Caspar David Friedrich und die Romantik

Friedrich.
Curriculum vitae

Plan-Materialisierung / Sternzeit im Kalender GregorX3: 1774-08-05

Im Sternbild Jungfrau

Terrestrischer Spannungsbogen in dieser Materialisierungsphase Greifswald – Dresden

Plan-Ent-Materialisierung / Sternzeit im Kalender GregorX3: 1840-05-07

Lebensdaten siehe Wikipedia >>>

Caspar David Friedrich ist der Maler der “Schwelle”, zwischen Midgard und Utgard wandert er als “einsamer Maler-Mönch” hin und her. Zwischen Midgard und Utgard deshalb, weil es eine Fehlinterpretation wäre, wenn man von einer zeitlichen Abfolge ausginge: Erst kommt das Diesseits, dann das Jenseits.

Immanez gibt es niemals ohne Transzendenz und umgekehrt, man kann nicht das eine gegen des andere aufstellen, beides ist wesenhaft.

Der einsame Baum

Deshalb ist Caspar David Friedrich der Maler der Romantik, die noch im Alten und schon im Neuen verortet ist, eine Schwellen-, eine Grenzsituation, die den Blick zurück und den Blick nach vorne erlaubt.

Das Bild mit dem einsamen Baum oben ist nur auf den ersten, flüchtigen Blick eine Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung, die Darstellung einer ‚heilen, romantischen Welt‘, genau besehen ist dieses Denkbild eine scharfe Kritik an der Zeit, in der es entsteht, die Zeit um 1822. Die Schäferidylle ist in der immer mehr durch die industrielle Revolution geprägten Zeit, längst zu einem vergangenen Sehnsuchtsort geworden, die Natur ist nur mehr der Resssourcenlieferant der gefräßigen Industrie, die gar nicht genug von all den üppig vorhandenen Rohstoffen bekommen kann.

Aber was zeigt das Bild: Einen winzig kleinen Schäfer, der an dem riesigen Baum, eine „Deutsche Eiche“, stellvertretend für die Natur insgesamt, lehnt. Beides ist eine Einheit, die Natur bietet Schutz, wenn man es versteht sich unter ihre Fittiche zu begeben. Winzig ist der Mensch im Vergleich zu den erhabenen, riesig großen Natur. Ein Frevel  ist es, sich über diese Natur erheben zu wollen, sie als Steinbruch seiner Gier zu begreifen.

Der Schäfer mit seinem Hirtenstab weidet seine Herde in der Wiese. Die Ebene wird durch Weiher mit Schwimmvögeln, Baum- und Buschgruppen sowie Wäldchen mit Häusern, aus deren Schornsteinen Rauchfahnen aufsteigen, belebt. In den Teichen spiegelt sich der Himmel. Am Abschluss der hell beleuchteten Ebene sind die Kirchtürme einer Stadtsilhouette zu sehen, dahinter steigen die dunklen Berge eines Mittelgebirges auf, dessen dunstiges Grau mit dem Blaugrau des Himmels verwandt scheint. All dies vom Menschen Gemachte, wirkt winzig gegenüber der Eiche im Mittelpunkt, beinahe nimmt man das Menschliche gar nicht war.

Es ist nicht nur die Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz,  von der das Bild bestimmt wird. Das Überirdische kommt durch die Spiegelungen des Himmels im Teich oder die fernen Kirchen zum tragen. Ein Baumstumpf und die Ruine einer Burg können als Symbole der Vergänglichkeit gelten. Weit wichtiger aber ist die Darstellung des Umbruchs, noch steht die alte Eiche, ihre Wurzeln reichen weit in die Geschichte zurück, aber ganz Oben in Himmelsnähe beginnt sie schon abzusterben.

Meiner Meinung nach muß das Malen der Schwelle für Caspar David Friedrich nicht nur als das Malen des Menschen an der Todesschwelle verstanden werden, sondern auch als das Malen des menschlichen Lebens auf der Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz und zwischen Gestern und Morgen.

Nur wenn im Leben Immanenz und Transzendenz anwesend sind, ist es vollständig, denn der Sinn wohnt gleichermaßen in den Dingen, wie außerhalb von Ihnen, weil es keine von einander unabhängigen Dinge gibt. Dem entsprechend heißt Leben immer überschreiten der Schwelle in beiden Richtungen.

