Wissenschaft in 7 Schritten und 49 Thesen

Eule der Minerva„De omnibus dubitandum“

Es kommt darauf an, das Zweifeln zu lernen.
Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen
verliebt – statt ins Scheitern.

Schön wäre es, wenn das Lieblings-Motto von Karl Marx:
„An allem ist zu zweifeln!“ auch zur Grundlage des
wissenschaftlichen Arbeitens würde.

Natürlich versuchen wir seit Jahrtausenden die Natur und den Kosmos, in dem wir leben, immer besser zu verstehen, um uns vor den Gefahren und Widrigkeiten, die uns von “Außen” drohen, besser zu schützen. Aber wir haben inzwischen auch gelernt, daß wir von “Innen” bedroht sind, durch uns selbst nämlich. Wissenschaft, also die systematische Erkundung der Welt aber auch des Wissens selbst, soll uns nicht nur gegen Bedrohungen helfen, sondern auch unseren BruttoGlücksFaktor steigern helfen (Jigme Singye Wangchuck). Um Erfolge und Risiken unserer modernen Wissenschaft vernünftig einzuschätzen, sollten wir uns zunächst von ideologischen Betrachtungsweisen der Wissenschaft soweit als möglich befreien?

Das einzige Werkzeug, das es für ein wahrhaft wissenschaftliches Denken geben kann, ist der Zweifel! Weder Glauben noch Nicht-Glauben sind dazu angetan den Weg der Wissenschaft zur wahren Wirklichkeit zurückzulegen und jeder ist gut darin beraten, diesen Satz sofort zu bezweifeln, um zu sehen, ob er ihn für sein eigenes wissenschaftliches Denken akzeptieren kann.

Der Mythos von “Atlantis” kann uns als doppeltes KulturDenkBild besonders gut helfen, das Zweifeln zu lernen, denn der Untergang von Atlantis – zunächst mal völlig egal, ob es existiert hat oder nicht, wurde sowohl durch seine Binnenprobleme wie durch seine unerkannten, kosmischen Außenprobleme verursacht und durch die mächtigen Idelogien des Glaubens und Nicht-Glaubens. Die atlantischen Wissenschaftler (Hohenpriester) die das Wissen dieser Hochkultur über den ganzen Globus verteilt haben, haben diesen beiden Gefahrenbereichen Rechnung getragen, in dem sie sowohl das kosmologische Wissen in entsprechenden architektonischen Denkbildern bewahrten und der Menschheit wissenschaftliche Untersuchungsstätten – wie das Observatorium von Gizeh – hinterließen und damit die Grundlagen der modernen (Astro)Physik lieferten, als auch durch ethisch-moralische Anweisungen, die zunächst in mündlicher Form später in schriftlicher an nachfolgende Generationen weitergegeben wurden.

Die Theorien, die wir uns über die Welt und uns in der Welt machen, sind erstmal nichts weiter als Vermutungen, die wir durch mehr oder weniger gut fundierte Beobachtungen und Erfahrungen erschaffen, wenn wir im weiteren Verlauf nicht nach Verifikationen unserer Theorien suchen, in dem wir letztendlich doch nur mit unserer selbsterschaffenen ‘Vor’urteilsbrille die Welt betrachten und immer nur überall Bestätigungen unserer Theorien finden, sondern nach Falsifikationen, also nach Möglichkeiten, Beobachtungen oder Denkwegen suchen, um unsere Theorien zu widerlegen, dann sind wir auf dem richtigen Weg, wenn wir auch als Menschen in unserem grundsätzlichen Streben nach Anerkennung und Bestätigung uns radikal ändern müssen. Der kritische Rationalismus ist für uns sicherheitsbedürftige Menschen eine riesige Herausforderung, die kein Stein auf dem anderen läßt!

Auf dieser Grundlage habe ich mir für mein eigenes Denken ein siebenstufiges Modul-Schema zur Wissenschaft zusammengestellt, das jederzeit revidierbar und erweiterbar ist und das mir und vielleicht auch uns helfen soll, das Zweifeln zu lernen:

1.    Wir sind Teil einer untrennbaren Wirklichkeit.

1.1.    Wir sind kein Subjekt das dem Objekt ‘Wirklichkeit’ gegenüber steht.
1.2.    Wir und die gesamte Wirklichkeit sind in ständiger Evolution begriffen.
1.3.    Wir fühlen wie überlebensnotwendig ein Verständnis dieser Wirklichkeit ist.
1.4.    Wir fühlen unsere grundsätzliche Begrenztheit bei der Veränderung der Wirklichkeit.
1.5.    Wir verändern unseren Einflußbereich in der Geschichte nur unwesentlich.
1.6.    Wir fühlen, daß unsere Wahrnehmungen nur Annäherungen an die Wirklichkeit sind.
1.7.    Wir fühlen, daß unsere Wahrnehmungen kulturgeschichtlich bedingt sind.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

2.    Wir versuchen beobachtete Erfahrungen dieser Wirklichkeit zu systematisieren.

2.1.    Wir konzentrieren uns auf sich wiederholende Erfahrungen.
2.2.    Wir versuchen unsere Wahrnehmungen zu verfeinern.
2.3.    Wir versuchen Hilfsmittel zu entwickeln für unsere Wahrnehmungen.
2.4.    Wir versuchen allgemein wiederholbare Wahrnehmungsmethoden zu entwickeln.
2.5.    Wir Systematisieren ‘entweder/oder’ und ‘sowohl/als auch’ Erfahrungen.
2.6.    Wir Problematisieren grundsätzlich jede Erfahrung.
2.7.    Wir wählen intuitive Ehrlichkeit zum Maßstab unserer systematisierten Erfahrungen.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

3.    Wir entwickeln Theorien aufgrund dieser Erfahrungen unter bestimmten Prämissen.

3.1.    Wir abstrahieren von unseren konkreten Erfahrungen und erzeugen Abbilder.
3.2.    Wir akzeptieren grundsätzlich, daß unsere Theorien nicht automatisch besser werden.
3.3.    Wir versuchen Ursachen und Wirkungen in ‘wenn => dann’ Modellen zu erfassen.
3.4.    Wir entwickeln Theorien, die in sich schlüssig, kohärent und widerspruchsfrei sind.
3.5.    Wir entwickeln Theorien, die immer zeitlich bedingt und jederzeit veränderbar sind.
3.6.    Wir erkennen, daß Widerspruchsfreiheit nicht Homogenität der Aussagen bedeutet.
3.7.    Wir können keine letztgültig verifizierbaren Theorien entwickeln.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

4.    Wir entwickeln Voraussagen aufgrund dieser Theorien unter bestimmten Prämissen.

4.1.    Wir entwickeln quantifizierbare Voraussagen über Sachverhalter dieser Wirklichkeit.
4.2.    Wir versuchen auch qualitative Voraussagen zu entwickeln.
4.3.    Wir entwickeln Voraussagen logisch und möglichst in mathematischen Termen
4.4.    Wir sagen Konsequenzen, die sich bei verschiedenen Ergebnissen ergeben, voraus.
4.5.    Wir bestimmen klare Grenzen, Geltungsbereiche unserer Voraussagen.
4.6.    Wir versuchen ethisch-moralische Konsequenzen unserer Theorien vorauszusagen.
4.7.    Wir machen keine Voraussagen über die ökonomische Verwertbarkeit unserer Theorien.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

5.    Wir entwickeln Experimente, die diese Voraussagen widerlegen sollen.

5.1.    Wir achten daraus, das jeder unsere Experimente wiederholen kann.
5.2.    Wir dokumentieren die Experiment mit allen notwendigen Details.
5.3.    Wir benutzen eine mathematisch logische und allgemein verständlich Dokumentationsmethode.
5.4.    Wir entwickeln keine Experimente die ethisch-moralisch verwerflich sind.
5.5.    Wir verfeinern und dokumentieren durch Experimente unsere Beobachtungen.
5.6.    Wir entwickeln Experiment- und Prüfkaskaden und keine singulären Experimente.
5.7.    Wir entwickeln Experimente, die Antworten auf viele Aspekte unserer Theorien ergeben.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

6.    Wir entwickeln bei Theoriefalsifikationen konzentrische Relevanzkreise.

6.1.    Wir ordnen um unser Paradigmenzentrum unsere Relevanzkreise konzentrisch an.
6.2.    Wir wählen die Abstände der Relevanzkreise vom Zentrum entsprechen ihrer Relevanz zum Zentrum.
6.3.    Wir ordnen Falsifikationen entsprechenden Relevanzkreisen zu und gewichten sie damit.
6.4.    Wir ordnen auf unseren Relevanzkreisen Module und Einzelvermutungen an.
6.5.    Wir setzen unsere Module aus Axiomen, Hypothesen, Grundannahmen zusammen.
6.6.    Wir erkennen die Wirklichkeitsrelevanz der Module in ihrer Aussagekraft über die Wirklichkeit.
6.7.    Wir bemühen uns bei jeder Falsifikationsmöglichkeiten um ideologiefreie Bewertungen.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

 

7.    Wir entwickeln neue Theorien wenn Paradigmen nicht mehr haltbar sind.

7.1.    Wir geben bei einer Falsifikation des Paradigmenzentrums die Theorie insgesamt auf.
7.2.    Wir zerstören bei einer Falsifikation des Paradigmenzentrums nicht zwangsläufig alle Relevanzkreise.
7.3.    Wir erstellen mit neuen Paradigmen sowie neuen und alten Modulen eine neue Theorie.
7.4.    Wir durchlaufen mit dieser Theorie wieder alle sieben Phasen unseres Wissenschaftsschemas.
7.5.    Wir versuchen unsere Erfahrungen mit der alten Theorie in der neuen umfassend zu berücksichtigen.
7.6.    Wir versuchen bei neuen Theorien umfassend Schnittstellen zu anderen Theorien zu definieren.
7.7.    Wir verknüpfen Paradigmen nicht mit sachfremden Themen und anderen zeitlich begrenzten Theorien.

Eule der Minerva
Die Eule der Minerva beginnt Ihren Flug erst in der Dämmerung,
aber geht es der Nacht oder einem neuen Morgen entgegen, wir leben
im Zwielicht, auf der Grenzen, uns bleibt nichts als der Zweifel an
allem, er ist der Königsweg zur untrennbaren Wirklichkeit!

Nachbemerkung: Ein chinesisches Rollbild begleitete Bertolt Brecht viele Jahrzehnte, zuletzt hing es in seinem Schlafzimmer in der Wohnung am Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Hier in der Nähe all der großen Geister, wie Hegel und Fichte, auf die er nun hinuntersehen konnte von seinem Arbeitsplatz aus, fand er sich in guter Gesellschaft, wenn es darum ging, den aufrechten Gang täglich zu üben und das Rollbild des Zweiflers immer wieder auszurollen.

Der Zweifler von Bertolt Brecht

Immer wenn uns
Die Antwort auf eine Frage gefunden schien
Löste einer von uns an der Wand die Schnur der alten
Aufgerollten chinesischen Leinwand, so daß sie herabfiele und
Sichtbar wurde der Mann auf der Bank, der
So sehr zweifelte.

Ich, sagte er uns
Bin der Zweifler, ich zweifle, ob
Die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat.
Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte.
Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa
Auf die Wahrheit verlassen habt dessen, was ihr gesagt habt.
Ob es nicht vieldeutig ist, für jeden möglichen Irrtum
Tragt ihr die Schuld. Es kann auch eindeutig sein
Und den Widerspruch aus den Dingen entfernen; ist es zu eindeutig?
Dann ist es unbrauchbar, was ihr sagt. Euer Ding ist dann leblos
Seid ihr wirklich im Fluß des Geschehens? Einverstanden mit
Allem, was wird? Werdet ihr noch? Wer seid ihr? Zu wem
Sprecht ihr? Wem nützt es, was ihr da sagt? Und nebenbei:
Läßt es auch nüchtern? Ist es am Morgen zu lesen?
Ist es auch angeknüpft an vorhandenes? Sind die Sätze, die
Vor euch gesagt sind, benutzt, wenigstens widerlegt? Ist alles belegbar?
Durch Erfahrung? Durch welche? Aber vor allem
Immer wieder vor allem anderen: Wie handelt man
Wenn man euch glaubt, was ihr sagt? Vor allem: Wie handelt man?

Nachdenklich betrachteten wir mit Neugier den zweifelnden
Blauen Mann auf der Leinwand, sahen uns an und
Begannen von vorne.

 

Wa(h)re Wissenschaft

Wir befinden uns allesamt ohnehin im freien Fall – es wird endlich Zeit sich damit abzufinden und unser Sicherheitsdenken aufzugeben und nicht immer nach Bestätigungen unserer haltloser, glaubensstarken Theorien zu suchen, die wir nach etwa 10 Bestätigungen gerne als wissenschaftlich objektivierte Wahrheit auf dem Markt der wissenschaftlichen Eitelkeiten zum Kauf anbieten.

Ehrliche, wahre Wissenschaft entwickelt Theorien ins Offene hinaus und versucht gerade NICHT Experimente zu ersinnen, die diese Theorien bestätigen, also verifizieren sollen, sondern versucht die Kreativität darauf zu lenken, sich Experimente auszudenken, die die gerade entwickelten Theorien widerlegen können, sie also als falsifizierbar zeigen.

Die Grenze, die zwischen Wissenschaft und Glauben verläuft, ist die Falsifizierbarkeit der Theorie und wenn ich das Bedürfnis habe, ein Kulturgut aus dem Bereich des Glaubens in den Bereich wissenschaftlicher Theoriebildung zu überführen, dann muß ich sehen, ob ich aus diesem Glaubens-Kulturgut eine falsifizierbare Theorie machen kann.

Horizont

Worauf man hier ehrlich einmal hinweisen sollte, ist, daß nicht nur die gnostischen Theorien nicht falsifizierbar sind, sondern auch die diversen Stringtheorien. Das ist gar nicht schlimm oder zu kritisieren, alles hat seine Existenzberechtigung, solange es keinem fühlenden Wesen Leid zufügt, sehr wohl zu kritisieren sind aber Ideologien, Glaubensgebäude, die sich den objektiven Mantel der Wissenschaft umhängen und mit der ‘Verkündigungsabsicht’ durch die Lande ziehen, das ihre Wissenschaft tausendfach bewiesen sei!

Evolution bedeutet eben nicht nur, sich durch eine Maximierung an Resonanzfähigkeit zu entwickeln, sondern auch durch das ewige Lernen, sei es durch das Aufdecken von Fehlern oder durch das Herausfinden unbedachter Aspekt eines komplexen Systems! Wer nicht lernbereit ist, macht sich immer verdächtig!

Und übrigens! Neuroplastizität und Schubladendenken gehören ja unmittelbar zusammen. Wer in seiner Kindheit neuronal durch einen entsprechenden Lebenswandel immer wieder das gleiche erlebt und es immer wieder in seinem limbischen System gleich bewertet, der wird auch später, wenn er zum sogenannten Erwachsenen sich entwickelt hat, immer versuchen, seine einmal gemachten und gefühlsmäßig bewerteten Erfahrungen immer wieder gleich zu bewerten, immer wieder in die gleiche Schublade zu stecken, um immer wieder eine Bestätigung zu finden, daß seine Bewertungen stimmen, daraus ergeben sich dann die ganz großen neuronalen Einbahnstraßen im Gehirn und genauso so eine neuronale Einbahnstraße ist auch eine Wissenschaftstheorie, die immer nur nach Bestätigungen giert, anstatt nach Lücken und Fehlern, um sie besser zu machen…

Drum ihr Eltern auf diesem Planeten – sorgt dafür, daß eure Kinder in ihrer Kindheit durch einen entsprechenden Lebenswandel neuronal breit aufgestellt sind und das passiert sicher nicht durch Kinderzimmer, die mit allem, was niemand braucht, voll geschüttet sind – und noch ein übrigens! die Phantasie ist ein subversiver Gegner des Schubladendenkens, also wenn ihr wollt, daß es mit der Phantasie bei den Kleinen was wird, dann hört auf eure Kleinen zu bespaßen – schafft ihnen den Raum, damit sie ihre eigene Phantasiewelt entwickeln können…

Ohne Menschen ginge es der Erde besser …

Baumaufkleber

… so der Dalai Lama in einem Interview mit Franz Alt 2008:

“Von … ökologischen Zusammen-hängen nimmt die Welt fast keine Kenntnis. Die ökologische Situation auf der ganzen Welt ist natürlich eine Katastrophe: Treibhauseffekt, Wasserknappheit, Artensterben, Waldrodungen, chemisierte Landwirtschaft! Wenn wir so weitermachen, hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln eine einzige Wüste. Wir sind dabei, uns selbst auszurotten. Für die Erde wäre es ohnehin das Beste, wenn wir Menschen bald verschwinden. Ohne Menschen ginge es der Erde besser. Aber noch haben wir eine Chance, uns zu ändern (lacht laut und lange). Aber niemand weiß, ob wir die Chance wirklich nutzen (lacht weiter).”

