15, 32/35f: In der Wüste entdeckten sie einen, der am Sabbat Holz sammelte. Gott sprach zu Mose: Der Mann ist mit dem Tod zu bestrafen. Da führte die ganze Gemeinde den Mann vor das Lager hinaus und steinigte ihn zu Tode.

4. Buch Mose, Numeri 25,1/4: Als sich Israel in Schittim aufhielt, begann das Volk mit den Moabitterinnen Unzucht zu treiben. Da sprach Gott zu Mose: Nimm alle Anführer des Volkes und spieße sie im Angesicht der Sonne auf Pfähle.

4. Buch Mose, Numeri 31, 14-17: Mose ward (…) zornig: (…) Habt ihr wirklich alle Weiber am Leben gelassen? Tötet sofort alle männlichen Kinder, ebenso tötet jedes Weib, das bereits mit einem Manne geschlechtlich verkehrt hat!

5. Buch Mose, Deuteronomium 17, 2f/5: Wenn in deiner Mitte jemand anderen Göttern dient, sollst du ihn zum Stadttor führen und steinigen.

5. Buch Mose, Deuteronomium 21,18-21: Wenn ein Mann einen widerspenstigen Sohn hat, der nicht auf die Stimme seines Vaters und seiner Mutter hört, sollen sie ihn packen und den Ältesten der Stadt sagen: Unser Sohn ist störrisch und widerspenstig, er ist ein Verschwender und Trinker. Dann sollen alle Männer der Stadt ihn steinigen. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.

5. Buch Mose, Deuteronomium 22,23f: Wenn ein unberührtes Mädchen verlobt ist und ein anderer Man sich mit ihr hinlegt, dann sollt ihr beide zum Stadttor führen und sie steinigen. Das Mädchen, weil es nicht um Hilfe geschrien hat, und den Mann, weil er sich die Frau eines anderen gefügig gemacht hat. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.

Bei den vorderen Propheten im Buch Josua 6,17 und 21 lesen wir: Die Stadt Jericho, mit allem, was in ihr ist, soll für Jahwe dem Untergang geweiht sein (…) Mit scharfem Schwert weihten sie alles dem Untergang. Männer, Frauen, Kinder, Greise, Rinder, Schafe und Esel.

Im 1. Buch Samuel 18, 27: David erschlug zweihundert von den Philistern, brachte die ‚Vorhäute‘ zu König Saul, legte sie vollzählig vor ihm hin, um sein Schwiegersohn zu werden. Und Saul gab ihm seine Tochter Michal zur Frau.

Im 2. Buch der Könige 15,16 findet man: Menachem eroberte Tifach. Er tötete alle Bewohner der Stadt und ließ ihren schwangeren Frauen den Leib aufschlitzen.

Oder nochmal 2. Buch der Könige 6,25/28f: Hungersnot im belagerten Samaria (…) Eine Frau sagte zum König: Diese Frau hat von mir verlangt: Gib deinen Sohn her, damit wir ihn heute aufessen. Meinen Sohn werden wir morgen verzehren. So haben wir meinen Sohn gekocht und aufgegessen.

In den Prophetenbüchern lesen wir im Buch Joel 4,9und 4,10: (…) Verkündet den Heiligen Krieg! (…) Schmiedet eure Pflugscharen um zu Schwertern und eure Winzermesser zu Lanzen!

schwerter-zu-pflugscharenViele aus meiner Generation kennen eigentlich nur das Gegenteil, ebenfalls in den Prophetenbüchern lesen wir hier im Buch Micha, 4,3: (…) Sie werden Ihre Schwerter umschmieden zu Pflugscharen und ihre Lanzen zu Winzermessern. Nicht mehr wird ein Volk wider das andere das Schwert erheben und nicht mehr werden sie das Kriegshandwerk erlernen.

Die DDR Friedensbewegung, die auch stark von der evangelischen Kirche z.B. vom Friedenspfarrer Friedrich Schorlemmer unterstützt wurde, hatte sich dieses Motto für ihren friedlichen Widerstand gegeben, in der Mitte des Aufklebers war die Skulptur „Wir schmieden Schwerter zu Pflugscharen“ dargestellt, die die Sowjetunion 1957 der UNO geschenkt hatte und die seit dem vor dem UNO-Gebäude in New York stand und immer noch steht.

Man sieht, man kann auch das glatte Gegenteil aus dem Alten Testament herauslesen, das macht wahrscheinlich diese wirkmächtigen Bücher aus, daß für jeden was dabei ist.

Auch hier noch ein paar Beispiele:

3. Buch Mose, Leviticus 19,18: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst!

5. Buch Mose, Deuteronomium 6,5: Du sollst Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzer Kraft.

Im Buch Tobit 4,7: Sei nicht kleinlich, wenn du Gutes tust. Wende Deinen Blick niemals ab, wenn du einen Armen siehst.

In den Psalmen 33,5/34,15: Der Herr liebt Gerechtigkeit und Recht. Meide das Böse und tue das Gute.

In den Psalmen 46, 9f: Kommt und schaut die Taten des Herrn. Er setzt den Kriegen ein Ende. Bis an die Grenzen der Erde. Er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, im Feuer verbrennt er die Schilde.

Im Buch der Sprüche 3,3: Nie sollen Liebe und Treue dich verlassen.

Im Buch der Sprüche 31,8: Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen.

Oder aus dem Weisheitsbuch Jesus Sirach 28,2: Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du betest, auch deine Sünden vergeben.

In den Prophetenbüchern lesen wir im Buch Amos 5,14: Sucht das Gute, nicht das Böse; dann werdet ihr leben.

Oder nochmal in den Prophetenbüchern im Buch Micha 6,8: Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte und Treue lieben, in Ehrfurcht den Weg gehen mit deinem Gott.

Nach diesen wenigen Beispielen kann man sehen, man könnte mit Bibelzitaten jede Art von Ideologie untermauern, so wie man es eben mit dem Koran auch kann, vor allem weil der Koran ja auch in einer bildlichen Sprache verfaßt ist, so daß jede Art von Auslegung schon durch die Übersetzungsvarianten möglich wird.

In Summe: Wenn wir von einer kulturgeschichtlichen Evolution ausgehen, dann können wir sagen, daß die Menschenrechte und die Menschenwürde, die wir auch allen anderen fühlenden Wesen zugestehen müssen, für uns der Gradmesser zur Beurteilung jeder Ideologie ist, gleich welcher Herkunft eine Ideologie auch seien mag. Hinter diesen Stand der Entwicklung sollten wir einfach nicht mehr zurückgehen, auch wenn manche immer wieder versuchen, die Menschheit ins Mittelalter zurückzubomben.

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