So sind seine Landschaftsbilder nicht nur ein Ausdruck romantischer Vergangenheitssehnsucht sondern auch eine Metapher seiner Suche nach dem Numinosen, so wie es Rudolph Otto verstehen würde. Wie klein, sterblich und verloren ist der Schäfer inmitten der Natur, niemand würde beim Betrachten der Bilder Caspar David Friedrichs auf die Idee kommen der Mensch könne Herrscher über die Natur sein.

Über all seinen Bildern steht das “Memento mori” und das Ringen um die geitige Welt – nicht das Aufladen materieller Güter in einer Scheinsicherheit des Lebens. All seine Bilder sind Hoffnungsbilder in Zeiten transzendentaler Obdachlosigkeit, wenn man sich nur mutig der Verlassenheit ausliefert, kann tiefes Leben gelingen.

Ruegen

Midgard das ist für Ihn Winter, Sturm, Dunkelheit, Kälte, Verlassenheit, Utgard, die spirituelle Welt ist jenseits der Grenze ist hindurchbrechendes Licht, geistige Heimat. Fast all seine Figuren auf den Bildern wenden uns Betrachtern den Rücken zu, sie wollen nicht uns gefallen, sie sind Suchende, die uns bestensfalls absichtslos mit in ihre Suche hineinziehen. Sie halten stille Andacht vor der Natur.

Steht jemand auf der Straße, schaut intensiv in eine Richtung, unwillkürlich tun wir es ihm gleich, auch wir wollen sehen, was es denn da Interessantes zu sehen gibt, wohin der Blick des Suchenden geht, der uns aber gar nicht weiter zu beachten scheint, irgendwann – meist recht schnell – geben wir auf, denn wir sehn nichts von dem, was wir erwarten, wir gehen weiter, der einsame Suchende bleibt indes unverwandelt stehn, das ist die Situation, die man in vielen Bildern Caspar David Friedrichs antrifft.

Winter

Nicht umsonst gilt sein Bild “Winter” von 1808 (das in der Neuen Pinakothek in München hing und leider 1931 verbrannt ist) als ein Schlüsselbild der Romantik. In diesem Bild wird die Ruine (es handelt sich um die Ruine des Klosters Eldena, die Friedrich dutzende Male gezeichnet und gemalt hat) zum zentralen Symbol. Das Menschenwerk – das Kloster, die Kathedrale der Stille – geht wieder eine Einheit mit der Natur ein, der Kreislauf ist geschlossen, Werden und Vergehen gehören zusammen. Der einsam wandernde Mönch, der beschwerlich durch den Schnee unbeirrbar seinen Weg geht, ist auf dem Weg zur Schwelle, von Midgard nach Utgard. Der mittlere Bereich ist der von Dunkelheit umfangene, aber von weiter weg kann der Wanderer schon das Licht der geistigen Welt erahnen, die ihm auch den Vordergrund schon erleuchten hilft. Die Natur ist nur kalt zu dem, der sich von ihr abgewendet hat, von ihr entfremdet ist.

Der Wanderer ist unbeirrt von der Hoffnung getragen, daß er hindurchkommt durch die Dunkelheit des “Abendlandes” zum spirituellen Licht des Morgens, jenseits des Winters.

Caspar David Friedrich ist ein Meister der Denkbilder, das kann einen nicht verwundern, wenn man sich seine eigenen Worte ins Gedächtnis ruft: “Schließe dein leibliches Auge, damit Du mit dem geistigen Auge zuerst siehest dein Bild. Dann fördere zu Tage, was du im Dunkeln gesehen (…) Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht.” (zit. nach Ekkehard Meffert, siehe Insel Bibliothek)

Caspar David Friedrich hat man immer im Kontext der Romantik interpretiert als einen ewig Gestrigen, der untergegangenen Welten nachhängt und in seinen Bildern die Verlassenheit des  Menschen und seine Todesehnsucht thematisiert.

Sollte man ihn nicht viel eher als einen ökosophischen Arbeiter an der Transzendenz, die der Natur immanent ist, als den Bewahrer des spirituellen Reichtums der Welt wahrnehmen, als jemanden der die Erde liebt und in Harmonie in und an ihr arbeiten will.

In seiner Mönchszelle, seinem Atelier hat er Bilder erdacht und gemalt, die unbedingt in die Bibliothek überzeitlicher Werke gehören, weil sie von einem unterirdischen Fluß getragen werden, der unser Herz immer wieder erreicht, egal wie verloren wir durchs All treiben.

MalerMönch

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