Weiter zum Interview

In der Regel tun wir Menschen so, als wären es genau umgekehrt, als wären wir besser dran ohne Natur, diesem unordentlichen, schwer zu beherrschenden Etwas aus Dreck und weiß ich was…

Es gibt auch eine negative Trinität: Hass, Gier und Ignoranz – kann man wirklich noch näher an dem “anthropischen Grundproblem” dran sein  –  alles andere ist doch nur Petersilie!!!

Unsere 4 großen Fragen

Den meisten Menschen passiert das Leben, während sie eifrig damit beschäftigt sind, das Leben zu planen . . .

Auf unserer Suche nach Sinn kommen wir an den 4 großen Fragen nie vorbei:

1. Wer sind wir

2. Woher kommen wir

3. Was ist unsere Aufgabe

4. Wohin gehen wir

Wirklich interessant werden diese Fragen allerdings
erst dann, wenn wir uns klar machen, daß sich der
Buddha diese Fragen nie stellen würde.

buddha108

Illusion Materie

Ist es nicht mehr als verwunderlich, daß wir nur zu einem winzigen Teil aus massetragenden Teilchen und zu einem ganz riesigen Teil aus masse-leerem Raum bestehen und uns trotzdem hartneckig weigern mit der wunderbaren Welt der Superpositionen – dem Meer aller Möglichkeiten – der Energien, Informationen und Quantenfelder – zumindest einmal von den philosophischen Implikationen her – zu beschäftigen.

Wahrscheinlich liegt es daran, daß das Weltbild der Wissenschaft im 20sten Jahrhundert nicht den Grundsatz beherzigt hat, daß Denken ohne Fühlen und Fühlen ohne Denken immer in eine Sackgasse führt und den Menschen bisher nicht zu bewegen vermochte, weil in ihm ganz wichtige, entwicklungsgeschichtlich tief verankerte Bereiche nicht angesprochen wurden.

Deshalb ist es so wichtig, daß die Wissenschaft selbst nicht nur in mathematischen Formeln und Modellen, sondern auch in Bildern, in Denkbildern fühlt, denkt und kommuniziert.

AtommodellJeder von uns weiß inzwischen, daß es einen riesigen Abstand zwischen dem Atomkern und der Peripherie – in der sich die Elektronen, solange sie unbeobachtet sind, unbestimmt aufhalten – gibt. In jeder “Bäckerblume” kann man heute schon lesen, daß ein Atom, wenn man den Atomkern mal mit einem Fußball (ca.20cm) gleichsetzt, einen Durchmesser von 20 Kilometern hat.

Was bedeutet das für unser Weltbild? Zunächst stellen wir erstmal fest, daß das Volumen der Atomkugel so Pi mal Daumen 1.000.000.000.000.000 (eine Eins mit 15 Nullen) größer ist, als das Volumen des Atomkern (wenn wir mal das Wasserstoffatom mit der Ordnungszahl 1 (also einem Elektron auf der äußeren Schale) als Beispiel nehmen).

Wenn wir dieses gigantische Verhältnis mal auf unseren Mesokosmos, also z.B. auf uns Menschen übertragen und z.B. nur mal eine Dimension, die Höhe ins Verhältnis setzen, dann kommen wir zu einem sehr netten Denkbild, das Ulrich Warnke in seinen Vorträgen immer gerne zeigt. Das Denkbild des Eiffelturms und des Menschen – und was stellt Sherlock Holmes dabei fest?

EiffelturmWenn wir uns mal vorstellen, wir wären ein Riese, sodaß wir z.B. so groß wie der Eiffelturm wären, dann können wir uns jetzt mal überlegen, wie groß wir als durchschnittlicher Mensch von rund 2 Metern Größe im Verhältnis zu diesem Riesen groß wären, wenn wir nur aus unserer geliebten Materie bestehen würden und nicht aus dem Raum dazwischen, also immer bezogen auf das Verhältnis von Atomkern zum gesamten Atom.
Richtig geschätzt! So groß wie ein Floh!

Das bedeutet also, daß wir – so wie die gesamte Materie auch – zu 99,999999999999% des Raumvolumens aus masse-leerem Vakuum bestehen. Man kann sich schon wundern, daß wir uns trotzdem immer nur auf das bisschen Materie konzentrieren, als wäre sie das Ei des Kolumbus.

Eigentlich bewerten wir doch sonst immer alles, was uns im Leben begegnet, nur nach dem Maßstab der Quantität, wir wollen immer viel von allem haben, ein tellergroßes Rumpsteak aus der Massentierhaltung ist uns doch alle mal lieber als ein winziges Stück Kobe-Rind. Nur im Falle der Materie (im Verhältnis zur Energie) begnügen wir uns mit einem winzigsten Bruchteil von dem, was uns eigentlich ausmacht.

Wenn man nämlich aus uns, so wie bei einem Schlauchboot die Luft, den leeren Raum absaugen würde, dann wären wir gerade mal noch 20 Mikrometer groß, da kann man mal sehen, warum wir uns immer so gewaltig aufblasen als Menschen, intuitiv fühlen wir, daß wir eigentlich nicht viel mehr sind, als ein riesiges, masse-leeres Vakuum.

Das was wir als Materie begreifen, ist also letztendlich nichts weiter als ein massetragender Fallout aus dem unendlichen Energieraum, strukturiert von den Informationen, die in diesem Raum gespeichert – manche sagen eingefaltet – und auch ständig verändert werden.

Auch Information, so wie sie die sichtbare Materie strukturiert und ihr Sinn und Wesen verleiht, können wir als strukturbildenden Fallout aus dem unendlichen Meer der Informationen begreifen, Mensonen sind der Ausdruck einer Wechselwirkung verschiedener Informationsfelder, wobei jedes Menson holografisch die gesamte, notwenige Information in sich trägt und sich nur durch ihre Resonanz mit anderen gleichstrukturierten Informationen verstärkt. Dadurch kommt es zu einem strukturbildenen Energie-Anstieg (der morphischen Felder).

Wir dürfen uns Energie und Information nicht als getrennt von einander vorstellen, es kann keine Energie ohne Information und keine Information ohne Energie geben. Auch wir sind mit unseren verschiedenen bewußten und unbewußten geistigen Feldern, ein Teil größerer geistiger Welten und wechselwirken im Bereich von Energie und Information ständig mit den Informationsfeldern des masse-leeren Raum.

Diese geistige Welt in toto, war immer und wird immer sein, egal ob wir dies akzeptieren oder nicht, auch wenn wir diese Sichtweise strikt ablehnen, dann wechselwirken wir trotzdem mit der Geistigen Welt und werden von ihr mehr oder weniger bewußt bestimmt.

Philosophisch gesprochen beziehen wir uns immer nur auf das Seiende, die Materie, darüber hinaus leben wir in völliger Seinsvergessenheit, denn das Sein, das Wesen, die Grundlage alles Seienden, der Wille, das kantsche Ding an-sich ist die Totalität aller Seinsmöglichkeiten (das Meer der Möglichkeiten), es ist der masse-leere Raum der Energie und seiner Informationsfelder.

Bewußt leben wir nur in der sichtbaren Welt der elektromagnetischen Schwingungen und auch nur in dem Frequenzsspektrum, das z.B. unser visuelles System (unsere Augen mit den dazugehörigen, nachgelagerten Rechnern im Gehirn) verarbeiten kann. Dieser sichtbare Bereich macht gemessen an der gesamten Energie nur 0,005% aus, wir sind aber seit Jahrhunderten der Meinung, daß es das wäre, daß es sonst nichts gibt. In was für einer illusionären Welt leben wir eigentlich? Wir lehnen die Geistige Welt als etwas dunkles, böses oder zumindest scharlatanmässiges ab und pochen immer auf unseren gesunden Menschen-Verstand und unser Bewußtsein und noch in dem Augenblick, in dem wir dieses äußeren verarbeitet unser Unterbewußtes eine millionenfache Menge an Daten, gemessen an der Menge, die unser Bewußtsein verarbeiten kann.

Hätten wir nur unser Bewußtsein, hätten wir nicht unsere unbewußten Verarbeitungssysteme, wären wir nicht Teil und in Wechselwirkung mit der universalen Geistigen Welt, wären wir überhaupt nicht lebensfähig, würden wir überhaupt nicht existieren, denn entwicklungsgeschichtlich sind wir nur durch unsere fortwährende Wechselwirkung mit der Geistigen Welt, mit den unterschiedlichsten Informationssystemen entstanden. Sehr hoch gegriffen machen unsere bewußten Prozeße nicht mal 5% all unserer geistigen Prozeße aus. Trotzdem meinen wir unser individuelles Bewußtsein, das wärs – wir sind eben von Hause aus “Schaumschläger”, nix auf der Pfanne aber ne dicke Lippe riskieren!

Halten wir nochmal fest: Die Gesamtenergie, die wir verstehen und vor allem messen können und die unsere Lebenswirklichkeit ausmacht, macht gerade mal 5% der Gesamtenergie des Universums aus, bei allen andere Energieformen, der Dunkel-Materie (25%) und der Dunkel-Energie (70%) haben wir immer den Eindruck, daß sie nicht existieren, weil wir das Gefühl haben, da würde nichts weiter mit uns wechselwirken, als das, was wir als Materie bezeichnen.

95% unseres Universums funktioniert scheinbar nicht nach den Naturgesetzen die wir kennen und die wir in der Schule gelernt haben, 95% des Universums müssen wir als etwas “Übernatürliches” begreifen, ist es da ein Wunder, daß manche (ich eingeschlossen) der Meinung sind, daß die Wissenschaft unbedingt eine Ehe mit der Spiritualität eingehen muß, um die gesamten 100% in den Blick zu bekommen.

Spirituell veranlagte Menschen, Mystiker und Eingeweihte aller Jahrhunderte haben immer schon vom leeren Raum und den Energiefeldern gesprochen. Sie lebten und leben auf freundschaftlichem Fuße mit der übernatürlichen Welt und seinen Phänomenen, ihnen ist es hoch anzurechnen, daß sie trotz des Hohns, des Spotts und oft auch der Bedrohungen von Leib und Leben an Ihrer Liebe zum Kosmos, der geistigen Welt (ein Synonym für die Informationsfelder des masseleeren Raums), dem Lebendigen festgehalten haben und in uns immer wieder die Erinnerung wachrufen, daß es noch etwas anderes, weit Größeres (95%) gibt im Universum als das, was wir sehen können und besonders als das bisschen massetragender Teilchen, die uns ausmachen.

Auf diesem Planeten haben wir Menschen vor allem ein Problem, das Problem der Energie.

Daß wir immer noch endliche Resourcen wie Öl, Kohle und Gas für unsere Energiegewinnung verbrauchen oder Atomkerne spalten mit unabsehbaren Folgen für unendlich viele nachfolgende Generationen, liegt in erster Linie an unseres Ignoranz und in zweiter Linie an unserer Gier. Wenn man bedenkt, daß sich im Vakuum einer einzigen Glühbirne soviel Energie befindet, um alle Meere dieser Welt zum kochen zu bringen (John Archibald Wheeler), dann muß man sich schon fragen, warum sich die Menschheit nicht schon längst auf die Socken gemacht hat, um Wege zu finden, diese frei verfügbare Raumenergie endlich ganz friedlich und ohne Kriege um die Rohstoffe, zu nutzen.

Ein Schleifchen für die Raum-Zeit

HandkoordinatensystemUnser intuitives, raum-zeitliches Verstehen geht ganz selbstverständlich davon aus, daß sich alles, was wir wahrnehmen und verstehen können in einem Koordinatensystem des Raums in der Zeit entwickelt hat und weiter entwickelt. Genau deshalb fragen wir auch immer wieder, wenn die Rede auf die Grenzen unseres Universums kommt: Was ist außerhalb unseres kosmischen Raum-Zeit-Gefüges, was liegt hinter dieser Grenze, an der unser Kosmos endet?

Genau deshalb hat uns auch die Denke Isaac Newtons all die Jahrhunderte so wunderbar eingeleuchtet, da war die naturwissenschaftliche Welt noch halbwegs in Ordnung, zwar hatten wir schon mal einige Lernstunden zu bewältigen, als es darum ging, nicht mehr unserer unmittelbaren Anschauung zu folgen und mit Kopernikus seine kopernikanische Wende zu vollziehen, also, daß sich die Erde sowohl um die Sonne als auch um sich selbst dreht, wie man dann auch noch heraus fand, schließlich kam dann auch noch die Kreiselbewegung, alles ganz gut und schön, aber was uns dann das 20. Jahrhundert an Unanschaulichkeit zu bieten anfing, hat dann wirklich alles bisherige geschlagen.

Raumkrümmung-Stern-Licht
Das ist hier natürlich nicht die Sonne, aber die Raumkrümmung funktioniert grundsätzlich
bei jeder Massenkraft!

Und es will uns einfach nach wie vor nicht in den Kopf, daß dieser Kosmos, den wir gemeinhiniglich mit der 3 dimensionalen euklidschen Geometrie zu beschreiben pflegten, etwas anderes ist, als ewig, kontinuierlich und statisch!

Der zunächst theoretische Grundgedanke, der dieses ganze Denken zum Einsturz brachte, ist einfach und unfaßbar zu gleich. Der Kosmos hat sich nicht innerhalb eines statischen 3 dimensionalen Raums entwickelt, sondern er hat sich gemeinsam mit der Raum-Zeit entwickelt, es gab am Anfang unserer Tage keine Singularität innerhalb einer Raum-Zeit, sondern es gab gar keine Raum-Zeit!

Und schon befinden wir uns in der wunderbaren Welt des Minkowski-Raums, eines 4 dimensionalen Koordinatensystems der Raumzeit, daß sich auch noch ständig verändert.

Aber es kommt noch toller, vielleicht könnte man sich ja damit abfinden, daß sich die Raum-Zeit nach dem BigBang, dem BigBounce oder welchem anderen Anfangsszenario man den Vorzug gibt, kontinuierlich und vor allem gerade in Form eines Koordinatensystems ausgebreitet hat, jetzt kommt aber Einstein daher und postuliert auch noch eine durch Massekräfte – also durch die Gravitation – gekrümmte Raum-Zeit. Dann kommt auch noch Arthur Eddington und beweist die These Einsteins bei der nächstbesten Sonnenfinsternis 1919 (der Stern ist nicht da, wo man denken würde – man muß die Krümmung des Lichtstrahls entlang der gekrümmten Raum-Zeit (die durch die Sonnenmasse entsteht) mit berechnen, wie Einstein theoretisch vorausgesagt hatte).

LQG
Das ist hier natürlich nur eine hochtechnische Simulation mit Schlüsselringen und die Frage ist, wie Raum-Quanten miteinander wechselwirken.

Und um dem Faß dann noch die Krone aufzusetzen, kommt dann ein paar Jahrzehnte später Professor Ashtekar (und natürlich einige andere Kollegen mit ihm, z.B. Martin Bojowald) locker mit der Theorie der Schleifen-Quanten-Gravitation über den Tresen und behauptet, die Raum-Zeit dehnt sich nicht kontinuierlich aus, sondern ist gequantelt, d.h. wir haben es auf der äußerst kleinen Ebene der Planckskala mit diskreten (also von einander getrennten Raumstrukturen – bildlich vergleichbar mit verschiedenen Zimmern in einem Haus oder Atomen in einem Molekül) Raum-Quanten der Größenordnung 10 hoch minus 35 also 0,000000000000000000000000000000000001 cm zu tun. Was soviel bedeutet, daß man in einem Kubikzentimeter so in etwa 10hoch99 solcher Raum-Quanten finden kann, also ganz schön viele, jedenfalls viel mehr als man sie jemals zählen können wird. Und wie sehen denn die kleinen Raum-Quanten aus? wie Schleifchen…

Aber warum soll man sich darüber überhaupt Gedanken machen? Genau deshalb, weil man mit der Entwicklung des Universums ein phantastisches Entwicklungsmodell hat, wie Entwicklung ganz grundsätzlich funktionieren kann, nämlich in dem mit der Entwicklung selbst gleichzeitig auch das Bezugssystem sich entwickelt.

Also es entfaltet sich etwas und mit diesem Etwas entfaltet sich auch erst der Kontext, mit dem dann das Etwas wechselwirkt! Das ist ein Strukturansatz, den es meiner Meinung nach vor dem 20. Jahrhundert so nicht gab – zumindest nicht im Abendland, wenn man jedoch an die asiatischen Vorstellungen von Raum und Zeit denkt, an die Vorstellungen vom Akashafeld und dem sich entfaltenden “Feinstofflichen Feld”, dann kommt man mit diesen Mythologien schon sehr viel näher an diese modernen Vorstellungen eines sich erst entfaltenden Universums heran.

Man könnte sich das so vorstellen, daß man von Schauspielern verlangt, daß sie gleichzeitig mit dem Spielen des Schauspiels auch erst die Bühne und das Theater erschaffen, auf und in dem sie spielen!

Dieser geniale Gedanke, daß etwas nicht “in nuce” vorhanden ist, was sich dann entlang des Zeitstrahls entfaltet, sondern das wir es mit einer Evolutionstheorie zu tun haben, in der sich alles in einem unabsehbaren, unberechenbaren, komplexen System entwickelt und zwar ohne Vorläufer, ist noch gar nicht wirklich im allgemeinen Denken angekommen, wir sind alle noch in unserem Denken an den scheinbaren Kreislauf der Natur gebunden, vom Werden und Vergehen und vom berühmten Samenkorn im Acker, das irgendwann aufgeht und sich alles, was dort “in nuce” an Strukturen und Informationen vorhanden – also prädisponiert – ist, sich dann im Jahreslauf entfaltet.

Das Evolution sehr konservativ und langsam verläuft, ist mehr als sinnvoll, trotzdem birgt sie neben dem Immergleichen auch den Mechanismus des Immerneuen.

Ganz langsam beginnen wir zu verstehen, daß die Entwicklungen unseres Universums und unseres Planeten inmitten des Universums, von Mechanismen angetrieben werden, die auf geniale Weise ein Gleichgewicht von Immergleich und Immerneu aufweisen.

Tiefenökologisches Thesenpapier

Dhttp://www.oekoradix.de/wp-content/uploads/2013/06/arne-n%C3%A6ss-portrait.jpgie aus dem Kontext gerissene Sentenz Adornos aus seinen Minima Moralia: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ hat für Jahrzehnte vielen als Generalabsolution für jede Art von ethisch-moralischem Fehlverhalten gedient. Nach dem Motto, wenn es sowieso kein richtiges Leben im falschen gibt, dann brauche ich mich auch partiell gar nicht mehr anzustrengen, weil ich ja doch nicht richtig leben kann.

Diese digitale Denkweise des „Ja oder Nein“, die strukturell totalitär im Entweder-Oder, im Schwarz oder Weiß, im Freund oder Feind seinen Ausdruck findet, könnte im Hinblick auf das Gemeinte nicht falscher sein. Gerade wenn wir uns dem universalen, instrumentellen, gesellschaftlichen Vernunftzusammenhang entschlagen wollen, dann kommt es vor allem darauf an, sich in der subversiven Welt der Zwischentöne einzurichten.

Und damit sind wir bei der komplexen, variantenreichen Denkwelt von Arne Næss, für den es immer besonders wichtig war, alles mit allem zu verbinden und den vielfältigen Lebensformen einen Wert an sich beizumessen.

Auch wenn sich in unserem Denken – als ökologisch ausgerichtete Menschen – vieles aus den Thesen von Arne Næss fast von selbst versteht, macht es Sinn sich immer wieder mit seinen Thesen auseinanderzusetzen.

Deshalb schreibe ich sie mir hier nochmal aus dem Gedächtnis auf – ergänzt um Themen, die mir persönlich als ebenso wichtig erscheinen.

These 1 Die Entfaltung des gesamten lebendigen Planeten, des gesamten Ökosystems, ist ein Wert an sich. Ihr Wert darf also nicht davon abhängig gemacht werden, ob diese Entfaltung einen Wert für den Menschen oder gar einer bestimmten Interessengruppe darstellt.

These 2 Nicht nur die Entfaltung sondern auch die Vielfalt der Lebensformen ist ein Wert an sich. Erst diese Vielfalt – vor allem auch der Reichtum und das Übermaß an Diversität der Lebensformen – machen eine gedeihliche Entwicklung der menschlichen und nicht menschlichen Lebensformen auf diesem Planeten erst möglich. Es darf zu keiner schein-evolutionären Bewertung im Sinne von höherer und niederer Lebensform kommen, bei der manche Lebensformen nur als Etappe auf dem Weg zu höheren Lebensformen gelten.

These 3 Der Mensch hat kein Recht diese Vielfalt zu zerstören vielmehr hat er dafür zu sorgen, daß er sein eigenes Leben nur im Einklang mit dem Naturkreislauf reproduziert, anstatt gegen ihn.

These 4 Die Thesen 1 bis 3 stehen in einem krassen Gegensatz zu dem heutigen menschlichen Verhalten der Natur gegenüber und der massiven Zerstörung des globalen Ökosystems, dessen Geschwindigkeit für uns immer bedrohlich wird. Seit Mitte des 19. Jh. sind mehr Lebensformen von diesem Planeten verschwunden, als in jeder anderen Epoche der Erdgeschichte und die Zerstörung steigt im Moment exponential an.

These 5 Wenn es uns nicht gelingt, die menschliche Bevölkerungsexplosion auf diesem Planeten zu stoppen, bzw. sogar zu reduzieren wird ein gedeihliches Zusammenleben mit anderen Lebensformen in mitten des globalen Ökosystems vollkommen unmöglich, zumal wir nicht bereit sind, die Standards, die wir bei unserem Lebensstil inzwischen ansetzen, wieder zu reduzieren und diese andererseits auch nicht für uns alleine reklamieren können. Hier tickt eine Zeitbombe der Gerechtigkeit!

These 6 Der allgemeine Untergang sozialistischer Wirtschaftssysteme bedeutet nicht im gleichen Maße ein Ja zur umwelt-zerstörenden, anarchischen Kraft globaler, kapitalistischer Wirtschaftsordnungen.
Wachstum, Konsum, Verfügbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Marktwert dürfen nicht länger die ultima ratio jeder politisch-gesellschaftlichen Entscheidung sein. Wir brauchen einen allgemein gesellschaftlich akzeptierten Verhaltens- und Moral-Codex dessen oberstes Entscheidungskriterium die Harmonie von Mensch und Natur ist – wollen wir nicht den Ast, auf dem wir sitzen, absägen.

These 7 Wir müssen aus dem Teufelskreis ausbrechen, indem ein hoher Lebensstandard ausschließlich durch die Akkumulation materieller Wert bestimmt wird und nicht durch Fortschritte in einem geistig reichen Leben.Von Ismen und Ideologien müssen wir uns befreien.

These 8 Vor allem müssen wir uns von unserem Selbstbild als „Krone der Schöpfung“ befreien und uns in Demut angesichts der Unermeßlichkeit von Natur&Kosmos üben. Das Universum, in dem auch wir leben, besteht wohl primär aus Energie und geistiger Struktur. Gerade mal mit 5% dieses Universums pflegen wir regelmäßigen, bewußten Umgang in Form der Materie, von der wir uns einbilden, sie ansatzweise zu begreifen. 95% unseres Universums können wir nicht mal ansatzweise begreifen oder Theorien, die wir darüber entwickeln, mit naturwissenschaftlich korrekten Methoden nachprüfen, sollte es nicht angesichts dieser schlichten Tatsachen selbstverständlich sein, daß wir uns gegenüber der außermenschlichen Welt in der wir leben dürfen, etwas zurücknehmen und uns in Demut statt im Zerstören üben?

These 9 Wer die Thesen 1 bis 8 anerkennt, erkennt auch an, daß das Primat bei der Tat liegt, daß er sich also für die Thesen 1 bis 8 aktiv in Wort und Tat und seiner Lebensführung einsetzt, ungeachtet der Erfolgsaussichten, die sich aus seinem Handeln ergeben und ungeachtet der These, daß wir uns niemals einbilden können, daß wir richtig leben können, in der falschen Welt. Je mehr wir uns von unseren Grundlagen entfernen und entfremden, je mehr wird diese Welt zu einer „falschen“ Welt.  – aber immer nur auf uns bezogen.

Der Würfel Gottes und das Feinstoffliche

WuerfelWas hat eigentlich der Würfel Gottes mit den feinstofflichen Feldern zu tun. War Gott ein Softy, der es liebte, sich im leichten Säuseln des Windes zu erklären?

Aber was ist überhaupt der Würfel Gottes? Nun der Satz Einsteins, den er im Zusammenhang mit der Quantenphysik äußerte, daß Gott nicht würfelt, kann auch in einen noch weiteren Zusammenhang gebracht werden:

Unhinterfragt sind wir Heutigen nur noch von einem durch und durch materialistischen Denken bestimmt. Zweifellos akzeptiert jeder heute das wir aus Molekülen und noch weiter zurück in der Größenordnung aus Atomen bestehen.

ABER woraus bestehen denn Atome, also das was für uns kleine Billiardkugeln sind mit einem massereichen Kern und weniger massereichen Elektronen. Aber was ist denn dazwischen, also zwischen Kern und Hülle?

ANTWORT: NICHTS! Und schon sind wir beim Würfel.

Wenn Gott doch gewürfelt hat, dann mußte er nämlich nur einen einzigen massereichen Würfel werfen, um die gesamte Menschheit damals wie heute zu produzieren. Warum? Wenn wir aufgeblasenen Menschen nämlich mal aus uns sozusagen die Luft rauslassen würden, also nur noch die massetragenden Teile von uns da wären, dann würde die gesamte Weltbevölkerung – also rund 7 Milliarden Menschen – in einen Würfel passen. Darüber sollte man doch mal nachdenken, wenn nicht gar meditieren.

Und man sollte auch darüber nachdenken, was es für den wissenschaftlichen Nachweis feinstofflicher Felder bedeutet, wenn unsere ganze Wissenschaft von unserer quantifizierenden Haudraufmentalität gekennzeichnet ist und wir aus solchen Grundüberzeugungen heraus bestenfalls Teilchenbeschleuniger – wie in Cern – verfertigen, bei denen winzigste Teilchen mit Energien von ganzen Güterzügen aufeinander geschlossen werden. Niemand würde im erst jemals annehmen können, daß man auf diese Art, etwas über die Feinstruktur des Kosmos und seine feinstofflichen Felder erfahren kann.

Unsere ‘Entweder/Oder Denkweise’ unser ewiges ‘Schwarz-Weiß-Denken’ macht auch vor wissenschaftlichen Grundüberlegungen nicht halt, auch wenn es hier alles deutlich komplexer und ergebnisoffener zugehen sollte als in unseren alltäglichen Denken! Bisher gehen wir in der Wissenschaft immer davon aus, daß etwas entweder grobstofflich, also deutlich massetragend ist, oder aber nichts ist, als nur ein Vakuum sein kann. Wieso? Sollten wir nicht auch endlich einmal die Hypothese einer feinstofflichen Zwischenwelt soweit akzeptieren, daß wir sie für ernsthafte, nicht rufschädigende wissenschaftliche Untersuchungen heranziehen?

Wer logisch denkt, kommt am intermittierenden 5. Feld nicht vorbei und ehrlich gesagt kommt es auch immer wieder auf die Tagesordnung, weil es immer wieder Menschen gibt, die das 5 Feld genauso wahrnehmen können wie die Gravitation und die sich vom allgemeinen Geschwätz, daß diese Überlegungen alle nur Esophantasien sein, nicht beirren lassen.

Schon sind wir wieder beim Würfel, bisher geht die Wissenschaft allgemein von einem Nichts, einem Vakuum zwischen Atomkern und Elektronen aus, wenn wir aber von einem alles durchdringenden und mit allem trotzdem schwach wechselwirkenden 5. Feld ausgehen, bildlich kann man es sich vielleicht so vorstellen, wie es bei Neutrinos funktioniert, dann fragt man sich natürlich, ist das Nichts wirklich ein Nichts oder ist es doch eher feinstofflich?

Später mehr in diesem Theater…

Sapere aude!

Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Immanuel Kant / 30.09.1784 aus dem Text: Was ist Aufklärung?

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Bedenkt – was oft zitiert wird am wenigsten umgesetzt – wäre es in diesem Fall anders, die Welt wäre nicht mehr wiederzuerkennen!

Wissenschaftliche Inspiration

Als Werner Heisenberg in dem warmen Sommer 1919 – ein Jahr nach dem ersten Weltkrieg – auf einem Dach lag und sich von der Sonne wärmen ließ, las er Platons Dialog Timaios, den einzigen naturphilosophischen Dialog Platons, in dem es z.B. auch um die platonischen Körper geht (davon an anderer Stelle mehr).

Jetzt kann man sich natürlich fragen, weshalb ein angehender Naturwissenschaftler Platon liest, so ein asbach-uraltes Zeug, wie manche meinen.

Warum sollen wir denn überhaupt noch so alten Kram lesen, doch wohl nicht um den alten Schriften historische Gerechtigkeit und Dankbarkeit zukommen zu lassen, z.B. dafür, daß wir heute so eine wunderbare, aufgeklärte Demokratie besitzen, die ohne die antiken Philosophen sich so nicht entwickelt hätte.

Dieser Ansatz hätte Heisenberg nicht weiter gebracht, was ihn aber offensichtlich weitergebracht hat, ist die Idee, daß hinter unserer Welt der Erscheinungen Ideen, Strukturen, Informationen walten und das es von Urkörpern zu Urfeldern kein sehr weiter Weg ist und das griechische Philosophen, wenn sie an Arché (altgriechisch ἀρχή für ‚Anfang, Prinzip, Ursprung) oder Apeiron (altgriechisch τὸ ἄπειρον, „das Unendliche“, „das Unbegrenzte“) dachten, schon sehr nahe an der Vorstellung von Energiefeldern, die Materie in die Lage versetzen, Arbeit zu leisten, dran waren.

Dahinter steckt die Frage, wie kommen Wissenschaftler, hier besonders Physiker auf grundlegende Ideen und dies oft Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende vor anderen.  So vertrat z.B. Pythagoras bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. die Ansicht, daß die Erde und alle anderen Himmelskörper kugelförmig seien und, um einen großen Sprung zu machen, wie kam im 20. Jahrhundert n. Chr. Wolfgang Pauli z.B. auf den grundsätzlichen Spin der Elektronen, nicht in dem er den Elektronen sondern einer Tänzerin zugesehen hat und diese Struktur bei ihm eine Idee auslöste.

Nun das Auslösen von Ideen funktioniert meiner Meinung nach durch das Prinzip der Ähnlichkeiten, weil das gesamte Universum und insbesonderen unser Planet immer wieder von ähnlichen Strukturen bestimmt werden, können wir auch in ALLEN Bereichen immer wieder ähnliche Strukturen finden, und genau deshalb kann auch jemand – wie Benoît Mandelbrot –   auf die Idee kommen, die fraktale Geometrie zu entwickeln.

Hans-Peter Dürr – Mitarbeiter und Nachfolger von Werner Heisenberg – klassifiziert Physiker nach 3 grundsätzlichen Kriterien: Physiker die Künstler sind, Physiker, die Ingenieure sind und Physiker die Mathematiker sind. Werner Heisenberg ist innerhalb dieser Klassifizierung eindeutig der Künstler-Physiker und dies nicht nur weil er ein brillianter Pianist und der Kosmos für ihn ein tönendes Ganzes war, sondern auch, weil er die Inspirationen für sein wissenschaftliches Denken aus ganz anderen Bereichen beziehen konnte und umgekehrt komplizierteste physikalische Theorien mit Bildern aus ganz anderen Bereichen erklären konnte.

Es gibt keine Einbahnstraße für Ähnlichkeiten!

Das Paradoxon der Toleranz

Wir weichgespülten Multikultis, die seit Jahrzehnten in offener, freundlicher, weltbürgerlicher Absicht von einem Land zum anderen reisen und die ganz Welt zu verstehen suchen, tun uns schwer mit dem, was Karl Popper 1945 als das Paradoxon der Toleranz bezeichnet hat:
»Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.«

Laßt uns auch daran denken, in welcher geschichtlichen Situation Popper diesen Satz formulierte, der Faschismus war zwar äußerlich zuende gegangen, der Faschismus in den Seelen und Gedanken der Menschen war aber noch lange nicht zuende und hätte man den Faschismus nicht verhindern können, wenn man bei Zeiten über das Paradoxon der Toleranz nachgedacht hätte und auf der Grundlage humanistisch, aufklärerischer Tradition, die Grenze benannt hätte, an der Toleranz gegenüber Intoleranz auf jeden Fall hätte beendet werden müßen. Das Wort “hätte” sollte uns zu einer Triebfeder werden, um aus der Geschichte zu lernen.

Wir befürchten, daß wir durch das Nichttolerieren der Intoleranz selbst intolerant werden, wir quasi selbst zur Abschaffung der Toleranz beitragen.

Der Grundsatz

Keine Toleranz für Intoleranz!

ist uns eben suspekt, sollte er aber – richtig verstanden – gar nicht sein! Denn der Limes der Toleranz ist die körperliche und geistige Unversehrtheit des Anderen und damit die Grundrechte, die sich zwangsläufig daraus ergeben. Wenn wir auch immer konsequent bedenken, das Gewalt in einem wechselwirkenden Prozeß auch immer wieder auf den Gewaltausübenden zurückweist, dann können wir durch intensives Denken, den Limes  des Toleranz immer bestimmen.

Auch bedeutet die Ablehnung von Toleranz gegenüber Intoleranz keinen Freibrief für Krieg und Gewalt gegen anders Gläubige, anders Denkende, sie bedeutet zunächst mal nur, klar Stellung zu beziehen und nicht an Stellen Verständnis zu heucheln, also politisch korrekt zu formulieren, wo man eigentlich gar kein Verständnis haben will, wenn man seinen tief sitzenden, humanistischen, aufklärerischen Wertekanon ehrlich befragt!

Ich glaube, daß wir uns dieser Gefahr, selbst intolerant zu werden, wenn wir gegen Intoleranz klar Stellung beziehen, nicht aussetzen, wenn wir uns bemühen, den Begriff der Toleranz inhaltlich zu füllen, in dem wir uns unserer humanistisch, aufklärerischen Tradition immer wieder verpflichtet zeigen und den Begriff der Toleranz vor allem nicht inflationär bei jeder Kleinigkeit ins Feld führen, wo sich Menschen, gleich welchen ethnischen Hintergrunds, sich einfach nur ignorant gegenüber anderen aufführen. Alles sollte Maß und Ziel bewahren, wir sollten nicht immer gleich mit der ganz großen Keule der nicht duldbaren Intoleranz daherkommen und dies vor allem deshalb, um die Schärfe und Wichtigkeit des Begriffs der Toleranz nicht unnötig abzunutzen!

Die Frage, inwieweit Toleranz Intoleranz dulden muß, ist immer die Frage nach der Grenze des Nichttolerierbaren und diese Grenze wird bei der Verletzung von Grundrechten überschritten! Die Menschenwürde ist inzwischen- wie die Toleranz – auch zu so einem leeren, abgedroschenen Begriff geworden, trotzdem bleibt aber der Tatbestand dessen, was Menschenwürde meint, bestehen. Mit Grenzüberschreitungen haben wir es dann zu tun, wenn das Leben, die Freiheit, die körperliche Unversehrtheit, die Gleichberechtigung der Menschen verletzt oder gefährdet wird, wenn Menschen gedemütigt oder zu bestimmten Zwecken missbraucht werden, solche Grenzüberschreitungen sind nicht tolerierbar – und dies sollten wir ganz vorsichtig und umsichtig auf alle fühlenden Wesen ausweiten, denn letztlich ist es ja der Mensch, der in seinem Größenwahn ständig Grenzen der Grundrechte anderer Menschen überschreitet.

Natürlich können wir anderen Meinungen gegenüber, und kommen sie noch so intolerant daher, nicht wirklich selbst intolerant begegnen, wenn diese Meinungen aber Menschen dazu bringen, in dem sie sie massiv indogtrinieren, gegen die Grundrechte anderer Menschen zu verstoßen, dann haben wir es wieder mit einer Grenzüberschreitung zu tun, die wir nicht tolerieren können.

Wir dürfen uns nicht der Gefahr aussetzen, daß über die Unschärfe der Grenzen, die Beurteilungen der Umstände, unter denen Intoleranz stattfindet, beliebig werden und wir uns besser gar nicht verhalten, weil wir nicht genau zu sagen wissen, was eine Grenzüberschreitung darstellt. Dabei ist eine Grenzüberschreitung doch in den meisten Fällen, deutlich zu sehen, nämlich immer dann, wenn die Grenzen des anderen, des Gegenübers mißachtet werden. Wenn wir in weltbürgerlichen Absichten unterwegs sind, dann doch wohl deshalb, weil wir die Fahne eines ethisch-moralisch anständigen Verhaltens in der globalisierten Welt hochhalten wollen und es nicht dulden wollen, das Teile von Gesellschaften das Leben, die Gleichberechtigung, die Religions- und Meinungsfreiheit der anderen mit Füßen treten und ständig Grenzüberschreitungen der Tolerierbarkeit begehen.

Natürlich können wir nur als freie Bürger, die in weltbürgerlicher Absicht unterwegs sind, über Toleranz und Intoleranz urteilen, alles andere geht gar nicht, Rasse, religiöse Gebundenheit oder andere ethnische Aspekte haben weder begrifflich noch faktisch etwas in der Toleranz-Intoleranz-Diskussion verloren, das sollten wir alles spätestens seit dem HGP, dem Human-Genom-Projekt, konsequent hinter uns gelassen haben.

Wir sollten einmal darüber nachdenken, was dieser wirklich überaus weise Dalai Lama seit einiger Jahren propagiert, wenn er ein weltbürgerlich, ethisch-moralisch anständiges Verhalten JENSEITS DER RELIGIONEN einfordert! Es stimmt doch, wir können uns auch ohne jeglische religiöse Bindung anständig verhalten und unsere Toleranzfähigkeit trainieren. Der religionsfreie Wertekatalog in uns ist jederzeit von uns abrufbar.

Gegenüber fundamentalistischen Strömungen, gleich welcher religiösen Couleur sie seien mögen – da darf es eben z.B. keinen Unterschied zwischen islamistischen oder christlichen Aktivitäten geben – dürfen wir keine falsch verstandene Toleranz üben, wenn es darum geht das Grundrechte massiv verletzt werden. Wenn es aber um die Ausübung friedlicher religiöser Riten und Gebräuche geht, muß Toleranz immer geübt werden. Hier ist die Grenze in Wahrheit doch klar zu ziehen, geht es gegen die Grundrechte von fühlenden Wesen, Mensch und Tier gleichermaßen, dann keine Toleranz, geht es um Religionsfreiheit in den Grenzen religionsfreier Grundrechte, dann jede Toleranz.

Wir lernen am meisten von unseren Feinden und unsere Feinde müssen wir zu allererst mal in uns selbst suchen, da können wir schon mal üben, uns wahrhaft tolerant zu verhalten und die Grenzen bei uns selbst analysieren, die wir nicht mehr tolerieren dürfen.

Das Geheimnis der Toleranz ist letztlich die Wechselwirkung, also wechselwirk ich mit Dir, wechselwirkst Du mit mir, dieses Geheimnis müssen wir immer konsequent zuende denken, es geht also gerade nicht darum, daß ich gegenüber dir so viel mehr Durchblick habe und so viel mehr aufgeklärt bin, daß ich berechtigt bin, dir die Bratpfanne überzuhaun und daß du dann mir die Bratpfanne überhaust, quasi in Wechselwirkung, sondern daß wir uns gemeinsam in der Bratpfanne was Leckeres braten.

Und dann gilt doch bei alledem immer wieder der transzendierende Sinnspruch:

“Für Leute, die sich jetzt entzweit seh’n
empfehlen wir eins Korinther dreizehn!”

PS. Ich empfehle zum Thema auch noch folgenden Aufsatz:

Herbert Marcuse: „Repressive Toleranz“

„Ein wirklicher kluger Text – langsam lesen und genießen!
Hilft bei der Herstellung emanzipatorischen Kopfwerkzeugs“
dieser Bewertung von Jutta Ditfurth schließe ich mich an…

Ein Mandala als Strukturmodell

Kalachakra-MandalaWir bekommen immer die Antworten, die wir zuvor als Mensch bzw. Menschheit mit unseren Fragen vorherbestimmt haben. Spätestens seit Kant wissen wir, daß sich nicht unser Denken um die Dinge der Welt, sondern die Dinge der Welt um unser Denken drehen, wie die Dinge ansich sind, können wir ganz prinzipiell nicht wissen.

Und spätestens seit der Revolution der Quantenphysik wissen wir auch, daß das passiv beobachtende Subjekt passé ist, das wiederum beleuchtet das Problem des Dings ansich noch mal von einer ganz anderen Seite, können wir trotzdem von einem Ding ansich ausgehen, daß von uns völlig unabhängig und prinzipiell nicht erkennbar ist? Und wenn es so ist, daß eine von uns beobachtete Wirklichkeit eine andere ist, als eine unbeobachtete, dann fragt man sich doch, ob das Ding ansich jenseits dieser Wirklichkeiten liegt…

Wenn wir von dieser Situation ausgehen, dann kommen wir in die Welt der Strukturanalysen, so wie wir sie bereits aus der Philosophie Platons als die Welt der Ideen kennen. Wir können tausende von Bäumen mit unseren Sinnen wahrnehmen, aber die Idee von einem Baum werden wir niemals mit unseren Sinnen ausfindig machen…

Damit können wir erkennen, daß unser Denken niemals nur von Bildern der Realität – die irgendwann einmal durch unsere Erfahrung in unser Denken gelangt sind – bestimmt wird, sondern auch ganz maßgeblich durch Strukturen aber woher kommen die Strukturen.

Woher kommen z.B. die Strukturen, die in einem Mandala dargestellt werden. Kommen sie rein aus unserem Denken?

Mandalas sind der strukturanalytisch, systemische Versuch das komplexe Wechselspiel zwischen Mensch – Kosmos – Gottheit in einer zwei bzw. dreidimensionalen Darstellung abzubilden. Die Vergeblichkeit alles menschlichen Tuns und natürlich auch menschlicher Erkenntnisfähigkeit wird bei der Herstellung eines Sandmandalas zum grundsätzlichen Prinzip erhoben. Dabei ist es zunächst nicht wichtig, ob der Wandel und die Vergänglichkeit auch Gegenstand der Darstellung des Mandalas sind – sondern nur das grundsätzliche procedere der Herstellung und der Vernichtung des Sandmandalas.

Insofern kann das Mandala nicht nur von seinem inhaltlichen Aspekt – Muster einer komplexen Wirklichkeit zu sein – der Meditation – wie im Vajrayana hervorragende Hilfe sein, sondern auch durch seinen grundsätzlichen Lebenszyklus, der uns eine elementare Erfahrung ermöglicht.

Mandala_Trichter_mit_ZahnleisteWenn man einmal mit wachem Bewußtsein tibetische Mönche bei der akribischen Arbeit an einem Sand-Mandala beobachtet, mit welcher Konzentration und Hingabe das Sandmandala von Innen nach Außen von ihnen aufgelegt wird und dann nach tage- ja manchmal nach wochenlanger Arbeit wieder zusammengewischt wird und dann in einer feierlichen Zeremonie, der zusammengekehrte Sand einem Fluß übergeben wird, dann ist es eben nicht nur ein theoretisches, symbolhaftes Ritual, um die vielfältigen Anhaftungen des ICHs zu zeigen und darüber zu meditieren,  um sie möglichst aufzulösen, sondern auch eine mit starken Gefühlsmarkern belegte Erfahrung.

Die emotional starke Erfahrung rührt zum einen von der grundsätzlichen Zerstörung des Mandalas her, dann ist es aber auch die soghafte Wirkung, die von der strukturhaft dargestellten und damit scheinbar handhabbaren Wirklichkeit ausgeht. Diese scheinbare Sicherheit durch das visualisierte, strukturiert-komplexe Ganze des Wechselspiels von Mensch – Kosmos und Gottheit wird am Ende des Tages mit einem “Besenstrich” zusammengeschoben und im Wasser des ewig dahinfließenden Flusses aufgelöst.

Strukturen und ihre Auflösung sind das Geheimnis des Lebens. Mandalas sind Archetypen dieses Geheimnisses.

Der Meta-Physiker

Der Wissenschaftler greift nach dem Seienden –Spitzweg_Der_Maler_in_einer_Waldlichtung
der Metaphysiker ist ein Voyeur des Seins!

Der Gedanke, daß der Beobachter im Beobachteten mit anwesend ist, ja es geradezu bestimmt, ist ein Gedanke aus der Welt der Quantenphysik. Bis zu ihren Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Wissenschaft von Metaphysik klar geschieden. Während die Wissenschaft – mit und ohne Hilfsmittel – als Subjekt, als Beobachterin auf das Seiende, das Objekt, geschaut hat, ohne es durch dieses Beobachten in irgendeiner Weise zu beeinflussen, wie sie bis dato glaubte, hat die Metaphysik immer das Ganze des Seins in den Blick genommen, bzw. nach Bedingungen gesucht, das Ganze des Seins in den Blick nehmen zu können und sich selbst gleichzeitig mit hineinzunehmen.

Nun hat sich in der Wissenschaft längst gezeigt, daß die Wirkung des Beobachters in das zu Beobachtende immer mit einbezogen werden muß und damit ein wichtiger Schritt hin zum Ganzen des Seins vollzogen wurde und zweitens hat sich gezeigt, daß das Ganze des Seins gerade der emergente Teil einer komplexen Wirklichkeit ist, und dieser emergente Teil eben nicht aus den Teilmengen ableitbar ist. Stellen wir uns einen Satz aus Worten vor, der Sinn der sich aus dem Satz ergibt, ist aus den einzelnen Worten nicht herzuleiten sondern nur aus dem Ganzen zu verstehen, die Worte können in jedem anderen Satz auch immer wieder einen ganz anderen Sinn gemeinsam erzeugen.

Indem der Beobachter das Seiende durch seine Tätigkeit beeinflußt, wird die Teilhabe des Seienden am Sein besonders deutlich, denn solange ich das Seiende nicht beobachte, befindet es sich in der Superposition, man könnte auch sagen im Sein, als der Totalität aller Seinsmöglichkeiten, erst durch meine Beobachtung wird also ein Aspekt des Seins zum Seienden.

Will ich hingegen Metaphysik betreiben und nach dem Sein ansich fragen, so bleibt mir der direkte Zugang verwehrt, mir bleibt nur der vage, heimliche, voyeuristische Blick auf das Sein, gebe ich mich als heimlicher Beobachter zu erkennen, verschwindet das Sein. Das Seiende lichtet sich für einen flüchtigen Augenblick als Sein – intentionslos streifen wir durch den Wald des Seienden, plötzlich öffnet sich eine kleine Waldlichtung vor uns – und für wenige Sekunden sind wir plötzlich im Sein – beginnt unser Bewußtsein an über das gerade Erlebte zu reflektieren verlieren wir den Zugang zum Sein und alles ist wieder seiend.

Mit dieser Schilderung wird klar, daß Metaphysik – wenn sie so verstanden wird – niemals Wissenschaft sein kann, was jedoch nicht bedeutet, daß sie keine Existenzberechtigung hätte, wie manche in ihrem Wissenschaftswahn seit langem fordern. Selbst wenn es niemals zu einer Weltformel kommen wird, bedeutet dies nicht, daß es sinnlos wäre danach zu suchen. Selbst wenn wir für kurze Zeit an einem lauschigen Plätzchen in der Waldlichtung schlummern und unseren Traum vom Sein träumen erwachen wir erquickt aus unserer Seinsvergessenheit – vielleicht.

Die fundamentalontologische Frage nach dem Sein ist der immerwährende Antrieb, um  zum Staunen und zur Erkenntnis zu gelangen.

Dogmen & Theorien

Atombombe.Wenn man bedenkt, daß alles Wissen doch nur ein Vermuten, ein Raten ist und das mit unserem Zuwachs an Wissen nur unsere Erfahrung, nichts zu wissen, ständig zunimmt, dann sollten wir uns doch von unserer jahrtausende alten Ignoranz und Überheblichkeit befreien und vor allem nicht mehr im Namen von richtiger gegen falsche Gesinnung Kriege führen.

Wir sollten nicht mehr zulassen, daß Menschen für „ismen“ und „Dogmen“ töten und getötet werden.

Es gibt keinen gerechten Krieg und es gibt auch keine Naturnotwendigkeit für einen Krieg in Stahlgewittern!

Unser Motto sollte sein:

Laßt Dogmen & Theorien sterben
und nicht Menschen!

Und der Erfinder dieses Spruchs, Karl Popper, hätte wahrscheinlich nichts dagegen, wenn wir hinzufügen, daß mit Krieg nicht nur der Krieg Mann gegen Mann, sondern alle in der Geschichte sich entwickelden Formen von Krieg gemeint sind, der Krieg gegen Frauen, gegen die Natur, die Tiere, eben gegen alle fühlenden Wesen…

Wissenschaft & Spiritualität

Wissenschaft ist exaktes, dokumentiertes Beobachten und Experimentieren nach dem Grundsatz von Ursache und Wirkung, es ist das Aufstellen von Denkmodellen wie die sog. Wirklichkeit funktionieren könnte. Was Wissenschaft jedenfalls nicht ist – auch wenn manche es gerne so sehen möchten – sie ist nicht die Wahrheit.

Ganz freundlich formuliert ist Wissenschaft allenfalls das asymptotische Annähern an Teilwahrheiten, also für ganz kleine Ausschnitte der allumfassenden Wahrheit. Was Wissenschaft hingegen sehr viel ist, ist Glaube, der Glaube nämlich, daß die Annahmen, die ich über die Wirklichkeit mache durch Beobachtungen, Experimente und durch die Schlüsse, die ich daraus ziehe, der Wirklichkeit “wirklich” entspräche. Glaube ist sie aber auch deshalb, weil sie der Meinung ist, daß die Summe der Teile das Ganze sei und vor allem auch umgekehrt, nur so läßt sich die Wahnvorstellung erklären, daß Wissenschaftler wirklich allen erstes meinen, man könne durch Zerlegung (ich füge hinzu) “emergenter” Zustände, den emergenten Zustand erklären. Das wird niemals funktionieren, allenfalls in einzelnen Aspekten, die in ein Denkmodell eingehen.

Nun hat das Universum, die Natur selbst der Wissenschaft ein Schnippchen geschlagen, indem sie sich mit dem Aufkommen der Quantenphysik selbst aufgelöst hat und jenseits der Atome im unendlichen Kleinen nur noch Energie und Information ist. Erst wenn wir dieses Energiefeld der unbegrenzten Möglichkeiten messen, konkretisiert es sich als Teilchen, als Objekt und weißt nur noch einen Erinnerungszustand auf.

Wissenschaftliches Arbeiten ist natürlich ein sehr wichtiges Hilfsmittel, um die Welt und uns als Teil der Welt besser zu verstehen und Möglichkeiten zu finden, wie wir z.B. in Harmonie mit dem Planeten leben könnten und uns dabei einer Technik bedienten, die nicht unsere Lebensgrundlagen zerstört, also den Ast auf dem wir im Universum sitzen nicht vor unseren Augen absägt.

Dazu bedarf es aber vor allem eines offenen, wachen Blicks auf die Welt, der sich nicht umstellen läßt von Fronten und Blockaden rings um uns her, der die ganze Vielfalt und Veränderung, die in jedem Augenblick liegt, nicht nur akzeptiert sondern sogar wertschätzt.

Hier hift uns der Fortgang der postmodernen Naturwissenschaft, daß wir uns von der Dualität von Geist und Materie befreien können, die Quantenphysik löst diese Dichotomie in ein energetisches Informationsfeld auf und treibt uns quasi in die Arme der Spiritualität.

Spiritualität ist das Ergriffensein vom Unbestimmten, vom Numinosen (Rudolf Otto), es ist das Ergriffen sein, von dem, was uns unbedingt angeht und dieses Unbedingte ist sicher niemals von Menschen Gemachtes, das immer nur fragmentarisch und vorübergehend, eben objekthaft sein kann, wie alle Objekte nur eine scheinbare, erhoffte, unveränderliche Ewigkeit besitzen, während auf dem Grund aller Objekte immer nur die Veränderung zu finden ist.

Die Quantenphysik hat uns seit Jahrzehnten beigebracht, sich auf Unscharfes und nicht klar, eineindeutig Bestimmbares einzulassen und daß damit die Welt für uns nicht gleich untergeht, sondern, daß wir sehr gut damit leben können. Trotzdem ist die Quantenphysik als Geisteshaltung noch nicht wirklich im Leben der Menschen angekommen, zusehr sind wir noch in den alten Paradigmen verhaftet, als daß wir schon bereit wären zu einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel. Hier kann uns die jahrhundertelange Erfahrung der Spiritualität und der Mystiker dieser Welt weiterhelfen.

In dem wir uns den alten mystischen Fragestellungen öffnen und sie intuitiv zu begreifen versuchen, betreten wir ganz viele Lebensbereiche, die die moderne Naturwissenschaft immer als unwissenschaftlich ausklammern wollte und damit einen riesigen Teil der Welt nicht zur Kenntnis und zum Gegenstand der Forschung machen wollte.

Spiritualität ist also zunächst einfach mal das Bekenntnis, sich keinen Denkblockaden zu überlassen, die Unendlichkeit des lebendigen Geistes und seiner Gesetzmäßigkeit im Universum zu akzeptieren und als Mensch bescheiden und demütig gegenüber der Größe des geistigen, lebendigen Universums zurückzutreten und uneingeschränkt zu versuchen, deren unendliche Schönheit zu erfahren und zu genießen um daraus Kraft zu ziehen, anstatt die Kraft im Kampf gegen sie zu verlieren.

Was uns Menschen als Wesen, die Wissenschaft und Spiritualität gleichzeitig haben können, im Kern ausmacht, daß wir ein Teil der Geistigen Welt sind, daß wir nicht von Außen den Dingen als Objekte begegnen müssen, sondern daß wir mit Allem in einer lebedingen geistigen Verbindung leben. Nur weil dies so ist, können wir überhaupt etwas von dem Universum, den Lebewesen, den Pflanzen, der mineralischen Welt und auch von unseren Mitmenschen verstehen, weil wir alle Teil einer geistigen Welt sind. So wie jede Zelle, jeder Organismus immer die komplette DNA in sich trägt, so trägt jeder Mensch immer AUCH den geistigen Bauplan des Lebens, des Universums in sich.

Diese geistige Welt ist in und um uns herum, so wie auch das Unbewußte, was ein Teil dieser Geistigen Welt ist, in und um uns herum ist. Worauf es ankommt, ist, daß wir uns wieder dafür sensibilisieren, in dieser Geistigen Welt zu lesen, wie in einem Buch, und uns nicht mehr von der Wahnvorstellung beherrschen lassen, daß die Welt aus voneinander unabhängigen materiellen Objekten besteht, die man so gut wie möglich beherrschen muß.

Evolutionärer Fortschritt bedeutet, ein Höchstmaß an bewußter Resonanzfähigkeit mit der Geistigen Welt zu entwickeln – nur so können wir langfristig, also nachhaltig die Probleme angehen, die wir uns zum großen Teil selbst geschaffen haben. Nur wenn Wissenschaft und Spiritualität gemeinsam gehn und miteinander in einen ständigen, nicht abreißenden Dialog miteinandern treten, haben wir eine kleine Chance zu überleben.

Achtsames Vergleichen

WaageWir geben uns ein Leben lang der Täuschung hin, daß wir uns die Objekte dieser Welt, die Menschen und Dinge um uns herum, alle für sich mit unseren Wahrnehmungssystemen einzelnen aneignen.

In Wahrheit gibt es absolut nichts, was wir uns nicht durch Vergleichen aneignen. Schon von frühester Kindheit an – schon während der Schwangerschaft – vergleichen wir alles, was wir erleben mit dem was wir schon erlebt haben und versuchen ähnliche Muster zu erkennen, um neue Erfahrung nicht als etwas neues, sonders bereits bekanntes und schon bewertetes ablegen zu können.

Daraus folgt, daß nicht erst durch die Thesen der Quantenverschränkung alles mit allem zusammenhängt und wir dies abstrakt theoretisch einsehen sollten, sondern auch durch unsere Art der Wahrnehmung als lebende Organismen, die wir alles mit allem vergleichen.

Hätten auf andere Weise vor 2500 Jahren schon Denksysteme wie das I GING entstehen können, wenn nicht Ähnlichkeit und Resonanz das Zentrum unses Lebens ausmachen würden.

Der Merkspruch: “Wie OBEN so UNTEN”, der heute in der Eso-Szene wieder häufig zitiert wird, ist eine erste Abstraktion unserer grundsätzlichen Art der Weltwahrnehmung und -aneignung durch VERGLEICHEN.

Entwicklungsgeschichtlich waren wir überlebenstechnisch immer auf eine schnelle Einordnung angewiesen, deshalb hat sich auch unser Sehen als ein serielles System entwickelt, d.h. wir erkennen zunächst Umrisse und Schemen schwarz-weiß mit einem hohen Kontrastumfang, um schnell eine Situation einzuschätzen und erst danach beginnen wir farbig zu sehen, was Konturen und Hell-Dunkelbereiche eher abschwächt, als verstärkt.

Das sprichwörtliche schwarz-weiß Denken ist ein entwicklungsgeschichtlich tief in der Biologie und dem Unbewußten verankertes Verhalten und eigentlich ist es erst die evolutionäre Entwicklung zu komplexeren und emergenten, lebendigen Systemen und Verhaltensweisen, die das schwarz-weiß Schema etwas aufgebrochen haben.

Erleben wir als moderne Menschen viele verschiedene Muster, geben wir unseren verschiedenen Wahrnehmungssystemen viel unterschiedliche Nahrung, dann werden die Muster- und Vergleichswelten, die wir benutzen, größer und unsere Ablagesysteme eben komplexer und vielfältiger.

Soweit wir in entwicklungsgeschichtlich alten Verhaltensweisen operieren, versuchen wir so viel wie möglich Unterschiede zu vernachlässigen, um zu einer schnellen und groben Einordnung zu kommen, wenn wir uns aber als lernwillige Kinder unserer gemeinsamen Kulturgeschichte verstehen, dann versuchen wir die Dinge vielfältiger, komplexer zu sehen. Das Instrument der Achtsamkeit hilft uns, eingefahrene Wege, die oft unser Bewußtsein gar nicht mehr erreichen, aufzubrechen und das Wahrnehmen genauer und vielschichtiger neu zu lernen. Das bedeutet natürlich nicht, daß wir das Vergleichen aufgeben sollen, sondern daß wir neben der Qualität des vielfältigeren Wahrnehmens noch die Qualität der kleinen und großen Zusammenhänge dazugewinnen. Ursache und Wirkung wahrzunehmen, ohne den schwarz-weiß Mechanismus der Schuldzuweisung, ist ein evolutionäres Ziel, das es lohnt anzusteuern.

Und letztlich hat uns doch auch die Relativitätstheorie Einsteins schon vor 100 Jahren die Relativität unserer Wahrnehmungssysteme deutlich gemacht, in dem sie vom festen, nicht veränderbaren Raum Newtons sich verabschiedet hat und den Raum in ein vergleichendes Bezugssystem, in dem wir z.B. in einem Zug sitzen, gestellt hat. Unumstößliche Wahrheiten sollten wir nicht mehr annehmen sondern alles mit allem in Beziehungen setzen und vergleichen, um Eigenschaften hinzuzugewinnen und nicht um sie auszublenden.

Also! Vergleichen nicht im quantitativen Sinne sondern im qualitativen wäre ein Quantensprung in der Menschheitsentwicklung. Achtsamkeit ist die Methode dies zu lernen.

Die Einheit der Wissenschaft

Als Sir Charles Snow 1959 die berühmte These von den zwei unversöhnlichen Kulturen, der Geistes- und der Naturwissenschaft aufstellte und diese große Kluft als das Haupthinderniss bezeichnete, weshalb die Probleme dieser Welt nicht angegangen und gelöst würden, hat er einerseits mit sehr viel Scharfsinn ein zentrales Problem moderner Wissenschaft beschrieben, andererseits aber auch nicht soviel Weitblick bewiesen, um das Heraufdämmern der postmodernen Strukturwissenschaften bereits zu spüren.

Ein umfassender Blick auf die Wirklichkeit ist weder allein mit den Geisteswissenschaften, als den hermeneutischen Ausdeutern und Sinngebern der Welt zu bekommen, noch durch die Naturwissenschaften, die durch ihre analytischen Forschungsstrategien, mit ihren Prinzipien der Vereinfachung, der Idealisierung, der Abstraktion und der Verallgemeinung, sich immer wieder den Vorwurf der reduzierten Wirklichkeitswahrnehmung gefallen lassen müssen.

Weder durch geistes- noch durch naturwissenschaftliche Methoden können wir unsere grundsätzlichen Vorbehalten gegenüber endgültigen Erkenntnissen aushebeln, ein fallibilistische Wissenschaftsmethode ist und bleibt die einzig ehrliche und letztlich auch einzig ideologiefreie Methode – trotzdem sollten wir versuchen, durch die Etablierung einer neuen, einheitlichen Strukturwissenschaft die Kluft zwischen Geistes- und Naturwissenschaft zu überwinden. Beide Wissenschaften verschaffen uns ganz wichtige zentrale Aspekte einer ganzheitlichen Wissenschaft und Wirklichkeitswahrnehmung.

Die postmoderne Strukturwissenschaft organisiert nicht nur perfekt das interdisziplinäre Forschen sondern bietet auch ein entscheidendes, transdisziplinäres Bezugssystem für alle Teilwissenschaften, gleichzeitig realisiert die Strukturwissenschaft viele Forschungsansätze aus der Wissenschaftsgeschichte, z.B. die alchemistischen Ansätze der Ähnlichkeiten, wie oben so unten, die Ideen der Resonanz und die  alten Ideen von mathematischen Zeichensystemen, die sozusagen das Urbild einer Strukturwissenschaft darstellen.

Die moderne Strukturwissenschaft bietet den wissenschaftlichen Disziplinen nicht nur einen analytischen Rahmen, ein System, mit dem geforscht werden kann, sondern sie ist auch Ausdruck der modernen Fragestellung, inwieweit Informationssysteme dem Universum inhärent sind und dieses gestalten, von zentraler Bedeutung ist dabei das Problem, wie Informationen Energien und Materiekomplexe zu gestalten und zu beeinflussen vermögen. Hier kommen wir nur durch systemisches Denken weiter. Und gerade dieses Denken zeigt uns immer wieder, daß sich bestimmte Strukturen in allen Bereichen der Wirklichkeit immer und immer wieder finden lassen. Warum ist das so, warum ist z.B. die fraktale Geometrie so erfolgreich, sollte sich wirklich die These der universalen Resonanzfähigkeit aller ‘belebten’ und ‘unbelebten’ Systeme als dem zentralen Movens der Evolution herausstellen, dann würde sofort verständlich, weshalb alle Wissenschaft sich in Richtung einer einheitlichen Strukturwissenschaft entwickelt.

Letztlich wird sich zeigen, daß alles wissenschaftliche Denken immer zu allererst strukturwissenschaftliches Denken ist und das im Zentrum aller Evolution Information und nicht Materie steht.

Principiis obsta

fukushimaIn unserem gedankenlosen Wahn, daß es chic ist, alles und jedes zu delegieren und zu kontrollieren, delegieren wir unser Denken an Politiker, Wirtschaftslenker, Wissenschafter und weitere sogenannte Eliten, ohne an den zweiten Teil des Grundsatz noch zu denken, an das Kontrollieren . . .

In den Exzellenz-Clustern dieser Welt, den Denkfabriken der Eliten wird Denken produziert, dadurch kommen Produkte in die Welt, die wir eigentlich gar nicht haben wollen, bzw. was noch schlimmer ist, wir können es gar nicht mehr beurteilen, also kontrollieren, was wir haben wollen und was nicht.

Da halten wir uns doch lieber gleich, an den Spruch unserer Großeltern, die ihren Ovid noch kannten: “Wehre(t) den Anfängen!”, natürlich nur soweit sie – unsere Großeltern – selbst gedacht haben und vorausschauend waren und gesehen haben, was da am Horizont heraufzieht. Und wenn sie das alles waren, dann haben auch sie sich schon noch lieber an die Maxime Immanuel Kants und der Aufklärung gehalten:

Jederzeit selbst zu denken

Sonst geht’s uns so, wie dem Zauberlehrling bei Goethe: Die Geister, die wir riefen, die werden wir nicht mehr los . . .

Mathematische Formeln und Wahrscheinlichkeitsberechnungen sollen uns Vertrauen in beinahe sichere Wahrheiten suggerieren, weil sie uns eine berechenbare Welt vorgaukeln – hier helfen uns nur Bilder weiter, Bilder die unsere Emotionen erreichen können. Das Bild vom Zauberlehrling hat einen sicheren Stand bzgl. der limbischen Index-Gefühls-Marker! Wie ein Mantra können wir uns immerwieder vorsagen: Denk an den Zauberlehrling!

Und wenn es dann mal wieder fröhlich auf geht zur Hatz mit Genmais und Atomkraft, dann denken wir an unser Mantra, und dann sagen wir, daß wir doch nicht blöd sind und uns zum Zauberlehrling aufschwingen, dann sagen wir einfach NEIN.

Warum denn NEIN? Man ist doch gar nicht vom Fach, man kann doch gar nicht mitreden, man weiß doch gar nicht was technisch so abgeht!
Ganz einfach – weil Selber-Denken nicht heißt, das Nach-Denken, was andere Vor-Denken, sondern Selber-Denken!

Und wenn wir beim Selber-Denken feststellen, daß wir beim Be-Denken von Konsequenzen, Risiken und Wagnissen diese Selbst-Gar-Nicht-Be-Denken können, dann lassen wir die neuen Besen erst gar nicht tanzen, dann haben wir auch hinterher nicht das Problem, das die Besen ihren eigenen Tanz tanzen und ein wirklich schönes Stück von unserem kleinen Planeten einfach unbewohnbar machen . . .

Im Zweifelsfall hilft uns auch die sokratische Maxime:
Bedenken, daß Du nichts weißt, dann weißt Du schon sehr viel . . .

Wabi Sabi ist auch eine Lebensform

WabiSabi

Wabi Sabi ist alles, was in unserer modernen, auf Äußerlichkeiten programmierten Welt nicht mehr vorkommt.

Wabi Sabi ist aus dem einfachen und bescheidenen Leben der Zen-Mönche geboren und steht unter der Prämisse von Natürlichkeit, Freude und Wehmut, Zurückhaltung, Schönheit der Veränderung und Vergänglichkeit im Naturkreislauf und vorallem unter der Prämisse der Achtsamkeit gegenüber allem Kleinen, Unscheinbaren in unserem unmittelbaren Leben.

In jeder Blüte, in jedem alten, sich verändernden Stück Holz kann man den Geist des WabiSabi wiederfinden, es ist nicht notwendig tausende von Kilometern zu fahren, um das Leben reich zu machen, meist ist es dann nur voll, während das Reiche vollkommen unbeachtet vor einem liegt.

Blume

 

 

Still blüht die Blume,
still verwelkt sie,
doch hier in diesem Moment
blüht die ganze Blume,
blüht die ganze Welt.

Dies ist die Rede der Blume,
die Wahrheit des Blühens,
der Glanz ewigen Daseins
scheint vollkommen hier.

Zenkei Shibayama

WabiSabi ist dieser eine reiche Augenblick, in dem das Leben für ganz kurze Zeit die Augen aufschlägt und uns ansieht, es ist jener bitter süße Geschmack der letzten Erdbeere, bevor man abstürzt, weil man nicht mehr hinauf kann, da der Tiger oben einen verschlingen will und der Tiger unten schon wartet, daß der Ast des Baums an dem man sich mühsam festhält, bald bricht und man trotzdem die wilde Erdbeere pflückt, um sie genüßlich zu verspeisen (alte Zen-Geschichte).

Im Gegensatz zu den Wertvorstellungen des Abendlandes ist WabiSabi die Apotheose der Unvollkommenheit, der Wertlosigkeit, der Vergänglichkeit, des Krummen, Asymmetrischen.

Bei den Gegenständen, die wir für unseren Haushalt anschaffen, soll nichts dabei sein, was seine Gestalt, seine Oberfläche zum Beispiel verändert, wir übertragen unsere Angst vor dem Tod und unserer Vergänglichkeit auf die makellose Schönheit und Dauerhaftigkeit der Dinge, die uns umgeben sollen. Rosten unsere Möbel im Garten, so haben wir das Gefühl als würde unsere Welt untergehen, instiktiv erleben wir die Vergänglichkeit und den Tod in allen Dingen und deshalb dulden wir nichts um uns herum, was uns an unsere Endlichkeit erinnert, alles soll so bleiben wie es ist, soll konserviert sein für die Ewigkeit.

All dies steht in einem krassen Gegensatz zum WabiSabi, hier sollen uns die Dingen um uns herum zu einer friedvollen, stillen Kontemplation der Vergänglichkeit und Veränderung aller Dinge veranlassen. In der Haiku-Dichtung Japans, besonders in der des unvergleichlichen Matsuo Basho, steht WabiSabi für die Sehnsucht nach der Schönheit des Vergänglichen.

Jenseits der Worte soll WabiSabi uns zu einer heiteren Gelassenheit im Angesicht von Alter, Krankheit, Einsamkeit und Tod führen. Wenn wir den Tod nicht mehr fürchten, können wir bei allem was uns geschieht von heiterer Gelassenheit sein. Worauf wir bauen können, ist, daß sich alles verändert, nichts für die Ewigkeit ist.

WabiSabi ist auch wieder so eine Geisteshaltung, die wir in unserem schnellen auf materiellem Wohlstand aufgebauten Leben eigentlich nicht haben wollen, trotzdem ertappen wir uns immer wieder dabei, wie wir ein nicht genau faßbares Gefühl von Aufgehobenheit und “stiller Wärme” in einem plötzlichen Gefühlsraum von Melancholie und in Gegenwart von alten, geschichtsmächtigen Gegenden empfinden. Die Moderne hat unsere alte, beseelte, im Animismus beheimatete Welt unserer Intuition auf unserer Festplatte nicht löschen können, auch wenn die Indexspuren, worüber die alten Partition ansprechbar sind, nicht mehr recht funktionieren, plötzlich gelingt es einem unscheinbaren Detail, auf diese alten Areale zuzugreifen und dann haben wir plötzlich ein nicht verbalisierbares Gefühl von Vollständigkeit…

Das ist dann oft der Moment in dem wir vom Weg abbiegen, uns auf einen Schulungsweg begeben, ob er nun WabiSabi, Tee- oder Blumenweg heißt, entscheidend ist erstmal nur, daß wir abbiegen und uns unserer Neuroplastizität bewußt werden.

Kreis

Gottfried Wilhelm Leibniz einer der
letzten Universalgelehrten

Leibniz

Man muß kein Universalgelehrter sein, um ganzheitlich zu denken, das kann sich wie im Falle von Gottfried Wilhelm Leibniz mal so ergeben, aber das eine ist eine quantitative Betrachtungsweise von Wissen und der Geschichte der letzten Gelehrten der abendländischen Kulturgeschichte, die noch alles Wissen Ihrer Zeit überblickt haben sollen.

Das andere – das ganzheitliche Denken – ist eine strukturelle, qualitative Betrachtungsweise, die, unabhängig von der jeweiligen quantitativen Menge an Wissen, die eine jeweilige Zeit so hat, den Blick grundsätzlich mit einem möglichst hohes Maß an Komplexität der Einflußfaktoren aus den unterschiedlichsten Bereichen, dem Forschungsgegenstand zuwendet.

Man bezeichnet dieses ganzheitliche Denken auch gerne als einen holistischen Denkansatz und verbindet diesen oft mit dem Denkbild eines Hologramms. Interessant am Hologramm ist, daß jeder Teil das Ganze enthält und der Unterschied zwischen dem  Teil und dem Ganzen, die Klarheit und Schärfe ist, genau so funktioniert auch das morphische Feld von Sheldrake, genau so funktioniert aber auch die Leibnizsche Monade.
Monaden lassen sich also als holographische Elementarbausteine, als kleinstmögliche holographische Areale verstehen, in die die holistische Gesamtstruktur eines Gebildes holografisch eingefaltet ist. Eine Monaden ist eine form- und strukturverursachende Wirkmatrix, die zwischen Energie, Materie und Information vermittelt und selbst aber auch das Ganze ist, eine Dualität zwischen Geist und Materie gibt es kein Leibniz nicht.

Leibnis war aber in mehr als in dieser Hinsicht ein Visionär: Infinitesimalrechnung, Binäre Zahlensysteme, Algorythmen, Rechenmaschinen (die alle Grundrechenarten beherrscht hat), das Unbewußte, Sprachwissenschaft, I Ging Experte um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Was mir auf jeden Fall immer wieder an Leibniz auffällt, die enorme Neuroplastizität von dem sein Leben und Werk bestimmt gewesen zu seien scheint. Immer wieder hat er seine Theorien und Denkmodell revidiert und wenn nötig über den Haufen geworfen, klar seine Kindheit hat er nicht in einem bildungsfernen Zusammenhang verbracht, sein Vater war Professor und die Mutter immerhin die Tochter eines Professors.
Griechisch und Latein hat er sich wie all die kleinen Genies früherer Jahrhunderte natürlich mit 8 Jahren selbst beigebracht und mit 12 hat er schon eine mathematische Zeichentheorie entwickelt, mit 20 war er schon promoviert und er war noch keine 30 als er schon Mitglied der renomierten englischen Royal Society war. Was Leibniz an moderner Strukturwissenschaft durch seine Ideen einheitlicher mathematischer Zeichensysteme antizipiert hat, kann kaum überschätzt werden!

Sein berühmter Satz von der „besten aller möglichen Welten“ ist oft missverstanden worden und meint nicht eine grundsätzlich positive Beurteilung der Welt, in der wir leben, was im Grunde eine beleidigende Interpretation des Leibnizschen Denkens wäre, sondern es geht ihm vor allem darum, daß man sich immer wieder, jeden Tag klarmachen muß, daß wir nur diese eine Welt, diesen einen Planeten haben, auf dem wir in Theorie und Praxis gleichermaßen immer wieder versuchen müssen unser Bestes zu geben, da sie auf die Entfaltung aller Seinsmöglichkeiten angelegt ist. Träumt nicht von besseren, anderen Welten, diese hier ist die einzige, die ihr habt und sie bietet die besten Möglichkeiten unsere Potentialitäten voll auszuschöpfen und zu entwickeln.

LeibnizhausDie Denkstruktur, die dahinter steht ist meiner Meinung nach folgende. Was das Universum und damit auch unsere kleine Welt bewegt, ist die Frage nach Gott, die Frage nach Gott ist die Frage nach dem Sein, die Frage nach dem Sein ist die Frage nach dem Logos, alles dreht sich letztlich also darum, ob dem Universum eine allumfassende Vernunft inhärent ist und diese Frage läßt sich durch den Hinweis vielleicht beantworten, daß man die Vernunft als ein grundsätzliches Spiel aller Seinsmöglichkeiten miteinander verstehen kann.

Die Totalität aller Seinsmöglichkeiten ist das Ganz Andere, nach dem wir in unserer Begrenztheit immer wieder suchen und das wir als entwicklungsgeschichtliches Movens und als Garant der Grenze unseres Größenwahns begreifen können.

Und wenn ich es noch anführen darf, ich weiß, daß es immer schärfer werdende Widerstände gegen den Wiederaufbau einmal in der Geschichte zerstörter Gebäude gibt (das durch den 2. Weltkrieg zerstörte Leibnizhaus würde heute eher durch eine Einkaufsmall ersetzt, als das es wieder aufgebaut würde), weil sie eine Art Barikade gegen den sogenannten Fortschritt darstellen, ich möchte aber zu bedenken geben, daß es nicht nur die unwiederbringlich zerstörte Architektur ist und das menschliche Maß, das in dieser alten Architektur noch von Bedeutung war, um die es in den Diskussionen geht, es geht auch um die Frage des Denkmalschutzes, und dieser dokumentiert – wie man wissen sollte – nicht die Asche vergangener Zeiten, sondern das Feuer, das es weiterzutragen gilt.

Wir sollten uns mit Denkmalen inhaltlich beschäftigen, sie als Herausforderung und Korrektiv für unser Denken wahrhaft schätzen und nicht als Hindernisse auf dem Weg in eine blühende Zukunft verteufeln…

Sehr lesenswert ist das Buch: „Leibniz: Das Lebenswerk eines Universalgelehrten“
Das von Hans Heinz Holz, einem der Herausgeber der Werke von Leibniz bei der WBG verfaßt wurde. Holz ist leider im Jahr 2011 gestorben

Eine interessante Auseinandersetzung mit Hans Heinz Holz findet sich  in der ZME von Thomas Collmer: „Hans Heinz Holz, Weltentwurf und Reflexion“

Das Internet

Schon im 3. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung legte Ptolemaios II. den Grundstein für den wunderbaren Traum, an einer zentralen Stelle die gesamte verfügbare Literatur der Welt aus allen Wissengebieten zu sammeln.

Er gründete die Bibliothek von Alexandria und mit Ihren zuletzt 490.000 Schriftrollen kam sie der Verwirklichung dieses Traums in den Antike schon enorm nahe. Aber wie es in der Menschheitsgeschichte immer ist, wo Weisheit und Denken gepflegt und weitergegeben wird, findet sich auf der Unterseite der Medaille immer auch Ignoranz und Dummheit und so verwundert es nicht, daß zunächst im Zuge der Christianisierung des römischen Reichs im 4. nachchristlichen Jahrhundert der größte Teil der Bibliothek und durch den Islam – wenn die Legende stimmen sollte – im 7. Jahrhundert der restliche Teil der Bibliothek zerstört wurde.

Der Befehl des Kalifen Umar ibn al-Chattab, den er angeblich 642 n.u.Z. gegeben hat: „Bücher, deren Inhalt mit dem Koran übereinstimmen, werden nicht benötigt, diejenigen, die dem Koran widersprechen, werden nicht gewünscht. Zerstört sie also.“, kann als ein wesentlicher Topos weltgeschichtlicher – religiös verursachter – Ignoranz und Dummheit gelten! Das der Legende nach die Handschriften zur Beheizung der öffentlichen Bäder verbrannt wurden, rundet das Bild sehr schön ab. Internetsymbol

Die neue Bibliotheca Alexandrina, die am 16. Oktober 2002 in Zusammenarbeit mit der UNESCO in Alexandria errichtet wurde, greift den alten Menschheitstraum einer weltumspannenden Bibliothek wieder auf. Für uns interessant ist, daß die Bibliothek nicht nur 8 Millionen Büchern auf 45000 m² Platz bietet, sondern gleichzeitig auch kontinuierlich die weltweiten Inhalte des Internets archiviert.

Wahrscheinlich sollten wir uns klar machen, daß das Internet unsere Bibliothek von Alexandria ist und was wir uns auch überlegen können, ist, ob die Tatsache der enormen Datenfluten, die das Internet – von Außen und von Innen – produziert, nicht auch einen enormer Schutz – eine Firewall der besonderen Art – vor der abermaligen Vernichtung des Weltwissens bietet. Hinzukommt, daß das Internet keinen Raum mehr für entscheidbare Kriege bietet, zwar finden im Internet jede Menge Kriege ideologischster Art statt, aber es gibt keine Gewinner und Verlierer mehr, die Cyber-Warlords dieser Welt produzieren nur Verlierer, schon alleine deshalb, weil wir mit dem Internet eine Maschine erschaffen haben, die uns längst beherrscht und nicht mehr wir sie beherrschen können.

Im positiven Fall können wir dies schon seit einiger Zeit bei den kläglichen Versuchen der Internetunterdrückung durch allerlei Diktaturen und Diktatoren dieser Welt beobachten. Das Gute und das Böse sind im Internet fest miteinander verbunden, wir können es nicht mehr trennen, wir können uns aber getreu der Aufklärungsmaximen des 18. und 19. Jahrhundert zum Selber-Denken und zum ethisch sauberen Verhalten entschließen, niemand zwingt uns im Internet, den ein oder anderen Weg zu gehen, solange wir uns nicht in einen konsumistischen Sog der Passivität hineinziehen lassen und wir unser Denken nicht abschalten, stehen uns alle Wege im Internet offen, offener als jemals zuvor.

Die DenkWerkStätten des Fin de siècle

Cafe Griensteidl

Bis im Januar 1897 das Café Griensteidl abgerissen wurde, weil es der neuen Zeit Platz machen mußte, war es der Treffpunkt der Wiener Avantgarde, hier sammelte sich alles was schon einen oder noch keinen Rang und Namen hatte und zwar aus den unterschiedlichsten politischen und kulturrellen Bereichen. Hier traf man nicht nur Arthur Schnitzler, Karl Kraus oder Peter Altenberg, hier konnte einem auch Rudolf Steiner über den Weg laufen, der temporär sogar das Café Griensteidl zu seiner Postadresse machte.

Die kulturgeschichtliche Werkstätte der Zeit von 1890 bis 1910 ist das Kaffeehaus. Diese Zeit wird enger (weil lokaler) gefaßt als “Wiener Moderne” bezeichnet, weiter gefaßt wird sie als “Fin de siècle” beschrieben. Alles was sich in den 100 Jahren danach an Ereignissen entfaltet hat, konnte hier im Kern schon beobachtet werden. Das “Fin de siècle” ist nicht nur zeitlich die Umschlagphase vom 19ten ins 20ste Jahrhundert, sondern auch inhaltlich der Übergang von der Romantik zur Moderne, was an solchen Wendezeiten immer besonders interessant ist, daß die Akteure auf der Bühne immer zwei Welten verkörpern, sie sind noch halb im alten gefangen – z.B. der Naturschwärmerei – und schon vom Neuen – z.B. der Faszination für neue, moderne Techniken und Naturwissenschaften – hinfortgerissen. Diese dichten Zeiten tragen immer das gesamte kreative Potential der nachfolgenden Epoche!

Im Kaffeehaus kam hinzu, daß hier die dialektische Apotheose des Transitorischen mit dem Emphatischen gefeiert wurde. Während anderswo auf der Welt das Transitorische sich immer mit dem Beliebigen verband und immer noch verbindet,  wurde im Kaffeehaus das Transitorische gefeiert, als wäre es eine über 1000 Jahre gesuchte und jetzt endlich gefundene Lösung für alle Probleme der Welt. Am nächsten Tag hatte man immer noch genügend Neuroplastizität übrig, um sich euphorisch auf die nächste Theorie einzulassen und sie emphatisch zu begrüßen.

Nachdem das Café Griensteidl und mit ihm die Literatur “demoliert” war (Karl Kraus erhielt aufgrund dieser Bemerkung von Felix Salten am letzten Abend des Café Griensteidl eine schallende Ohrfeige) zogen die Wiener Intelektuellen weiter ins Café Central, daß schon im Jahre 1868 im Palais Ferstel in der Herrengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk eröffnet worden war, aber erst jetzt seine volle Bedeutung für die Wiener Moderne erlangte. Jetzt entwickelte sich das Café Central zum geistigen Zentrum des Fin de siècle, 250 Zeitungen in 22 Sprachen und Nachschlagewerke wurden hier angeboten.

Peter Altenberg

Man sagte: “Auf jedem zweiten Thonetstuhl ein reifendes Dichter-Genie, ein Austromarxist, oder Adeliger, ein Zwölftonmusiker oder wenigstens ein Psychoanalytiker, hinter jeder Zeitung ein kluger Kopf, jeder Disput ein literarisches Bonbon, jeder Tropfen Obers eine Weltanschauung.”

Peter Altenberg (Teil des berühmten Trios Peter Altenberg – Alfred Polgar – Anton Kuh) gehörte praktisch zum Inventar des Cafés, deshalb sitzt er auch heute noch als Pappmache-Figur im Eingang des Cafe Central, wie vor 100 Jahren in Wirklichkeit.

Alfred Polgar hat mal in dem Essay “Café Central” die entsprechende Theorie dieser weltberühmten Werkstatt aller “Kulturschaffenden” verfaßt:
Das Central ist nämlich kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung. Seine Bewohner sind größtenteils Leute, deren Menschenfeindlichkeit so heftig ist  wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen.

Cafe Central

Unser Sehen

NäheKarl Kraus hat 1911 in seiner Fackel mal den Satz geschrieben:

“Je näher man ein Wort ansieht,
desto ferner sieht es zurück.”

Seit 1979 habe ich diesen Satz für mich zur Wiener Blumenpredigt erweitert:

“Je näher man etwas ansieht, desto ferner sieht es zurück.”

Je mehr ich wirklich intensiv über diesen Satz nachgedacht habe oder Ihn z.B. auch in den Zusammenhang mit anderen Gedankenwelten, als der Wiens um die Jahrhundertwende gestellt habe, wie z.B. mit Buddhas “Blumenpredigt”, je mehr hat er angefangen, mir zu gefallen und unerhörte Horizont zu eröffnen, die unbeschreiblich weit sind!

Aber klar! Leider ist es wie vor 2500 Jahren … nur Mahakasyapa hat den Satz verstanden oder glaubte ihn zu verstehen, indem er lächelte  …  muß man noch mehr sagen, ist jemand bereit, Lebenszeit über Jahre an einen Satz zu “verschwenden”?

Unser Hab & Gut

Bias_of_PrieneManche Sätz trägt man sein Leben lang mit sich herum – ist mit Ihnen vertraut und hält sich trotzdem niemals daran.

Genau so ist es mit diesem Satz, den Cicero dem griechischen Philosophen Bias von Priene vage zugeschrieben hat:

“Omnia mea mecum porto”  (“All meinen Besitz trage ich bei mir” – Wie sonderbar, die Übersetzung ist nur noch halb so viel wert???)

Bias von Priene, einer der sieben Weisen, soll diesen Ausspruch auf der Flucht aus seiner Heimatstadt (in der Achsenzeit (Jaspers) um 550 v.u.Z.) ausgerufen haben, als er sah, wie seine Mitbürger versuchten, mit Unmengen ihres materiellen Hab und Guts aus der Stadt zu fliehen:

Denn sein wahrer Besitz liegt in seinen Fähigkeiten und seinen charakterlichen Eigenschaften – und nicht in materiellen Dingen.

Also mit freiem Rücken neu durchstarten – jeder der es kann, kann es zu sich selbst sagen, niemals aber sage es der, der vorher sich am Hab und Gut des Anderen bereichert hat.

Der Neocortex ist an allem Schuld …

Goya-Capricho-43

Der Neocortex ist entwicklungs-geschichtlich der Teil des Gehirns, der als letztes dazu kam und wie es immer so ist, wer zuletzt kommt, der bringt das Spiel der anderen nur in Unordnung.

Alles war schon schön in der Natur geregelt auch ohne ihn – zumindest vom Standpunkt der Natur aus betrachtet, plötzlich tritt einer auf, der nicht mal an der Basis der Sensorien steht, schwitzt und arbeitet, sondern nur dick und fett von weiter oben die Dinge aus zweiter Hand betrachtet und den Chef spielt.

Später wird er dann vollkommen größenwahnsinnig und reklamiert für sich, alles besser zu wissen und seinen Werkzeugkasten, den er mit sich trägt, nennt er dann “Die Vernunft”.

Jetzt wissen wir ja seit Goyas Radierung von 1799 “Der Traum/Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer”, daß es eine durchaus zweischneidige Sache ist mit der Vernunft, hält sie nun die Ungeheuer unter dem Deckel oder läßt sie sich einspannen für jedweden instrumentellen Irrsinn?

Entstehen die Ungeheur, z.B. der industriellen Vernichtungsmaschinerie, trotz oder gerade durch die Vernunft.

Ohne Neocortex keine Vernunftdebatte, ohne Vernunftdebatte keine planmäßige Vernichtung – Goyas Radierung ist dazu ein phantastisches Denkbild – wobei es hier, wie immer, um das Strukturelle und nicht um das flüchtige Augenblickliche geht, darüber haben sich bereits Heerscharen von Kunsthistorikern geäußert.

Klar bleibt auch: aus den dunklen Tiefen des Unbewußten steigen viele Ungeheuer auf und oft werde sie es erst im Moment Ihrer Realisierung, dann, wenn sie durch die dünne Oberfläche des tiefen Sees, der glatten Wasseroberfläche, die wir auch Vernunft nennen, hindurchstoßen und ans Tageslicht kommen.

KulturDenkBilder

Einsamer Baum
KulturDenkBilder – wie der “Einsame Baum” von Caspar David Friedrich – sind reale oder imaginierte Bilder, die uns auf ganz unmittelbare – nicht reflektiert willendliche – Weise dazu veranlassen, über sie nachzudenken. Diese unmittelbare Wirkung kommt dadurch zustande, daß ein Denkbild im Unterschied zum Text, Aphorismus oder Symbol immer ein Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Erlebniswelten darstellt. Darüber hinaus sind wir entwicklungsgeschichtlich dem Bild viel näher als dem Wort, deshalb vermag das Denkbild eine so große Wirkung zu entfalten, indem es Bild ist, spricht es uns unmittelbar an, indem es ein Zusammenspiel unterschiedlicher Themenwelten ist, setzt es in uns einen rationalen Reflexionsprozess in Gang – es initiiert einen assoziativen Denkvorgang. Ein Denkbild spricht uns direkt, ohne unseren kulturgeschichtlich entfalteten Ratiofilter, auf ganz vielen Ebenen an, limbische Gefühlsmarker werden so wie unsere Kellergeschosse des Unbewußten affiziiert.

Mönch am Meer

KulturDenkBilder – wie der “Mönch am Meer” von Caspar David Friedrich – sind in der Regel verstörend – wären sie affirmativ, wären sie keine Denkbilder – oft bringen sie unsere “normalen” Denkwege und -strukturen vollkommen durcheinander – wenn sie besonders gut sind, sprengen sie den Eingang in die farbenfrohe Welt des komplexen Denkens frei.
Was in Denkbildern dargestellt wird, ist auf unterschiedliche Weise verstörend, zum einen sind es die unterschiedlichen Themen, die für sich selbst schon aufwühlend sind und dann um so mehr in der Zusammenziehung in einem einzigen Bild, dann aber sprechen Denkbilder in der Art ihrer Darstellung und Präsentation viele verschiedene Sinne an, oft können wir in ihnen etwas sehen, etwas hören und etwas lesen.

Damit ist das Dargestellte ebenso problematisch wie die Darstellung selbst.

Das Denkbild war als Wort mitsamt seinem Inhalt bereits vor der Romantik – also schon in der Weimarer Klassik – im allgemeinen Sprachgebrauch z.B. bei Winckelmann, Herder und Goethe. Von dem her was ein Denkbild bedeutet, finden wir es allerdings in der gesamten Kulturgeschichte.
Ein wirklich ausgezeichnetes Beispiel für ein Denkbild ist z.B. auch der dritte Meisterstich Dürers, die “Melancolia I”. Mit der profunden Ausdeutung und gedanklichen Aufarbeitung dieses Stichs kann man sein ganzes Leben verbringen, und in der Tat man kommt dabei vom Hundertsten ins Tausendste und wird nie damit fertig. Wahrscheinlich sind große Werke der Kulturgeschichte immer Denkbilder, denn sie sprechen die Menschen über die Zeiten hinweg immer an und sie sind immer offen, lassen tausende von verschiedenen Deutungen und Reisen der Phantasie zu.

melancolia1
Vgl. auch den sehr interessanten Beitrag von Hinrich C. Seeba über Denkbilder.

Im 20sten Jahrhundert sind die Denkbilder vor allem durch die Denkbilder – als Erkenntnismethoden – Walter Benjamins (Einbahnstraße) und Theodor W. Adornos (Minima Moralia) ins Blickfeld gekommen. Bei diesen Denkbildern ist vor allem der Aspekt der Imagination, die durch die geschilderten Situationen initiiert wird und die Auswahl der Bilder, des skizzierten Imagos bedeutend.

KulturDenkBilder sind aber weitaus mehr, als ich hier in diesem Beitrag bisher erwähnt habe, deshalb werde ich hoffentlich noch oft darüber schreiben können…

Die Nachtmeerfahrt

SonnenbarkeDas archetypische Denkbild der Nachtmeerfahrt ist mir immer sehr wichtig gewesen!

Das Meer ist uns von Hause aus unheimlich, es ist unberechenbar, es entzieht sich unserer Kontrolle, alles was sich unserer Kontrolle entzieht, macht uns Angst, jede Art von Angst steht immer in Korrespondenz zu unserer grundsätzlichen Lebensangst aber auch zum Dunkeln, Undurchdringlichen. Von hierher ist die Fahrt in dunkler Nacht ein Topos doppelter Art: Es ist einerseits die abenteuerliche Fahrt über ein nicht kalkulierbares, unbeherrschbares Meer, der dauernde Kampf, seiner Angst Herr zu werden, andererseits aber auch die Dunkelheit der Nacht mit all ihren Göttern und Dämonen von denen man belagert wird, dieses Alleinsein mit nichts als sich selbst, die Ausgeliefertheit vor dem Ich.

Die Nachtmeerfahrt symbolisiert den seelische Verhaltens-Archetypus eines Menschen, der in dieser Welt bestehen muß und irgendwann in der Kulturgeschichte auch in ihr bestehen will. Dieser Archetypus hat in den Mythen der Menschheit immer wieder zu Bildern gefunden. Es ist der Held, der Odysseus der auszieht, um Abenteuer zu bestehen und seelisch gereift und gestärkt aus diesen Abenteuern zurückkehrt in die Heimat. Natürlich leben und werden Archetypen erst dadurch, daß sie Grundthemen der Menschheit durch wirkmächtige, entwicklungsgeschichtlich sehr tief verankerte Bilder zum Ausdruck bringen. Deshalb kann es gar nicht verwundern, daß der Archetypus der “Nachmeerfahrt” bis heute immer wieder, sei es in Romanen, im Kino, in Computerspielen oder aber auch im Tarot mit seinen Archetypen fortlebt.

In der analytischen Psychologie C.G.Jungs entspricht die Nachtmeerfahrt natürlich dem Bewußtwerdungsprozess im Durchgang durch die Depression, dem Umflossensein von den dunklen Mächten des Unbewußten. Dem Bestehen in dunkler Nacht und dem erlösenden Tagesanfang mit seiner Bewußtwerdung der Schrecken der Nacht. Natürlich ist die Nachtmeerfahrt nicht nur ein Durchkommen, ein Hindurchgehen durch eigene Lebenskrisen, sondern es ist auch im geweiteten Rahmen ein Durchkommen der Menschheit durch die Gefahren, denen sie im Kosmos ausgesetzt ist, dieses Ringen um ein Bestehen im Kosmos nennen wir auch Kulturarbeit, womit klar wird Kulturarbeit ist Lebensarbeit, ist die immer mehr diversifiziertes Nachtmeerfahrt. Diversifizierung findet allein schon dadurch statt, daß wir uns immer wieder mit unseren archaischen Strukturen und Bildern, die uns fortwährend beherrschen, auseinandersetzen und immer wieder auch versuchen daraus zu lernen und unsere Aufarbeitung zu verfeinern.

Können wir Träume, Traumbilder haben und von ihnen getroffen werden, die nicht ein Mosaik erlebter Erfahrungssplitter sind? Wenn ja, dann haben wir es mit einem kollektiv Unbewußten zu tun, daß außerhalb unseres neuronalen Geschehens und Gewitterns liegt. An dieser Stelle gibt die Nachtmeerfahrt als Bild uns viele Rätsel auf, denn wir fragen uns wie und warum gehen diese Bilder in das kollektiv Unbewußte ein und wie wirken sie heute noch. Nur wenn wir uns diesen ständigen Nachtmeerfahrten vollkommen ausliefern und sie ohne Tabuisierungsversuche in unser Leben vollwertig integrieren, können wir uns weiterentwickeln in dem wir vollständiger werden und nicht mehr versuchen gegen unsere dunklen Seiten Front zu machen anstatt sie als vollwertigen Teil unserer selbst anzunehmen.

Nach dem Glauben der Ägypter fuhr der Sonnengott “Re” tagsüber mit einer Sonnenbarke über den Himmelsbogen und durchquerte nachts das Wasser der Unterwelt. Für C.G.Jung hatte das Bild des Sonnengottes in seiner Barke, der mit dem Untergehen der Sonne des Nachts die Welt des Unbewußten durchfährt und mit seinem Auftauchen bei Sonnenaufgang aus dieser Welt des Dunklen, Unbewußten sehr starke Symbolkraft, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich diese Nachtmeerfahrt in vielen Kulturkreisen und Mythen der Welt wiederfindet und z.B. auch in der christlichen Bilderwelt immer wieder vorkommt (Weidenkorb/Moses und Arche/Noah).

Wie wird man Buddhist?

Man kann ein Buddhist werden, wenn man alle 4 Siegel positiv beantworten könnte:

Siegel 1:  Alle zusammengesetzten Dinge sind vergänglich
(weil sie sich immer verändern können)

Siegel 2:  Alle Gefühle verursachen Schmerzen
(positive – weil sie gehen und negative – weil sie da sind)

Siegel 3:  Alle Dinge haben keine eigenständige Existenz
(weil sie nicht getrennt von allem anderen existieren können)

Siegel 4:  Das Nirwana ist jenseits von allen Konzepten
(die wir uns über das Nirwana machen können)

 

Buddha_sepia

Der alte Turmhahn

Richter_Turmhahn_1__800x542_

Der alte Turmhahn

von Eduard Mörike mit einer
Illustration von Ludwig Richter

Zu Cleversulzbach im Unterland
Hundertunddreizehn Jahr ich stand,
Auf dem Kirchenturm ein guter Hahn,
Als ein Zierat und Wetterfahn.
In Sturm und Wind und Regennacht
Hab ich allzeit das Dorf bewacht.
Manch falber Blitz hat mich gestreift,
Der Frost mein‘ roten Kamm bereift,
Auch manchen lieben Sommertag,
Da man gern Schatten haben mag,
Hat mir die Sonne unverwandt
Auf meinen goldigen Leib gebrannt.
So ward ich schwarz für Alter ganz,
Und weg ist aller Glitz und Glanz.
Da haben sie mich denn zuletzt
Veracht’t und schmählich abgesetzt.
Meinthalb! So ist der Welt ihr Lauf,
Jetzt tun sie einen andern ’nauf.
Stolzier, prachtier und dreh dich nur!
Dir macht der Wind noch andre Cour.

Das Gedicht weiterlesen>>>

Der achtfache Pfad

Im Buddhismus gibt es einen fundamentalen Schulungsweg, um zur Erleuchtung, zur Befreiung von unserer Lebensangst zu kommen.

Dieser Schulungsweg wird als der achtfache Pfad bezeichnet,wenn wir lange genug darüber meditieren, dann können wir ihn ansatzweise verstehen und uns aus dem Kreislauf des Samsara befreien:

Blume

.

1.Wegmarke:

Als erstes benötigen wir eine rechte Einsicht
in die Notwendigkeit des Schulungsweges

2. Wegmarke:

Dann benötigen wir das rechte Denken,
die rechte Gesinnung

3. Wegmarke:

Wenn wir das rechte Denken verwirklicht haben,
können wir die rechte Rede führen

4. Wegmarke:

und im nächsten Schritt auch recht Handeln

5. Wegmarke:

Wenn wir die ersten 4 Wegmarken erreicht haben, dann müssen wir uns auch um den rechten Lebenserwerb kümmern.

6. Wegmarke:

Die ganzen Wegmarken können wir nur erreichen, wenn wir von einer rechten Anstrengung getragen werden.

7. Wegmarke:

All diese Schritten bleiben vergebens, wenn wir nicht die rechte Achtsamkeit entwickeln, die uns hilft jedes Detail auf unserem Schulungsweg wahrzunehmen.

8. Wegmarke:

Wenn wir all diese Wegmarken absolviert haben, sollten wir rechte Konzentration gewonnen haben, um in rechter Meditation uns von unserer Lebensangst immer wieder zu befreien.

Der achtfache Pfad ist keine Übung, die wir einmal zu durchlaufen haben und dann ein neues Leben beginnen können, dieser Schulungsweg ist unser ganzes Leben lang immer und immerwieder zu gehen!!!

Tag der Abrechnung

Ist’s an Lichtmess hell und rein,P1100810
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit.

Am 2. Februar zu Mariä Lichtmeß wird abgerechnet, es beginnt ein neues Bauernjahr, der Herr und “sein” Knecht, sie können sich entscheiden, ob man ein weiteres Jahr zusammen arbeiten will. Fällt der Rest des Jahreslohnes mager aus, ist’s besser, trotz Schnee und Eis, aufzubrechen, anderenfalls verlängert man per Handschlag um ein weiteres Jahr.

Aber auch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne und Gott sei Dank geht’s ja dem Frühjahr zu und das Licht scheint schon eine Stunde länger als zur Wintersonnenwende.

Im Schwäbisch-Alemannischen soll ja die Fastnacht beginnen und dem Winter wird der Gar ausgemacht. Hoffentlich hat der Bauer noch die Hälfte vom Futter, sonst geht’s den Tieren bald an den Kragen.

Mariä Lichtmeß – neue Schuhe – neue Liebe – neues Glück, im nächsten Tal kann noch vieles Unbekannte auf einen warten und Essen kann man jetzt den ganzen Tag bei Licht und die Sonne erstrahlt auch schon zur Frühmesse.

Auch die wandernden Händler machen sich jetzt mit ihrer Kraxe auf den Weg, um im nächsten Dorf oder auch über die Alpen, wenn die Kraft es zuläßt, die eine oder andere Uhr aus dem Schwarzwald zu verkaufen.

Dann hoffen wir mal, daß das Murmeltier für die nächsten 6 Wochen nicht wieder zurück in seinen Bau geht  . . .

Das Abendmahl

Egal ob man das Original von Leonardo da Vinci, das er in den Jahren 1494 bis 1498 im Auftrag des Mailänder Herzogs Ludovico Sforza im Refektorium des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand geschaffen hat, ansieht oder eine der zahlreichen Kopien seiner Schüler oder der Maler, die zum Kreis Leonardos in Mailand gehörten, immer drängt sich Maria Magdalene und die V-Symbolik in die aufmerksame Betrachtung, egal was mir die Kunsthistoriker über den androgynen Lieblingsjünger Johannes erzählen. Schaut Euch doch mal eine der vielen Kopien vorurteilsfrei an, z.B. diese, seht Ihr Johannes oder seht Ihr Maria Magdalena, vor allem wenn man bedenkt, daß man ansonsten eigentlich nur gestandene Kerle sieht?

Minoritenkirche_Abendmahl

 

Die 4 edlen Wahrheiten

Buddha2015

Im Buddhismus gibt es

4 fundamentale Wahrheiten

wenn wir lange genug darüber
meditieren, dann können wir sie
ansatzweise verstehen:

1. Wahrheit:
Unser Leben ist ausschließlich von
Angst* bestimmt.

2. Wahrheit:
Es gibt benennbare Ursachen für diese Angst.

3. Wahrheit:
Wir können alle Ursachen unserer Angst hinter uns lassen.

4. Wahrheit:
Um unsere Angst zu besiegen, müssen wir ständig auf dem achtfachen Pfad üben.

Für den Buddhismus ist es von zentraler Bedeutung, daß diese Wahrheiten keine dogmatischen Glaubenssätze sind, die wir einfach glauben und unhinterfragt akzeptieren sollen, sondern alle diese Sätze sind Aufforderungen zum Handeln, zunächst hinsichtlich einer kritischen Prüfung und dann zu einer aktiven Überwindung unserer Lebensangst, des Leidens, was unser Leben und Tun durch und durch bestimmt.

* Der Pali-Begriff “Dukkha” hat sehr sehr viele Konnotationen, normalerweise wird der Begriff mit “Leiden” übersetzt, man könnte ihn z.B. auch mit “Schmerz” übersetzen, ich bevorzuge jedoch den Begriff “Angst”, weil ich der Meinung bin, daß die Angst vor dem Tod der unterirdische Fluß ist, der unser Leben prägt und immer – in den unterschiedlichsten Ausformungen – unser Handeln im Leben bestimmt.

Chevalier de Lamarck

Lamarck.
Bei Lamarck, bzw. beim Neo-Lamarckismus geht es im Kern um die Frage, inweit die Lebensbedingungen des Organismus nicht nur den Phäno- sondern auch den Genotyp des Organismus verändern, diese Fragestellung kann meiner Meinung nach jedoch nicht nur in der engeren Epigenetik über Genschalter und die Funktion dunkler Gensequenzen erklärt werden, sondern muß unbedingt im Zusammenhang mit dem 5. Feld und der morphogenese Sheldrakes angegangen werden. Nur durch die Interaktion von Genom und morphischem Feld (das 5. Feld) kann nach befriedigenden Antworten gesucht werden im Rahmen des Neo-Lamarckismus.

Konsequenterweise müssen wir ja bei der Weitergabe von Informationen an biologisch folgende Generationen nicht nur fragen, wird das Genom durch veränderte Umweltbedingungen verändert, sondern auch wie wirkt die “Geistige Welt” einerseits auf das Genom ein, wie wirkt es aber auch auf die Reinkarnation des geistigen Lebenskerns auf das neue Lebewesen ein.

Hier kommen sehr viele Überlagerungszustände, man könnte auch sagen Bildekräfte zusammen, die zu etwas völlig neuem emergieren.

Der Klang der Stille oder wie man Geduld lernt

Wenn wir uns mal wieder von tausend Hunden gehetzt fühlen und unser Alltag uns über der Kopf zu wachsen droht, wir nicht mal ansatzweise zu einer gewissen Gelassenheit finden können, dann sollten wir uns für knapp 3 Stunden eine Auszeit von unserem Alltag gönnen und – soweit vorhanden – in eine stille Ecke mit unserem Laptop setzen und den wunderbaren Film “Die große Stille” von Philip Gröning ansehen.

Grande_Chartreuse_02

Schon alleine über das Zustandenkommen des Films kann man sehr lange nachdenken beinahe schon meditieren:
Ein Regisseurs fragt bei dem Prior eines Klosters, noch dazu eines Schweigeklosters der Karthäusermönche an, ob er einen Film über ihr Kloster drehen könnte. Der Prior erbittet sich beim Regisseur eine Bedenkzeit aus.
16 Jahre später meldet sich der Prior wieder und erteilt dem Regisseur eine Drehgenehmigung, allerdings mit ein paar kleinen Auflagen: Kein künstliches Licht, keine zusätzliche Musik, keine Kommentare, kein zusätzliches Team, nur er, der Regisseur. Philip Gröning ist also auf sich alleine gestellt, insgesamt fast ein halbes Jahr lebt er beinahe wie ein Mönch inmitten  der Mönche und dreht seinen Film.

Der Film wird ein kleines Wunderwerk – jenseits aller unsere medialen  Konsumgewohnheiten wird der Film tatsächlich von der Stille und dem Hör- bzw. Erleb-barwerden der Zeit getragen. Kein lauter Soundtrack – nicht mal ein imposanter Mönchschor – keine dusseligen Gespräche über den Sinn des Lebens und so weiter, einfach Stille und der stark geliederte Rythmus des Mönchsalltags. Ein beinahe archaiisches Zurückgeworfensein auf die Grundbestandteile unserer Existenz.

Grande_Chartreuse_03

Wir Heutigen haben immer das Gefühl, daß unser Leben nur dann lebenswert ist, wenn es randvoll ist, jede Sekunde unseres Alltags muß “ausgemostet” werden, zweimal an den gleichen Ort zu gehen, bedeutet schon Langeweile, daß man nichts aus seinem Leben macht – carpe diem – nutze den Tag, in dem Du ihn bis zum Rand vollpackst mit jeder Form von Aktivität, Hauptsache kein Stillstand, es muß knallen, schießen, leuchten, sonst gehen wir am Leben vorbei und dann kommt einer – wie Philip Gröning – und dreht einen fast dreistündigen Film über die Stille und den immer gleichen Rythmus eines jeden Tages. Wir begegnen Menschen, die ganz in konzentrierter Kontemplation, einem immer neuen Blick auf ewig Gleiches, aufgehen.

Wer meditieren möchte, ohne sich groß darüber Gedanken machen  zu wollen, was Meditieren ist, bzw. wie es funktioniert, der überläßt sich einfach mal für knapp 3 Stunden diesem Film.

Natürlich kommt die Stärke dieses Films nicht nur durch den mutigen Regisseur zustande, der sich getraut hat, einen solchen Film in unserer heutigen, schnellebigen Zeit zu machen und der bereit war über 21 Jahre an dem Thema “dran zu bleiben”, sondern in erster Linie natürlich durch das Sujet des Films selbst, das Kloster und seine Mönche inmitten der Berge. Und immer hin sind die Karthäusermönchen inzwischen fast die einzigen Mönche weltweit, die immer noch dem Gebot der Kontemplation leben. Der Film jedenfalls ist auch deshalb so einzigartig, weil vor Philip Gröning noch niemandem eine Dreherlaubnis für die Grande Chartreuse erteilt wurde, vielleicht bleibt er auch der Einzige, denn um einen solchen Film zu drehen muß man sich ganz auf diesen Ort und die geistige Kraft, die in diesem Ort anwesend ist, einlassen können und wollen.

Schon der Ort an dem die Grande Chartreuse 1132 gebaut wurde in mitten der Berge und der immer noch archaiisch wirkenden Natur ist unbeschreiblich. Gottseidank dürfen Touristen das Kloster nicht besuchen, aber es gibt hinter dem Kloster einen wunderbaren Lehrpfad und wenn man sich einmal für einen etwas längeren Augenblick an einem der Hänge rund um das Kloster niederläßt und nur den Ort inmitten des jeweiligen Augenblicks auf sich wirken läßt, dann ist das schon ein sehr überwältigendes Erlebnis.

Grande_Chartreuse_04

Die Grande Chartreuse befindet sich heute drei Kilometer nordwestlich des Dorfes Saint-Pierre-de-Chartreuse im französischen Département Isère und wurde ursprünglich 1084 durch Bruno von Köln etwa 2 km nördlich vom jetzigen Standort (also noch etwas mehr in den Bergen) mit 6 weiteren Mönchen errichtet. Seinen Namen verdankt das Kloster dem einsamen Gebirgszug “La Chartreuse” nördlich von Grenoble. Dorthin hatten sich die 7 Mönche zurückgezogen und ihre Eremitagen  aus Holz um einen Kreuzgang, eine kleine Kirche und einen Gemeinschaftraum errichtet. 8 Mal wurde das Kloster im Laufe der Zeit von Feuer vernichtet und 8 Mal wurde es wieder aufgebaut. 1903  wurde das Kloster durch den französischen Staat dann geschlossen und erst seit 1940 leben wieder Mönche dort. Heute ist La Grande Chartreuse das Mutterkloster der 24 weltweit noch bestehenden Niederlassungen des Kartäuserordens.

Grande_Chartreuse   >>> mehr Informationen bei Wikipedia >>>

Der Zugang zur Geistigen Welt

Blavatskyrudolf-steiner

Die zentral Fragestellung ist doch, ob es besonderer angeborener Fähigkeiten, gar eines angeborenen Organs bedarf, um die Geistigen Welten wahrnehmen zu können oder ob es ausreicht mit Hilfe des Willens sich einem geistigen Schulungswegs zu unterziehen, um zu Erkenntnissen der Höheren, der Geistigen Welten zu gelangen.

Dazu muß man sich natürlich fragen, ob es die Höheren, die Geistigen Welten überhaupt gibt und ob man sich den Weg dahin über den Glauben oder durch wissenschaftlich exakte Methoden erschließen kann.

Wenn man sich all diese Fragen vorlegt und sich selbst bei diesem Vorgang beobachtet, sollte man sich fragen, ob das, was man da beobachtet, bereits eine Wahrnehmung von Teilen der Geistigen Welt ist und ob die Geistige Welt auch mit der Vorstellung einer materialistischen Welt im philosophischen Sinne kompatibel ist und ob eine materialistische Welterklärung heute nicht notwendigerweise eine der Informationsfelder sein muß.

Das Torii-Tor

torii

.

Auf der Grenze leben
Sonne Wasser Nacht
Schwimmen wäre ein Weg

Yogama Barto

.

Dazu könnte man sich folgendes überlegen:Der Mensch lebt auf der Grenze zwischen Profanität und Sakralität, das rote torii – Tor ist das Japanische Symbol dieser Grenze, dieses Übergangs von der einen in die andere Welt.Der Mensch aber ist immer Bürger zweier Welten! Der materiellen und der geistigen Welt!Das Wasser, das nur in seiner Oberfläche uns vor die Sinne tritt, trennt die Welt des grellen Sonnenlichts von der Welt der undurchdringlichen, dunklen Nacht.Die Sonne erhellt jeden Winkel, kein Refugium ist möglich, alles ist materiell und klar, aber dieser Lebensraum ist nur ein Teil unserer Welt, wir leben ebenso in den Tiefen unseres Unbewußten, in denen Gefühle und Bilder oft von sehr weit her plötzlich herankommen und unser Denken bevölkern.Viele unbeleuchtete, dunkle Winkel und Ecken sind hier zu finden, die uns nicht nur bedrohen – sondern auch tragen.Der Mensch ist ein Grenzgänger, als Schwimmer hält er lebenserhaltend seinen Kopf über der Wasseroberfläche im grellen Sonnenlicht, nur selten läßt er sich in das Dunkel seiner Vergangenheit hinab gleiten. So wird er getragen vom Wasser, der dunklen Tiefe, aus der er sich einst aufmachte den langen Weg bis an Land zu kommen.So ist Schwimmen also ganz werden, ist Rückverbindung mit den Urkräften der Kosmos.Symbole, Sinnbilder, Metaphern und Embleme sind Ausdruck der geistigen Welt, in der wir leben, sie geben unserem Denken Strukturen und Aufgaben, sie sind Anker der Erinnerungen im Meer des Vergessens. Von hierher können wir uns auch die Kraft und Energie erschließen, die es bedeutet, durch ein Torii-Tor zu gehen.

Torii_Tor